"Angriff auf europäische Grundwerte" - Brandenburger Grüne drängen auf Ende der Grenzkontrollen zu Polen

Fr 03.01.25 | 16:26 Uhr
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Zollbeamte kontrollieren Autos beim Grenzübergang Frankfurt (Oder)
rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 01.01.2024 | Felicitas Montag | Bild: rbb

Die Brandenburger Grünen haben ein Ende der festen Kontrollen an der Grenze zum Nachbarland Polen gefordert. "Die derzeitigen Grenzkontrollen sind rechtlich nicht haltbar und ein offener Angriff auf die europäischen Grundwerte", kritisiert die Landesvorsitzende der Grünen Alexandra Pichl in einer schriftlichen Stellungnahme - auch mit Blick auf den EU-Ratsvorsitz von Polen.

"Schleusernetzwerke werden nicht gestoppt, sondern weichen auf gefährlichere Routen aus", wird Pichl zitiert. Stattdessen gebe es negative Folgen für Pendler und die Wirtschaft.

Die neue SPD/BSW-Koalition in Brandenburg unterstützt hingegen die Fortsetzung der Kontrollen an der Grenze zu Polen - das hat sie in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Belastung für polnische Unternehmer

Die ARD hatte kürzlich über Probleme durch die Kontrollen berichtet [tagesschau.de], wie beispielsweise für die Restaurantbetreiberin Aleksandra Wypij aus Slubice. Immer wieder gebe es kilometerlange Staus, kritisierte sie gegenüber dem rbb. Vor allem Unternehmer auf dem Basar (auch "Polenmarkt") hätten aktuell Probleme. Viele Kunden, die früher aus größeren Entfernungen zum Basar gekommen seien, würden nicht mehr anreisen, "weil die wissen, dass sie auf den Rückweg mit fünf oder sechs Stunden Stau rechnen müssen", so Wypij.

Frankfurts Oberbürgermeister für Kontrollen - mit besserer Organisation

Der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), René Wilke sagte dem rbb, er wünsche sich langfristig eine europäische Lösung: "Das ist schon eine Belastung für das deutsch-polnische Verhältnis, das kann man einfach nicht schönreden, das ist so. [...] Aber es ist natürlich etwas, was die Stimmungslage insofern prägt, als dass gerade unsere polnischen Freundinnen und Freunde in Slubice sehr stark darunter leiden."

Wilke hält die Kontrollen dennoch für wirksam. Die Grenz-Infrastruktur an der Autobahn müsse allerdings angepasst werden: "Ein Ausbau an der Kontrollstelle wird dann eben auch auf der Autobahn notwendig sein, wenn die Kontrollen fortgesetzt werden."

Mehr unerlaubte Einreisen festgestellt

An den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz gibt es seit Oktober 2023 stichprobenartige Kontrollen der Bundespolizei. Grenzkontrollen sind im Schengen-Raum eigentlich nicht vorgesehen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will durch die Maßnahme die irreguläre Migration nach Deutschland eindämmen.

Dabei spielen Zurückweisungen, die zuvor nicht möglich waren, eine zentrale Rolle. So wurden von Oktober 2023 bis August 2024 10.974 unerlaubte Einreisen an der deutsch-polnischen Grenze in Brandenburg und am Flughafen BER festgestellt, rund 300 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dabei wurden 5.100 Personen zurückgewiesen.

Insgesamt gab es an den Landgrenzen im Süden und Osten von Mitte Oktober 2023 bis zum 20. Oktober 2024 nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 57.000 unerlaubte Einreisen und rund 33.000 Zurückweisungen. Außerdem sind bei den Kontrollen bisher rund 1.400 Schleuser aufgeflogen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 03.01.2024, 10:30 Uhr

Mit Material von Felicitas Montag

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22 Kommentare

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  1. 22.

    legt den Finger in die Wunden. Ich dachte es heißt auf die Wunde - allerdings ist mir nach Ihrer Ausführung klar, warum die Wunden nicht heilen. Wenn man permanent in Wunden herumstochert, die entstanden sind, weil Ideologie und Beharren auf Standpunkten (im Volksmund Rechthaberei genannt) werden Wunden nie verheilen und neue entstehen. Das Thema Grenzschutz hat sich sprichwörtlich einen Wolf gelaufen, da kann man sich den Schritt eincremen oder einfach zur Einsicht kommen, dass Schengen von den Problemen im Jetzt überrollt wurde und Frontex nie funktionierte. Ein Sprichwort sagt: Gute Zäune machen gute Nachbarn. Es gibt sogar Länder, die das erkannten.

  2. 21.

    Ich erlaube mir mal ihren Satz umzuformulieren.
    Grün legt als einzige Partei den Finger in die Wunden, an deren Entstehung sie selbst mitgewirkt hat.

  3. 20.

    Ja, da werden sie sicher Recht haben. Der Planet Erde wird sich in Luft auflösen, wenn wir in Deutschland nicht endlich ein Tempolimit einführen.
    Aber was hat das mit dem Thema Grenzschutz zu tun?

  4. 19.

    Sieht man ja am Verhalten des übergriffigen Herrn Gelbhaar aus Berlin und am Totschweigen der Vorfälle durch seine Parteifreunde.

  5. 18.

    Damit noch mehr gefâhrliche Böller übet die Grenze kommen.Die Grünen verstehe wer will.Ich habe die noch nie gewählt und werde das auch nie tun.Eine ganz komische Partei,deren Parteispitze dem Draht zum Volk völlig abhanden gekommen ist.

  6. 17.

    Grün legt als einzig ernstzunehmende Partei den Finger in die Wunden: Wenn nicht endlich heute noch die Klimawarnungen ernstgenommen und umgesetzt werden, wird es morgen keinen Planeten Erde mehr geben. Selbst dann ist Schluß mit Kugelbomben"spaß".

  7. 16.

    Die Grünen sind noch lange nicht weg, die wollen sich ja neu erfinden.

  8. 15.

    Da haben wir’s wieder: die Grünen haben nichts begriffen und sind einfach nur naiv. und realitätsfern. Nicht wählbar.

  9. 14.

    Ich muss zugeben, dass ich auch eine Zeit lang Grün gewählt habe.
    Das würde ich aber bei den jetzigen Grünen auf keinem Fall mehr machen.

  10. 13.

    Interessant vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über die Sprengmittel.

  11. 12.

    Wegen Schengen. Grundsätzlich sollen man an den Grenzen unkontrolliert rüber und nüber können.

  12. 11.

    Wieder ein Grund mehr, niemals Grün zu wählen!

  13. 10.

    Roter Strich im Kalender - eine Forderung der Grünen, der ich zustimme. Allerdings hat das eine Bundesregierung beschlossen, der die Grünen selbst angehören.

  14. 9.

    Sie werden nur zurückgewiesen, wenn Sie noch an der Grenze sind und nicht Asyl rufen. Sind Sie erstmal drin, sind sie drin und werden auch nicht zurückgebracht.

  15. 8.

    Ich weiß wirklich nicht, wo die Grüne Partei ihr Problem hat. Gesicherte Grenzen und vor allem nicht noch das ganze Desaster schüren !

  16. 7.

    Frau Pichl möge bitte von ihrem Elfenbeinturm herab schreiten . Danke!

  17. 6.

    Wenn so viele unerlaubte Einreisen gestoppt werden konnten, dann muss die Organisation verbessert werden

  18. 5.

    Wahlergebniss für diese
    " Grünen " sagt doch wohl alles....

    ".........halten"

  19. 4.

    Warum sind die Grünen nur noch beim RBB ein Thema?
    Die sind raus aus dem Parlament und haben nichts mehr zu sagen in Brandenburg.
    Könnt ihr endlich mal abschließen.

  20. 3.

    Die Grenzkontrollen müssen intensiviert werden und eine konsequente Überwachung der Grenze durch die Bundespolizei erfolgen.

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