In eigener Sache - Untersuchungsbericht zur "Causa Gelbhaar" legt Defizite im rbb offen

Do 03.04.25 | 18:28 Uhr
Der Abgeordnete Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen) in der Pleanrsitzung im Bundestag am am 18.03.2025. (QUelle: picture alliance/dpa/Michael Kappeler)
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Video: rbb24 Abendschau | 03.04.2025 | René Althammer | Bild: picture alliance/dpa/Michael Kappeler

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hat eine sechsseitige Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse im Fall Stefan Gelbhaar veröffentlicht. Der komplette Untersuchungsbericht, erstellt von der Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte und dem ehemaligen NDR-Journalisten Stephan Wels, umfasst 96 Seiten.

Aus arbeits- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen wurde am Donnerstag die Kurzfassung veröffentlicht, mit den daraus folgenden Empfehlungen der externen Experten. Der rbb kündigt konkrete strukturelle Veränderungen an.

Schwerwiegende Fehler bei Recherche und Berichterstattung

Aus der Zusammenfassung wird deutlich: Bei der Recherche und Berichterstattung über Vorwürfe, die gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar erhoben worden waren, ist es zu schwerwiegenden Fehlern gekommen. Konkret heißt es: "Die beteiligten Autor:innen hatten keine Erfahrung im Bereich des investigativen Journalismus, sie hatten zuvor noch nie mit dem Instrument der eidesstattlichen Versicherungen gearbeitet und ebenfalls bislang keine Recherche mit Bezug zu MeToo-Vorfallen durchgeführt." Auch auf redaktioneller Ebene habe es an "wesentliche Voraussetzungen für die redaktionelle Bearbeitung und Betreuung eines solchen Themas" gemangelt.

Bei ihrer Rekonstruktion der Vorgänge setzen die Autoren des Untersuchungsberichts bei der rbb-Berichterstattung über die Landesdelegiertenkonferenz der Grünen im Dezember 2024 an. "Ungeprüft" habe der rbb eine Aussage der Sprecherin der Grünen Jugend in Bezug auf den damaligen Bundestagsabgeordneten Gelbhaar verbreitet. Die Aussage hatte sie kurz darauf zwar zurückgenommen, aber sie war dennoch für kurze Zeit in der Welt. "Eine größere Diskussion" im rbb "löste der Vorfall nicht aus", stellen die Autoren fest.

Vermeintliche Zeugin zeigte "kriminelle Energie", aber ohne großen Aufwand

Trotz der Tragweite eines solchen "MeToo-Falles" habe sich auch der Chefredakteur lediglich rudimentär über die Recherche und das Zustandekommen der Berichterstattung informieren lassen. "Eine eigene inhaltliche Befassung durch ihn - etwa mit der Qualität der Aussagen - fand nicht statt." Inzwischen haben sowohl der Chefredakteur als auch die rbb-Programmdirektorin persönliche Konsequenzen gezogen und ihre Ämter niedergelegt.

Die rbb-Berichterstattung basierte auf den Aussagen einer Zeugin, die – wie der "Tagesspiegel" später aufdeckte – gar nicht existierte. Inzwischen geht man davon aus, dass es sich bei dieser Zeugin um eine ehemalige grüne Bezirkspolitikerin handeln könnte. Die habe zwar "kriminelle Energie" aufgewendet, aber keinen großen Aufwand betreiben müssen, um eine andere Identität vorzutäuschen. Das Täuschen "über eine Identität durch bloße Nennung eines falschen Namens am Telefon" stellt aus Sicht der externen, unabhängigen Untersuchungskommission "eine einfache Täuschungshandlung ohne großen Aufwand dar".

Fehler wurden zu spät erkannt

Bei der Rekonstruktion der Abläufe wird deutlich, dass es bis zur Ausstrahlung des Berichts in der rbb24 Abendschau am Silvesterabend trotz der schwerwiegenden Vorwürfe keine persönlichen Kontakte zu der Zeugin gegeben hatte. Doch darüber wurden wohl weder die betreuenden Mitarbeiter:innen des Justitiariats noch der Chefredakteur informiert.

Insgesamt, so ergibt sich aus dem Bericht, hat es im rbb auch zu lange gedauert, bis Fehler erkannt und eingeräumt wurden. Am 17. Januar gab es eine erste "Fehlerkorrektur", am 19. Januar äußerte sich Chefredakteur David Biesinger. Und am 21. Januar musste eingestanden werden, dass eine für den rbb24-Abendschau-Bericht "nachgestellte Szene", ein übliches Mittel im Fernsehjournalismus, so gar nicht stattgefunden hatte.

rbb beschließt weitreichende Maßnahmen

Die Autoren des Untersuchungsberichts empfehlen für die Zukunft eine Steuerung und Prüfung investigativer Recherchen durch die Chefredaktion und die Einbeziehung der "investigativen Einheiten" des Senders. Zudem solle es für die Journalist:innen und Redakteur:innen "verpflichtende Schulungen zur Verdachtsberichterstattung" geben.

Nach Aussage von rbb-Intendantin Ulrike Demmer ist es bei dem angekündigten Kostenrahmen von 60.000 Euro geblieben. Durch den Einsatz der externen Prüfer sollte sichergestellt werden, dass die Untersuchung unabhängig erfolgt. Der Sender teilte zudem mit, dass nach "Vorlage des detaillierten Berichts" ein Maßnahmenpaket geschnürt werde, "mit dem die Glaubwürdigkeit der verlässlichen und unabhängigen Berichterstattung des rbb wieder hergestellt werden kann".

Sendung: rbb24 Abendschau, 03.04.2025, 19:30 Uhr

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