Streit um Krankschreibungen - Gewerkschaft wirft Tesla Einschüchterung von Arbeitnehmern vor

Fr 14.03.25 | 19:40 Uhr
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Archivbild: Die Tesla Gigafactory zur blauen Stunde, Grünheide. (Quelle: dpa/Eckel)
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Audio: rbb24 Inforadio | 14.03.2025 | Katharina Trümper | Bild: dpa/Eckel

Tesla soll Mitarbeitende in Grünheide nach Krankschreibungen aufgefordert haben, Ärzte von ihrer Schweigepflicht zu entbinden und Diagnosen offenzulegen. Lohn soll in dem Zusammenhang zurückgefordert oder einbehalten worden sein.

Die Gewerkschaft IG Metall wirft der Geschäftsführung des Tesla-Werks in Grünheide (Oder-Spree) vor, die Belegschaft einzuschüchtern.

Konkret gehe es um die Anerkennung von Krankschreibungen, erklärte ein Sprecher der IG Metall: "Oft zweifelt Tesla in einem ersten Schritt rückwirkend Krankschreibungen von Beschäftigten an und fordert dazu auf, Diagnosen offenzulegen und die Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden." Dem rbb liegt ein entsprechendes Schreiben von Tesla an Mitarbeitende vor. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet.

Tesla wies die Vorwürfe am Freitag zurück und sprach von einer "Skandalisierung" seitens der IG Metall. Es gehe um Fälle, in denen unberechtigte Lohnfortzahlungen geleistet worden seien. Hinzu kämen Fälle, in denen das Bundesarbeitsgericht davon ausgehe, dass die Krankheit vorgeschoben sein könnte, so Tesla. Wenn Zweifel an der Richtigkeit der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bestünden, dürften die Arbeitgeber Beweise verlangen.

IG Metall erkennt "unzulässige Einschüchterungen" gegen Krankgemeldete

In mehreren Fällen soll laut Gewerkschaft daraufhin der Lohn des Krankgemeldeten von Tesla einbehalten worden sein. "Nicht selten wird kein einziger Euro überwiesen", führte der IG-Metall-Sprecher aus. Häufig sei der Elektroautobauer noch auf die Beschäftigten zugegangen, mit der Aussage, eine "Überbezahlung" festgestellt zu haben, da der oder die Beschäftigte irrtümlich während der Fehlzeiten bezahlt worden sei. Die "Schulden" würden sie dadurch los, dass sie einen Aufhebungsvertrag unterzeichneten, heißt es.

Die IG Metall sieht darin "unzulässige Einschüchterungen". "Die vermeintlichen Überbezahlungen sind in fast allen Fällen nichts als haltlose Behauptungen", sagte Dirk Schulze, IG-Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen. Die Fälle hätten zu einer Flut an Rechtsstreitigkeiten geführt. "Bei Tesla in Grünheide benötigen Mitglieder rund 21-mal so häufig den Rechtsschutz der Gewerkschaft wie im Durchschnitt der IG Metall", so der Gewerkschaftssprecher.

Die Anzahl der Fälle bezifferte Tesla auf circa ein Dutzend pro Monat - bei einer Belegschaft von rund 11.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Musk beklagt hohen Krankenstand

Tesla-Gründer Elon Musk hatte bereits vor Monaten den hohen Krankenstand der Belegschaft in Grünheide kritisiert. Im Herbst vorigen Jahres wurde von unangekündigten Besuchen der Tesla-Führung bei kranken Werksmitarbeitern berichtet. Auch diese Maßnahme kritisierte die Gewerkschaft scharf.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.03.2025, 14 Uhr

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69 Kommentare

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  1. 69.

    " Ich bin schon fast davon überzeugt das Tesla sich nicht mehr lange in Grünheide halten wird."
    Ja und ??? Was glauben Sie wie das Elon Musk interessiert, ob die "Hütte " zugemacht wird ?? Nicht die Bohne.
    Das war ein kleiner "Boxenstopp "

  2. 68.

    Nur eine verschwindend kleine Zahl der Arbeitnehmer/ innen „feiert Krank“. Dafür die gesamte Belegschaft unter Generalverdacht zu stellen, ist in groben Maße unangemessen, zumal es sich die Oberschicht auf Kosten der Werktätigen gut gehen lässt.

  3. 67.

    Es ist eine gängige Praxis, sofern der Arbeitgeber bei Verdacht auf wiederholtes "Krankfeiern" die Lohnfortzahlung verweigert, und der Arbeitnehmer diese vor dem Gericht einklagen möchte..
    Es gibt nun mal auch unehrliche Arbeitnehmer, die sich all zu oft kranschreiben lassen, und nur um die geht es.

    Übrigens, Ihre niedergeschriebenen ideologischen Theorien, tun nichts zu Sache, da die Realität hierzulande eine andere ist.

  4. 66.

    Vielleicht eine Handvoll, die große Mehrheit der Arbeitnehmerschaft besteht gerade nicht aus Drückebergern. Die finden wir eher unter Großaktionären, Großgrundbesitzern und andere Vertretern der Aristokratie.

  5. 65.

    Matzes Samstag, 15.03.2025 | 13:23 Uhr
    Antwort auf [Morena] vom 15.03.2025 um 11:41
    "Ihre Ansichten in allen Ehren. Ganz sicher wissen Sie auch, dass es viele Drückeberger gibt."

    1.) Ich weiss gar nicht ob Sie ein "Drückeberger" sind. Vielleicht führen Sie hier das grosse Wort gegen "Drückeberger" damit Sie selbst nicht als "Drückeberger" erwischt werden.
    2.) Das Arbeitsrecht sieht ausreichend Möglichkeiten für den Arbeitgeber vor. Aber das Unrecht der Beweisumkehr gehört nicht zu den Privilegien der Konzernherren, Genies, Tycoons, - den angeblichen Führern und Eliten der Menschheit.
    3.) Bei Elon Musk, den Wirtschaftslibertären handelt es sich um die grössten Drückeberger überhaupt. Sie drücken sich vor den Sozialstandards, die Generationen erkämpften. Während sie selbst in einer Tradition stehen, die Krise, Krieg, Sozialdarwinismus und Zerfall produzieren, die ganze Gesellschaften zerreissen.

  6. 64.

    Ja
    - man kann allen nur raten: Tretet in die Gewerkschaft, die IG-Metall ein. Es gibt überhaupt keinen Grund sich von Leuten wie Elon Musk und seinen Gehilfen terrorisieren zu lassen. Dafür ist das Leben zu kurz.

    Man sollte auch seine Vorfahren ehren. Die haben noch ihre Leben geben müssen, sind im Knast gelandet oder wurden von Schlägern verletzt, verlangten sie oder traten sie für Gewerkschaft und ihre Rechte ein.
    Gabs auch nicht umsonst. War kein Spass und wird nie einer sein.

  7. 63.

    Ihre Ansichten in allen Ehren. Ganz sicher wissen Sie auch, dass es viele Drückeberger gibt.

  8. 62.

    Prima Entscheidung! Ich bin schon fast davon überzeugt das Tesla sich nicht mehr lange in Grünheide halten wird. Wer dann so ein Fahrzeug hat der wird dann auch Schwierigkeiten mit Ersatzteilen bekommen. Wie damals bei Honda, 3-6 Monate Wartezeit. Wenn die hier Amerikanische Verhältnisse einführen wollen, dann müssen die Weg!

  9. 61.

    Ich habe mir einen Tesla gekauft, weil er so schnell war wie eine Rakete. Aber jetzt fühle ich mich jedes Mal, wenn ich ihn fahre, wie ein rollendes Werbeplakat für jemanden, der unsere Regierung zerschlägt und Menschen verletzt. Also, Tesla, du bist gefeuert!

    Ein neues Auto kommt bald.

  10. 60.

    Rendite ist doch wichtig. Rendite über alles!

    Der geneigte Deutsche Jammerlappen will doch eh über alles meckern, deswegen stimmt er sogar in das Gejammer auf hohem Niveau ein, wenn BMW 37% Gewinneinbruch verkündet. Weltuntergang! (Dabei hat BMW nach einem Rekordjahr nur eben weniger GEWINN gemacht, wie VW etc eben auch, wobei das was VW weniger Gewinn gemacht hat, dafür Skoda mehr....ganz schlimm alles....

    Ja nun, so ist das eben nach einem Rekordjahr, trotzdem fließen Milliardendividen an die BMW Aktionäre. Grund zu jammern? Eigentlich nicht, aber es sind einem als Aktionär doch Milliarden an Dividenden entgangen ;)

    (Und BMW bringt hervorragende EAutos auf den Markt und ist damit eigentlichgut aufgestellt, aber das Geschäft steht und fällt eben mit China. Wenn ichs mir leisten könnte würde ich auch ein BMW EAuto kaufen, so nur einen Cupra für 2/3 des Preises)

  11. 59.

    Das verlängern eines Urlaubes mit AU aus dem Ausland ist ja so ein Standard für berechtigter Grund an der AU zu Zweifeln.

    Bei 1mal, also dem ersten Vorfall, würde ich da als Arbeitgeber eventuell bei einem sonst geschätzten Arbeitnehmer die Füße still halten. Im zweiten Jahr sind berechtigte Zweifel zu 100% gegeben. Da verstehe ich jeden Arbeitgeber.

  12. 58.

    Es reicht ein begründeten Verdacht, der den Beweiswert der AU Bescheinigung in Zweifel ziehen würde.

    Ein "die feiern doch alle nur krank" oder gar keine Begründung für die Zweifel seitens den Arbeitgebers an der AU Bescheinigung reicht natürlich nicht.

    Also wenn man vom Arbeitgeber angesprochen wird erstmal nachfragen aus welchem Grund der Arbeitgeber Zweifel an einer AU Bescheinigung hat. Kommt da nix, ganz entspannt sein und bei Lohneinbehaltung stumpf zum Arbeitsgericht gehen. In der ersten Instanz geht das auch ohne Anwalt, die Rechtshelfer schreiben einem sogar die Klage (hier Auszahlung des unberechtigt einbehaltenen Lohn). Da der Arbeitgeber keinen Grund offenbarte (deswegen schriftlich anfragen), hat er keine Chance zu gewinnen, sollte er im Prozess doch noch mit einem Grund für berechtigte Zweifel kommen.

    Diagnose usw. NUR vor Gericht offenbaren!!!

  13. 57.

    Anscheinbeweis ist in arbeitsrechtlichen Verfahren keine gängige Praxis. Er würde sämtliche arbeitsrechtlichen Rechte des betroffenen Lohnempfängers ausser Kraft setzen. Ich bin dennoch sehr froh über den Vorstoss der wirtschaftslibertären Oligarchen. Denn er konkretisiert für jede und jeden Lohnempfänger sehr verständlich und lebensalltäglich, was sich hinter den Klassenkampfparolen von oben verbirgt, es müsse "Staat und Bürokratie" abgebaut werden, angeblich betrüge eine Armee von Arbeitsverweigerern, Simulanten und Bummelanten den genialen Konzernherrn um die Rentabilität und Rendite seiner Geschäftsideen. Das ist arbeitsrechtlich auf dem Niveau des 19. Jahrhunderts und stellt einen Extremismus dar.
    Der Lohnempfänger hat sein gesetzliche Pflicht erfüllt, stellt er sich einem Arzt vor, der ihm seine Arbeitsunfähigkeit attestiert. Lager- und Armeeärzte der Konzernherren, lassen sich selbstverständlich immer finden, die den Sklaven und Soldaten tauglich schreiben.

  14. 56.

    Nur ist Tesla aus gutem Grund nicht das hiesige Arbeitsgericht.

  15. 55.

    Nun ja, über das Wie & Warum,Weshalb & Weswegen man bei Tesla mit Krankschreibungen umgeht bzw.versucht wird umzugehen, kann man nicht nur, sondern muß man kritisch sehen. Es ist halt ne echte Amibude in D und der Eigentümer versucht es halt mit den üblichen Methoden , welche in Amiland gang & gebe sind. Schon ne Art Größenwahn, welchen allerdings auch deutsche Unternehmen nicht immer abgeneigt sind, was Arbeitnehmerrechte etc.betrifft inkl.staatlicher Umsetzung(TEG).Meine subjektive Wahrnehmung.
    Andererseits wird die AU-Bescheinigung z.b. gerne zur Urlaubsverlängerung benutzt, wenn man zur Familie im Ausland fährt, weil der AG eben „nur“ 3 Wochen Urlaub im Sommer auch für gewisse Kulturkreise gewährt.
    Da kommen AU-Bescheinigungen , wo die ausstellende Praxis nicht nur 200km entfernt ist.
    Es ist & bleibt ein großes Thema, wo es mit hoher Wahrscheinlichkeit x-Sichtweisen gibt, welche in irgendeiner Form irgendwie rechtlich gedeckt sein sollen.
    Eine nie endende Geschichte…….

  16. 54.

    Der Anscheinbeweis ist bei der Beweisführung vor Zivilgerichten eine gängige Praxis!
    Übrigens, eine AU - Bescheinigung gilt vor dem Arbeitsgerichrt als ein Anscheinbeweis,

  17. 53.

    Musk bedeutet für mich Raubbau am Wasser, Raubbau an der Umwelt und Raubbau am Menschen.

    Ich werde nie verstehen, warum man ausgerechnet diesem Mann unser kostbares Trinkwasser anvertraut hat.

    Aber das ist wohl die Zukunft des Planeten, der Reiche nimmt sich das, was noch halbwegs in Ordnung ist und hinterlässt Verwüstung. Weil er es sich leisten kann.

  18. 52.

    Nur "Lollebolle" ist das Prinzip des "Anscheinbeweises" nicht das Wundermittel wirtschaftslibertärer, rechtsstaatsfeindlicher Manchester-Kapitalisten und Oligarchen, das deutsche Arbeitsrecht auszuhebeln. Zumal "Das Prinzip des Anscheinbeweises" in der deutschen Rechtssprechung gar nicht vorkommt. Es also gar keine Grundlage gibt, noch Definition, noch das es in der Rechtslehre in Deutschland als Prinzip definiert und gelehrt würde.
    Tesla kann sich also nicht darauf berufen, was der Sklaventreiber, Gutsbesitzer über seine Leibeigenen, der Fabrikherr über seine Arbeiterinnen und Arbeiter schon immer behauptete: Seine Erfahrung, sein "Anscheinbeweis" weise nach, dass die Arbeitenden faul sind und sich unberechtigt krank melden. Tesla hat nachzuweisen, dass ein unberechtigte Krankmeldung stattfand. Und zwar mit tatsächlichen Beweisen. Und nicht mit dem Gefühl seines Konzernherrn Musk, das sich aus seinen seelischen Verkrüppelungen speist, die ihm sein Vater in Sachen "Leistung" zufügte.

  19. 51.

    Die Ariane 6 hat erst letzte Woche einen französischen Militärsatelliten ins All gebracht.

    SpaceX hat gerade massive Probleme, u. a. weil der Chefentwickler der Triebwerke gegangen ist. Starship explodiert dauernd und selbst die Falcon macht plötzlich Probleme. Bei SpaceX sollen die Arbeitsbedingungen sehr hart sein.

  20. 50.

    So wird hier in Deutschland eben nicht überall verfahren. Anstatt Kranke zu drangsalieren, sollte man sich in dieser Bude lieber mal fragen, warum so viele Mitarbeiter krank sind.
    Und im Übrigen steht’s ja jedem Arbeitnehmer frei auch selbst in die Gewerkschaft einzutreten. Die Gewerkschaften sind ja historisch nicht aus Jux und Tollerei entstanden. Ab einer kritischen Masse ergeben sich für die Belegschaft dann auch ganz andere Möglichkeiten gegenüber dem „Auserwählten“.