GdP und Umwelthilfe - Petitionen zu Böllerverbot übergeben - fast zwei Millionen Unterschriften

Mo 06.01.25 | 14:22 Uhr
  105
Protestierende und Ünterstützende der Petition gegen Böller haben sich vor dem Bundesinnenministerium in Berlin am 06.01.2024 versammelt.(Quelle:rbb/J.Barke)
rbb/J.Barke
Audio: rbb24 Inforadio | 06.01.2025 | Anne-Katrin Mellmann | Bild: rbb/J.Barke

Fast zwei Millionen Menschen haben Petitionen für ein bundesweites Böllerverbot unterzeichnet. Die Listen wurden am Montag dem Bundesinnenministerium übergeben. Gefordert wird ein Verbot von privatem Feuerwerk.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die Deutsche Umwelthilfe haben zwei von ihnen initiierte Unterschriftensammlungen zum Verbot von privatem Feuerwerk am Montag dem Bundesinnenministerium überreicht. Insgesamt seien bei den beiden Online-Petitionen bereits 1,96 Millionen Unterschriften zusammen gekommen, hieß es.

Knapp über 1,5 Millionen Unterschriften gab es laut GdP bei einer Petition mit dem Titel "Bundesweites Böllerverbot, jetzt!". Dazu kamen rund 400.000 weitere Unterschriften bei einer Petition der Deutschen Umwelthilfe.

Der Aufruf von GdP und Umwelthilfe wird von insgesamt rund 35 Initiativen und Organisationen unterstützt, darunter beispielweise der Naturschutzbund (Nabu) oder auch Tierschützer, wie die Organisation "Peta". Anhänger von ihnen versammelten sich anlässlich der Übergabe am Montagmittag zu einer kleineren Kundgebung vor dem Bundesministerium in Berlin-Mitte, zu der rund 50 Personen kamen.

Gefordert wird ein Böllerverbot im privaten Bereich, begleitet von einem Verkaufsverbot von Feuerwerk an Amateure. Nur noch professionell durchgeführtes und organisiertes Feuerwerk an zentralen Plätzen wäre dann erlaubt.

GdP: Schießen mit Raketen "keine deutsche Tradition"

Der Berliner Landeschef der GdP, Stephan Weh, sagte dem rbb24 Inforadio am Montagmorgen, Ziel sei es unter anderem, Einsatzkräfte in der Silvesternacht vor Gewalt durch Pyrotechnik zu schützen. Auf diese zu schießen, Kinder zu verletzen oder Feuerwerk auf Balkone zu feuern, sei "keine deutsche Tradition", so Weh. Er hoffe, dass die Bilder des Jahreswechsels bei den Menschen zu einem Umdenken beim Thema Böllerverbot führen. Auch Tiere und die Umwelt sollen geschützt werden.

In einer Mitteilung kritisierte Weh am Montag: "Jedes Jahr Anfang Januar wird darüber geredet, viel versprochen, aber nichts gegen diesen Wahnsinn getan. Ehrlich gesagt können wir diese Mitleidsbekundungen aus dem politischen Raum nicht mehr hören, wenn sich an den Rahmenbedingungen nicht endlich etwas ändert. Wenn fast zwei Millionen Menschen für eine Gesetzesveränderung unterschreibt, kann auch verantwortliche Politik das nicht mehr einfach wegatmen und zur Tagesordnung übergehen."

Der Chef der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch sagte: "Vorschläge wie Importkontrollen verhindern keine panischen Tiere, riesigen Müllberge und Höchstwerte bei gesundheitsschädlichem Feinstaub. Gegen die chaotischen Zustände zum Jahreswechsel hilft nur ein generelles Böllerverbot." Die Umwelthilfe werde deshalb eine Veranstaltung für alle Innenministerinnen und Innenminister organisieren, "um Opfer der Silvesterböllerei zu Worten kommen zu lassen", so Resch.

Vorfälle in Silvesternach mit Kugelbomben

Den Versuch, mittels einer Petition für ein Umdenken in der Politik zu sorgen gibt es vonseiten der GdP bereits seit Jahren. Bei früheren Anläufen unterschrieben aber deutlich weniger Menschen den Aufruf, die Zahl der Unterstützer lag beispielsweise im Vorfeld des Jahreswechsels 2023/24 unter 100.000.

Anlass der erneuten Debatte in diesem Jahr sind einmal mehr Todesfälle und Schwerverletzte sowie erhebliche Schäden in der Silvesternacht - beispielsweise durch Kugelbomben. In Berlin-Tegel musste ein Junge nach der Explosion einer Kugelbombe notoperiert werden. In Schöneberg wurden Häuserfassaden durch die Explosion einer Kugelbombe beschädigt, Dutzende Wohnungen waren zeitweise unbewohnbar. In Brandenburg gab es einen Toten, ebenfalls durch Zündung einer Kugelbombe.

Nach einer Bilanz des Senats vom Montag wurden nach der Silvesternacht mehr als 360 Menschen in Berliner Kliniken mit Verletzungen behandelt, die sie sich durch Feuerwerk zugezogen hatten. Etwa 400 Personen wurden in Berlin zeitweise festgenommen.

Bund noch skeptisch

Wie erfolgsversprechend die Initiative ist, bleibt abzuwarten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sprachen sich zuletzt weiterhin gegen ein flächendeckendes Böllerverbot aus. Auch die Gewerkschaft der Feuerwehr sieht ein Komplettverbot skeptisch. Man könnte eher die Menge beschränken, die jeder kaufen darf, sagte der Vizechef des Landesverbands Berlin-Brandenburg, Manuel Barth, am Samstag im rbb24 Inforadio.

Derzeit erlaubt das Sprengstoffrecht das Abbrennen von Pyrotechnik am 31. Dezember und am 1. Januar. An allen anderen Tagen ist das nur mit einer Sondergenehmigung gestattet. Die Berliner Sozialverwaltung weist darauf hin, dass nur das Bundesinnenministerium Änderungen am Sprengstoffrecht vornehmen könne.

Innenministerin Faeser (SPD) schlägt vor, den Kommunen mehr Handlungsspielräume für lokale Verbotszonen zu geben. Dafür müsse es aber eine Mehrheit unter den Ländern im Bundesrat geben, die bislang fehle. Zuletzt hatte Bremen im Bundesrat eine Gesetzesinitiative für eine Änderung des Sprengstoffrechts eingebracht, um den Kommunen mehr rechtliche Möglichkeiten zum Einschränken von privatem Feuerwerk zu geben. [Mehr Informationen bei tagesschau.de]

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.01.2025, 12:40 Uhr

Voting

Archivbild: Ein Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung BSR räumt am 01.01.2020 abgebranntes Feuerwerk von einer Straße. (Quelle dpa-Bildfunk/Christophe Gateau)
dpa-Bildfunk/Christophe Gateau

Stimmen Sie ab - Sollte Feuerwerk zu Silvester generell verboten werden?

Freude am Feuerwerk auf der einen Seite, Verletzungen und gestresste Tiere auf der anderen. Über ein generelles Verbot von Böllern zum Jahreswechsel wird in Deutschland immer wieder aufs Neue diskutiert. Was denken Sie? Sollte es ein allgemeines Verbot geben?

 

Kommentarfunktion am 06.01.2025, 17:01Uhr geschlossen

Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

105 Kommentare

  1. 105.

    Komisch nur, dass die Verbote in anderen Ländern gut klappen.

  2. 104.

    Ich weiß von keiner Petition, die in so kurzer Zeit soviele Unterschriften sammeln konnte. Lass mich aber gern belehren.

  3. 102.

    Sie haben wohl so übers Jahr recht, aber gerade zu Silvester bleiben, wenns denen ums Feiern und Fuerwerk geht, die Leute doch zu Hause, wo sie mit ihren Nachbarn und/oder Freunden dann halt auch einmal im Jahr die Sau rauslassen und alte Bindungen dadurch gefestigt werden.

  4. 100.

    2 Mio. Unterschriften klingen viel, repräsentieren aber ca. 4% der Wahlberechtigten. Weitere Faktoren reduzieren den Anteil noch einmal. Das zur Gewichtung.
    Das Problem sehe ich vielmehr darin, dass Missbrauch nicht angemessen geahndet wird. Und ja, die Klientel hat eine Häufung im Alter, Geschlecht und ganz sicher im Sozialverhalten. Hier brauchen nicht nur die Knaller „Unterstützung“. Zugespitzt, ein Großteil der Menschen ist zu blöd für die Freiheit, unabhängig von Herkunft etc.

  5. 99.

    Zitat: "Klar, weil angeblich 70% der Leute gegen ein Böllerverbot sind, ist der Umsatz 2024 um 30% gestiegen?! Auch die laute Meinung einer Minderheit wird nicht zur Mehrheit ;)"

    Bitte untermauern Sie Ihre Behauptung mit zuverlässigen Quellen. In '22 und '23 lag der Umsatz, nach den Verboten in den beiden Corona-Jahren zuvor, mit ca. 180 Mio. € deutlich über dem bis dahin nach unten verlaufenden Trend und wird für '24 auf um die 200 Mio. € geschätzt. Was neben einem gewissen 'Nachholeffekt' auch mit inflationsbedingten Preissteigerungen zu tun hat.

    Und dass Sie hier unablässig auf den "nur" 2 Mio. Unterschriften für die Petitionen herumreiten und diese als "Beweis" dafür anzuführen versuchen, dass ein sog. Böllerverbot keinen Rückhalt in der bereiten Masse erfährt, ist mindestens 'Milchmädchen' par excellence.

  6. 98.

    Geh doch nicht von Dir aus. Die Miezen werden auch mal älter, dann ist dein Gejammer groß.

  7. 97.

    Wie wir selbst in diesem Thread lesen können, wissen die Wenigsten, dass es überhaupt eine Petition dazu gibt, auf welcher Plattform und für oder gegen was sie GENAU sind.
    Und nur weil Menschen sich nicht an Petitionen beteiligen, ist ihnen das Thema nicht zwangsläufig egal.

  8. 96.

    Ich knalle jedes Jahr an Silvester und finde es schön. Silvester ohne Feuerwerk wäre eben nicht das gleiche. Und welche Eltern mit Kindern gehen bitte zu großen Versammlungen, wo Feuerwerk professionell gezündet wird? So zwischen den ganzen betrunkenen Menschen bis spätnachts, wenn in Berlin keine Öffies mehr fahren. Und Autos verpesten auch die Luft, fahren Idioten damit rum und jedes Jahr werden tausende Tiere totgefahren. Darum verbietet man diese ja auch nicht.

  9. 95.

    Wie wäre es denn, wenn man zumindest das laute Böllerfeuerwerk nicht mehr verkaufen und erwerben darf. Und natürlich muss die Einfuhr nach Deutschland auch verboten werden. Schreckschusswaffen endlich konsequent nur mit kleinem Waffenschein verkaufen. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass Regelungen und Gesetzgebungen auch konsequent durchgesetzt werden müssen. Respektlosigkeit gegenüber Mitmenschen und Angriffe auf Menschen ohne oder mit Uniformen dürfen nicht mehr ohne Konsequenzen hingenommen werden. Feuerwehrleute, Polizisten, Sanitäter sind besonders zu achten. Bewährungsstrafen für Wiederholungstäter müssen unterbleiben. Die Justiz bzw. die Behörden müssen die Gesellschaft vor krimminellen Gewalttätern schützen. Bei Körperverletzungen muss endlich der Gesetzesrahmen ausgeschöpft werden.

  10. 94.

    Die Petition gibt man dort ab wo die Ursachen geschaffen wurden für diese Zustände und der Willen fehlt dies zu beenden. Ironie oder Satire?

  11. 93.

    Ich habe soeben die Initiative für ein bundesweites Böllerverbot unterschrieben und den leicht aufzufindenen Link weitergeschickt.
    Ich wohne in einem Hochhaus. Hier gab es in der 11. Etage unter mir zwei bzw. 3 Bölleridioten. Es wurden Raketen vom Balkon aus gezündet. Eine flog auf die Baustelle gegenüber und brannte kurz weiter. Eine weitere Rakete flog auf einen anderen Balkon, brannte dort, ging zum Glück aber aus. Bei dem einen Bölleridioten kam ein weiter Vollpfosten dazu und schoss mit einer Schreckschusspistole. Wie hinbefreit können manche Menschen nur sein.

  12. 92.

    Hier mal einige Überschriften der Presse…
    Silvester eskaliert.. das ist nicht normal… Straßenkampf in Berlin… Tote&Verletzte&Festnahmen… 15 Verletze Feuerwehrleute…
    Ach zur Info das war 2022.
    Oder 2018 Feuerwehr berichtet von massiven Angriffen…. 974 medizinische Rettungseinsätze
    Und dieses Silvester
    Bundesweit starben fünf Menschen beim Zünden von teils selbst gebauten Böllern. Es wurden weniger Einsatzkräfte verletzt als im vergangenen Jahr.

  13. 91.

    Wenn es dem Rest so wichtig wäre, hätten sie sich auch in einer der beiden Unterschriftenliste gesetzt. Aber die Bürger haben andere und wichtigere Probleme.
    Meine Katzen habe das ganze entspannt verschlafen, nur mal so nebenbei. Und nein, taub sind sie auch nicht.

  14. 88.

    Die müsste man dann ehrlich benennen. Insbesondere in Abhängigkeit zur Gesamtbevölkerung. Wie hier beim RBB bereits bei den Messerangriffen erfolgt ist.

  15. 87.

    Unschön für einige, aber wäre genau das richtige. Würden aber die, die die Knallerei verbieten wollen, auch wieder stören. Das ist ja das paradoxe.

  16. 86.

    Der Austausch einer kleinen geborstenen Scheibe von 25 cm x 25 cm als modernes Fenster hergestellt, kostet mit Material und Arbeitsleistung knapp über 500 EUR!
    Wenn Herr Scholz das Fazit ziehen kann, dass er ein Verbot der Böllerei irgendwie komisch findet, also, da kann er ruhig dann die eventuell zu Bruch gehenden großen Scheiben finanzieren! Jedes Jahr die selbe Angst! Das ist für mich jedenfalls kein erfreuliches Gefühl! Also erwarte ich, dass dann wenigstens seine anderen Sentenzen - strikte Regelungen evtl. auch für die Herstellung und Anwendung greifen.
    Nur leider hat der Leitung/Führung Voraussagende das bisher nicht zustande bekommen!

Nächster Artikel