2. Fußball-Bundesliga - rbb|24-Hertha-Awards 2024: Vom Durchstarter bis zur Enttäuschung des Jahres

Mo 30.12.24 | 08:01 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Michael Cuisance (l.), Ibrahim Maza und Jonjoe Kenny von Hertha BSC. (Foto: Foto: IMAGO / Zink / JanHuebner)
Bild: Foto: IMAGO / Zink / JanHuebner

Hertha BSC hat einmal mehr ein ereignisreiches Jahr hinter sich. Auch 2024 haben sich viele Fußballer in Blau-Weiß ins Rampenlicht gespielt - ob positiv oder negativ. Marc Schwitzky vergibt für rbb|24 die Preise.

Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat ein sehr turbulentes Jahr 2024 mit vielen Höhen und Tiefen hinter sich, auch oder vor allem sportlich. Auf eine ernüchternde Rückrunde unter Ex-Trainer Pal Dardai, die auf Tabellenplatz neun endete, folgte der Wechsel zu Cristian Fiél. Unter dem 44 Jahre alten neuen Chefcoach stellten sich zunächst vielversprechende spielerische Ansätze ein, doch auch das halbe Jahr unter Fiél färbte sich mit der Zeit immer gräulicher - mit der Zwischenbilanz von Platz zwölf nach der Hinrunde.

Die durchwachsene Bilanz der Berliner zeigt sich auch in den unterschiedlichen Entwicklungen einzelner Spieler in Blau-Weiß. Neben einigen positiven Geschichten gibt es auch Enttäuschungen. Eine Auswahl.

Der Durchstarter: Ibrahim Maza

"Was ihn auszeichnet, ist die Liebe zu diesem Spiel. Er braucht nicht viel, er braucht nur den Ball, das macht ihn glücklich", charakterisierte Trainer Cristian Fiél seinen Schützling Ibrahim Maza im August. Nach der abgelaufenen Hinrunde steht der Youngster in seiner erst zweiten Profi-Saison bereits bei elf direkten Torbeteiligungen in 20 Spielen (in Liga und Pokal).

Dass der gebürtige Berliner ein ganz besonderes Talent hat, war bereits in der vergangenen Spielzeit zu erkennen, doch fehlende Erfahrung und eine langwierige Verletzung ließen es den Offensivspieler eher in Ansätzen zeigen. Unter Fiél ist das Hertha-Eigengewächs regelrecht explodiert und zum wichtigsten Unterschiedsspieler der Blau-Weißen geworden.

Herthas Ibrahim Maza bejubelt einen Treffer seiner Mannschaft. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)
Herthas Ibrahim Maza bejubelt einen Treffer seiner Mannschaft. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)Bild: IMAGO / Matthias Koch

Abseits des Feldes eher schüchtern, ist sein Spiel von großem Mut geprägt. Mit Technik, Spielwitz, Flair und auch einer überraschenden Robustheit verkörpert der Angreifer die typische "Käfigkicker"-Attitüde Berlins und stellt jeden Gegner vor große Probleme. Maza kann jederzeit das ganz Besondere kreieren, das ein Stadion raunen lässt.

Mit seiner Vertragsverlängerung im August hat Maza ein Ausrufezeichen hinter seine Verbundenheit mit Hertha und Berlin gesetzt. Dennoch wird es das Eigengewächs früher oder später in die große Fußballwelt ziehen, das steht bereits außer Frage. Bis dahin wird Maza Bein, Kopf und Gesicht dieser Hertha-Mannschaft sein.

Die Konstante: Jonjoe Kenny

Die Hinrunde von Hertha BSC war von großer Inkonstanz geprägt. Nur ein Spieler macht, wie schon in der vergangenen Saison, unverhohlen zuverlässig sein Ding: Jonjoe Kenny. Der englische Rechtsverteidiger ist eine absolute Säule des Teams, fällt nahezu nie unter ein gewisses Leistungsniveau und erinnert dahingehend immer mehr an Vorgänger Peter Pekarik. Dass Kenny stets in der Startelf steht, steht völlig außer Frage.

Jonjoe Kenny bejubelt seinen Treffer gegen den Hamburger SV. (Foto: IMAGO / KBS-Picture)
Jonjoe Kenny bejubelt seinen Treffer gegen den Hamburger SV. (Foto: IMAGO / KBS-Picture)Bild: IMAGO / KBS-Picture

Mit sieben direkten Torbeteiligungen zeigt der 27-Jährige, welch große Offensivqualitäten er für Zweitliga-Verhältnisse besitzt. Zugleich gehört Kenny zu den defensiv besten Außenverteidigern der Liga. Ob erfolgreiche Tacklings, abgefangene Bälle, defensive Klärungsaktionen oder verteidigte Dribblings – Herthas Rechtsverteidiger steht stets unter den besten 30 Abwehrspielern der gesamten 2. Bundesliga. Das macht Kenny zu einem teils unbemerkten, aber stets abliefernden Faktor für die "alte Dame". Dass Herthas Leistungen so sehr schwanken, liegt in keinem Fall an dem gebürtigen Liverpooler.

Die Hoffnung: Fabian Reese

Dass Fabian Reese nach nur drei Joker-Einsätzen im November und Dezember erneut wochenlang angeschlagen fehlt, zeigt womöglich am besten auf, wie sehr er selbst und Hertha nach seiner Rückkehr gierten – es ging vermutlich etwas zu schnell.

Dass alle in Berlin nach seiner Verletzung in der Vorbereitung ungeduldig auf das Comeback von Reese warteten, versteht sich von selbst. In 35 Pflichtspielen der Vorsaison sammelte er mit 13 Toren und 17 Vorlagen herausragende 30 direkte Torbeteiligungen, nun aber musste er lange aussetzen – und dabei tut den Berlinern kein Ausfall so sehr weh.

Hertha-Spieler Fabian Reese lässt sich von den Fans feiern. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)

In der Vorsaison war Reese nicht nur der Spieler mit den meisten Vorlagen der zweiten Liga, er absolvierte auch die meisten sogenannten progressiven Läufe mit Ball. Zudem gewann der 26-Jährige ligaweit mit großem Abstand die meisten Offensiv-Zweikämpfe. Kein Spieler führte den Ball öfter ins letzte Angriffsdrittel oder den gegnerischen Strafraum, mit 5,38 Aktionen pro Spiel, die einen Torschuss erzeugten, bewegte sich Reese auf seiner Position in der Elite.

Es ist also klar, dass die Rückkehr Reeses im Januar mit großer Hoffnung verbunden sein wird. Ist der Flügelspieler fit und frisch, macht er regelmäßig den Unterschied aus – ein unverzichtbarer Faktor für den Versuch, noch einmal in das Aufstiegsrennen einzugreifen.

Die Entdeckung: Michael Cuisance

Zugegeben, den Namen Michael Cuisance kennen die meisten deutschen Fußballfans durch dessen Stationen bei Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern München. Dahingehend ist der Franzose also keine Entdeckung mehr.

Allerdings galt Cuisance bereits als abgeschrieben, als schlampiges Genie, das den Profi-Fußball nicht ernst nimmt und deshalb kaum noch stattfindet. Jahrelang unterbot der Mittelfeldspieler sein großes Potenzial durch fehlende Professionalität. Und bei Hertha, wo er im Sommer anheuerte, sollte plötzlich alles besser werden?

Ja, lautet die Antwort nach einer Halbserie. Cuisance, der in der vorigen Saison beim VfL Osnabrück bereits eine Entwicklung andeutete, gehört bei den Blau-Weißen zu den willigsten Spielern im Kader. Der 25-Jährige ist reifer geworden, hat verstanden, dass Talent allein nicht reicht und sein Leben umgestellt. Er hat einen eigenen Athletiktrainer, Privatkoch und Mentalcoach.

Michael Cuisance bejubelt seinen Treffer für Hertha BSC. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)Michael Cuisance bejubelt seinen Treffer für Hertha BSC. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Die Anpassungen tragen Früchte: Cuisance gehört zu den klaren Leistungsträgern der Berliner, erzielte fünf Tore und gab vier Vorlagen in 18 Spielen in Blau-Weiß. Er paart seine herausragende Technik und Übersicht mittlerweile mit der nötigen Laufstärke und Zweikampfhärte. Auch wenn die zweite Hälfte der Hinrunde schwächer war, hat Cuisance sich wieder einen besseren Namen in Fußball-Deutschland gemacht.

Die Wundertüte: Derry Scherhant

An guten Tagen ist Derry Scherhant kaum aufzuhalten. Sein Tempo und seine mutigen Dribblings können Verteidiger vor große Probleme stellen. Mit seiner Wendigkeit schlängelt sich der Linksaußen immer wieder grazil durch die Abwehrreihen, seine Schusstechnik kann herausragende Tore produzieren. Seine Entscheidungsfindung und defensive Arbeitsmoral haben sich unter Fiél, der sehr auf den 22 Jahre alten Flügelstürmer setzt und ihm viel Spielzeit gibt, sichtlich verbessert.

Herthas Derry Scherhant bejubelt seinen Treffer gegen Kaiserslautern. (Foto: IMAGO / Eibner)Herthas Derry Scherhant bejubelt seinen Treffer gegen Kaiserslautern. (Foto: IMAGO / Eibner)

Doch es gibt auch den anderen Scherhant. Den Spieler, der stets mit dem Kopf durch die Wand will, der sich ziellos festdribbelt und der den Kopf nicht hochnimmt, um den besser postierten Mitspieler zu bedienen. Szenen, in denen sich Mitspieler über Scherhants egoistische Spielweise aufregen, gibt es zuhauf. So gelingt es dem gebürtigen Berliner noch zu selten, mehrere gute Spiele aneinanderzureihen.

Viel eher schiebt sich ein äußerst frustrierender Auftritt dazwischen, bei dem Scherhant einfach nichts gelingen will und er dennoch das Rampenlicht für sich beansprucht. Gelingt es dem Angreifer noch öfter, durch das Erfüllen einfacher Aufgaben eine Konstanz zu entwickeln, kann aus der Wundertüte eine Säule werden. Der 22-Jährige scheint zumindest auf dem richtigen Weg zu sein, im Kalenderjahr 2024 ist eine klare Entwicklung erkennbar.

Die Enttäuschung: Jon Dagur Thorsteinsson

Zwölf Einsätze, sechs von Beginn an, 560 gespielte Minuten – und noch keine einzige direkte Torbeteiligung. So lautet die bislang magere Bilanz von Jon Dagur Thorsteinsson. Der Isländer wechselte im Sommer zwar erst sehr spät, doch der Flügelangreifer kam immerhin mit einer Empfehlung von 40 A-Länderspielen und 31 direkten Torbeteiligungen in 76 Spielen für Ex-Klub Leuven in der ersten belgischen Liga nach Berlin.

Bei Hertha aber agiert Thorsteinsson bislang überaus unglücklich – dabei hätte die Mannschaft seine Scorer durch den langen Ausfall von Flügelspieler Fabian Reese so dringend gebraucht. Trainer Fiél schenkte dem Isländer in Form von Spielzeit viel Vertrauen, bekam jedoch kaum etwas zurück.

Jon Dagur Thorsteinsson ist bei Hertha BSC noch nicht angekommen. (Foto: IMAGO / DeFodi)Jon Dagur Thorsteinsson ist bei Hertha BSC noch nicht angekommen. (Foto: IMAGO / DeFodi)

Der Angreifer zeigte in ein paar Spielen zwar brauchbare Ansätze, setzte sich insgesamt jedoch viel zu selten im Zweikampf durch und ließ vor allem eine gute Entscheidungsfindung im letzten Drittel vermissen. Viel zu viele aussichtsreiche Aktionen Thorsteinssons gingen letztendlich ins Leere.

So ist der sagenumwobene Knoten des Offensivspielers, der im Laufe der Hinrunde immer glückloser wurde, noch nicht geplatzt - was zum insgesamt schwachen Flügelspiel der Berliner schmerzlich beiträgt.

Beitrag von Marc Schwitzky

14 Kommentare

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  1. 14.

    Ich bin jetzt doch verwundert.
    Da lobt man unseren Hofberichterstatter Marc über alle Maßen dafür, dass Hertha BSC, trotz des 12.Tabellenplatz, also dem Abstieg näher als dem Aufstieg, aber eben Leistungsgerecht, den "rbb|24-Hertha-Awards 2024" übergibt
    Er zählt in seiner Lobeshymne dafür nur die Besten, die Tollsten, die Größten, die Giganten, die Oberirdischen auf, aber auch die Enttäuschenden, an denen man die Mittelmäßigkeit der Mannschaft misst.
    Gut, für den "rbb|24-Hertha-Awards 2024", ähnlich der Begriffe "Hertha-Super-Star", "Hertha-Legende" und "Herthaner des Jahres", kann man sich nichts kaufen, klingt aber sooo gut und ist Balsam auf den geschundenen Selen der Fans.
    "rbb|24-Hertha-Awards 2024"

  2. 13.

    "rbb|24-Hertha-Awards 2024"?
    Nach einer Halbjahresbilanz und Platz 12 in der Tabelle?
    Von wem?
    Von Marc Schwitzky?
    Noch Fragen?

  3. 12.

    Glaube Sie tatsächlich, dass ihre Beiträge irgend etwas Überraschendes, Kreatives, Neues oder Geistreiches beinhalten?
    Alles ist voraussehbar und die Wiederkehr der immer Gleichen. Das nennt man dann wohl langweilig. Ich schlage vor, dass Sie sich alle Beiträge von Ihnen noch einmal selbst laut vorlesen!
    Ha Ho He.

  4. 11.

    Und wer bist Du? Der Sinn Deines Kommentars erschließt sich mir nicht. Schöner Bericht @ rbb. Danke dafür.

  5. 10.

    Nee, langweilig sind Ihre stets gleichen Kommentare, die nur das Ziel haben, hier zu provozieren.
    Vielleicht probieren Sie mal im neuen Jahr was Neues aus und versuchen ernsthaft hier den Meinungsaustausch mit anderen Foristen.

  6. 9.

    Da muss ich sie aber enttäuschen.
    Ich bleibe euch schon erhalten.
    Sonst wird es ja langweilig.

  7. 8.

    Das ist doch ein guter Vorsatz fürs neue Jahr, einfach verschwinden.

  8. 7.

    Ja. Fan sein. Noch einige provokante Fragen, die eher Sie lächerlich machen, als Sinn ergeben?

  9. 6.

    Die gesamte Hertha ist zurzeit eine Wundertüte, trotzdem treffen die Entscheidungen in Schwarze. Wer den Verein liebt, seine Spieler und das Spiel selber schätzt, wird um die Entwicklungen der verschiedenen Akteure nicht rum kommen. Einige werden gehen und dem Verein Geld einbringen, andere in das Geschichtsbuch einkehren. Egal wie rosig es zurzeit bei Hertha ist, lebendiger ist sie auf jeden Fall.
    In diesem Sinn: Ha Ho He!

  10. 5.

    Es gibt einen guten Grund Herta zu unterstützen...
    .
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    .
    .
    .
    ... kennt den wer???

  11. 4.

    Zum Glück mag ich keine Tomaten, ich würde sonst den Ketchup weglassen

  12. 3.

    Nils, ihre Haltung ist bekannt. Ich frage mich nur, warum Sie alles lesen was zu Hertha geschrieben wird und auch noch kommentieren?
    Kehren Sie dem Verein also ruhig dem Rücken zu und schreiben Sie auch nicht mehr. Oder liegt hier ein Fall von verkannter Liebe vor, ein Trauma aus der Kindheit? Ja, ich weiß - Ferndiagnosen sind schwierig.
    HaHoHe

  13. 2.

    Zum Glück bin ich kein Herthafan.
    Ich würde diesem Verein den Rücken zukehren.

  14. 1.

    Hertha-Awards.BIG City Club 2.0

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