Anstieg der Gründungen - Berliner Startup-Szene erholt sich nur langsam von Corona-Krise
Nach der Talfahrt in der Corona-Krise kehrt die Berliner Startup-Szene wieder zu alter Stärke zurück - allerdings langsamer als in anderen Teilen Deutschlands. Das zeigt ein neuer Bericht des Startup-Verbandes. Software und KI bleiben die Boom-Branchen.
Berlin bleibt in der deutschen Gründerszene weiterhin einer der wichtigsten Standorte. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Startup-Verbandes hervor. Allerdings steigt die Zahl der Neugründungen langsamer als in anderen Teilen des Landes: Während deutschlandweit wieder mehr Startups gegründet wurden als 2019, lag die Zahl in Berlin erneut unter der Marke vom letzten Jahr vor der Corona-Pandemie.
Mit insgesamt 498 neu gegründeten Unternehmen landet Berlin im Ländervergleich auf Platz 2 hinter Bayern (538) und vor Nordrhein-Westfalen (494). Auch im Wettstreit der Städte fällt Berlin etwas zurück: Gemessen an der Einwohnerzahl landet Heidelberg auf Platz 1, angetrieben von einem starken Gründungsgeschehen rund um die Universität. Auf Platz 2 folgt München, danach kommt Berlin auf Platz 3. Auf den Plätzen 4 bis 6 folgen mit Aachen, Darmstadt und Potsdam (im Vorjahr auf dem 9. Platz) ebenfalls Universitätsstädte. Das unterstreiche die Bedeutung hochschulnaher Standorte, hieß es.
Berliner Unis haben Nachholbedarf
Dennoch bleibt Berlin einer der wichtigsten Standorte für Unternehmensgründungen, so der Bericht von Startup-Verband und Startupdetector, vor allem auch wegen der starken internationalen Vernetzung der Bundeshauptstadt. Das bestätigte schon der jährlich erscheinende Startup-Monitor vom September 2024: Demnach profitiert Berlin im Wettstreit mit anderen Städten von der großen Zahl an ausländischen Fachkräften, Investoren und sogenannten "Einhörnern" - also Startups, deren Wert auf über 1 Milliarde Euro geschätzt wird. Nachholbedarf sah der Bericht allerdings bei der Unterstützung von Berliner Startups durch Universitäten: Die lag in der Hauptstadt demnach nur bei 46 Prozent, verglichen mit 56 Prozent deutschlandweit.
Insgesamt entstehen laut dem aktuellen Bericht in Deutschland trotz schwieriger Finanzierungsbedingungen wieder deutlich mehr neue Unternehmen. 2024 wurden 2.766 Startups gegründet, rund 11 Prozent mehr als im Vorjahr (2.498), wie Daten des Startup-Verbands zeigen. Das sei "ein starkes Signal für den Standort Deutschland", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Helmut Schönenberger. Dem Startup-Verband zufolge erholten sich die Gründungszahlen fast bundesweit von früheren Rückgängen. Gut ein Fünftel der Gründungen (618) entfiel auf den Bereich Software. Hier zeige sich der Boom rund um Künstliche Intelligenz. Ebenfalls starkes Wachstum zeigte sich in den Branchen Gaming, Bildung und Medizin.
Zahl der Insolvenzen steigt ebenfalls - aber Investoren kehren zurück
Mit dem Anstieg der Gründungen wurde auch das Niveau von 2022 leicht übertroffen, der Spitzenwert 2021 mit knapp 3.200 Neugründungen inmitten des Digitalisierungsbooms in Corona-Zeiten aber verfehlt. Zugleich beobachtet der Verband seit 2021 aber auch eine steigende Zahl von Insolvenzen. In der aktuellen Konjunkturflaute seien vor allem Online-Händler betroffen.
Deutsche Startups hatten in der Pandemie von einem Digitalisierungsschub und niedrigen Zinsen profitiert - Lieferdienste etwa erlebten einen Boom. Doch als mit der Inflation auch die Zinsen stiegen und Konjunktursorgen wuchsen, hielten sich Investoren zurück: Die Investments in Startups brachen 2023 ein, viele Jungunternehmen strichen Jobs. Im laufenden Jahr zeichnet sich der Förderbank KfW und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY zufolge eine Erholung beim Geld für Startups ab.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.01.2025, 8:00 Uhr