Dahme-Spreewald - Wie Eichwalde sein Trinkwasser wieder frei von Chemikalien bekommen will
Ewigkeitschemikalien wie PFAS werden zum Teil als krebserregend eingestuft. Vor kurzem wurde eine höhere Konzentration in der Ostsee entdeckt. Jetzt beschäftigen die Stoffe auch die Wasserversorger von Eichwalde. Von A. Goligowski und M.-T. Harasim
Auf der Suche nach schädlichen Ewigkeitschemikalien wie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) lässt der Berliner Senat in Eichwalde (Dahme-Spreewald) gegenüber vom Wasserwerk nach Grundwasser bohren. In bis zu 30 Meter Tiefe sollen Wasserproben genommen werden. Man will herausfinden, wo überall und in welcher Schicht sich PFAS befinden. "Ziel ist eine Risikobewertung, was überhaupt an PFAS da ist", sagt Frank Rauch von der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.
Was sind PFAS?
Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Laut dem Bundesumweltministerium [bmuv.de] umfasst diese Stoffgruppe mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. Sie kommen in der Natur nicht vor und sind ein Produkt der chemischen Industrie. PFAS sind wasser-, fett und schmutzabweisend. Diese Eigenschaften machen sie vielseitig einsatzbar. So sind sie in vielen Produkten wie beispielsweise in beschichteten Pfannen, Regenjacken, Kosmetik, Pizzakartons oder Löschschaum enthalten. Sie gelten aber auch als gefährlich, wenn sie etwa ins Grundwasser gelangen. Beim Menschen können PFAS beispielsweise zu Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen.
PFAS gelangten nach Brand eines Reifenwerks ins Grundwasser
PFAS sollen 2005 ins Grundwasser rund um Eichwalde gelangt sein. Damals brannten insgesamt 40.000 Reifen auf dem Gelände des Reifenwerks in Schmöckwitz. Das Eichwalder Wasserwerk grenzte unmittelbar an die Brandstelle.
Die Flammen waren bis zu 100 Meter hoch. Die Feuerwehr sprach damals von einem Einsatz, wie er seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr da gewesen sei. Mit 1.000 Einsatzkräften war die Feuerwehr vor Ort. Tonnenweise Schaum wurden zum Löschen des Feuers eingesetzt; Schaum, der zum Teil extra aus Leipzig, Schwedt und Hamburg angeliefert wurde; Schaum, den die PFAS besonders stabil hielten. Die Schaumart war früher der Standard.

Neue Grenzwerte, altes Problem
Über den Schaum gelangten die Chemikalien ins Grundwasser. Nun belasten sie es in Eichwalde und den umliegenden Orten. Die PFAS gefährden auch die Qualität des Trinkwassers von 40.000 Menschen, die hier leben.
2011 fielen die PFAS erstmals in geringer Konzentration auf. Durch geschickte Steuerung seiner Brunnen konnte der zuständige Märkische Abwasser- und Wasserzweckverband (MAWV) die Stoffe jedoch weitestgehend aus dem Trinkwasser raushalten. Einer der Trinkwasserbrunnen funktioniert wie ein Staubsauger, der PFAS ansaugt. Er sorgt dafür, dass die Konzentration der Chemikalien in den anderen Brunnen gering und das Trinkwasser in der Umgebung unbedenklich bleibt.
Vor zwei Jahren wurden jedoch Grenzwerte für PFAS in Trinkwasser beschlossen. So dürfen ab dem kommenden Jahr Werte von 100 Nanogramm pro Liter nicht mehr überschritten werden. Die werden laut MAWV durch das aktuelle Verfahren eingehalten. Doch ab 2028 gilt für die vier bedenklichsten PFAS ein Grenzwert von 20 Nanogramm pro Liter. Die einzuhalten, wird zur Herausforderung. Um diesen Grenzwert einzuhalten, werden nun neue Bohrungen durchgeführt.

Belastetes Wasser soll zu Boden gebracht werden
Fast 40 Bohrungen hat die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt bereits durchgeführt und hunderte Proben entnommen. Erste Ergebnisse liegen schon vor: "Wir haben festgestellt, dass gerade in dem Bereich um das Reifenwerk bis zum Wasserwerk der Schaden sich sehr stark auf die obersten zehn Meter konzentriert", sagt Frank Rauch. Dort soll dann das kontaminierte Wasser in den Boden gebracht werden.
Die Lösung ist aber lediglich eine Übergangslösung. Im kommenden Jahr wird das Land Berlin eine Grundwasserreinigungsanlage im Wasserwerk Eichwalde einbauen. Die Gelder dafür, zwei Millionen Euro, sind bereits bewilligt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.03.2025, 15:10 Uhr