Brandenburg - Was Pädagogen, Schüler und Eltern zu den Koalitionsplänen für Schulen sagen
Der neue Koalitionsvertrag von SPD und BSW in Brandenburg ist für den Landesschülerrat teils überraschend, für den Landeselternat ergeben sich einige positive Punkte - und der Pädagogenverband gibt sich abwartend. Für alle sind die Formulierungen sehr vage.
Die Pläne der angehenden Regierungskoalition in Brandenburg für den Schulbereich kommen bei relevanten Akteuren durchwachsen an: Interessenvertreter von Pädagogen, Schülern und Eltern bewerten große Teile des entworfenen Koalitionsvertrags im Themenbereich Schulpolitik zwischen SPD und BSW positiv, bemängeln jedoch Schwächen bei einigen Themen.
Kritisch gesehen werden vor allem die häufig offen gehaltenen oder vagen Formulierungen der Vorhaben, deren praktische Umsetzung noch nicht abschätzbar sei.
Landeselternrat fehlt Lösung für Lehrkräftemangel
Der Landeselternrat begrüßt:
- den Fokus auf soziale Kompetenzen "vor dem Hintergrund des Anstiegs von Gewaltstraftaten an Schulen und steigenden psychischen Erkrankungen von Schülerinnen und Schülern", wie es in einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung hieß.
- die vorgesehene Stärkung der Demokratie
- die Ausweitung der Schulbudgets
- eine weitere Errichtung von den stark nachgefragten Gesamtschulen
- die Unterstützung von Schulen mit vielen Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf
- sowie die angekündigten Investitionen in die Bildungsinfrastruktur
Kritisch bewertet wird dagegen:
- die fehlende Verankerung eines kostenfreien Schulessens
- Schulsozialarbeiter und multiprofessionelle Teams müssten weiterhin in allen Schulen flächendeckend zur Verfügung stehen. "Zudem ist eine Strategie Inklusion flächendeckend gut umzusetzen leider ebenso wenig zu erkennen, wie ein Weg, mit dem die neue Regierung dem Mangel an Lehrkräften nachhaltig begegnen wird", so der Landeselternbeirat
Mitwirkung für Landeschülerrat bedeutend
Stefan Tarnow, Sprecher des Landesschülerrats Brandenburg, sagte dem rbb, dass der Koalitionsvertrag im Bildungsbereich sehr offen gehalten wurde. Von daher sehe er auch wenig Probleme, etwas umzusetzen.
Tarnow äußerte sich erstaunt darüber, "dass sich die künftige Landesregierung dazu entschieden hat, im ersten Absatz zum Thema Bildung den Aspekt Mitwirkung aufzunehmen." Dies habe für den Landesschülerrat als Mitwirkungsgremium eine große Bedeutung, so Tarnow.
Gleichzeitig bemängelte Tarnow, dass die Begrifflichkeit "Lehrkräftemangel" keinen Eingang in den Koalitionsentwurf gefunden habe. "Bildung braucht Unterricht, Bildung braucht guten Unterricht. Und wenn wir keine Lehrkräfte haben, gibt es keinen Unterricht." Der Einsatz von Seiten- und Quereinsteigern dürfe nicht langfristig eine Lösung sein. "Wir brauchen langfristig geschultes Personal, das im Lehramtsstudiengang oder in einer anderen Form das Lehramtsstudium absolviert."
Ihm fehle Außerdem eine Entlastung von Lehrern und Schülern bei den Lehrplänen.
Zum viel diskutierten Thema Handy-Verbot an Schulen sei für den Landesschülerrat wichtig, "dass die Schulen da immer noch eine gewisse Souveränität haben," sagte Tarnow. Am Ende komme es sowieso immer auf die Kulanz der Lehrkräfte an. "Das ist nicht der Unterricht der Landesregierung. Das ist immer noch der Unterricht der Lehrkräfte", so Tarnow.
Pädagogenverband vermeidet eine Bewertung des Koalitionsentwurfs
Auch für Hartmut Stäker vom Brandenburgischen Pädagogenverband sind die Pläne im Koalitionsvertrag "ziemlich unkonkret". Man müsse erst einmal abwarten, wie die Pläne umgesetzt werden, sagte er dem rbb: "Dann fange ich an mit Meckern oder mit Loben."
Die Nutzung und das Erlernen von Software mit Künstlicher Intelligenz hänge stark davon ab, welche Hardware man in den Schulen zur Verfügung habe, sagte Stäker. Dies hänge auch damit zusammen, ob private Geräte im Unterricht genutzt werden könnten oder nicht.
Bei der Gewinnung von zukünftigen Lehrkräften betont Stäker die Wichtigkeit von Praxisorientierung der Studiengänge und fordert Anreize für die Universitäten, "wenn sie möglichst schnell die Leute zum Abschluss bringen und nicht über Zusatz-Semester." Für Seiteneinsteiger sei hingegen entscheidend, dass diese weiterhin anfänglich befristet blieben und im "ersten Monat eine sogenannte Grundausbildung kriegen". Weiterhin plädiert Stäker dafür, dass Seiteneinsteiger die Möglichkeit erhielten, auch "irgendwann einmal ein vollständiges Lehramt zu erwerben."
Die Umsetzung der Pläne der künftigen Regierungskoalition wird wohl stark von der Person des künftigen Bildungsministers abhängen. Wer dieses Amt übernehmen wird, ist noch unbekannt. Die SPD hat das Vorschlagsrecht für das Ressort. Am 11. Dezember ist eine Landtagssitzung geplant, auf der der Dietmar Woidke als SPD-Ministerpräsident gewählt und vereidigt werden könnte. Anschließend würde er seine Ministerinnen und Minister ernennen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.11.2024, 15:00 Uhr
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