Silvester in Berlin und Brandenburg - Schäden durch Kugelbomben lösen Debatte über Grenzkontrollen aus

Do 02.01.25 | 19:15 Uhr
  227
Symbolbild: Beamte der Bundespolizei kontrollieren ein Fahrzeug. (Quelle: dpa/Marius Becker)
dpa/Marius Becker
Video: rbb24 Abendschau | 02.01.2025 | Boris Hermel | Bild: dpa/Marius Becker

Grenzkontrollen, Verkaufsverbot, Änderungen des Waffenrechts: Nach der Silvesternacht mit Toten, Verletzten und schweren Schäden - unter anderem durch Kugelbomben - wird erneut diskutiert, wie in Deutschland mit Feuerwerk umgegangen werden soll.

  • CDU-Politiker Dregger fordert stärkere Kontrollen an östlicher Grenzen
  • Berliner Regierender Wegner gegen Böllerverbot
  • Innensenatorin Spranger plädiert für weitere Böller-Einschränkungen
  • Grüne fordern Böllerverkaufsverbot

Nach den schweren Schäden durch Kugelbomben in der Berliner Silvesternacht verlangt die CDU Konsequenzen. Der innenpolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, forderte gegenüber dem rbb strengere Grenzkontrollen, um die Einfuhr solcher Sprengkörper zu verhindern. "Der Import verbotener Feuerwerkskörper - Kugelbomben - aus dem östlichen Ausland muss durch noch schärfere Grenzkontrollen unterbunden werden", sagte er im rbb24 Inforadio am Donnerstag.

Wegner gegen grundsätzliches Böllerverbot

Weil Kugelbomben in Deutschland nicht frei verkäuflich seien, würden diese aus Polen oder Tschechien eingeschmuggelt, so Dregger weiter. Mit diesen Ländern müsse man nun über Lösungen sprechen.

Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach sich für strengere Grenzkontrollen aus, um die Einfuhr von Kugelbomben zu verhindern: "Die Einfuhr sogenannter Kugelbomben, die in Deutschland bekanntlich schon verboten sind, ist nur mit schärferen Grenzkontrollen zu verhindern", sagte der CDU-Politiker.

Ein Böllerverbot lehnte der Regierungschef indes ab. "Die allermeisten Berlinerinnen und Berliner haben den Jahreswechsel friedlich gefeiert. Warum sollten wir ihnen und ihren Familien eine fröhliche Silvesternacht mit traditionellem Feuerwerk versagen?", so Wegner. Eine Verschärfung des Waffenrechts hält er aber für sinnvoll. Für Schreckschuss-, Reizgas- oder Signalwaffen sollte nach Meinung Wegners künftig der kleine Waffenschein inklusive Sachkundenachweis verlangt werden.

Innensenatorin spricht sich für Feuerwerksverbot aus

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) betonte bereits in der Silvesternacht, dass sie sich dafür einsetzt, das Waffenrecht anzupassen. "Ich plädiere auch bei den anderen Innenministern immer dafür (...), dass wir das Waffenrecht so verändern, dass wir die Möglichkeit haben, Ausnahmeregelungen für die Länder hinzubekommen, dass wir selber entscheiden können, wie mit Böllern umzugehen ist", so Spranger. Einige Bezirke seien außerdem auf sie zugekommen, ob man Böllern nicht auf einzelne Plätze beschränken könne, auf denen friedliches Feuerwerk zugelassen sei, berichtete die Senatorin weiter.

Sie unterstütze Forderungen nach einem generellen Feuerwerksverbot, so Spranger weiter: "Dafür will ich in Berlin zentrale Orte, sogenannte Pyro-Erlaubniszonen, bestimmen, an denen das Abbrennen von Feuerwerk erlaubt ist." Dazu werde sie zeitnah mit den Spitzen von Polizei und Feuerwehr beraten", sagte die Senatorin.

Zudem kündigte Spranger Gespräche mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an: "Ich werde mich auch im Berliner Senat dafür einsetzen, dass wir erneut eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen, um den Behörden zu erlauben, den privaten Gebrauch von gefährlicher Pyrotechnik wie Verbundfeuerwerkskörper einzuschränken."

Grünen fordern Böllerverkaufsverbot

Am Neujahrestag bekräftigten die Berliner Grünen ihre Forderung nach einem kompletten Verkaufsverbot für Feuerwerk. "Die Frage ist, wieso wir als Gesellschaft für eine Nacht des Böllerns bereit sind, unzählige Kollateralschäden für Mensch, Tier und Umwelt in Kauf zu nehmen", sagte der innenpolitische Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Vasili Franco. "Die Ankündigung von harten Strafen verhindert offensichtlich nicht, dass im Windschatten von legalem Sprengstoff auch Kugelbomben oder selbstgebauter Sprengstoff explodiert, der massive Verletzungen und Schäden verursacht", so der Grünenpolitiker.

"Skandal, so gefährliche Materialien online bestellen zu können"

Auch die Gewerkschaft der Polizei forderte erneut ein Verbot für den Verkauf von Pyrotechnik für Privatpersonen. "Da führt kein Weg dran vorbei", sagte Benjamin Jendro, Sprecher des Landesverbandes der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Sollte das Thema auf Bundesebene nicht durchsetzbar sein, fordere die GdP von der Berliner Landespolitik mehr eigene Maßnahmen. Laut Jendro kann es demnach stärkere Beschränkungen beim Verkauf von Böllern und zentrale Veranstaltungen etwa auf dem Tempelhofer Feld geben: "So kann man Leute von der Straße ziehen."

Anita Kirsten, die Brandenburger GdP-Vorsitzende, äußerte sich im Gespräch mit dem rbb ähnlich: "Mich ärgert, dass wir uns immer erst nach Silvester damit beschäftigen. Wir können uns 364 Tage im Jahr rund um Silvester kümmern. Wir haben europäische einheitliche Richtlinien, wenn es um Feuerwerk geht. Das können wir jetzt schon angehen".

Felix Martens, der Sprecher des Bundesverbands Pyrotechnik, sagte im rbb, dass es ein Skandal sei, so gefährliche Materialien einfach online bestellen zu können. "Im Prinzip sind das wenige Klicks. Sie gehen in einen Onlineshop, die befinden sich meist im Ausland, und können das innerhalb weniger Minuten bestellen und innerhalb weniger Tage ist es bei Ihnen."

Kugelbomben sind wegen ihrer hohen Explosionskraft nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen. Fachleute beobachteten über den Jahreswechsel in Berlin, dass solche gefährlichen Sprengkörper vermehrt und oft unkontrolliert explodierten. Zahlreiche Menschen wurden dabei zum Teil sehr schwer verletzt. In Schöneberg wurden durch die Wucht einer Detonation Häuserfassaden und Autos schwer beschädigt, viele Fensterscheiben gingen auch in anderen Stadtteilen zu Bruch. 36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar.

Sendung: rbb24 Abendschau, 02.01.2025, 19:30 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 03.01.2025 um 11:11 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

227 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 227.

    Diese Kugelbomben dürfen bereits in Polen garnicht an Privatpersonen verkauft werden. Aber das Geld lockt natürlich.
    Da muss direkt mit den Produzenten geklärt werden, wie die Kanalisierung zum eigentlich berechtigten Kunden funktionieren muss. Dann braucht es auch keine Kontrollen.

  2. 225.

    Was soll da lange über Jahre debattiert werden?? Kontrolle und fertig. Falles es dieses Kasperltheater überhaupt begreift.

  3. 224.

    Ich weis nicht weshalb man sich so Aufregt, Verbote gab es ja schon im Rahmen der Pandemiemaßnahmen. Es war kaum festzustellen das weniger in die Luft ging und da war ja auch wieder die Doppelmoral.

    Die meisten Bürger gehen mit Pyrotechnik vernünftig um und mit verboten werden wir ein Gesellschaftliches Problem nicht lösen. Eine Verschärfung von Gesetze trifft mal wieder die überwiegende Mehrheit die sich an die Regeln hält und der andere Rest interessiert sich ohnehin nicht für Gesetze.

  4. 222.

    Gerne in meiner Wohngegend. Auch wenn mir selber die Pyrotechnik zu teuer ist, erfreue ich mich doch an dem von anderen gezündeten Feuerwerk.

  5. 220.

    Andreas-:
    "Naja es sind in Kürze Wahlen.
    Da scheut man sich offenbar nicht jede Gelegenheit zu nutzen um sich zu profilieren.
    Ein Verbot von allem ..."

    Wer will denn ALLES verbieten? Niemand!

    "... weil etwas was bereits verboten ist benutzt wurde. Irgendwie wäre das so als würde jemand erschossen werden und man dann eine Waffenverbotszone einrichten würde. Mir scheint es gibt reichlich leichtgläubige die diesem Unsinn auch noch mit Beifall begrüßen."

    Also, nach Ihrer Logik sollte man keinerlei Waffen (auch keine Schusswaffen) verbieten, weil sich nicht alle an das Verbot halten. Das erscheint mir als der größere Unsinn!

    Andreas-:
    "Aber man kann ja mal schauen wie es am 1. Mai wird… da wird sicher nicht ein Böller gezündet werden… ist ja verboten.
    Da gibt es sogar ein Verkaufsverbot…. Aber auch das wird die „Verbotsjünger“ nicht eines besseren Belehren."

    Also NICHTS verbieten? Alle (Schuss)Waffen erlauben?

  6. 219.

    Schlimm sowas:
    "Antwort auf [Norbert ] vom 02.01.2025 um 15:08
    "Ich bin für ein Böllerverbot. Das heißt ja nicht, dass es kein Feuerwerk mehr geben darf, nur halt organisiert."
    Und wo soll das dann stattfinden ..."

    z.B. Tempelhofer Feld, Brandenburger Tor (auf der einen Seite dieses Volksfest für den, der es braucht, auf der anderen Seite Feuerwerk) etc. pp.

    "... und was ist mit den Menschen und Tieren, die dort leben? Sind die Ihnen egal, weil es Sie nicht betrifft?"

    Die Menschen und Tiere, die dort leben, werden doch auch schon jetzt durch die vielen privaten Feuerwerke belästigt. Es ist doch besser, wenn Menschen und Tiere nur an wenigen Orten belästigt werden, als wenn sie überall belästigt werden!

    Auf dem Tempelhofer Feld und am Brandenburger Tor wohnen keine Menschen. Auf dem Pariser Platz gibt es keine Natur und Tiere.

  7. 218.

    Jedes Jahr das selbe bla bla nach
    Sylvester und nichts wird geschehen,
    die Mehrheit der Bevölkerung möchte
    die Knallerei nicht, aber der Regierung
    ist das egal, Sie brauchen ja die Einnahmen

  8. 217.

    Warum wurden die Pyro-Artikel bereits seit Anfang Dezember in vielen Geschäften verkauft ? Bei uns zieht sich der Jahreswechsel akustisch über mind. 3 Tage hin. Am 31.12. sind bereits seit 17 Uhr ohne Unterbrechung Dauersalven in die Luft gejagt worden, das Fensterbrett hat dauer-vibriert,19 Uhr hatte ich die Nase bereits gestrichen voll, vom Fernsehen kein Wort mehr verstanden, Oropax ohne Wirkung, 22 Uhr schon nicht mehr das gegenüberliegende Haus im Feinstaubnebel erkannt, Vögel und Haustiere sind total panisch geflüchtet ... Das hat mit einer Feier und einem würdigem Ausklang nichts mehr zu tun ! Deshalb: Unterschreibt die Petitionen, Feuerwerk nur noch kommunal zu veranstalten, so wie es in anderen Ländern schon lange funktioniert !

  9. 216.

    Ich könnte glatt wetten: alle reden jetzt wieder, schieben die Entscheidung hin und her, der ist nicht zuständig, die dürfen es nicht entscheiden und am Ende passiert wie immer: nichts! Bombiges neues Jahr dann 2026 ….

  10. 215.

    Achso ist das…. Und ich dachte diese Art der Böller dürfen weder eingeführt, verkauft noch benutzt werden… aber ist schon klar das sie ein Verbot wollen…. was denken sie was das Verbot bei diesen Böllern dann bewirkt ?
    Und jetzt können wir gern über Bildungsprobleme reden.

  11. 214.

    Kleine Ergänzung: auch wenn die Berliner CDU das immer noch nicht wahrhaben will, haben sich auch schon andere Landesverbände dieser Partei pro Verbot ausgesprochen. Ging heute Abend auch durch die Nachrichten.

  12. 213.

    Ich finde auch Böllerverbot komplett,in gesamt Berlin,den an 1 und 2 Januar knallen die immer noch,das bei uns in Hellersdorf und die Tiere leiden wirklich sehr darunter die Angst haben..
    Hab auch Tiere deshalb bin ich dafür,also Leute lasst alle Unterschriften sammeln das wir damit durchkommen,und das schaffen wir.

  13. 212.

    Kann man das Arabisch im Video übersetzen bitte. Was wurde das vorher besprochen und was nachher. Wie dumm kann ein Mensch sein? War das Absicht oder Zufall mit dem Fenster?

  14. 211.

    "Ich bin für ein Böllerverbot. Das heißt ja nicht, dass es kein Feuerwerk mehr geben darf, nur halt organisiert."
    Und wo soll das dann stattfinden und was ist mit den Menschen und Tieren, die dort leben? Sind die Ihnen egal, weil es Sie nicht betrifft?

  15. 210.

    Soviel zur Diskussion um Böller. Auch mit Raketen kann man immense Schäden anrichten. Es muss wohl ein radikales Verbot her.

  16. 209.

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/in-der-neukollner-weserstrasse-berliner-influencer-schiesst-rakete-in-wohnung--und-lasst-sich-filmen-12951784.html

    Mal sehen, wann der RBB es aufgreift

  17. 208.

    Das ist ekelhaft und egoistisch, dumm. Der Mann hat mit Absicht die Rakete in eine Wohnung geschossen, es hätten JKinder da sein können! das ist schonschwere Brandstiftung in Tateinheit mit in Kaufnahme von fahrlässiger Tötung. Das wird für ihn eine harte Strafe geben, zu recht.

Nächster Artikel