2. Fußball-Bundesliga - Mit Reese nach Andalusien: Hertha vor dem Projekt Rückrunde
In der Hinrunde blieben die Leistungen von Hertha BSC hinter den Erwartungen zurück. Ab Samstag bereitet sich die Mannschaft nun im Trainingslager auf die Rückrunde vor. Hoffnung machen prominente Rückkehrer, ein Saison-Aus trübt aber die Stimmung. Von Antonia Hennigs
Benjamin Weber will drei Dinge sehen: Konzentration, Konsequenz, Konstanz. In einer Medienrunde am Freitag unterstrich der Hertha-Sportdirektor, dass ihm gerade diese Attribute in der Hinrunde gefehlt hätten. Der Aufbau war zu langsam, das Spiel zu berechenbar, Dominanz war - trotz Vorteilen wie Überzahl – selten vorhanden. Die Hinrunde beendete die Mannschaft mit 22 Punkten auf Platz 12 - mit sieben Punkten Abstand auf einen direkten Aufstiegsplatz.
Für die Umsetzung der Marschroute setzt der Sportdirektor auf Rückkehrer. Angesprochen auf mögliche Verstärkungen durch Transfers, erwiderte er, Verstärkungen habe man beim Trainingsauftakt am Donnerstag bereits gesehen. Kevin Sessa und Luca Schuler, die zuletzt wegen Muskelverletzungen ausfielen, waren zurück auf dem Platz. Auch Linus Gechter - nach Wadenproblemen - und Fabian Reese - nach Sprunggelenksproblemen - waren dabei und trainierten individuell.
Zu Transferbemühungen ließ Weber zunächst keine Details durchblicken: "Es ist unsere Aufgabe, uns natürlich auch im Januar umzuschauen. Aber der Blick geht bei uns auch immer ein bisschen in Richtung Budget und wirtschaftlichen Möglichkeiten." Das Vertrauen in die aktuelle Mannschaft sei jedenfalls da.
Weber vermisst die Gier
16 Tage bleiben bis zum ersten Spiel der Rückrunde - dann muss Hertha nach Paderborn, mit 28 Punkten ein direkter Konkurrent um den Aufstieg. Aber wird das Wort Aufstieg bei Hertha überhaupt noch in den Mund genommen? "Wir sind die letzten Monate nie gut damit gefahren, wenn wir zu weit nach vorne geschaut haben", erklärte Weber und betonte erneut die die drei Grundpfeiler: "Dass wir konzentriert arbeiten, dass wir konstanter spielen und in den Spielen die Konsequenz an den Tag legen."
Wirklich gute Spiele aus der Hinrunde könne man an einer Hand abzählen. Und das sei das große Problem. Weber ist sich sicher: "Wir haben das Potenzial definitiv in unseren Reihen, um oben mitzuspielen." Aber es seien "brutal viele individuelle Fehler" gemacht worden, man habe ab einem gewissen Punkt im Spiel zu oft den Faden verloren. "Es geht um diese Gier", sagte er. Die müsse wieder her.
Hoffnung und Vorsicht bei Reese
Ein zusätzlicher Stürmer könnte dabei helfen, stabiler zu punkten und das Potenzial zu erhöhen. Hertha halte die Augen offen nach einer Option, die budgetär möglich ist und die nötige Qualität mitbringt, so Weber. Aber der Typ Spieler sei auch bei anderen Vereinen gefragt. Ob eine Leihe von Haris Tabakovic, der erst im Sommer nach Hoffenheim abgegeben wurde, eine Option sein könnte? Hier gab es eine deutliche Antwort: "Das ist eher schwierig - muss man ehrlicherweise sagen."
Hoffnung mache ihm die Rückkehr von Kevin Sessa, der bereits zeigen konnte, was er dem Hertha-Spiel geben kann, wenn er gesund bleibt. Und auch Shooting-Star Fabian Reese: "Es sieht wirklich positiv aus", äußerte er sich zum Gesundheitszustand des 27-Jährigen. Reese wird mit nach Andalusien ins Trainingslager reisen. Weber gehe davon aus, dass er sich dort täglich steigern kann. Wichtig sei aber weiterhin: mit Vorsicht. "Eigentlich muss man ihn mit dem Gurt auf der Bank festschnallen", erklärte er schmunzelnd. Reese sei voller Motivation. Und trotzdem müsse man die Erwartungen nach fast vier Monaten Pause drosseln.
Dudziak fällt monatelang aus
Eine Hiobsbotschaft hatte Weber bei der Personalie Jeremy Dudziak zu verkünden. Der 29-Jährige war bereits seit September ausgefallen, nun sehe es sogar so aus, als sei die Saison für ihn gelaufen: "Jerry hatte lange mit Muskelproblemen zu tun. Als Ursache hat sich dann eine Problematik im Hüftgelenk herausgestellt.", erklärte Weber. Aus diesem Grund sei Dudziak bereits im Dezember operiert worden und keine Option für die kommenden Monate.
An der Seitenlinie wird weiterhin Cristian Fiél stehen. Weber verriet, dass er überrascht gewesen sei, dass sich zum Ende der Hinrunde eine Trainerdiskussion in der Öffentlichkeit entfacht hat. Vor allem für die positive Entwicklung von Spielern wie Ibo Maza, Linus Gechter und Michal Karbownik seien Fiél und sein Trainerteam hauptverantwortlich.
Beim Thema Ibo Maza wollte Weber das Wort "unverkäuflich" zwar nicht in den Mund nehmen, aber für den Winter sei ein Transfer kein Thema: "Wir wissen, was wir an ihm haben. Er weiß, was er an uns hat. Deswegen bin ich da sehr optimistisch." Das umworbene Hertha-Talent überzeugte in den letzten Monaten dermaßen, dass sogar Vereine wie Manchester City ihr Interesse bekundet haben sollen.
Heimschwäche wurde viel besprochen
Auf das erste Rückrundenspiel in Paderborn folgt das Heimspiel gegen den Hamburger SV, ein weiterer Konkurrent um den Aufstieg. Es gebe keine klare Zielvorgabe für die ersten Spiele, erklärte Weber, aber klar ist auch: Hertha benötigt eine fast perfekte Rückrunde, um beim Thema Aufstieg mitreden zu können. Es wäre für die Köpfe der Spieler also enorm wichtig, mit Erfolgserlebnissen in die Rückrunde zu starten, vor allem im Olympiastadion. Die Heimschwäche sei im Verein und der Mannschaft ein großes Thema gewesen, machte Weber deutlich. Das zu ändern, sei ein klares Ziel für die zweite Saisonhälfte.
Nach der Weihnachtspause verspüre er gute Stimmung im Team. Ein paar Tage rauskommen, habe gutgetan. Am Samstag hebt der Flieger nach Andalusien ab. Eine Woche Trainingslager und ein Testspiel gegen Sandhausen stehen an. Weber fordert: "Die gute Stimmung soll die nächsten 16 Tage vor allen Dingen durch Fokus geprägt sein." Fokus auf Konzentration, Konsequenz und Konstanz.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.01.24, 15:15 Uhr