DDR-Bau in Eisenhüttenstadt - Wie das kosmische Hotel "Lunik" neu genutzt werden könnte
Das ehemalige DDR-Hotel "Lunik" in Eisenhüttenstadt hat nach seiner Schließung viel von seinem Glanz verloren. Doch trotz seines maroden Äußeren ist das Gebäude weiter ein Wahrzeichen der Stadt. Und es gibt Ideen, wie es neu genutzt werden könnte.
Majestätisch bröckelt die graue Fassade des Hotel "Lunik" in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) vor sich hin. Bis vor rund 20 Jahren wurde dort noch genächtigt und gefeiert, doch die Zeit ist vorbei. Trotzdem ist das "Lunik" nach wie vor ein ganz besonders Haus im Ensemble der Stahlstadt.
Ein Tor ins Zentrum der Planstadt
Eisenhüttenstadt selbst ist auf dem Reißbrett entstanden - alles ausgerichtet auf das Stahlwerk. Die zentrale Straße, die heutige Lindenallee, verbindet die Hochöfen auf der einen mit dem zentralen Platz auf der anderen Seite. Dort steht das ehemalige Hotel "Lunik", gebaut als Entrée ins Zentrum, erklärt Architekt, Autor und Fotograf Martin Maleschka. "Das Hotel und daneben ehemalige Textilkaufhaus 'Magnet' - heute das 'Lindenzentrum' - sind der Auftakt der Magistrale. Das ist die bis zu 80 Meter breite Hauptschlagader für das Zentrum von Eisenhüttenstadt. Das Hotel bildet quasi eines der beiden Kopfbauten."
Lunik bewahrt DDR-Baukunst
Martin Maleschka beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Baukunst der DDR. Er ist auch als sogenannter Kulturbotschafter seiner Heimat tätig. Das "Lunik" bleibt dabei sein Lieblingsobjekt, wie er sagt.
Eröffnet wurde das fünfstöckige Prestige-Projekt 1963, benannt nach der ersten sowjetischen Mondmission. Zu Gast waren Reisegruppen aus der Sowjetunion, Polit-Prominenz, aber auch Gastarbeiter aus der BRD und aus Österreich.
Für die Erhaltung des Hauses sehe er viele Gründe, sagt Maleschka. So gebe es im Inneren nach wie vor original erhalten gebliebene Kunst am Bau, wie der Architekt vor Ort zeigt. "Man hat zwei verschiedene Oberflächen: Einmal eine matte, wo die Säure das Aluminium weggeätzt hat und dann eine vermutlich gebürstete Oberfläche, die eher glänzend ist. Das Ganze sollte kosmisch-lunar vielleicht eine Art Mondlandschaft darstellen."
Nebenan, im Séparée des Restaurants, dem ehemaligen Steinsaal, ist kürzlich hinter Gipskarton die alte Wandgestaltung aufgetaucht. Aus einzelnen Steinen wurde die Wand dort mit Strukturen und Muster gestaltet. Kreise und Karrees zieren wechselnd die Mauer. "Ich kannte das von historischen Fotos und wusste, dass das da ist", sagt Martin Maleschka, während er mit der Taschenlampe die Formen nachzieht. "Aber wenn man es dann in Gänze sieht, freust du dich, dass irgendjemand sich über eine Gestaltung im Innenraum Gedanken gemacht hat."
Das ehemalige Hotel verkörpert eine neue Baukultur. Nach den sogenannten Stalin-Bauten, die Eisenhüttenstadt auch heute noch prägen und deren Bauart auch als Zuckerbäcker-Stil bezeichnet wird, wurde Anfang der 1960er modern gebaut. Das Gebäude zeichnet sich demnach durch eine Stahlbeton-Skelettbauweise aus, alle paar Meter steht ein Pfeiler.
Wohnheim, Kletterpark oder wieder Hotel?
Das macht das denkmalgeschützte Haus auch heute noch attraktiv für Nachnutzungen. Erste Entwürfe gibt es bereits, meint Oliver Funke, Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft Eisenhüttenstadt (GeWi), die seit gut einem Jahr Eigentümerin des "Lunik" ist. Was davon umgesetzt wird, hängt wohl von potenziellen Investoren ab. "Die untere Etage - die typische Hotel-Etage mit Gastronomie, Tanzlokal, Empfang oder Foyer - muss schon irgendwie so bleiben", so Funke. "Also für eine öffentliche Nutzung. Und im oberen Bereich kann man losdenken: von Wohnraum, Büros, Vereinsräume. Aber natürlich geht immer auch Wohnheim oder möglicherweise ein Hotel." Sogar eine Kletterhalle können sich die Architekten vorstellen.
Für die neue Nutzung könnten möglicherweise auch Decken und Wände herausgerissen werden, aber immer in Abstimmung mit dem Denkmalamt. Und so soll das "Lunik" mit dem Glanz der Vergangenheit wieder das erste Haus in Hütte werden, so wie es früher einmal war.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.01.2025, 19:45 Uhr
Mit Material von Michael Lietz