Libra - Brandenburg eröffnet eigenes Institut für Schule und Lehrkräftebildung

Di 07.01.25 | 06:28 Uhr | Von Michael Schon
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Symbolbild: Lehrkräftefortbildung in Brandenburg (Bild: Marijan Murat/dpa)
Marijan Murat/dpa
Audio: rbb Antenne Brandenburg | 06.01.2025 | Nico Hecht | Bild: Marijan Murat/dpa

Lehrkräfte fortbilden und die Qualität an Schulen sichern: Nach dem Ausstieg Berlins hat Brandenburg ein eigenes Nachfolge-Institut eröffnet - das Libra weckt bei manchen Hoffnung, dass auch mehr Lehrkräfte in die Mark kommen. Von Michael Schon

  • Brandenburg eröffnet eigenes Lehrerbildungs-Institut
  • Aus- und Fortbildung werden zentraler gebündelt
  • Weiterer Schwerpunkt liegt auf Digitalisierung

An Lorbeeren zumindest mangelt es nicht. Als "Herzkammer guter Bildung in Brandenburg" bezeichnet Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) das Landesinstitut Brandenburg für Schule und Lehrkräftebildung (Libra) in Ludwigsfelde bei der Eröffnung am Montag.

Aus Australien meldet sich der renommierte Bildungsforscher John Hattie per Videobotschaft und lobt das Engagement, die Leidenschaft und die Hingabe für die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern, die sich in der Neugründung ausdrücke.

Libra-Direktor Mathias Iffert schwärmt von einem Ort der Inspiration, der Innovation und der Zusammenarbeit. Natürlich sind es die üblichen schönen Worte während einer Eröffnungsfeier. Aber zu tief soll die Latte offenbar auch nicht hängen.

Ähnlich wie bisher in der gemeinsamen Einrichtung mit Berlin, dem früheren Lisum, aus dem Berlin ausgestiegen war, wird eine zentrale Aufgabe auch des Libra die berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrerinnen und Lehrern sein, vom Referendariat über Fortbildungen bis zur Führungskräftequalifikation.

Ein Augenmerk soll vor allem auf der pädagogischen Weiterbildung von Seiteneinsteigern liegen. Die Organisation der Angebote soll allerdings stärker zentralisiert werden als bisher, mit dem Ziel, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse schneller einfließen lassen zu können. Dazu kommen Schul- und Unterrichtsentwicklung, das Aufstellen wissenschaftlich fundierter Rahmenlehrpläne und das Erarbeiten von Instrumenten für die Qualitätssicherung im Unterricht. Und nicht zuletzt: Das Libra soll sich um das Thema Digitalisierung kümmern. Dazu gehört der Aufbau einer landesweiten digitalen Fortbildungs-Infrastruktur für Lehrkräfte – und die Vermittlung von digitalen Neuerungen.

Brandenburg finanziert im Libra 212 Vollzeitstellen – statt bisher 80

Auch wenn die Aufgabenbeschreibung des Libra möglicherweise den Eindruck erweckt, Herzen zunächst eher in pädagogischen Fachkreisen höher schlagen zu lassen, weckt sie doch bei manchen die Hoffnung, dass sich mit der Neugründung auch im Schulalltag konkrete Verbesserungen einstellen werden.

Die Vorsitzende des Brandenburger Landeselternrats, Ulrike Mauersberger, kann sich beispielsweise vorstellen, dass das Institut dem anhaltenden Lehrermangel etwas entgegensetzen kann. Einerseits durch eine bessere Qualifikation von Seiteneinsteigern, andererseits durch Impulse für digitalen Unterricht, der mit weniger Lehrkräften durchgeführt werden könne. "Da hat das Libra eine ziemlich wichtige Aufgabe", so Mauersberger, die für die CDU als Kandidatin für die Bundestagswahl antritt. Allerdings würden die Eltern "kritisch begleiten", dass das neue Institut mit 212 Vollzeitstellen ausgestattet werden soll. Bisher waren es rund 80. "Wenn diese Stellen durch Lehrer besetzt werden, verstärkt das den Lehrermangel an Schulen noch", warnt Mauersberger.

Bildungsminister Freiberg dämpft Erwartungen

Ob das Libra wirklich bei der Bekämpfung des Lehrkräftemangels helfen kann, ist allerdings fraglich. Bildungsminister Freiberg sieht eher eine indirekte Rolle und dämpft zu große Erwartungen: "Wir sind dort eher im Bereich der qualitativen Unterstützung von Lehrkräften."

Er sei sich aber sicher, dass sich das Angebot zur Fortbildung von Lehrkräften herumsprechen werde, was dann "zur Gewinnung von Lehrkräften beitragen" könne. Ähnlich sieht es Instituts-Direktor Iffert: "Wir treten so selbstbewusst an, dass wir davon ausgehen, dass wir einen hochattraktiven Vorbereitungsdienst in Brandenburg haben." Eine gute Begleitung des Referendariats ziehe auch Lehramts-Interessenten aus anderen Bundesländern an.

Erziehungsgewerkschaft: Fortbildung braucht Zeit

Auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, hat keine zu großen Erwartungen mit Blick auf die Bekämpfung des Lehrermangels. Schließlich ersetze ein Institut ja keine fehlenden Lehrkräfte. Er sieht in der Neugründung andere Vorteile: "In der Vergangenheit war es immer so, dass viele Dinge mit Berlin gemeinsam geregelt werden mussten. Brandenburg drohte immer, hinten runterzufallen."

Anders als früher könne jetzt stärker über das geredet werden, was in Brandenburg Priorität habe. Das sei auch nötig, die Baustellen im Schulwesen nach wie vor groß – abzulesen an den Fortbildungsbedarfen von Seiteneinsteigern oder den Herausforderungen bei der Digitalisierung. Für Lehrerinnen und Lehrer wünscht sich der GEW-Chef künftig kürzere Anfahrtswege zu Fortbildungen – und vor allem die Zeit, Fortbildungsangebote auch wahrzunehmen.

Diese Diskussion will Bildungsminister Freiberg allerdings nicht führen. Auf Nachfrage verweist er darauf, dass die Wochenarbeitszeit von Lehrkräften mehr umfasse als die Zahl der Unterrichtsstunden. "Lehrkräfte haben ja bisher auch Fortbildungen gemacht", so Freiberg.

In einer Zukunft mit dem neuen Libra-Institut sollen die nun "direkter, digitaler und qualifizierter" sein. An diesem Versprechen will sich der Bildungsminister messen lassen.

Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 06.01.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Michael Schon

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6 Kommentare

  1. 6.

    Das Institut für zwei Länder hatte 80 Mitarbeitende und jetzt einzeln über 200 - mehr als das Funffache! Kann nur hoffen, dass es nicht bevorzugt für Lehrer mit 50+ die Phase der Pesnsionsvorbereitung wird und Wissen von "damals" weiter gegeben wird. Gleichzeitig werden ja die Erwartungen (Ziele?) schnell relativiert und die GEW hat wieder Sorge, dass Lehrkräfte (mit knapp dem dreifachen an freien Arbeitstagen) keine Zeit zum Lernen finden.
    Und Digitales kommt auch vor: ist die Basis Windows 3.1 oder geht es um tatsächliche Kompetenzentwicklung der (klar definierten) Verantwortlichen? Warum habe ich das Gefühl, dass Lehrkräfte auch hier wieder gut etwas vermeiden können: das (eigenverantwortete) Lernen zur Erreichung ihrer beruflichen Leistungsziele!

  2. 5.

    >"Aber vielseitge Interessen fördern, das sollte eigentl. gelingen, da sie Basis selbst. Lernens werden (müssen.)
    Hm... Schule ist eigentlich dafür da, Wissen zu vermitteln und Interessen zu wecken. Das fördern von Interessen und sich damit zu beschäftigen, ist der außerschulische Bereich z.B. Elternhaus, Umfeld oder Vereinsaktivitäten.
    >"Hinzu kommt Medienkompetenz!!!"
    Gerade im Informatikbereich zeigt sich die Rückständigkeit der Lehrpläne. Das Wissen, was dort heute vermittelt wird, stammt aus den frühen Computerjahren. Von modernen Anwendungen wie Office oder Internetstandards heute keine Spur. Sowas Medienkompetenz fehlt völlig, wenn sich ein Lehrer nicht eigens dafür engagiert.

  3. 4.

    "Für Lehrerinnen und Lehrer wünscht sich der GEW-Chef künftig kürzere Anfahrtswege zu Fortbildungen – und vor allem die Zeit, Fortbildungsangebote auch wahrzunehmen." Kein Problem, nennt sich "Lernen im Prozess der Arbeit"! Wird kein Lehrer machen, viel zu innovativ und außerdem fehlt ja die Zeit und dieses, jenes und solches...
    Interessant wer hier alles weiß, wie es geht: die Polizistin der CDU, Frau Mauersberger, kennt gleich die Auswirkungen geänderter Methodik-Didaktik im digitalen Lernen - natürlich auch ohne jede pädagogische Ausbildung - egal, es geht um die eigene Karriere! Und Günther Fuchs redet über Prioritäten der Brandenburger - natürlich auch ohne etwas Konkretes zu nennen. Egal, alles wird gut: viel Geld, viele Leute keine Ziele und keine Strategien, aber passt schon!

  4. 3.

    „Herzkammer guter Bildung in Brandenburg"
    Es hat seinen Grund warum Berlin ausgestiegen ist. Eine Finanzierung für bloßes „weiterbilden LASSEN“? Fortbildungs-Flyer erstellen lassen von abgestellten Lehrern, wann wo etwas stattfindet und die „Kontrolleue“ dafür, die an der „Front“ nicht mehr unterrichten wollen, hoch bezahlen?212 Vollzeitstellen die NICHT weiterbilden sondern diese Weiterbildungen nur organisieren? Wie misst man denn den Erfolg solcher (teuren) Einrichtungen? Ist denn dafür nicht das Ministerium selber zuständig? Die bloße Flyer-Erstellung ist eine Sachbearbeitertätigkeit... und ausgebildete Lehrer sollten unterrichten.

  5. 2.

    Nun, hoffen wir, dass es dem BL Bbg gelingt, die "schon Probleme" in der Bildung zu lösen. Nur frage ich mich, was die wirklichen Probleme mit der Bildungsverwaltung/Senat v. Berlin gewesen sind. Denn entscheidend in den Klassen sind vor allem umfassend gebildete Persönlichkeiten, die souverän das "Handwerk der Wissensvermittlung beherrschen" und "den Bildungsschatz an Methodiken gezielt anwenden können". Relativ neu für beide BL sind die Anforderungen, die mit dem e-learning verbunden sind. Dennoch, bei allem e-learning geht es darum. Gelerntes (Aha-Effekte) dauerhaft im Denkorgan zu verankern. Und da bleibt des Schreiben/Hören u.schriftl.(!)Ausprobieren eine wesentl. Fertigkeit. Nur das Lesen/Erfassen können, bringt noch keine dauerhaften Effekte, Wissen, anwendungsbereit, parat zu haben. Aber vielseitge Interessen fördern, das sollte eigentl. gelingen, da sie Basis selbst. Lernens werden (müssen.)Hinzu kommt Medienkompetenz!!!

  6. 1.

    "pädagogischen Weiterbildung von Seiteneinsteigern liegen" - wäre schön, wenn das Augenmerk darauf läge, wirklich richtige Lehrer auszubilden.... aber egal. Schön wäre es auch, wenn unterrichtet würde, was im Abi (gemeinsam, alle Bundesländer) abgefragt wird. Oder wenn die Lehrpläne um alles erleichtert würden, was man NICHT mehr braucht, um Platz für Neues, auch Digitalisierung, zu schaffen. Auch, dass man in der Oberstufe zu viele Kurse belegen muss, um sie hinterher zu streichen(Streichkurse...), ist Quatsch! In der Zeit könnte man gut zu Hause die "Hauptfächer" lernen. Gleiche Chancen beim Abi hat man, verglichen mit anderen Bundesländern, auch nicht. Schon das 5. Abifach ist nicht gegeben bis dato. Sogar die Schüler bemerken nach dem Abi, dass sie nichts gelernt haben, von schlauer möchte man gar nicht reden.....

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