Warnung vor Angriffen gegen Einsatzkräfte - Polizei und Feuerwehr planen Großaufgebot gegen "Pyro-Exzesse"

Mo 30.12.24 | 19:57 Uhr
  80
Bewohner in Neukölln entzünden am 01.01.2015 Raketen und Knallkörper. (Quelle: dpa-Zentralbild/Matthias Tödt)
dpa-Zentralbild/Matthias Tödt
Video: rbb24 um 13 Uhr | 30.12.2024 | Nachrichten | Bild: dpa-Zentralbild/Matthias Tödt

Mehr als 5.000 Einsatzkräfte sind in der Silvesternacht auf Berlins Straßen unterwegs. Die Feuerwehr setzt Polizeischutz und eine interaktive Karte gegen Übergriffe ein. Die Polizei droht derweil allen, die es zu früh knallen lassen, mit Silvester hinter Gittern.

Mit einem Großaufgebot von insgesamt mehr als 5.000 Kräften sind Berliner Polizei und Feuerwehr in der anstehenden Silvesternacht im Einsatz. Laut Landesbranddirektor Karsten Homrighausen sind rund 1.500 Feuerwehrleute in der Nacht unterwegs, unterstützt durch rund 550 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und privater Rettungsdienste.

Das seien dreimal so viele wie an normalen Tagen. Dazu kommen laut Homrighausen 99 Löschfahrzeuge, 31 Drehleitern und 22 Tanklöschfahrzeuge. "Das wird die einsatzstärkste Nacht des Jahres sein", so Homrighausen. Im Rettungsdienst setze die Feuerwehr 35 zusätzliche Rettungswagen ein.

Warnung vor Angriffen gegen Einsatzkräfte

Bei der Berliner Polizei sind laut Angaben von Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel insgesamt rund 4.000 Beamte zum Jahreswechsel im Einsatz, statt in normalen Nächten 1.000. Statt normalerweise 180 Funkwagen seien 240 unterwegs. Trotz zahlreicher Warnungen an die Bevölkerung rechne sie auch in diesem Jahr wieder mit "Pyro-Exzessen", so Slowik Meisel.

Homrighausen appellierte wie auch in den Jahren zuvor an die Feiernden, keine Rettungskräfte bei ihrer Arbeit zu behindern oder gar anzugreifen. Die Feuerwehr und die anderen Helfer seien "die Lebensversicherung jedes Einzelnen", so Berlins oberster Feuerwehrmann. "Wer uns angreift, nimmt in Kauf, dass wir später oder gar nicht kommen." Das habe unmittelbare Auswirkungen und schade allen, so Homrighausen. In der Silvesternacht des vergangenen Jahres habe es 30 Angriffe auf Einsatzkräfte der Feuerwehr gegeben. Damals wie auch in diesem Jahr bringe man jeden einzelnen Vorfall zur Anzeige, sagte Homrighausen.

"Auch über Silvester in Gewahrsam nehmen"

Die Polizei werde gegen verbotene Böllerei vor der Silvesternacht hart durchgreifen, kündigte Slowik Meisel im Interview mit rbb24 Inforadio an. Bei schweren Übergriffen werde auch geprüft, ob die Täter den Jahreswechsel in einer Arrestzelle verbringen müssen. Die Voraussetzungen dafür seien zwar hoch. "Aber wenn wir solche Täter aufgreifen, werden wir sie auch über Silvester durchaus in Gewahrsam nehmen."

Seit dem offiziellen Verkaufsstart von Feuerwerk am Samstag wird in Berlin mit Einbruch der Dunkelheit bereits kräftig geböllert. Erlaubt ist der Einsatz von Pyrotechnik in der Hauptstadt aber erst am Silvesterabend ab 18 Uhr bis zum Neujahrsmorgen um 7 Uhr. Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld bis zu 10.000 Euro.

Angriffe auf Einsatzkräfte bereits am Wochenende

Zu Angriffen auf Einsatzkräfte kam es nach Angaben der Polizei bereits am Wochenende. Am Sonntagabend haben demnach mehrere Maskierte ein Polizeiauto in Kreuzberg zunächst mit einer Holzlatte beworfen und das Auto anschließend mit Feuerwerk beschossen. Das Fahrzeug stand zuvor an einer roten Ampel an der Ecke Urbanstraße / Graefestraße. Der allein im Fahrzeug befindliche Fahrer sei weggefahren, um sich in Sicherheit zu bringen. Das Auto wurde leicht beschädigt, verletzt wurde niemand. Die Verdächtigen konnten flüchten.

Auch in Schöneberg kam es nach Polizeiangaben bereits zu Angriffen mit Böllern. Dort würden vor allem Jugendliche seit Samstagabend Autofahrer und Passanten mit Böllern und Raketen beschießen, am Montagabend wurden mehrere Personen festgenommen, die mit Pyrotechnik in den fließenden Verkehr geschossen haben sollen.

Mehrere Böllerverbotszonen in Berlin

Um Krawalle in der Stadt und Angriffe auf Rettungskräfte nach Möglichkeit zu verhindern, setzt die Polizei weitestgehend auf das Konzept vom vergangenen Jahr. Sie hat drei Brennpunktbereiche definiert, wo aufgrund der Erfahrungen mit Exzessen und Straftaten zu rechnen ist. In dem Bereich werden Rettungskräfte von Polizisten begleitet. In den Feuerwachen kommt zudem wieder eine interaktive Digitalkarte zum Einsatz, auf der in Echtzeit jeder gemeldete Übergriff angezeigt wird, um schnell Verstärkung entsenden zu können.

Zudem werden wie im Vorjahr am Alexanderplatz in Mitte, im Steinmetz-Kiez in Schöneberg und in Teilen der Sonnenallee nebst Nebenstraßen in Neukölln erneut Böllerverbotszonen eingerichtet. Böller und Raketen dürfen hier nicht gezündet werden, erlaubt ist allenfalls Material wie Knallerbsen oder Wunderkerzen. Gleiches gilt für den Bereich der kommerziellen Silvesterparty "Celebrate at the Gate" am Brandenburger Tor, die von einer großflächigen Waffenverbotszone umgeben sein wird.

Böllerverbotszone auf dem Alexanderplatz zum Jahreswechsel 2023/24 (Quelle: OpenStreetMap/Polizei Berlin)Böller- und Waffenverbotszone Alexanderplatz
Böllerverbotszone im Steinmetzkiez zum Jahreswechsel 2023/24 (Quelle: OpenStreetMap/Polizei Berlin)Böller- und Waffenverbotszone Steinmetzkiez
Böllerverbotszone an der Sonnenallee zum Jahreswechsel 2023/24 (Quelle: OpenStreetMap/Polizei Berlin)Böller- und Waffenverbotszone Sonnenallee
Archivbild: Ein Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung BSR räumt am 01.01.2020 abgebranntes Feuerwerk von einer Straße. (Quelle dpa-Bildfunk/Christophe Gateau)
dpa-Bildfunk/Christophe Gateau

Stimmen Sie ab - Sollte Feuerwerk zu Silvester generell verboten werden?

Freude am Feuerwerk auf der einen Seite, Verletzungen und gestresste Tiere auf der anderen. Über ein generelles Verbot von Böllern zum Jahreswechsel wird in Deutschland immer wieder aufs Neue diskutiert. Was denken Sie? Sollte es ein allgemeines Verbot geben?

Sendung: rbb24 um 13 Uhr , 30.12.2024, 13:00 Uhr

80 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 80.

    Für mich persönlich ist die übertriebene Knallerei nicht so schlimm. Ich lüfte am Nachmittag letztmalig im Jahr und gehe dann nicht mehr raus. Dieses Jahr gibt es sogar keinen Alkohol wegen Antibiotikum.
    Wer mir aber wirklich leid tut sind die Leute von Polizei, Feuerwehr und Gesundheitswesen, die ohne diese Knalltüten schön feiern könnten und die sich das auch wirklich verdient hätten, nach einem Jahr Dienst an der Allgemeinheit. Stattdessen werden sie dann noch mit Feuerwerkskörpern beschossen oder anders angegriffen. Ich frage mich auch, wie oft sie überhaupt Silvester feiern können, wenn immer mehr von ihnen arbeiten müssen.

  2. 79.

    Es existieren 2 Sorten Menschen: Die MIT Gehirn (böllern nicht) // die ohne Gehirn (könnten ihr überflüssiges Geld in Scheinen einfach so in Brandsetzen).

  3. 78.

    In der Silvesterzeit vom 31.12. ab 18:00 Uhr bis zum 01.01. 07:00 Uhr darf geböllert werden. Laut Polizei sol hart durchgegriffen werden, wenn man sich nicht daran hält. Und trotzdem höre ich draußen überall Raketen und Böller. Was soll das?

  4. 77.

    Trotzdem der Kommentar nicht von mir kam, was hat das mit Bildung zu tun. Ich bin im grüneren Teil Friedenaus aufgewachsen und gegen das, was damals in den70ern selbst dort ablief. Straßenseite gegen Straßenseite etc. erinnerte stark an Bürgerkrieg. Dagegen sind doch die zur Zeit legal erhältlichen Kracher (puff, puff) und Lichterbatterien ( wie soll man damit zielen?) irgendwie untauglich. Mein Hauptargument ist aber: es waren seltene Momente, die die Vater - Sohn Bindung aufrecht erhalten ließ. Daher vielleicht meine zutiefst positive Erinnerung an persönliches Feuerwerk.

  5. 76.

    Silvester bleibt auch nach einem Böllerverbot nur einmal im Jahr....
    Es gibt viele Orte in Deutschland aber auch weltweit wo zu Silvester nicht geknallt wird sondern nur gefeiert.
    Man könnte auch an zentrale Orten ein öffentliches, professionelles Feuerwerk veranstalten und private Knallerei verbieten - wäre gelebter Umwelt- und Naturschutz.

  6. 75.

    Das mit dem Bildungsproblem stimmt. Bzw. der Sozialisation. Aber im dichtbesiedelten Bereich ist eben die Wahrscheinlichkeit, ungebildete zu treffen deutlich höher. Nicht ganz Berlin tickt ja zu Silvester falsch. Es sind immer dieselben Problemkieze. Und die Innenstadtlagen, wo es sich konzentriert.

  7. 74.

    Der Kommentar ist nicht von mir, aber irgendwie typisch für Leute, die ständig nach Law and Order und Moral (natürlich ihre eigene)rufen. Bei ihnen selbst gilt das natürlich nicht.

  8. 73.

    Bin froh wenn dieser Wahnsinn vorbei ist. Das ist ein Bildungsproblem! Mich eingeschlossen.

  9. 72.

    Wer schon mal eine richtige Verletzung an der Hand oder an den Fingern hatte, der wird wissen wie schwierig es ist, eine Geldbörse zu öffnen oder den Knopf an der Jeans zu zumachen. Auch eine Konservenbüchse ist eine Herausforderung. Alles nur um Geister zu verscheuchen ?

  10. 71.

    Na ja, wenn dann auch gleich eine Hundertschaft im Kampfanzug zum Prügeln mitkommt, wird die Abgrenzung von Freund und Feind doch arg schwierig.

  11. 70.

    Wenn sich der eine oder andere die Finger oder die Hand weggesprengt hat, wird er sich zweimal überlegen, ob er danach noch was kauft. Vielleicht sollte man vorher überlegen ? Das ist aber wahrscheinlich Zuviel verlangt. Bestes Beispiel hierfür sind viele Kommentatoren. Nicht umsonst fordert die Sozial-Demokratie schon seit Jahren mehr Bildung.

  12. 69.

    Ich bin ja grundsätzlich gegen private Böllerei und fände vor allem in der Großstadt einige wenige professionelle Feuerwerke an ausgewählten Orten viel besser.
    Aber wenn "das Volk" angeblich so vehement privat böllern will, dass Politiker sich nicht trauen, das zu verbieten (am Rande: nahezu alle Umfragen belegen, dass die meisten FÜR ein solches Verbot sind!), dann würde ich vorschlagen, Verbotszonen mal durch "Erlaubt-Zonen" zu ersetzen.
    Also nicht so wie zurzeit: "Du darfst überall, außer in diesen 3 Zonen." Sondern: "Du darfst nirgends, außer in diesen x Zonen." Von mir aus 1 Erlaubt-Zone pro Bezirk (am besten in wenig bewohnten Gebieten), das wären dann in Berlin 12 solcher Zonen. Und wer außerhalb davon böllert, bekommt umgehend deftige Haft- und/oder Geldstrafen.
    Würde die Notwendigkeit und Zahl der nötigen Rettungseinsätze verringern und die Polizei könnte das auch leichter überwachen.
    Man könnte es ja zumindest mal ausprobieren ...

  13. 68.

    Sollte man vielleicht in ganz Deutschland, alle Wahlberechtigte fragen, bei der Bundestagswahl. Aber nur, wenn sie die Kosten übernehmen.
    Ich glaube, das Ergebnis wird in etwa identisch sein mit der Umfrage.

  14. 67.

    Es ist immer eine Frage des Orts. Innenstadt ist schlimm. In anderen Stadtteilen ist es ruhig. Wie immer wird meistens nur die Problemblase Innenstadt beschrieben. Was soll man auch über die ruhige Grünlage berichten? Only bad News werden gelesen

  15. 66.

    Silvester könnte eigentlich so schön sein...
    Vorschläge dafür?

  16. 65.

    Dann empfehle ich dir, zieh ins Ruhrgebiet (zurück)!!
    Mit dieser Laissez-fairen Einstellung ist es erst soweit gekommen…keine Respekt, keine Rücksicht vor anderen. Überdenke deine Äußerung! Schieb mal eine Schicht bei der Feuerwehr.

  17. 64.

    Silvester ist nur 1 Mal im Jahr hier wird auch eine Umfrage erwähnt das angeblich 60% für ein Verbot sind die Frage darf erlaubt sein aus wie viele Personen die Umfrage beantwortet haben das sind meistens nur 1000 Personen da sind 60% gerade Mal 600 das spiegelt aber nicht die Meinung der gesamten Bevölkerung wieder in Deutschland leben 84 Millionen Menschen also ist im Verhältnis zu den Umfragen gerade Mal 600 von 84 Millionen dafür das ist doch keine Mehrheit.

  18. 63.

    Haben Sie jeden einzelnen Menschen dazu befragt, oder woher wissen Sie,dass es "keinen" stört?

  19. 62.

    Es wird nichts herbeigeredet, es sind Tatsachen. Deutschland ist kein Polizeistaat. Realitätsverlust?

  20. 61.

    Ich bin nicht wirklich ein Freund der Böllerei, aber dass sollte jeder für sichg selber entscheiden, solange es kein offizielles Verbot gibt. Aber wegen der Flüchtlinge ein schlechtes Gewissen zu haben, finde ich überzogen. Dann schauen Sie mal so in die Läden wer Knallzeug gekauft hat.

Nächster Artikel