Fußball-Zweitligist Hertha - Das Reese-Comeback rückt näher – so könnte er den Fiél-Fußball vollenden

Mi 30.10.24 | 08:42 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Hertha-Spieler Fabian Reese lässt sich von den Fans feiern. (Foto: IMAGO / Matthias Koch)
Bild: IMAGO / Matthias Koch

Das Comeback ist für Fabian Reese, Hoffnungsträger von Hertha BSC, nach langer Verletzungspause in Sichtweite. Was bedeutet das für den Fußball von Trainer Fiél und welche Rolle könnte er beim Kampf um den Aufstieg einnehmen? Von Marc Schwitzky

"Keiner würde sich mehr darüber freuen, wenn er zurück wäre, als ich. Aber das dauert einfach noch seine Zeit", mahnte Cristian Fiél, Trainer von Fußball-Zweitligist Hertha BSC, vor der Begegnung mit dem Karlsruher SC am Samstag zur Geduld. Unter der Woche hatte zuvor eine Meldung der Berliner für große Euphorie gesorgt – und das war nicht einmal Vertragsverlängerung der sportlichen Führung um Benjamin Weber und Andreas "Zecke" Neuendorf.

Nein, Publikumsliebling und Leistungsträger Fabian Reese drehte seine ersten Runden auf dem Schenkendorffplatz. Es war die Rückkehr ins individuelle Training nach drei Monaten Verletzungspause. Reese war am 16. Juli im Testspiel bei Energie Cottbus (2:2) grob gefoult worden und hatte sich dabei eine Verletzung von Syndesmose und Innenband zugezogen. Drei Tage später musste er operiert werden und stand Hertha seitdem nicht mehr zur Verfügung.

Ein Blitz-Comeback, wie noch in der vergangenen Saison nach seiner Atemwegserkrankung, wird es jedoch nicht geben. "Was er gerade macht, ist mit dem Rehatrainer draußen in Richtung Ball zu gehen. Aber das ist von Mannschaftstraining etwas weit weg. Deshalb müssen wir uns gedulden", erklärt Fiél.

Deshalb fehlt Reese so sehr

Dass der Berliner Übungsleiter überhaupt klarstellen musste, dass ein Spieler nur eine Woche nach einer dreimonatigen Ausfallzeit nicht direkt sein Comeback gibt – viele Fans hatten bereits auf einen Einsatz im Pokal gegen den 1. FC Heidenheim gehofft – unterstreicht die Hoffnungen, die das blau-weiße Umfeld in den Flügelspieler steckt. Der Glaube, dass Reese die "alte Dame" zurück in die erste Liga führen kann - somit auch die Ungeduld bezügliches seines Comebacks - ist riesig.

Reese hat den Hauptstadtklub in der vergangenen Saison im Sturm erobert und beinahe schon außerirdisch gute Zahlen produziert. In 35 Pflichtspielen sammelte er mit 13 Toren und 17 Vorlagen atemberaubende 30 direkte Torbeteiligungen. Doch auch die darunterliegenden Werte zeichnen das Bild eines Spielers, der der zweiten Liga eigentlich entwachsen ist.

In der abgelaufenen Zweitligaspielzeit war Reese nicht nur der Spieler mit den meisten Vorlagen, er absolvierte auch die meisten progressiven Läufe mit Ball – und zwar mit einem Wert, der fast doppelt so hoch war wie der von Platz zwei. Zudem gewann der 26-Jährige ligaweit mit großem Abstand die meisten Offensivzweikämpfe.

Kein Spieler führte den Ball öfter ins letzte Angriffsdrittel oder den gegnerischen Strafraum, mit 5,38 schusserzeugenden Aktionen pro Spiel bewegte sich Reese in den obersten neun Prozent aller (!) Spieler in den 14 besten Ligen außerhalb der Top fünf (die ersten Ligen Deutschlands, Frankreichs, Spaniens, Englands und Italiens).

Hier liegt Herthas größtes Problem

Die beeindruckenden Statistiken des Außenbahnspielers zeigen vor allem zwei Dinge: Fabian Reese ist zum einen herausragend darin, den Ball in die gefährlichen Zonen zu tragen. Zum anderen münzt er jene Aktionen aber auch erstaunlich oft effizient zu Toren und Vorlagen um. Sein Tempo, Dribbelstärke und seine körperliche Robustheit machen es äußerst schwer, ihn zu verteidigen. Durch seine Übersicht und Flankenqualität verkommen seine Dribblings jedoch nicht zur brotlosen Kunst. Jene Kombination machen Reese zu einem, für Zweitligaverhältnisse, Ausnahmespieler.

Hertha-Spieler Fabian Reese gibt Fans Autogramme. (Foto: IMAGO / Nordphoto)Kaum zurück im Training und sofort wieder im Fokus der Fans - Fabian Reese genießt einen besonderen Status bei Hertha BSC. (Foto: IMAGO / Nordphoto)

Es sind genau jene Fähigkeiten, die Hertha derzeit so schmerzlich vermisst und die Reese zum womöglich fehlenden Puzzleteil machen. Nahezu alle Statistiken weisen darauf hin: Keine Mannschaft in der 2. Bundesliga kombiniert sich so kontrolliert bis in das letzte Angriffsdrittel. Die mutige wie anspruchsvolle Spielidee Fiéls sickert immer besser in die Köpfe der Spieler ein, der Spielaufbau funktioniert bereits enorm gut.

Dennoch ist der Hauptstadtklub bei weitem nicht der torgefährlichste Klub der Liga, den Berlinern fällt es bislang sichtlich schwer, all den Ballbesitz in konkrete Torchancen umzumünzen. Bei den statistisch erwartbaren Toren steht Hertha nach zehn Spieltagen nur auf Rang 14. Doch wie kann das sein?

Scherhant und Thorsteinsson zu ineffektiv

Nach Reeses Verletzung musste Hertha personell umdisponieren. Zunächst wurde Derry Scherhant der direkte Nachfolger, Fiél vertraute dem 21-Jährigen in bislang elf Pflichtspielen neun Mal einen Platz in der Startelf an, sieben Mal als Linksaußen. Mit insgesamt drei Treffern hat Scherhant zwar selbst zur Torausbeute beigetragen und in einigen Spielen sein Talent mehr als angedeutet – doch der Qualitätsverlust im Vergleich zu Reese ist dennoch immens. Scherhant liegt bei erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten nur auf Rang 71 der 2. Liga, bei Schlüsselpässen auf Rang 97.

Konkurrent Jon Dagur Thorsteinsson konnte bislang sogar noch weniger beisteuern: In sieben Spielen (vier von Beginn an) war der Isländer an keinem Treffer direkt beteiligt. Der 25-Jährige wechselte erst sehr spät nach Berlin, hatte keine gemeinsame Vorbereitung mit der Mannschaft – und fremdelt trotz sichtbarer Anlagen noch merklich. Bei erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten rangiert er immerhin auf Rang 60, doch bei Schlüsselpässen auf Rang 165.

Beide Flügelangreifer sind in ihrem Spiel eklatant ineffektiver als Reese. Beiden fällt es bislang überaus schwer, im letzten Angriffsdrittel die richtige Entscheidung zu treffen und eigentlich vielversprechenden Vorstöße produktiv zu einem Torschuss von sich selbst oder einem Mitspieler zu vollenden. Teilweise fehlt die Ruhe am Ball, teilweise der Mut, mit Tempo in das Dribbling zu gehen. So verlieren Herthas Angriffe zu oft das Momentum. Die schwache Qualität der Hereingaben sorgt zudem dafür, dass die in Position gelaufenen Mitspieler zu selten brauchbar bedient werden. Reese könnte hier für deutlich mehr Ertrag sorgen.

Reese wird Zeit brauchen

Bei Hertha ist daher eine der ältesten Tugenden gefragt: Es braucht Geduld. Zum einen bei Reeses Rückkehr. Der Außenstürmer ist drei Monate ausgefallen und erst seit einer Woche wieder im individuellen Training. Eine alte Sportweisheit sagt: Um wieder bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit anzukommen, brauchst du in etwa so lange, wie du verletzt ausgefallen bist.

Selbst bei einem Modellathleten wie Reese wird jener Prozess viele Wochen brauchen – zum einen, um überhaupt wieder ins Mannschaftstraining und den Spieltagskader zu kommen, zum anderen, um auf dem Platz zu gewohnter Stärke zu finden. In der Hinrunde, die noch zwei Monate anhält, ist nicht mehr mit Reese in alter Form zu rechnen. Der 26-Jährige wird die Zeit vor allem dafür nutzen, in der Rückrunde voll angreifen zu können.

Es braucht Geduld

Zum anderen braucht es auch Geduld bei seinen Vertretern. Scherhant ist mit bald 22 Jahren noch sehr jung, der gebürtige Berliner spielt erst seine zweite volle Saison im Profi-Männerbereich. Der zweifache deutsche U20-Nationalspieler hat sein Leistungsvermögen in bereits mehreren Partien andeuten können und ist unter Trainer Fiél sichtlich gewachsen. Ihm ist eine gute Entwicklung zuzutrauen.

Neuzugang Thorsteinsson verdient ebenfalls Zeit, schließlich ist er spät in eine neue Liga gewechselt. Bei Oud-Heverlee Leuven, seiner vorherigen Station, konnte er in der ersten belgischen Liga mit 31 Torbeteiligungen in 76 Pflichtspielen seine Qualität nachhaltig nachweisen.

Mit 17 Punkten aus zehn Partien und nur drei Zählern Abstand auf die Tabellenspitze zeigt Hertha, dass womöglich nicht viel fehlt, um wirklich oben angreifen zu können. Es braucht im Aufstiegsrennen einen langen Atem – mindestens bis Reese zu alter Form gefunden hat.

Sendung: rbb inforadio, 29.10.2024, 22 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky

12 Kommentare

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  1. 12.

    Das ist kein Senf, sondern berechtigte Kritik , die wir an diesem Verein üben.

  2. 11.

    Die, die Ehre im Leib haben, gehen dann wohl zum 2.Ligisten Hertha BSC?
    Wie der brutale besoffene Schläger Gersbeck, der einen 22-jährigen Österreicher nach einem Streit so schwer im Gesicht verletzt, dass das Opfer ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und dort fast 3 Wochen lag?

  3. 10.

    Ich weiß nicht warum hier so manche ihren unqualifizierten Senf abgeben müssen.Wenn Ihr Hertha nicht leiden könnt dann solltet ihr auch die Artikel nicht lesen. Nur um zu motzen , naja wenn man lange Weile hat.

  4. 9.

    Jeder der Ehre im Leib hat geht nicht zu Union.

  5. 8.

    Hat den der auch die Zeit zurückzukehren, der Hertha-Super-Star Rubel-Reese?
    Der Modeschöpfer, der um Freunde auf den sozialen Plattformen buhlt, mit Bildchen von ihm und seinen Püppchen?
    Und #Rob, das meinen Sie doch nicht Ernst, dass dieser Hertha-Super-Star und Rubel-Reese ein Kandidat für Union sei? Dessen Selbstherrlichkeit, Arroganz und letztlich nur die hochgejazzte Spielerpersönlichkeit, sollte in irgendwelcher Weise zu Union passen?
    Kein anderer Verein mit Charakter interessierte bisder sich für diese ....
    Warum dann gerade Union?

  6. 7.

    Es gibt für mich so bei Mannschaften unsymphatische Spieler.
    Bei Bayern München zB. Thomas Müller.
    Bei Hertha BCC eben dieser Reese.
    Darum ist mir es auch völlig egal, ob, wie, wann, warum der "Hertha-Super-Star"wieder auftritt.

  7. 6.

    Reese wäre gut beraten zu einem anderen Verein zu wechseln.
    In die 3. Liga, dort kann er seine Shirts verkaufen.

  8. 5.

    F.Reese wäre gut beraten auf die Vorbereitung in der Winterpause zu setzen!
    Alles davor hätte wahrscheinlich Test Charakter

  9. 4.

    Berlin ist heute Blau-Weiß.

  10. 3.

    Warten wir mal ab wie seine Reha läuft und wielange er braucht um an alte Tugenden zu kommen. Nicht vergessen, die Mannschaft hat sich seit seiner verletzungspause auch weiter entwickelt und kann auch ohne ihn spielen.
    Ich wünsch ihm auf jeden Fall alles Gute.

  11. 2.

    Geschichten aus Tausendundeiner Nacht
    Selbst unreflektierte Fans wie Sie sollten mittlerweile verstanden haben, dass der Junge durchaus eine Mentalität hat, die heutzutage eher selten ist. Und sollte irgendwohin gewechselt werden, sagt Ihnen das womöglich eine große rote Glaskugel der Fantasie. Vorerst ist die aber ausschließlich BLAU-WEISS in den Farben vereint. Sicherlich ist das Geschäft bisweilen kurzweilig und verdorben, aber in diesem speziellen Fall nicht …

  12. 1.

    Wenn Reese wieder zu alter Form zurück findet, wäre er ja vielleicht auch ein Kandidat für Union.

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