Haus in der Silvesternacht beschädigt - "Das war kein Böller, sondern eine Bombe"
Noch immer sind Glaser damit beschäftigt, in einem Haus in Berlin-Schöneberg Fenster zu ersetzen, die in der Silvesternacht zersplittert waren. Anwohner aus dem beschädigten Gebäude berichten von heftigen Explosionen und starken Druckwellen.
Es passiert um kurz vor 2 Uhr: Mitten in Berlin-Schöneberg kommt es zu mindestens einer heftigen Explosion. Dutzende Fensterscheiben platzen sofort oder bekommen Risse, die Haustür eines Gebäudes wird aus dem Mauerwerk gerissen. Mehrere Gebäudefassaden sind beschädigt. Vermutlich ist eine Kugelbombe detoniert und hat in der Nacht zum 1. Januar erhebliche Schäden an sieben Wohnhäusern an der Kreuzung von Hauptstraße, Belziger und Vorbergstraße angerichtet.
Bei Kugelbomben handelt es sich um Geschosse, die eigentlich für professionelle Großfeuerwerke produziert werden. Im Allgemeingebrauch sind sie in Deutschland nicht zugelassen. Was Handyvideos von vor Ort zeigen, hat Stefan Vinzelberg selbst erlebt: "Die Detonation kam aus dem Nichts - alles hat gebebt. Die Fenster waren eingedrückt", sagt der Anwohner im Gespräch mit dem rbb. Danach habe er auch nicht auf dem Balkon nachgeschaut, "weil das zu gefährlich war". Die Bewohner des Vorderhauses hätten sich nach der Explosion dann im Haus versammelt, "weil die Scheiben bis in den 4. Stock durchgedrückt waren".
Und jetzt? "Wir müssen die Versicherung der Hausverwaltung einschalten", sagt Vinzelberg. Handwerker hätten ja jetzt ordentlich zu tun. Am Donnerstagnachmittag - am zweiten Tag nach der Explosion - waren noch etliche Glaser an der Kreuzung in Schöneberg im Einsatz. Mit 40 zu reparierenden Fenstern rechne er, sagte ein Glaser gegenüber dem rbb.
Anwohner: "Böller sind hier nicht das Problem"
Laut Anwohnern soll es insgesamt drei heftige Explosionen in der Silvesternacht vor dem Gebäude gegeben haben. Alex D. berichtet, er sei schon am Schlafen gewesen, als er ein Knallgeräusch wahrgenommen habe und aufgewacht sei. "Das war sehr laut, aber eher wie ein klassicher Polen-Böller oder so. Deutlich lauter war der Knall etwa 20 Sekunden später. Da wurde etwas direkt vo einer Litfaßsäule vor meinem Haus gesprengt", so der 32-Jährige.
Die mit Abstand lauteste Explosion sei aber die dritte gewesen: "Anscheinend wurde eine Kugelbombe unter zwei Holzpaletten gelegt. Die Paletten hatte ich vorher noch gesehen, die waren direkt neben der Tür in dem Gebäude an der Vorbergstraße." Die Haustür wurde bei der Explosion herausgerissen. "Ich bin dann morgens um 6 Uhr wieder aufgestanden, habe mir Kaffee gemacht und aus dem Fenster geguckt. Da dachte ich nur noch: 'Was ist denn hier los, das sieht ja aus wie im Krieg.'"
Wer die Verursacher sind, weiß Alex D. nicht. Er könne sich aber gut vorstellen, dass es Jugendliche aus dem Kiez waren. "Böller sind nicht das Problem. Das Problem ist, dass sich hier eine Parallelgesellschaft entwickelt hat", schildert D. seinen Eindruck. "Sobald der Schleier der Silvesternacht da ist, lassen die alles raus."
Eine Person festgenommen
Auch der Anwohner Jürgen B. nahm nach eigener Aussage zwei bis drei Explosionen wahr. Der letzte Knall brach sein Oberlichtfenster, obwohl er im vierten Stock wohnt. "Ich musste noch in der Nacht das Fenster mit Pappe abdichten", sagt der 65-Jährige rbb|24. Da die Heizung neben dem Fenster stehe, habe das Heizen nicht viel gebracht, es sei kalt geworden. Während der Explosion habe sogar das Laminat unter seinen Füßen vibriert. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Jürgen B.. Auch die Scheiben eines Mercedes seien zu Bruch gegangen, sagt er, "dabei halten Autoscheiben doch schon einiges aus."
Jürgen B. muss jetzt warten: Warten bis ein Glaser mit der Reparatur an seinem Gebäude beauftragt wird. Dem Vermieter habe er schon Bescheid gegeben, aber bisher keine Rückmeldung bekommen. In der Silvesternacht habe er nach der Explosion aus seinem Fenster geguckt und gesehen, wie eine Person in Handschellen weggebracht wurde. Unklar ist, ob es sich dabei um dieselbe Person handelt, die die Berliner Polizei nach eigenen Angaben im Zusammenhang mit den Geschehnissen festnahm.
Und wenn Jürgen B. an den Knall zurückdenkt, vor allem an die letzte Explosion, die sein Oberlichtfenster in die Wohnung schleuderte? "Das war kein Böller, sondern eine Bombe", sagt er.
Sendung: rbb24 Abendschau, 02.01.2025, 19:30 Uhr
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