DDR-Bau in Eisenhüttenstadt - Wie das kosmische Hotel "Lunik" neu genutzt werden könnte

Di 07.01.25 | 16:38 Uhr
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Hotel Lunik in Eisenhüttenstadt
rbb
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.01.2025 | Michael Lietz | Bild: rbb

Das ehemalige DDR-Hotel "Lunik" in Eisenhüttenstadt hat nach seiner Schließung viel von seinem Glanz verloren. Doch trotz seines maroden Äußeren ist das Gebäude weiter ein Wahrzeichen der Stadt. Und es gibt Ideen, wie es neu genutzt werden könnte.

Majestätisch bröckelt die graue Fassade des Hotel "Lunik" in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) vor sich hin. Bis vor rund 20 Jahren wurde dort noch genächtigt und gefeiert, doch die Zeit ist vorbei. Trotzdem ist das "Lunik" nach wie vor ein ganz besonders Haus im Ensemble der Stahlstadt.

Ein Tor ins Zentrum der Planstadt

Eisenhüttenstadt selbst ist auf dem Reißbrett entstanden - alles ausgerichtet auf das Stahlwerk. Die zentrale Straße, die heutige Lindenallee, verbindet die Hochöfen auf der einen mit dem zentralen Platz auf der anderen Seite. Dort steht das ehemalige Hotel "Lunik", gebaut als Entrée ins Zentrum, erklärt Architekt, Autor und Fotograf Martin Maleschka. "Das Hotel und daneben ehemalige Textilkaufhaus 'Magnet' - heute das 'Lindenzentrum' - sind der Auftakt der Magistrale. Das ist die bis zu 80 Meter breite Hauptschlagader für das Zentrum von Eisenhüttenstadt. Das Hotel bildet quasi eines der beiden Kopfbauten."

Martin Maleschka bewundert die Baukunst der DDRArchitekt Martin Maleschka bewundert DDR-Baukunst in dem Hotel

Lunik bewahrt DDR-Baukunst

Martin Maleschka beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Baukunst der DDR. Er ist auch als sogenannter Kulturbotschafter seiner Heimat tätig. Das "Lunik" bleibt dabei sein Lieblingsobjekt, wie er sagt.

Eröffnet wurde das fünfstöckige Prestige-Projekt 1963, benannt nach der ersten sowjetischen Mondmission. Zu Gast waren Reisegruppen aus der Sowjetunion, Polit-Prominenz, aber auch Gastarbeiter aus der BRD und aus Österreich.

Für die Erhaltung des Hauses sehe er viele Gründe, sagt Maleschka. So gebe es im Inneren nach wie vor original erhalten gebliebene Kunst am Bau, wie der Architekt vor Ort zeigt. "Man hat zwei verschiedene Oberflächen: Einmal eine matte, wo die Säure das Aluminium weggeätzt hat und dann eine vermutlich gebürstete Oberfläche, die eher glänzend ist. Das Ganze sollte kosmisch-lunar vielleicht eine Art Mondlandschaft darstellen."

Martin Maleschka bewundert die Baukunst der DDR
Versteckte Wand hinter Wandplatten entdeckt | Bild: rbb

Nebenan, im Séparée des Restaurants, dem ehemaligen Steinsaal, ist kürzlich hinter Gipskarton die alte Wandgestaltung aufgetaucht. Aus einzelnen Steinen wurde die Wand dort mit Strukturen und Muster gestaltet. Kreise und Karrees zieren wechselnd die Mauer. "Ich kannte das von historischen Fotos und wusste, dass das da ist", sagt Martin Maleschka, während er mit der Taschenlampe die Formen nachzieht. "Aber wenn man es dann in Gänze sieht, freust du dich, dass irgendjemand sich über eine Gestaltung im Innenraum Gedanken gemacht hat."

Das ehemalige Hotel verkörpert eine neue Baukultur. Nach den sogenannten Stalin-Bauten, die Eisenhüttenstadt auch heute noch prägen und deren Bauart auch als Zuckerbäcker-Stil bezeichnet wird, wurde Anfang der 1960er modern gebaut. Das Gebäude zeichnet sich demnach durch eine Stahlbeton-Skelettbauweise aus, alle paar Meter steht ein Pfeiler.

Wohnheim, Kletterpark oder wieder Hotel?

Das macht das denkmalgeschützte Haus auch heute noch attraktiv für Nachnutzungen. Erste Entwürfe gibt es bereits, meint Oliver Funke, Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft Eisenhüttenstadt (GeWi), die seit gut einem Jahr Eigentümerin des "Lunik" ist. Was davon umgesetzt wird, hängt wohl von potenziellen Investoren ab. "Die untere Etage - die typische Hotel-Etage mit Gastronomie, Tanzlokal, Empfang oder Foyer - muss schon irgendwie so bleiben", so Funke. "Also für eine öffentliche Nutzung. Und im oberen Bereich kann man losdenken: von Wohnraum, Büros, Vereinsräume. Aber natürlich geht immer auch Wohnheim oder möglicherweise ein Hotel." Sogar eine Kletterhalle können sich die Architekten vorstellen.

Für die neue Nutzung könnten möglicherweise auch Decken und Wände herausgerissen werden, aber immer in Abstimmung mit dem Denkmalamt. Und so soll das "Lunik" mit dem Glanz der Vergangenheit wieder das erste Haus in Hütte werden, so wie es früher einmal war.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.01.2025, 19:45 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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6 Kommentare

  1. 6.

    Das Luna ist eigentlich eine Kombination aus Stahlbeton Skelettbauweise und Plattenbau. Unten Stahlbeton Skelett, oben Plattenbau drauf. Solche Bauweisen sind flexibel wandelbar. Es müssen sich nur passende Nutzungskonzepte finden, die auch mit dem Denkmalschutz vereinbar sind. Nicht das gesamte Gebäude ist als Einzeldenkmal unveränderbar.
    Dass EKO-Stadt nun als "sozialistisches Museum" vermarktet werden sollte, ist irgendwie out of time. Für Tourismus brauchts heute nicht nur ein Merkmal, sondern einige. Paar Stunden mal Sozialismus schauen, einen Tag Natur und Umgebung, einen Tag sonstige Sehenswürdigkeiten, etwas Wellness und Indoor-Angebote für Regentage usw. Eisenhüttenstadt hat außer DDR-Nostaldik auch viel Natur und Wasser drumherum. Da ist für Aktivurlaub und Familie heutzutage viel schon zu machen. Diese Angebote müssen eben nur kombiniert und vermarktet werden.

  2. 5.

    Stahlbeton Skelettbauweise, ich glaube diese Architektur haben die Gebäude in Beelitz am Baumwipfelpfad auch, sehen aber völlig anders aus.
    Ich bin gespannt, was die Baumeister daraus machen und wenn es dafür Fördermittel gibt, ist es auch ok. Das Gebäude ist wesentlicher Teil der Geschichte der Stadt, die wahrlich schon bessere Zeiten erlebte. Mit dem richtigen Marketingkonzept könnten Teile der Stadt zu einer Art architektonischem DDR-Denkmal werden und das Gebäude neben weiterer Nutzung auch wieder Touristen beherbergen, z.B. in Ferienwohnungen . Alles nicht weit weg Schlaubetal, FF, Polen, da geht was.

  3. 4.

    Null Ahnung, die Gewi lebt von Mieteinnahmen der Bürger. Dieses Gebäude wurde damals für einen symbolischen Euro an ein Hamburger verschenkt. Und im vorigen Jahr für eine 6 stellige Summe zurückgekauft. Welcher Unternehmer oder Verein sollte dieses Hotel aufbauen. Völlig marode und 20 Jahre dem Verfall preisgegeben. Herr Maleschka hat eine ehemalige Kaufhalle im 4. Wohnkomplex mit Herrn Friedrich (Käufer) von deliner Zeitung gekauft und eine Fotoausstellung gemacht. Stand jetzt wieder Verfall.

  4. 3.

    >"Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld."
    Steht schon im Artikel: "Was davon umgesetzt wird, hängt wohl von potenziellen Investoren ab."
    Also privates Kapital. Und wie ebenso aus diesem Artikel zu entnehmen ist, ist die kommunale Gebäudewirtschaft hier als Projektentwickler tätig, nicht als Finanzier eines Fasses ohne Boden.

  5. 2.

    Mann. wat soll das unterkomplexe Genöle im Vorfeld. Klar, Sie haben keinerlei Phantasie für kreative Ideen. Mit Leuten, wie Ihnen, gehts mit Deutschland bergab.

  6. 1.

    Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld.

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