Vor Spiel in Heidenheim - Das könnten die Gewinner und Verlierer unter Steffen Baumgart werden

Mi 08.01.25 | 07:05 Uhr | Von Till Oppermann
Laszlo Benes, Union Berlin (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)
Bild: IMAGO / Matthias Koch

Unter Steffen Baumgart bekommen beim 1. FC Union Berlin alle Spieler eine neue Chance. Besonders zwei Offensivkräfte könnten davon profitieren. Von Till Oppermann

Als der 1. FC Union Berlin im Sommer Bo Svensson vorstellte, hielten das die allermeisten für eine gute Idee. Mit der Fünferkette, einer stabilen Defensive und laufintensivem Spiel wollte er auf das Rezept setzen, nach dem Urs Fischer die Eisernen aus der zweiten Liga bis in die Champions League kochte. Dieser Plan ging schief. Svensson wurde noch vor seinem sechsmonatigen Dienstjubiläum geschasst und durch einen Trainer ersetzt, der fast alles anders machen will.

"Mir ist die Viererkette wichtig, auch bei Union", erklärte Steffen Baumgart schon in seiner ersten Pressekonferenz. Spätestens dann war klar: Unter Baumgart beginnen alle Spieler bei Null – im Kampf um Einsatzzeit wird es Gewinner und Verlierer geben.

Diogo Leite könnte seltener spielen

Einer dieser Verlierer wird ein Innenverteidiger sein. Bisher standen Kevin Vogt, Diogo Leite und Danilho Doekhi fast immer zu Dritt auf dem Platz. Im neuen System ist das so nicht mehr möglich – Drei minus eins ist zwei, logisch. Im Testspiel gegen Kiel setzte Baumgart zu Beginn auf Routinier Kevin Vogt und Danilho Doekhi. Diogo Leite – der einzige Spieler, der sich unter Svensson merklich verbesserte – wurde dafür nur eingewechselt und sah obendrein beim Gegentor zum 1:2 nicht gut aus.

Diogo Leite, Union Berlin (Quelle: IMAGO / DeFodi)Diogo Leite

Für Leite spricht im Triell mit Vogt und Doekhi, dass er der einzige Linksfuß in der Gleichung ist. Gegen ihn spricht, dass Vogts Spieleröffnung und Doekhis Kopfballstärke für die Mannschaft so gut wie unersetzbar sind.

Jordan Siebatcheu droht die Bank

Quälende 619 Spielminuten hat Jordan Siebatcheu in dieser Saison schon absolviert - ohne das Tor zu treffen. Das ist an und für sich schon keine gute Ausgangslage. Baumgarts Plan, allen Spielern im Kader eine Chance zu geben, macht es für Jordan noch schlimmer. Denn Trainer-Vorgänger Svensson ignorierte die Alternativen Ivan Prtajin weitgehend und Andrej Ilic vollständig.

Jordan Siebatcheu, Union Berlin (Quelle: IMAGO / Contrast)Jordan Siebatcheu

Nachdem Jordan nun bereits zum zweiten Mal bei Union nicht die Erwartungen an ihn erfüllen konnte, droht ihm unter Baumgart dauerhaft die Bank. Ihm fehlt auf dem Platz sichtlich das Selbstvertrauen. Das ist keine gute Ausgangsposition für den Konkurrenzkampf im Training.

Ilics Chance kommt jetzt

Ausgerechnet Konkurrent Ilic nutzte das Testspiel gegen Kiel, um für sich zu werben. Das Tor traf er zwar auch nicht, aber dafür brachte sich der Angreifer immer wieder in aussichtsreiche Positionen. Dazu glänzte im Pressing. Ohne seinen hohen Ballgewinn wäre der zwischenzeitliche Ausgleich nicht gefallen. Sollte sich Baumgart im wichtigen Liga-Spiel in Heidenheim (Sa., 15:30 Uhr) für die Spieler entscheiden, die im Test gegen Kiel besonders auffällig waren, wird Ilic als Mittelstürmer starten.

Andrej Ilic, Union Berlin (Quelle: IMAGO / Matthias Koch)Andrej Ilic

Zumal er eine Qualität mitbringt, die Baumgart für seinen flankenlastigen Plan dringend benötigt: Ilic ist ein hervorragender Kopfballspieler. Zumindest suggerieren das die Highlightvideos seiner zahlreichen Tore in Lettland und Norwegen, die ihm vor einem Jahr ein Engagement bei Champions-League-Teilnehmer OSC Lille einbrachten.

Laszlo Benes wird Unioner der Rückrunde

Nach seiner Einwechslung am ersten Spieltag in Mainz wirkte Laszlo Benes wie eine Lichtgestalt im Union-Trikot. Einen Spieler, der einen Angriff erst mit einer klugen Seitenverlagerung eröffnet und kurz darauf mit einem satten Distanzschuss ins Tor abschließt, hatten sie lange nicht mehr in Köpenick.

Umso größer war die Verwunderung bei vielen Unionern, als Benes in den Wochen danach kaum noch eine Rolle spielte. In Svenssons System war kein Platz für einen kreativen Zehner wie ihn. Das wird sich unter Baumgart ändern. Denn der trainierte Benes schon in Hamburg, wollte ihm den Wechsel im Sommer ausreden und sagte während seiner Antrittspressekonferenz in Köpenick: "Ich freue mich, mit ihm zu arbeiten. Er ist ein sehr guter Fußballer."

Den Beweis trat Benes im Test gegen Kiel schon an. Er bereitete Yorbe Vertessens Tor vor und scheiterte mit seinen eigenen Abschlüssen nur knapp. Wie schnell Benes sich bei Union in den Vordergrund spielen kann, wird von Baumgarts Grundformation abhängen. Wählt er ein flaches 4-4-2 wie zu Beginn gegen Kiel, bleibt Benes erster Joker. Sollte sich Baumgart für eine enge Mittelfeldraute oder ein 4-2-3-1 entscheiden, ist Benes als Spielmacher im offensiven Mittelfeld gesetzt.

Beitrag von Till Oppermann

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