In eigener Sache - ARD verzichtet auf Thilo Mischke als neuen "ttt"-Moderator

Sa 04.01.25 | 15:23 Uhr
Archivbild: Thilo Mischke, Journalist und ProSieben-Investigativreporter. (Quelle: dpa/Koch)
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Audio: radioeins vom rbb | 04.01.2025 | Jan Ehlert | Bild: dpa/Koch

Thilo Mischke wird nicht das ARD-Kulturmagazin "ttt - titel, thesen, temperamente" moderieren. Das teilte die ARD-Programmdirektion am Samstag mit. "Thilo Mischke ist ein anerkannter Journalist und mehrfach preisgekrönter Reporter", heißt es in der Mitteilung. "Doch die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie" überschatte die zentralen und relevanten Themen der Sendung.

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl teilte mit: "Wir setzen auf einen respektvollen, menschlichen Umgang - das gilt auch bei aller Kritik." In den vergangenen Tagen habe es viele Gespräche auch mit Mischke gegeben, "den wir sehr schätzen". Dies werde in den kommenden Tagen fortgeführt, man wolle den Vorgang gemeinsam "journalistisch aufarbeiten".

Kritik an früheren Buchveröffentlichungen

Vor Weihnachten hatte die ARD bekanntgemacht, dass Mischke Max Moor ablöst und ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt.

Die Kritik, die Mischke und der ARD entgegenschlägt, dreht sich um die Vergangenheit des Journalisten und Autoren. Im Gespräch war etwa sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010. Mischke reiste wegen einer Wette, 80 Frauen zu verführen, um die Welt. Daraus entstand das Buch.

Die ARD hatte trotz Kritik zunächst an der Personalie festgehalten und betont: ""ttt" stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz." Seit der Veröffentlichung habe er sich "intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt".

Die Unterzeichner eines offenen Briefs hingegen werfen Mischke auch vor, sich nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert zu haben.

Gemeinschaftsproduktion

Auf dem Instagram-Profil von "ttt" war an Heiligabend zu lesen, dass man nicht nur Unterstützung, sondern auch kritische Rückmeldungen erhalten habe. "Eines vorweg: Wir hören euch." Man bat um Zeit, um das Thema aufzuarbeiten.

Die Sendung "ttt - titel thesen temperamente" wurde erstmals 1967 ausgestrahlt, traditionell sonntags am späten Abend. "ttt" wird im wöchentlichen Wechsel von sechs Redaktionen der ARD-Landesrundfunkanstalten verantwortet: BR, hr, MDR, NDR, WDR, rbb.

Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban".

Sendung: radioeins vom rbb, 04.01.2024, 15:00 Uhr

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