Brandenburger Haushalt 2025 - Sparen ohne zu sparen

Mi 08.01.25 | 20:10 Uhr | Von Amelie Ernst
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Archivbild: Robert Crumbach, BSW Fraktionsvorsitzender in Brandenburg. (Quelle: dpa/Popow)
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Audio: Antenne Brandenburg | 08.01.2025 | Matthias Gindorf | Bild: dpa/Popow

Er gilt als die Bewährungsprobe für die neue rot-lila Koalition in Brandenburg: der Haushalt. Für das laufende Jahr steht er noch immer nicht – es gilt die "vorläufige Haushaltsführung". Fest steht aber längst: Es muss gespart werden. Von Amelie Ernst

Um seinen neuen Job als Finanzminister wird Robert Crumbach (BSW) wohl von niemandem beneidet – muss er in diesen Tagen doch alle Ministerien dazu drängen, Sparvorschläge zu machen. Crumbach spricht von einer "sehr herausfordernden Situation" – schließlich steigen die Steuereinnahmen nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Und Extras wie das "Brandenburg-Paket", das die vorherige Landesregierung mit zwei Milliarden Euro aus neuen Krediten geschnürt hatte, sind nicht mehr drin.

Brandenburg hat in den vergangenen Jahren finanzpolitisch über seine Verhältnisse gelebt – begründet wurde das mit der Abfederung von Ausnahmesituationen wie der Corona-Pandemie oder der Energiepreis-Krise. Doch die Folge sind neue Schulden – Crumbach geht davon aus, dass in den kommenden beiden Jahren jeweils mehrere Milliarden Euro eingespart werden müssen. Zudem verhindert die Schuldenbremse die Aufnahme neuer Schulden im großen Stil.

Wo also sparen? - Nicht bei der Bildung und nicht bei der Sicherheit – das macht der Koalitionsvertrag deutlich. Die Zahl der Polizist:innen im Land soll perspektivisch auf 9.000 steigen – daran werde nicht gerüttelt, so der Finanzminister. Und auch beim Budget für die Schulen würden keine Abstriche gemacht – Lehrerinnen und Lehrer würden weiter eingestellt. Programme wie "63+" für Lehrer:innen, die später in den Ruhestand gehen, und das Landlehrerstipendium sollen fortgesetzt werden.

Einfrieren statt streichen

Denkbar wäre allerdings, dass die Koalition bestimmte Projekte nicht weiter ausbaut, sondern zunächst im Status Quo "einfriert". SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann könnte sich das beispielsweise beim "Pakt für Pflege" vorstellen. Der unterstützt seit 2020 Projekte, die dabei helfen, dass ältere Menschen möglichst lange im häuslichen Umfeld bleiben können – auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Pflegeeinrichtungen.

Gleichzeitig fördert das Programm Initiativen zur Fachkräftegewinnung. Im Landeshaushalt stehen dafür bisher rund 20 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Solche Projekte könne man zunächst verstetigen und erst in den kommenden Jahren ausbauen, so Lüttmann – trotz des schon jetzt steigenden Bedarfs. Auch bei der Finanzierung der Krankenhäuser könne man zunächst mit kleinen Summen starten und dann nachsteuern – je nachdem, wie hoch die Co-Finanzierung des Bundes ausfalle.

Frauenwochen werden weiter unterstützt

Neben den Haushaltsverhandlungen sind die Ministerien derzeit auch damit beschäftigt, wachsenden Unsicherheiten zu begegnen – vor allem bei denen, die nicht wissen, ob sie in diesem und im nächsten Jahr mit Landesgeld rechnen können oder nicht. So sorgten sich zuletzt auch die Brandenburgischen Frauenwochen darum, ob ihre Aktivitäten im März vom Land mitfinanziert werden.

Nun - zwei Monate vorher - die Entwarnung: Die Frauenwochen seien ein Aushängeschild und würden "selbstverständlich weiter voll unterstützt", so Brandenburgs neue Frauenministerin Britta Müller (parteilos). 60.000 Euro hat ihr Haus für die Frauenwochen freigegeben.

"Kein Sparhaushalt"

Noch lässt sich also gut spekulieren über das, was am Ende wirklich wegfällt – oder gar nicht erst kommt. "Sparen ohne zu sparen" – das scheint das Motto der neuen Landesregierung zu sein. Es werde keinen Sparhaushalt geben, aber einen der wirtschafts- und finanzpolitischen Vernunft, betont Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

Kompensieren will man die finanziellen Lücken mit einer möglichst wirtschaftsfreundlichen Politik: Für Steuereinnahmen sei entscheidend, dass sich die Wirtschaft gut entwickle, ordentliche Löhne bezahlt würden und die Arbeitslosenquote weiter relativ gering bleibe. "Auch das wollen wir mit unserer Politik unterstützen. Gegen die Krise anzusparen", helfe nicht. Aber Kürzungen in einzelnen Bereichen seien trotzdem nicht ausgeschlossen. Man müsse sich konzentrieren.

Derzeit sollen die einzelnen Ressorts selbst Vorschläge machen, was zwingend finanziert und was aufgeschoben wird. Wann der Landtag den Haushalt letztlich verabschiedet, ist offen: SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann wäre dafür, dass das spätestens im Mai passiert – und dann gleich als Doppelhaushalt für die Jahre 2025/26.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.01.2025, 17:00 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

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14 Kommentare

  1. 13.

    Die Schulden eines Staates sind nichts weiter als die Wahlversprechen der Parteien und stellen ein Übel der Demokratie da.
    Der Steuerzahler bezahlt für die Machtgelüste der Politiker einen sehr hohen Preis, glaubt aber naiv an die hären Ziele. Das geht solange ,bis es zum großen Knall kommt. Der könnte sich z.B. in einer Währungsreform manifestieren. Wer, und vor allem wann soll denn die aktuellen ca. 2,4 Billionen € Schulden jemals zurückzahlen ? Glaubt da wirklich ernsthaft jemand im Ernst daran, außer Politiker ?

  2. 12.

    Sozialistische Planwirtschaft oder Kraft-durch-Freude?

  3. 11.

    Jeder normale Haushalt kann nur soviel ausgeben, wie er zur Verfügung hat. Auch Verbrauchern werden Kredite hinterher getragen. Aber in der Politik wird großzügig Geld gedruckt. Zahlen muss der Bürger früher oder später. Nur damit keiner als der Böse dasteht und die Projekte der Regierungsparteien ja durchkommen

  4. 10.

    Das geht nicht. Dafür ist doch kein Geld da.

    „Habeck hatte zuvor in einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel für die kommenden Jahre eine Erhöhung des Wehretats auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gefordert.“

    Erhöhung von 90 Mrd. auf 155 Mrd., da muss die Infrastruktur sich hinten anstellen. Wer braucht schon den ÖPNV, wenn man einen Chauffeur hat?

  5. 9.

    Das Berliner Umland, wie auch die Lausitz bekommen bereits überdurchschnittlich viele Mittel. Ich würde mir wünschen, daß sich die Landesregierung auch mal um den Rest des Landes genauso intensiv kümmert, wie um diese beiden Regionen.

  6. 8.

    "Kompensieren will man die finanziellen Lücken mit einer möglichst wirtschaftsfreundlichen Politik"
    Das "möglichst" treibt mir wieder die Sorgenfalten auf die Stirn.

  7. 7.

    Ich würde mir wünschen, das die überlasteten Bahnstrecken im gesamten Land Brandenburg endlich ausgebaut werden - beim Bahn fahren immer nur Stop und Go, da die Strecken und auch Bahnhöfe vollkommen überlastet sind.
    Reaktivierung von Bahnstrecken/Bahnhöfen im gesamten Land, ein weiteres wichtiges Thema.
    In HVL steigen die Einwohnerzahlen seit der Wende um jährlich ca. 1200 Menschen - im gesamten Berliner Umland ist das so.
    Da muß endlich Geld, für neue und bestehende Infrastruktur kommen - für Ausbau und auch Reaktivierung von Bahnstrecken, Viele Grüße.

  8. 6.

    ,, Finanzierung der Krankenhäuser,,
    Bekommt dann Potsdam als Landeshauptstadt, endlich mal ein richtiges Krankenhaus ?
    Einen modernen zeitgemäßen Neubau - oder bleibt Alles, wie 1965 ?

  9. 5.

    Hallo Björn, vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir haben es jetzt weniger umgangssprachlich formuliert und geändert. Mit freundlichen Grüßen

  10. 4.

    Die genannten Posten sind eher Peanuts im Haushalt. Was sind denn die großen Brocken im Brandenburger Haushalt?

  11. 3.

    Wieso heißt das Programm 63+? Es müsste doch eher 67+ heißen, denn das ist der normale Renteneintritt?!

  12. 2.

    rbb: das Wort 'lilane' gibt es nicht

  13. 1.

    So jetzt wirds aber auch langsam mal Zeit

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