Rechtsextremismus-Vorwürfe - Lehrerinnen an Schule in Spremberg werden diskriminiert und beleidigt

Fr 21.03.25 | 19:58 Uhr | Von Jo Goll, rbb24 Recherche
  184
Symbolbild: Giebel der Berufsorientierenden Oberschule in Spremberg. (Quelle: dpa/Karin Jähne)
dpa/Karin Jähne
Audio: Antenne Brandenburg | 21.03.2025 | Rene Althammer | Bild: dpa/Karin Jähne

An der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg wird eine Lehrerin von einem Schüler körperlich attackiert. Schulamt und Bildungsministerium werden informiert, der Schüler erhält einige Tage Schulverbot. Jetzt erheben Zeugen weitere Vorwürfe. Von Jo Goll

Eingeworfene Scheiben, eine in Brand gesteckte Tür, beengte Platzverhältnisse, Lehrermangel – Probleme gibt es an der Berufsorientierenden Oberschule Spremberg (BOS) zur Genüge.

Dazu gehört auch der Angriff auf eine Lehrerin am 21. Februar. Ein Siebtklässler weigert sich, am Nachmittag dieses Tages eine Klassenarbeit nachzuschreiben. Als er den Klassenraum verlassen will, stellt seine Lehrerin sich ihm in den Weg. Der Schüler schubst sie mit großer Kraft.

Die Lehrerin meldet den Vorfall im Direktorium. Als sie danach in den Klassenraum zurückkehrt, erhält sie erneut mit beiden Händen und hoher "Krafteinwirkung auf die Brust" einen Schlag auf die Brust. Sie fährt nach Hause, ihr Mann bringt sie in die Klinik in Spremberg: Mehrere Prellungen, Blutergüsse werden festgestellt. Die "Lausitzer Rundschau" [€] hatte zunächst über den Fall berichtet.

Schläge und rassistische Beleidigungen

Offenbar wurde die Lehrerin nicht nur geschlagen, sondern auch diskriminierend beleidigt: Mit den Worten "russische Scheiße" sie sie während des körperlichen Angriffs beleidigt worden. So beschreibt es die Lehrkraft, die bald an die Schule zurückkehren wird, in ihrem Bericht an das Cottbusser Schulamt.

BOS-Schulleiter Roland Wolter bestätigt die körperliche Attacke auf die Lehrerin und sorgt dafür, dass der Schüler für einige Tage des Unterrichts verwiesen wird. Doch den Vorwurf der diskriminierenden Beleidigung weist Roland Wolter zurück: "Die anderen Schüler haben herabwürdigende Sätze, die sich auf die Herkunft beziehen, nicht gehört", erklärt der Schulleiter der "Lausitzer Rundschau". War die Attacke nur ein unerfreulicher Einzelfall?

rbb24 Recherche hat mit Menschen gesprochen, die das "Innenleben" der Schule kennen. Sie erheben schwerwiegende Vorwürfe: An der Schule soll es weitere diskriminierende Beleidigungen gegeben haben, auch Hakenkreuz-Schmierereien und Hitler-Grüße.

Wer redet, will anonym bleiben

Ein Telefonat mit einem Elternteil. Die Stimme nervös, aufgebracht. Das Kind, erfahren wir, besucht die BOS in Spremberg. "Die Situation an der BOS ist seit Jahren so. Es gibt rassistische Beleidigungen, Pöbeleien, selbst Lehrerinnen werden als 'polnische Schlampen' beschimpft. Ohne dass etwas passiert." Und der Rektor, erfahren wir, soll "gebetsmühlenartig" immer wieder sagen, dass es keine Gewalt, keinen Rassismus, keine Diskriminierung an der Schule gebe. Eltern und Schüler haben Angst, wir sollen jeden Hinweis auf die Identität unserer Gesprächspartner unterlassen.

Es gibt weitere Vorwürfe – auch aus dem Lehrkörper der Schule: So soll ein Lehrer immer wieder mit rassistischen Äußerungen auffallen. "Der Kollege bezeichnet Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund als Kanaken", heißt es. Auch im Kollegium sei das bekannt, aber keiner unternimmt etwas dagegen.

In eine Toilettentür wurde "A..H" und "KZ" geritzt, ein Aufkleber mit "Deutsches Reichsgebiet" und Hakenkreuz-Ritzereien wurden in der Vergangenheit entdeckt. Darüber hinaus sei ein Schüler einen Vormittag lang mit einer schwarz-weiß-roten Armbinde durch die Schule gegangen: "Das Signal war eindeutig", wird uns erzählt. "Die Farben des Deutschen Reiches sind in der rechtsextremen Szene auch in Spremberg beliebt." Zuletzt wurde eine Gruppe von mehreren Schülern beobachtet, die eine Lehrerin provoziert haben soll, die auf Hitler-Grüße reagiert und die Schüler damit konfrontiert habe. Die Reaktion der Schüler: "Dann heben sie auf Kommando alle den rechten Arm und sagen zu der Lehrerin: Schauen Sie mal, da oben fliegen Vögel."

Aufkleber auf dem Gelände der BOS Spremberg. (Quelle: rbb)
Aufkleber auf dem Schulgelände | Bild: rbb

Verhältnisse wie in Burg

Niemand will seinen Namen nennen, die Angst vor den mutmaßlich rechtsextremen Schülern ist groß. Die Geschichten rund um die BOS erinnern an die Vorgänge vor zwei Jahren im nur knapp 50 Kilometer entfernten Burg. Dort hatten an der Oberschule mehrere rechtsgerichtete Schüler über Monate Mitschüler bedroht und eingeschüchtert. Dazu gab es im gesamten Schulgebäude immer wieder Hakenkreuz-Schmierereien, Hitler-Grüße im Klassenzimmer, Mobbing gegen die wenigen Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund. Der Fall wurde nach einem Brandbrief von zwei Lehrern öffentlich und sorgte bundesweit für Schlagzeilen.

Bündnis fordert verantwortungsvolles Handeln der Schulleitung

Inzwischen hat sich das Bündnis "Schule für mehr Demokratie" der Vorgänge an der BOS angenommen. In einem Brief an das Schulamt Cottbus und mehrere Medien, unter anderem den rbb, fordert das Bündnis vom Schulleiter ein "kollegiales und verantwortungsvolles Handeln" für alle Lehrkräfte, Schüler und Eltern der Schule. Zudem brauche es jetzt ein "klares Bekenntnis zu den alltäglichen, rassistischen Vorfällen und daraus resultierenden Handlungserfordernissen", heißt es in dem Schreiben weiter. Das Team vom Bündnis "Schule für Demokratie" kündigt an, dass man an dem Fall BOS dranbleibe und auf Veränderungen setze, die wirksam seien und eine demokratische Haltung zeigten.

Schulleiter Roland Wolter lässt die Fragen von rbb24 Recherche unbeantwortet. Das Bildungsministerium in Potsdam teilt dem rbb mit, dass man die rassistischen Beleidigungen gegen die verletzte Lehrerin nicht bestätigen könne. Konkrete Äußerungen des Schülers wie "Russische Scheiße" seien nicht bekannt. In den Schuljahren 23/24 und 24/25 seien dem Ministerium von der BOS jeweils zwei Vorfälle gemeldet worden. Dabei handele es sich um Fälle von Gewaltandrohung, Körperverletzung und fremdenfeindlichen Äußerungen.

Nach der Erstveröffentlichung dieses Textes teilte das Bildungsministerium noch mit, dass dort keine Vorfälle mit rassistischem, diskriminierendem oder rechtsextremistischem Hintergrund bekannt seien. In Bezug auf den Lehrer, der Schüler mit Migrationshintergrund als "Kanaken" bezeichnet haben soll, heißt es: "Die Aussage kann so nicht bestätigt werden."

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.03.2025, 19:00 Uhr

Beitrag von Jo Goll, rbb24 Recherche

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

Nächster Artikel

184 Kommentare

  1. 184.

    An der Schule in Spremberg sind rechtsradikale Schüler, die Lehrerinnen einschüchtern! Das ist ein Skandal. Da muß die Polizei und der Staatsschutz einschreiten!

  2. 183.

    Touris hauen wieder ab. Ändert am Mangel an jungen, gut qualifizierten Leuten und der Überalterung halt nix. Alleine die offenen Lehrstellen und die damit verbundene Absenkung der Qualität spricht Bände. Von den besser bezahlten Stellen, wo sich potentielle Kandidaten den Arbeitsort aussuchen können, weil sie auch woanders gefragt sind, reden wir gar nicht erst. Aber bleiben Sie gerne unter sich und geben Sie einfach wie gewohnt denen da oben und auf jeden Fall den bösen Wessis die Schuld, es wird Sie in der Zukunft weit bringen:).

  3. 180.

    Nö, erst diese Reichsbürger rausschmeißen und die Rechtsextremen rund um die Uhr überwachen und abhören.

  4. 178.

    Darum sollte man endlich wieder Bahnstrecken und Bahnhöfe reaktivieren, den Ausbau von Bahnstrecken voranbringen, die Infrastruktur modernisieren, ÖPNV verbessern, usw.

  5. 177.

    Alte bleiben gerne auf dem Land wohnen - Junge kommen kaum noch dazu.
    Die Bevölkerungszahlen sinken daher kontinuierlich.
    Aber ist ja auch egal : für Abwanderung und Überalterung gibt es ja Strukturelle Hilfen, von mehreren Milliarden.
    Solange das Geld in Strömen fließt - ist doch Alles in Ordnung.

  6. 176.

    Genau, wichtigen Aufgaben widmen, das hätte man mal schon viel früher machen sollen. Allein schon die Tatsache das in manchen Regionen außerhalb nur alle 48 Stunden mal ein Bus fährt, und es auch an Freizeitangeboten jeglicher Art fehlt war und ist für die AfD immer noch ein Grund zum jubeln.

  7. 175.

    Und wie sieht es bei Ihnen so aus, dort wo Sie wohnen? Sind Sie auch selbst schuld, da zu wohnen? Ich gebe Ihnen Recht, dass die AfD hier tatsächlich zu präsent ist, aber selber schuld sein, wenn man hier wohnt? Eine steile These, die mir absolut nicht wirklich gefällt, weil sie ein schlechtes Licht auf jene wirft, die gern hier leben, schon immer hier leben und nichts mit den Braunen zu tun haben. Dafür muss man sich doch nicht rechtfertigen, oder müssen Sie sich rechtfertigen, dort zu wohnen, wo Sie wohnen?

  8. 174.

    "Gleichgesinnte eben". Genau, die ganzen Amis, Japaner, Engländer und Inder, Berliner, Rheinländer usw......Alles Rechte, nein Pardon, Rechtsextreme die in den Spreewald reisen. Sie sind echt lustig.

  9. 173.

    In Berlin oder Potsdam, kann man aber auch schon, totale Angst, vor Menschen bekommen.
    Was dort so rumläuft - Oh Gott Oh Gott.
    Keine Ordnung mehr, keine Sauberkeit mehr und Niemand nimmt mehr Rücksicht aufeinander - Alles nur noch, komplett überfüllt - Nein Danke.

  10. 172.

    In Berlin oder Potsdam, kann man aber auch schon, totale Angst, vor Menschen bekommen.
    Was dort so rumläuft - Oh Gott Oh Gott.
    Keine Ordnung mehr, keine Sauberkeit mehr und Niemand nimmt mehr Rücksicht aufeinander - Alles nur noch, komplett überfüllt - Nein Danke.

  11. 171.

    Ich bin leidenschaftlicher Heimatbezogener und lebe gern an dem Ort, den ich gewählt habe, weil es ein guter Ort ist, der mich über Generationen mit dieser Erde verbindet, es ist ein gutes Gefühl und ich wäre hier nie weggezogen, weil ich hier glücklich bin. Es ist eine innere Zufriedenheit, die mich hier mit jedem Körnchen Erde verbindet. Deshalb macht Ihre Aussage sehr wenig Sinn. Ist jeder selbst schuld, weil er in Duisburg lebt? Ist jeder selber schuld, wenn er in der Sonnen-Allee lebt? Vielleicht hat das ja nichts mit Schuld zu tun, sondern mit der persönlichen Situation und Einstellung, die Sie doch gar nicht beurteilen können. Ich bin gern ein auf dem Land lebender Brandenburger, ich bin aus Überzeugung und Liebe zum Land hier und kein Lockangebot hätte mich hier wegbewegen können. Beurteilungen können so oberflächlich sein.

  12. 170.

    In Berlin oder Potsdam, kann man aber auch schon, totale Angst bekommen.
    Was dort so raumläuft - Oh Gott Oh Gott.
    Keine Ordnung mehr, keine Sauberkeit mehr und Niemand nimmt mehr Rücksicht - Alles nur noch, komplett überfüllt - Nein Danke.

  13. 169.

    Selbst wenn 50 Prozent AfD im Spreewald wären - fahren, gerade die Berliner/innen, Potsdamer/innen usw. weiterhin sehr gerne dort hin.
    Interessiert wirklich nicht, wie dort gewählt wurde.
    Beim Lausitzer Seenland, ist es ähnlich.
    Überall wo Action ist - da muss der Mensch hin - egal, Wer an der Macht ist.

  14. 168.

    Die größte rechtsextreme Gruppe in Deutschland ist die Gruppe der Grauen Wölfe. Würden Sie deshalb nicht nach Berlin ziehen? Das sind Rechtsextreme, Rassisten und Nationalisten, Antisemiten, die wählen die türkische AfD, die AKP. Die denken vollkommen ähnlich wie deutsche Rechtsextreme, Aber wir tun immer so, als hätte nur der Osten ein Problem und niemand spricht über türkische Nationalisten, die mir ähnlich Angst machen. Warum argumentieren wir so einseitig, wenn es um den rechten Rand geht? Was ist mit den Islamisten, die noch radikaler sind? Würden Sie in ihre Nähe ziehen oder ist es eher so, dass es tatsächlich schon Regionen gibt, in denen Homosexuelle und Juden gewarnt werden, dort nicht sichtbar zu werden, wegzuziehen und es schon lange tatsächlich so ist, dass man dort wegzieht? Wo ist der Unterschied?

  15. 167.

    Ja - das stimmt.
    Die Gesinnung im Spreewald, interessiert den Touristen aus Berlin oder aus dem Ausland, überhaupt Nicht.
    Im Gegenteil, manchmal ist es schon fast zu voll.

  16. 166.

    Gleichgesinnte eben. Die haben voreinander keine Angst. Aber alle anderen haben schon Angst, Demokraten, Andersdenkende, Migranten, Ausländer, Homosexuelle, Schwerbehinderte, Alte, Minderheiten.

  17. 165.

    Ja, Sie haben Recht! Die meisten reisen unpolitisch. Es interessiert den Touristen aus dem Ausland oder die vielen Berliner im Spreewald nicht die Bohne, wie dort gewählt wurde. Bin dort mehrmals jeden Sommer. Super entspannt (ausser wenn es zu voll ist), nette Menschen....Perfekt!