Kommentar | Bürgerentscheid in Potsdam - Es geht um mehr als die Zukunft von Oberbürgermeister Schubert

Do 03.04.25 | 15:08 Uhr | Von Felix Moniac
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Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am 02.04.2025 bei einer Abstimmung in der Sitzung der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, in der es auch eine Abstimmung über einen Abwahlantrag gegen ihn gibt. (Quelle: dpa-Bildfunk/Jens Kalaene)
Bild: dpa-Bildfunk/Jens Kalaene

Am 25. Mai entscheiden die Potsdamer, ob Oberbürgermeister Mike Schubert im Amt bleibt oder nicht. Es geht aber um mehr - es geht nun auch darum, zu zeigen, dass die Demokratie noch funktioniert, kommentiert Felix Moniac.

44 von 56 Stadtverordneten haben sich am Mittwoch gegen den amtierenden Oberbürgermeister der Stadt Potsdam ausgesprochen. Sie wollen, dass er sein Amt so schnell wie möglich verliert. Am liebsten wäre es ihnen, wenn Mike Schubert (SPD) sofort selbst zurückträte. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die Ticket-Affäre ist einer. Dazu gesellen sich eine generelle Unzufriedenheit mit Schuberts Führungsstil und die vielen Probleme Potsdams, die auf eine Lösung warten: Der Haushalt des laufenden Jahres ist noch immer nicht verabschiedet. Der Potsdamer Bürgerservice, einst ein bundesweites Vorzeigeprojekt, ist heute mit langen Wartezeiten ein Problemkind der Stadt, Termine sind oft nur schwer zu bekommen. Auch die Wohnungsnot wiegt schwer - insbesondere Normal- und Geringverdiener können sich in der Brandenburger Landeshauptstadt kaum noch eine Wohnung leisten, falls sie überhaupt noch eine finden. Denn der Markt ist quasi leergefegt.

Schubert will Amtszeit vernünftig zu Ende bringen

Sicherlich, Oberbürgermeister Schubert ist nicht für alle Probleme der Stadt direkt verantwortlich. Aber er wird von den Stadtverordneten vor allem auch dafür kritisiert, seinen Fokus auf Prestigeprojekte zu richten und wirklich relevante Aufgaben nicht zu Ende zu bringen. Vor allem seine Unbelehrbarkeit wird dabei zum Problem. Denn Schubert fällt es offenbar schwer, den Fehler bei sich selbst zu sehen - so berichten es Weggefährten und auch jene, die seine Verwaltung und Potsdam verlassen haben.

Aber sind das Gründe genug, dass Schubert sein Amt aufgibt? Der SPD-Politiker selbst sagte am Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung, er sei von den Potsdamerinnen und Potsdamern gewählt worden - und er werde sich ihrem Votum stellen. Das heißt: Schubert wartet auf den Bürgerentscheid. Er hofft, dass die Potsdamerinnen und Potsdamer ihn den Rücken stärken und er im Amt bleiben kann. Er wolle seine Amtszeit "vernünftig zu Ende bringen". Aber das wird kaum möglich sein.

Schubert hat schon jetzt keine Mehrheiten mehr in der Stadtverordnetenversammlung. Jedem Beschluss gehen politische Machtspiele voraus. Würde der Oberbürgermeister auch nach dem Bürgerentscheid im Amt bleiben, könnte sich die Situation noch einmal verschärfen. Die Folge wäre ein politischer Stillstand, den sich die Stadt nicht leisten kann.

Möglichst viele Wahlberechtigte sollten sich aufraffen

Und, ja, Schubert wurde von den Bürgerinnen und Bürgern direkt gewählt. Das gilt aber auch für die Stadtverordneten. Sie sind unter anderem das Korrektiv, um der Verwaltung, um dem Oberbürgermeister Fehler anzukreiden. Es ist machtpolitisch nachvollziehbar, auf den Bürgerwillen zu pochen. Aber glaubwürdig ist es nicht. Dieses Schmierentheater muss enden.

Am 25. Mai haben die Potsdamerinnen und Potsdamer die Möglichkeit, sich hinter ihren Oberbürgermeister zu stellen oder gegen ihn. Es ist keine Kleinigkeit, das gewählte Oberhaupt einer Stadt abzusetzen und das ist auch gut so. Auch deshalb ist es wichtig, dass sich möglichst viele Wahlberechtigte aufraffen und Ende Mai an die Wahlurne treten. Damit bewiesen sie nicht nur, dass die Demokratie funktioniert. Sie zeigten auch, dass es nicht egal ist, was "da oben" bei den Politikerinnen und Politikern passiert - sie gucken hin.

Sendung: Antenne Brandenburg, 3.4.2025, 15:40 Uhr

Beitrag von Felix Moniac

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17 Kommentare

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  1. 17.

    Gerade auf Meine Welt am Abend durchgesickert. Dienstanweisung für Herrn Woidke, alle schwerkriminellen die per Haftbefehlt gesucht werden sind von Kürzungen beim Bürgergeld nicht betroffen, egal welche Nation. Dieser Kanzler will die AfD halbieren? Mir kommt das so vor als hätte der heimlich absprachen mit denen getroffen.

  2. 16.

    Ich bin wahrlich nie CDU Fan gewesen. Aber ganz ehrlich, der letzte der dieses Land wirklich wusste zu regieren war Helmut Kohl. Zu allen Staaten ein gutes Verhältnis, Deutsch-Französische Freundschaft und so weiter. Ich weis wirklich nicht was diese ganzen Poser sich einbilden? Sind schon wirklich darauf angewiesen die Bürger zu belügen um überhaupt noch eine Stimme zu bekommen. Allein so einen Kanzler zu haben war schon der Gipfel. Kein Verhältnis zu Frankreich, im EU Parlament auf Stumm gestellt, bei Putin zu Besuch, an den 10 Meter langen Tisch gesessen, wurde gar nicht wahr genommen, ebenso das Verhältnis zu den USA unter Trump, einfach nur Hilflos. Das faulenzen unter Merkel in Mark und Blut über gegangen. Wer als erster seinen Bleistift angespitzt hat fliegt raus.

  3. 15.

    Man stelle sich nur vor, es würde sich um einen AfDler*innin gehen, dann würden die, die diesen Vorteilsnehmer geradezu verehren und entschuldigen, moralisch Amok laufen.
    Was für eine verlogene Doppelmoral.

  4. 14.

    es geht nun auch darum, zu zeigen, dass die Demokratie noch funktioniert. Muss man das wirklich glauben? Seit Gerhard Schröder wird dieses Land nicht mehr so regiert das Schaden vom Volk abgehalten wird. Ein Bundestag mit fast 1000 Abgeordneten, und fast jeder 2. der in Berlin rum läuft ist Staatssekretär. Dann noch 10 Milliarden Euro nur für Jobcenter um Mittellose durch die Gassen zu jagen. Sind Landesregierungen denn so viel Besser, obwohl die Parteien die selben wie seit 30 Jahren wie im Bund sind und das selbe Ziel verfolgen? Postengeschacher und die Gier nach Macht, regieren ohne wirklich ersichtlichen Erfolg. Nach dem Motto, wer hat der hat. Wenn das Demokratie ist?

  5. 13.

    Mediale Neid-Kampagne des Mainstream, um zu spalten. Die Matrix der Oligarchen arbeitet mit dem Mittel der Tabuisierung. Die neuen Anständigen haben ihre Methoden perfektioniert, um jede abweichende Stimme zum Schweigen zu bringen. Die Tyrannei des neuen Anstands wird durchgesetzt mit den Techniken von Framing, Moral Licensing, Agenda Setting, Whataboutismus. Sie führen zu Shitstorms, Cancel Culture und der existenziellen Vernichtung.

    Und zum Schluss Originalzitate aus der Donnerstagsausgabe von BILD Berlin/Brandenburg, die eine Neiddebatte und "Die da oben" Debatte auslösen soll.  "Sie hatten genug Zeit", sagte CDU-Spitzenkandidat Lars Eichert. Jetzt sollen die Bürger entscheiden. 250.000 Euro Steuergeld soll der Urnengang kosten. Weil Schubert nicht geht, sagt Saskia Hünecke (71, Grüne): "Ersparen Sie uns das."

  6. 12.

    Das kommt davon dass es nur 30 € wären. Wären es 300.000 € würde man die Finanzbeamten für verrückt erklären, zwangspensionieren und sie gingen straffrei aus. Glauben sie nicht?

    In Hessen ging das.

    "Weimar geriet im Jahr 2005 im Rahmen der Steuerfahnder-Affäre in die Kritik. Hierbei war vier Steuerfahndern einer Spezialgruppe der Frankfurter Steuerfahndung auf der Grundlage von fehlerhaften psychiatrischen Gutachten Paranoia diagnostiziert worden. Anschließend wurden sie zwangspensioniert. Sie hatten gegen Besitzer verdeckter Auslandskonten ermittelt und mehrere tausend Verfahren eingeleitet, die z. T. kurz vor der Verjährung standen."

  7. 11.

    Sehen Sie, Ihr Posting ist exemplarisch für das, was ich festgestellt habe: Dass der OB Karten angenommen hat, die er vielleicht besser nicht genutzt hätte, subsumieren Sie unter "Korruption". Das war so geringfügig, dass er nicht des Amtes enthoben wurde, sondern eine Geldbuße bezahlt hat. Damit ist der Fall erledigt.

    Und weil Ihnen sonst nichts Fassbares mehr einfällt, posten Sie in zwei Spiegelstrichen ziemlich genau dieselbe Behauptung. Oder was ist der Unterschied zwischen "Missmanagement" und "Misswirtschaft" in diesem Zusammenhang?

    Um aber Ihre Behauptung einzuordnen: Es íst nicht der OB, der wirtschaftet, es ist der Stadtrat (!) in Gänze, der Beschlüsse fasst - oder eben nicht. Und es ist die Verwaltung, die diese umsetzt - oder eben nicht.

    Gemessen an vergleichbaren Städten steht Potsdam ziemlich gut da. Auch wenn Sie und andere ein paar Haare in der Suppe finden, die aus den Bärten zahlreicher Köche gefallen sind.

  8. 10.

    Vielleicht unterscheidet sich Potsdam vom übergroßen Rest des Landes Brandenburg: Das Klientel der AfD ist in Potsdam begrenzt - begrenzt auf die landwirtschaftlich geprägten Gebiete im Norden und auf die großen Plattenbaugebiete, in denen "schon immer" rigide Denkhaltungen vorherrschend waren, nur das Parteifähnchen mit Aufkommen der AfD gewechselt hat.

    Von diesen Gebieten abgesehen verbleibt die AfD in Potsdam eher im einstelligen Bereich. Auch ist der Bundestagswahlkreis Potsdam flächenmäßig fast doppelt so groß wie die Stadt Potsdam, einwohnermäßig um die Hälfte größer, sodass von da aus m. E. nicht auf die Stadt zurückgeschlossen werden kann.

  9. 9.

    Mit Blick auf die aktuellen Werte im Politbarometer scheint dieses ganze Theater einiger Möchtegern Politiker der gesichert rechtsextremen Partei behilflich zu sein. Es ist zum kotzen.

  10. 8.

    "sind es fast immer Kräfte aus dem sehr rechten bis rechtsextremen Spektrum, die demokratische Mandatsträger anderer Parteien systematisch mobben". Wer sind denn hier Ihrer Mienung nach die maßgeblichen rechten Kräfte, die Schubert aus dem Amt werfen wollen? "Auch die Wohnungsnot wiegt schwer - insbesondere Normal- und Geringverdiener können sich in der Brandenburger Landeshauptstadt kaum noch eine Wohnung leisten, falls sie überhaupt noch eine finden. Denn der Markt ist quasi leergefegt." Das gilt leider für viele Kommunen in Deutschland. Das kann man Schjubert nicht anlasten, es ist Ergebnis der Bundespolitik.

  11. 7.

    Jedes polit. Handeln findet teilw. in Grauzonen statt und zwar deshalb, weil kein Gesetz, keine Bestimmung und keine Verordnung sämtliche Bereiche der Realität abdecken könnte.

    M. E. hat sich Schubert nicht nur in diese Grauzonen hineinbegeben - mittels seiner Vorschläge, mit denen er aufwartete und in Folge der "Ausweitung" seiner Repräsentationsaufgaben -, er hat sich auch dort ziemlich getummelt. Kernpunkt dabei seine Verbundenheit mit den Potsdam Royals, dessen vereinsseitige Begünstigung er nicht nur annahm, sondern mehr noch für dessen stadtweite Begünstigung er sorgte - mündend auf der Freigabe einer dafür nicht vorgesehenen Spielfläche, die nach Nutzung durch Fußball-Rugby dann nicht mehr spielfähig war.

    NIcht justitiabel ist eine "Chemie", wer aus welchen Gründen miteinander kann oder nicht kann. Hier hat er Amtsspitzen nicht halten können. Allerdings, so viel muss zur Fairness gesagt werden: Durch die Berlin-Nähe ist Potsdam wiederum auch "Sprungbrett."

  12. 6.

    Bleiben wir doch bitte mal bei den Tatsachen:
    - Korruption
    - Misswirtschaft
    - Missmanagement
    Und nun Klammern am Amt.
    Ein Trauerspiel für Potsdam und Brandenburg.
    Und leider in der Tat kein Ruhmesblatt für demokratische Parteien.

  13. 5.

    Wenn Anwürfe primär auf weiche Faktoren zielen, kann man fast immer davon ausgehen, dass die Argumente vorgeschoben sind. Kein Verwaltungschef kann es sich leisten, immer nur mit Samthandschuhen zu arbeiten und als "Best Buddy" die teuren Wünsche der Lobbygruppen zu befriedigen.

    Einig "harter" Fakt - die "Ticket-Affäre": diese wurde maßlos aufgebauscht und Schubert hat dafür bezahlt.

    Nein, hier geht es eben gerade nicht darum, "die Demokratie zu retten". In Brandenburg sind es fast immer Kräfte aus dem sehr rechten bis rechtsextremen Spektrum, die demokratische Mandatsträger anderer Parteien systematisch mobben und dann nötigenfalls per Bürgerentscheid aus dem Amt jagen. Schäbig genug, dass die Vertreter anderer Parteien das Spiel dann gerne mitspielen, um ihre vermeintliche Macht zu demonstrieren - quer durch die Fraktionen. Hier geht es um die systematische Zerstörung der Demokratie. Denn irgendwann findet sich niemand mehr, der diese Aufgaben schultern möchte. Good Luck!

  14. 4.

    Korrupt ist korrupt. Wo ist die Grenze? Wenn beim FinanzAmt 30 Euro unklar sind komme ich auf die rote Liste und zur Rechtsbehelfstelle und kann mir einen Anwalt suchen, wobei ich erstmal Kosten durch die Selbstbeteiligung habe.
    Daran verdient das Finanzamt schon wieder mit nur weil es Stunk machen will.

  15. 3.

    Bisher habe ich mich immer gefragt, wer die 40%+:AfD Wähler sind. Wenn man diesen Kommentar von einem ÖR Sender liest, dann wundert man sich eigentlich über nichts mehr. Anstatt die Demokratie zu stärken, wird versucht, polemisch auf Wahlen Einfluss zu nehmen.

  16. 2.

    Ein Bürgermeister mit niedriger emotionaler Intelligenz scheint mir nicht zeitgemäß und um die 80% Ablehnung von Seiten der "Stadtverordneten" sind ein klares Votum.

    Falls Schubert das ebenso sieht, kann er leicht zurücktreten, damit geignetere Kandidat#innen sich zur Wahl stellen können.

    Falls nicht, könnte es leicht schaden.

  17. 1.

    Es möge viel Kritik geben (weil wir eh nur meckern wollen). Aber die Ticketaffäre...
    Ein Witz, dass Parteien, deren Vertretende Millionen hinterziehen, verschwenden oder als illegale Parteispenden kassieren, hier korruptes Verhalten abarbeiten wollen!
    Nein, ich habe noch nie die SPD gewählt, aber muss nun laut lachen!