Erste Bilanz - Bundespolizei registriert 2024 mehr Körperverletzungen in Bahnhöfen

So 05.01.25 | 11:15 Uhr
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Symbolbild. Einfahrt eines ICE 4 im Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/Sorge)
dpa/Sorge
Audio: radioeins | 05.01.2025 | Andreas Gerlach | Bild: dpa/Sorge

Im Juli letzten Jahres schießt die Bundespolizei am Berliner Ostbahnhof einem Mann ins Bein, weil er einen Mitarbeiter der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (Odeg) mit einem Messer angreift. Anfang Oktober schlägt ein Mann bei der Ticketkontrolle einer Zugbegleiterin mehrfach ins Gesicht. Der Übergriff ereignet sich in einem ICE Richtung München zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und Jüterbog (Teltow-Fläming).

Zwei Beispiele aus einer Reihe: Eine Bilanz der Bundespolizei zeigt, dass es 2024 in den ersten zehn Monaten zu mehr Körperverletzungen vor allem in Bahnhöfen gekommen ist als im gesamten Vorjahr. Die Zahl solcher Delikte sei von Januar bis Ende Oktober auf rund 10.600 gestiegen, teilte die Behörde in Potsdam mit. Für das Gesamtjahr 2023 wurden 10.115 Fälle der Polizei bekannt.

Anzahl von Übergriffen in Zügen gleichbleibend

In Zügen auf freier Strecke seien bis Ende Oktober vergangenen Jahres 2.661 solcher Übergriffe gemeldet worden. Das waren den Angaben zufolge in etwa so viele wie im gesamten Vorjahr. Mit 1.418 entfielen 2024 die meisten Vorfälle auf den Regionalverkehr, wenige auf Hochgeschwindigkeitszüge (171).

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) sagte dazu: "Wir beobachten ebenso wie die Behörden eine kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt." Täglich frequentierten rund 20 Millionen Reisende und Besucher die 5.700 Bahnhöfe. Deutschlandweit seien rund um die Uhr knapp 6.000 Beamte der Bundespolizei und rund 4.500 Sicherheitskräfte für die DB im Einsatz.

Wir beobachten ebenso wie die Behörden eine kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt.

Sprecherin der Deutschen Bahn (DB)

Diebe haben es aufs Handgepäck abgesehen

Ein weiteres Problem ist der Diebstahl von Taschen und Handgepäck. In Bahnhöfen wurden laut Bundespolizei bis Ende Oktober 10.185 solcher Delikte gemeldet, in Zügen waren es 10.118. Gegenüber dem gesamten Vorjahr bedeutet dies der Statistik zufolge einen leichten Anstieg.

Besonders viele Fälle gab es laut Bundespolizei in den ersten zehn Monaten vergangenen Jahres in Hochgeschwindigkeitszügen (3.300), aber auch im Regionalverkehr (3.087). Die Statistik betrachtet alle Bahnunternehmen.

Mehr Videokameras an Bahnhöfen

Die Deutsche Bahn hat bis Ende 2024 die Zahl der Videokameras in Bahnhöfen auf insgesamt 11.000 ausgebaut. Zudem habe das Unternehmen die Zahl der Videokameras in seinen Regional- und S-Bahnzügen auf über 50.000 deutlich erhöht - mehr als 80 Prozent aller Nahverkehrszüge verfügten damit über Videotechnik, sagte die Sprecherin weiter. "Der Einsatz von Videotechnik an Bahnhöfen ist ein wichtiger Baustein, um die Sicherheit weiter zu erhöhen."

Die DB investiert den Angaben nach jedes Jahr mehr als 200 Millionen Euro für mehr Sicherheit. Parallel dazu werden aber auch Reisende zum Beispiel über Lautsprecherdurchsagen sensibilisiert. In Bahnhöfen, aber zum Teil auch in Zügen gibt es Hinweise, etwa das Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen.

Sendung: Radioeins, 05.01.2025, 12:00 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Eine „senkende Hemmschwelle“ ist doch nicht neu und die gibt es doch auch nicht nur bei der Bahn oder in anderen öffentlichen Verkehrsmitteln!
    Was ist denn in Rettungsstellen, bei Rettungsdiensten oder Feuerwehreinsätzen los? Was ist mit „Typen“ jeglichen Alters und jeglicher Nationalität (ja, auch viele Jugendliche deutscher Nationalität aus mittelständischen oder alternativen Familien!) und deren absoluter Ignoranz gegenüber der Polizei oder anderen Ordnungshütern?
    Und was wird dagegen getan? Da gibt es ja einige die sind da noch stolz wenn sie auf veröffentlichten Überwachungsvideos zu sehen sind!
    Und über die staatlichen Reaktionen Oder Maßnahmen haben sich schon in den 90er Jahren Kaberettisten lustig gemacht…

  2. 5.

    Also was das Thema Gepäckdiebstahl betrifft:
    Sehen sie sich doch einfach mal (von Regionalzug bis ICE) die Möglichkeit jenes „angemessen“ in Platznähe oder einsehbar unterzubringen an. So gut wie unmöglich und manchmal wird man sogar noch vom Personal aufgefordert den Koffer doch bitte irgendwo „dahinten“ abzustellen. Gibt doch kaum noch Ablagen und wenn dann viel zu wenige mit viel zu geringer Größe! Und Kontakt zu Mitreisenden hat man im Großwagendesign auch nicht mehr….

  3. 4.

    Gibt es besondere Schwerpunkte bei bestimmten Tätergruppen?
    Kameras verhindern keine Taten, sondern machen höchstens eine nachträgliche Verfolgung einfacher - einfach mehr Bahnpolizei und auf den Bahnsteigen Personal einsetzten, Präsenz von Menschen trägt mehr zur Verhinderung von Taten bei. Bei besonderen Schwerpunktbahnhöfen könnte man auch über die Wiedereinführung von Bahnsteigkarten nachdenken.

  4. 3.

    Ganz toll, trotz Erhöhung der Videokameras steigt die Zahl der Körperverletzungen, oder gerade deswegen?
    "Die DB investiert den Angaben nach jedes Jahr mehr als 200 Millionen Euro für mehr Sicherheit." wie sah es denn dann z.B. im Jahr 2000 aus?
    Es wirkt irgendwie lächerlich.

  5. 2.

    Wie auch die BVG erhöht die Bahn die Zahl der Videokameras und wie in der BVG steigen die Straftaten.
    Wie man zu diesem Schluss dann kommen kann hm ….
    "Der Einsatz von Videotechnik an Bahnhöfen ist ein wichtiger Baustein, um die Sicherheit weiter zu erhöhen."
    Aber vielleicht reicht ja die Vermutung einer Annahme, dass ohne die Erhöhung der Kameras alles viel schlimmer wäre.

  6. 1.

    Die beiden Eingangs genannte Beispiele sind dramatisch und bedauerlich. Mich würde aber nun mal interessieren was mit den Tätern passiert ist. Sind sie verurteilt oder waren sie in einem "psychischem Ausnahmezustand" und können nun doch nicht verantwortlich gemacht werden. Mit Berichten wie diesem stellen wir immer nur fest.

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