Externe Vermittler - Ramelow und Platzeck schlichten im Tarifkonflikt bei der BVG

Do 27.03.25 | 15:46 Uhr
  102
Archivbild: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke - l) und Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) (Quelle: dpa/Wolfgang Kumm)
dpa/Wolfgang Kumm
Video: rbb24 Abendschau | 27.03.2025 | Julia Kubowicz | Bild: dpa/Wolfgang Kumm

Im erstarrten Tarifkonflikt bei den Berliner Verkehrsbetrieben startet am Freitag ein Schlichtungsverfahren. Bodo Ramelow verhandelt für Verdi, Matthias Platzeck für die BVG. Während der Verhandlungen besteht eine Friedenspflicht.

  • Schlichter sollen ab Freitag festgefahrenen Tarifstreit bei Berliner Verkehrsbetrieben lösen
  • Knackpunkt: Stark unterschiedliche Vorstellungen bei Lohnerhöhungen
  • Gespräche sollen bis 10. April dauern, in dieser Zeit sind keine Streiks zu erwarten
  • Verdi führt parallel Urabstimmung zu unbefristetem Streik durch

Im festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und Verdi sollen externe Schlichter eine Lösung finden. Die Gespräche beginnen am Freitag und enden am 10. April, wie beide Seiten mitteilten. In der Zeit besteht eine Friedenspflicht. Weitere Streiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben sind damit vorerst ausgeschlossen.

Für die BVG geht Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Schlichter in die Gespräche, hieß es am Donnerstag. Für Verdi schlichtet Thüringens ehemaliger Regierungschef Bodo Ramelow (Die Linke).

Ziel der Schlichtung ist eine Einigungsempfehlung am Ende der vertraulich stattfindenden Gespräche. Danach werden die Verhandlungen wieder aufgenommen.

Annäherungen und Knackpunkte

Dennoch hat Verdi am Mittwoch unter den eigenen Mitgliedern eine Urabstimmung über unbefristete Streiks eingeleitet. Daran hält die Gewerkschaft fest. Die Urabstimmung soll am Freitag kommender Woche enden. Für einen unbefristeten Streik müssten in einer Urabstimmung mindestens 75 Prozent der teilnehmenden Mitglieder stimmen.

Die Empfehlung der Schlichter ist nicht bindend. Knackpunkt in den Verhandlungen ist die Verdi-Forderung nach monatlich 750 Euro mehr, die die BVG als nicht finanzierbar bezeichnet. Das jüngste Angebot der Arbeitgeberseite sah eine stufenweise Erhöhung um 375 Euro vor.

Bei Zuschlägen und Laufzeit haben beide Seiten sich bereits angenähert. So liegen beim Weihnachtsgeld 200 Euro zusätzlich in zwei Schritten auf dem Tisch. Bei der Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage sind es nach BVG-Angaben 225 Euro, bei der Schichtzulage 130 Euro. Im Schnitt würden die Löhne aller Mitarbeiter in zwei Jahren um 13,6 Prozent steigen.

Aktueller Warnstreik endet am frühen Freitagmorgen

"Jetzt gilt es gemeinsam mit den erfahrenen Schlichtern eine Lösung zu finden, die alle Perspektiven im Blick hat" erklärte BVG-Verhandlungsführerin Jenny Zeller-Grothe am Donnerstag in Berlin. Das Tarifergebnis müsse faire Löhne, wirtschaftliche Stabilität für ihr Unternehmen und ein verlässliches Angebot für die Fahrgäste beinhalten.

"Die Schlichtung ermöglicht einen nüchternen Blick auf die Interessen der Verhandlungsparteien", erklärte unterdessen Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt. Es sei gut, dass gemeinsam mit den Schlichtern eine Perspektive entwickelt werde, "was die Arbeit der BVG-Beschäftigten heute wert sein sollte".

Verdi hatte die Tarifverhandlungen mit dem kommunalen Verkehrsunternehmen für rund 16.000 Beschäftigte am vergangenen Freitag - nach der sechsten Verhandlungsrunde - für gescheitert erklärt und zu einem weiteren Warnstreik aufgerufen. Die BVG hatte daraufhin die Schlichtung vorgeschlagen. Nun gibt es eine Vereinbarung über die Modalitäten dieser Gespräche.

An diesem Donnerstag stehen die BVG-Angebote erneut still - so wie bereits am Vortag. Noch bis Freitag, 3 Uhr, bleiben Busse, Straßen- und U-Bahnen in den Depots.

Sendung: rbb24 Abendschau, 27.03.2025, 19:30 Uhr

Nächster Artikel

102 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 100.

    Stimmt. Und mein Dank geht auch an die S-Bahn. Es wurde
    durch viele Durchsagen gut informiert!

  2. 99.

    Das waren wirklich nur 8 Tage an denen nicht gefahren wurde? Davon mal abgesehen, ist die BVG eines der besten ÖPNV die es Bundes und EU weit gibt, da ist allein schon, weil so ein Image von den Beschäftigten erarbeitet wird auch ein Gehalt wert was dem gerecht wird. Ich kann sie gerne mal nach NRW einladen, wo sie am Sonntag den halben Tag an der Haltestelle stehen, wo hier in der Zeit ein Takt gefahren wird wo sich alle die Finger nach lecken würden!

  3. 98.

    Das war 5 Warnstreik mit insgesamt 8 Streiktagen die sollten sich was schämen die BVG die sind ja unverschämt mit Ihren Forderungen wenn die S-Bahn nicht gefahren wäre dann wären wir verloren gewesen herzlichen Dank an die S-Bahn das Sie alle so befördert hat

  4. 97.

    Nein, Sie stehen da weil sie sich darauf verlassen können das auch gefahren wird! Darauf angewiesen sind wir auf vieles, nur verlassen kann man sich eben nicht auf alles!

  5. 96.

    Das ist doch lächerlich. Wie kann man so argumentieren.
    Es geht um die Verhältnismäßigkeit der Forderung.
    Warum müssen wir uns dieses Machtgerangel gefallen lassen.
    Es wurden Angebote vom Arbeitgeber vorgelegt und jetzt sollte konstruktiv verhandelt werden.

  6. 95.

    Die Menschen stehen wieder auf den Bahnhöfen und an den Haltestellen, weil sie auf die Beförderung angewiesen sind, nicht wegen dem Vertrauen an die BVG.
    Und es war der 4. Warnstreik, trotz Aussicht auf Schlichtung.
    Natürlich ist der ÖPNV wichtig für Berlin. Das bestreitet niemand.

  7. 94.

    So böse auf die Streikenden!? Es wird doch wieder gefahren, und wenn man überlegt wie viele Menschen von Null auf Nichts wieder auf den Bahnhöfen stehen, und auf Bus und U-Bahn warten damit sie abgeholt werden dann zeigt das auch wie groß das Vertrauen, und wie wichtig der ÖPNV für Berlin ist. Es waren bis gestern nur Warnstreiks! Wir müssen uns alle glücklich schätzen wenn es nicht zum Streik kommt. Das wäre eine Katastrophe, aber nicht diese 2 Tage Krisen.

  8. 93.

    Wenn die Beschäftigten immer mit dem zufrieden sein sollen, was man ihnen anbietet, würden Sie zum Nulltarif arbeiten.

  9. 92.

    Kein Wunder wenn es in diesem Land immer weiter abwärts geht, wenn man sich ehr nach unten orientieren soll
    Was kann ein BVG Mitarbeiter dafür daß es anderswo kein Urlaubs und kein Weinsgeld oder keine Schichtzulagen gibt?

  10. 91.

    Viel Glück und gutes Gelingen

  11. 90.

    Die letzten zwei Streiktage fand ich auch unverhältnismäßig mit Blick auf die Schlichtung. Unverschämt und Rücksichtslos.
    Meine Solidarität und Respekt habt ihr verloren.
    Vergleicht Eure Gehälter doch nicht mit anderen Bundesländern sondern schaut mal über den Tellerrand und nach unten. In anderen Branchen gibt es kein Urlaubs -Weihnachtsgeld. Es wird auch in Schichten gearbeitet und der Stundenlohn ist weitaus geringer. Viele Menschen haben befristete Arbeitsverträge.
    Wir haben früher für den Erhalt unserer Arbeitsplätze gestreikt. Unsere Kunden haben wir dabei nicht im Regen stehen lassen. Die waren uns immer wichtig. Seid zufrieden, was Euch angeboten wird. Mit der Inflation haben wir alle zu tun. Unsere Rentenerhöhung soll ca.3.47 % betragen. Das
    Zum Thema Verhältnismäßigkeit.Habt ihr gestern die Menschen in der S-Bahn angeschaut? Mütter/Väter mit kleinen Kindern in überfüllten Zügen. Empathie und Respekt fehlt Verdi und Euch. Da werden lieber Feuer in Tonnen entfacht.

  12. 89.

    Also lügt verdi, wenn dort mitgeteilt wird, dass seit der letzten Tarifeinigung im Jahr 2021 der Reallohnverlust 14,5 % beträgt?

    https://bb.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++ef09e39a-e494-11ef-8fb1-5d83e150a909

    Anstatt sich zu freuen, dass trotz roter Zahlen, reduziertem Fahrtenangebot und genereller Wirtschaftsflaute die BVG ein Angebot vorlegt, dass den Reallustverlust ausgleicht, hält verdi an absurden Forderungen in Höhe von 25-30% fest. Was ist daran eigentlich solidarisch?

  13. 88.

    Die Linke ist links, nicht linksaußen, die SPD verkörpert die linke Mitte ihr rechter Flügel jedoch eher die Mitte, die Union ist gemäßigt Rechts.

  14. 87.

    Absurd niedrig meinen Sie? Die 14% gleichen nicht annähernd die Teuerungen der letzten Jahre aus, und die Preise steigen ja munter weiter.

  15. 86.

    Meine Solidarität nicht!

  16. 85.

    Was Sie schreiben ist schon ein starkes Stück! Bodo Ramelow ist zwar links, aber keineswegs linksextrem. Insbesondere als Ministerpräsident von Thüringen hat er sich eindeutig als Teil des demokratischen Spektrums erwiesen.

  17. 84.

    Genau die richtige Einstellung! Ich würde sogar in Frage stellen das der Arbeitgeber wirtschaftlich arbeiten lässt. Wenn ich schon 4 Busse habe die auf der selben Strecke fahren, und erst nach 5-7 Km eine andere Richtung einschlagen dann stelle ich mir schon Fragen. Besonders wenn dann noch ein 5 Bus dazu kommt, der sogar fast 10 Km die selbe Strecke fährt wie schon ein M und ein X Bus. Die Täglichen Treibstoffkosten oder Strom die man sich sparen könnte die zahlen wir auch!

  18. 83.

    Warum jetzt erst?