Silvester - Verkauf von Feuerwerk beginnt am Samstag - Bündnis fordert Böllerverbot
Am 28. Dezember beginnt der offizielle Verkauf von Feuerwerkskörpern. Und damit auch die jährliche Diskussion über ein Böllerverbot, angesichts von zahlreichen Verletzungen. Viele Tiere sind durch den Krach gestresst.
- zulässig sind nur Feuerwerkskörper der Kategorien F1 und F2
- Knallen nur am 31. Dezember ab 18 Uhr und 1. Januar bis 7 Uhr erlaubt
- jedes Jahr bundesweit tausende Verletzte und gestresste Tiere in der Silvesternacht
Der offizielle Feuerwerksverkauf beginnt am Samstag, 28. Dezember, bis zum Dienstag, 31. Dezember können pyrotechnische Gegenstände der Kategorie F1 und F2 gekauft werden.
Viele Geschäfte öffnen dafür bereits um Mitternacht. In den letzten Jahren haben etwa Berlinerinnen und Berliner zum Verkaufsstart lange angestanden. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet für dieses Jahr mit einer ähnlich hohen Nachfrage nach Silvesterfeuerwerk wie im vergangenen Jahr. In den letzten zwei Jahren seien jeweils Rekordumsätze von 180 Millionen Euro erzielt worden.
Feuerwerkskörper der Kategorie F1 sind für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren freigegeben. Dazu gehören Wunderkerzen, Tischfeuerwerk, Knallerbsen und Knallbonbons. Diese weniger gefährliche Art von Feuerwerkskörpern darf in der Regel auch das ganze Jahr über verkauft werden.
Zur Kategorie F2 gehören Raketen, Fontänen, Verbundfeuerwerke, Römische Lichter, Batterien und laute Knaller. Die dürfen nur an Erwachsene ab 18 Jahren verkauft werden. Der Verkauf ist ausschließlich in Verkaufsräumen des Groß- und Einzelhandels zulässig, ein Verkauf im Freien oder aus einem Kiosk heraus ist nicht zulässig.
Feuerwerkskörper der Kategorie sind mit einem Prüfsiegel und einer Registrierungsnummer (beispielsweise 0589-F2-0001) gekennzeichnet.
Abbrennen nur am 31. Dezember und 1. Januar erlaubt
Nicht zugelassene Pyrotechnik ist in Deutschland verboten. Wer damit erwischt wird, muss mit Strafen rechnen. Die meist aus Osteuropa eingeschmuggelten Böller haben teilweise eine höhere Menge an Schwarzpulver oder Mischungen aus Kaliumperchlorat und Aluminiumpulver.
Das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk ist nur am 31. Dezember ab 18 Uhr und 1. Januar bis 7 Uhr erlaubt. Verboten sind Böller und Raketen in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern, Kirchen, Kinder- und Altenheimen, Reetdach- und Fachwerkhäusern sowie Tankstellen.
Gesundheitsministerin Müller ruft zu Vorsicht auf
Die Brandenburger Gesundheits- und Arbeitsschutzministerin Britta Müller (parteilos, für das BSW) warnt vor den Gefahren im Umgang mit Feuerwerkskörpern. Sie ruft die Menschen an Silvester zu besonderer Vorsicht auf. So sollten nur geprüfte und ordentlich gekennzeichnete Produkte gekauft werden, teilte die Ministerin am Freitag mit.
"Ein unsachgemäßer Umgang mit Silvesterböllern kann zu schwersten Gesundheitsschäden bis hin zum Verlust von Sinnesorganen und Gliedmaßen oder sogar zum Tod führen", so Müller. Weiter rät sie verantwortungsvoll mit Böllern und Raketen umzugehen und nur gesetzlich zugelassene Produkte zu kaufen und zu benutzen. "Bringen Sie sich selbst und andere nicht in Gefahr. Damit schützen Sie nicht nur Ihre Gesundheit und die Ihrer Lieben, sondern entlasten zugleich die Krankenhäuser, deren Notaufnahmen über den Jahreswechsel ohnehin über Gebühr belastet sind."
Böllerverbotszonen in Berlin - Brandenburg verzichtet
Zum Jahreswechsel wird es in Berlin wieder mehrere Verbotszonen geben. So bleibt privates Feuerwerk laut Polizei vom 31. Dezember um 18 Uhr bis zum 1. Januar um 6 Uhr rund um den Alexanderplatz in Mitte untersagt. Auch für Teile der Sonnenallee und angrenzende Nebenstraßen in Neukölln sowie die Pallasstraße im Schöneberger Steinmetzkiez gilt das Verbot. Gleiches gilt rund um das Brandenburger Tor, wo die große Silvesterparty stattfinden wird.
Anders als in Berlin gelten in Brandenburg nur sehr wenige Einschränkungen für das Silvesterfeuerwerk. Die meisten Städte haben auf weitreichende Verbotszonen verzichtet. Lediglich Potsdam hat für den Park Sanssouci und weitere historische Gartenanlagen Feiern verboten. Auch im Spreewalddorf Lehde ist keine Pyrotechnik erlaubt.
Umwelthilfe fordert bundesweites Böllerverbot
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein bundesweites Böllerverbot an Silvester. Das teilte die DUH am Freitag mit. Der Forderung hat sich ein Bündnis aus Umwelt-, Verbraucher-, Tierschutz- und Gesundheitsorganisationen angeschlossen.
"Der erneute Verkaufsstart von Pyrotechnik markiert einen weiteren schwarzen Tag für Mensch, Tier und Umwelt. Aus guten Gründen ist es an 363 Tagen im Jahr verboten, mit Pyrotechnik zu hantieren oder sie abzufeuern. Doch ausgerechnet um Silvester, einer Zeit, an der mit am meisten Alkohol fließt, erlaubt Innenministerin Nancy Faeser die Silvester-Böllerei für zwei volle Tage. Die Folgen sind seit Jahren bekannt: tausende Verletzte – darunter viele Kinder – Millionen Tiere, die in Panik geraten, sich verletzen oder sterben, tonnenweise Müll in der Natur und eine gefährliche Luftverschmutzung, die Millionen Menschen mit Atemwegserkrankungen trifft", so ein Sprecher der Deutschen Umwelthilfe.
Sicherheitshinweise beachten
Die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) empfiehlt bei Raketen einen Sicherheitsabstand von acht Metern, bei kleineren Krachern mindestens einen Meter. Raketen stehen zudem deutlich stabiler, wenn sie nicht bloß in einer Flasche stecken, sondern sich die Flasche in einem Getränkekasten befindet, so das BAM. Grundsätzlich sollten Knaller nicht in der Hand gezündet werden. Böller der Kategorie F2 sind nur im Freien zu verwenden.
Zudem verletzen sich an keinem anderen Tag im Jahr so viele Menschen die Hände wie an Silvester. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie berichtet in einfacheren Fällen von oberflächlichen Verbrennungen. Schwerwiegend sind demnach offene Weichteilverletzungen, tiefe Verbrennungen, verletzte Finger oder die Zerstörung der ganzen Hand - meist durch selbstgebastelte Böller verursacht. Am Neujahrstag kommt dann die zweite Welle an Notfällen, darunter Kinder und Jugendliche, die Blindgänger anzündeten.
Nach einer Silvesterstatistik von Handchirurgen des Unfallkrankenhauses Berlin aus rund zwei Jahrzehnten sind 97 Prozent der Bölleropfer Männer. Insgesamt wurden allein im Unfallkrankenhaus zwischen dem Jahreswechsel 2005/06 und 2022/23 rund um Silvester knapp 1.000 Menschen mit Verletzungen durch Pyrotechnik behandelt.
Stress für Tiere
Die Knallerei setzt zudem viele Haustiere und Wildtiere unter Stress. Der Deutsche Tierschutzbund rät Tierhaltern, knallerfreie Zonen einzurichten, da Tiere besonders sensibel auf Geräusche reagieren. "Lärm, Brandgeruch und Lichtblitze sind ein Albtraum für Tiere", so der Tierschutzbund.
Fenster, Türen und möglichst auch Rollos sollten in der Silvesternacht geschlossen sein, damit der Lärm und die Lichtblitze zumindest gedämpft werden. Eine Geräuschkulisse von Fernseher oder Radio kann ebenfalls helfen, Außengeräusche zu überdecken.
Sendung: rbb24 Inforadio, 27.12.2024, 10:20 Uhr
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