Anhaltende Anfeindungen - Lehrer, die rechte Vorfälle öffentlich machten, verlassen Schule in Burg

Mi 12.07.23 | 19:18 Uhr
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Die beiden Lehrer, die kürzlich einen Brandbrief zum Thema Rechtsextremismus an ihrer Schule geschrieben hatten, sprechen auf der Demonstration «Vielfalt statt Einfalt - Schule ohne Diskriminierung» vor dem Schulamt in Cottbus (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb|24 Brandenburg aktuell | 12.07.2023 | Diana Azzam | Bild: dpa

Im April hatten zwei Lehrer in Burg im Landkreis Spree-Neiße rechtsextreme und rassistische Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht. Nach Anfeindungen aus der rechten Szene geben sie ihre Lehrposten nun auf.

Die beiden Lehrer, die Rechtsextremismus und Rassismus an der Oberschule Burg in einem Brief öffentlich gemacht haben, werden die Schule verlassen. Das haben sie dem rbb bestätigt.

Auf rbb-Nachfrage sagte ein Lehrer, dass er nochmal studieren wolle, nennt aber auch die anhaltenden Bedrohungen als Grund. Zunächst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" berichtet.

Instagram-Account ruft zu Jagd auf Lehrer auf

Laut Polizei hingen in Burg (Spree-Neiße) am Mittwoch rund 30 Aufkleber mit Fotos der Lehrer und dem Aufruf, dass sie nach Berlin verschwinden sollen. Der Staatsschutz ermittelt nach eigenen Angaben unter anderem wegen des Tatverdachts der Beleidigung, Sachbeschädigung sowie wegen illegalen Plakatierens. Auf Instagram hat sich zudem ein Account gebildet, der zur Jagd auf die beiden Lehrkräfte aufruft.

Die beiden Lehrer hatten im April rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht und damit bundesweit eine Debatte ausgelöst. "Wir wenden uns an die Öffentlichkeit, da wir in unserem Arbeitsalltag als Schulpersonal täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert werden und nicht mehr länger den Mund halten wollen", hieß es damals in dem Schreiben der Lehrer.

Später hatten einige Schüler in einem weiteren Brief rechtsextreme Vorfälle an der Schule in Burg beschrieben. Auch andere Schulen hatten sich wegen ähnlicher Fälle wie Hakenkreuz-Schmiereien und dem Zeigen des Hitlergrußes gemeldet. Zudem nahm die Polizei Ermittlungen auf.

Eltern forderten Entlassung

Im Juni hatte einer der Lehrer gesagt, die Situation an der Schule habe sich auch nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen nicht verändert. Das Kollegium sei tief gespalten, Lehrkräfte grüßten ihn und seine Kollegin zum Teil nicht mehr. Weiter sagte er, dass sie wegen ihres Engagements auch mit Übergriffen rechneten.

Zuletzt hatten einige Eltern die Entlassung der beiden Pädagogen gefordert, wie aus einem Brief an die Schulleitung hervorgeht, der dem rbb vorliegt. Darin hieß es, den Eltern lägen Informationen vor "dass diese beiden 'Lehrer' politisch aktiv sind und ihr eigenes Bild von Demokratie haben bzw. eher nur ihre Ideologie als richtig empfinden".

Bildungsminister: "Zeiten, die in Deutschland Vergangenheit sein sollten"

Der Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) zeigte sich erschrocken. Er fühle sich durch die Situation in Burg "an Zeiten erinnert, die in Deutschland eigentlich lange Vergangenheit sein sollten", sagte Freiberg rbb24 Brandenburg aktuell am Mittwoch. "Ich hoffe sehr, dass es dort gelingt, in den gesellschaftlichen Strukturen wieder zu einem demokratischen Grundkonsens zurückzufinden."

Freiberg betonte jedoch auch, dass die Begleitung der Schule durch das staatliche Schulamt in den letzten Wochen sehr intensiv gewesen und all dem angemessen sei, was eine Landesbehörde an der Stelle tun könne, so Freiberg weiter. Nach wie vor gebe es eine Menge zu besprechen an der Schule. Das müsse dort weiter geschehen.

Das Bildungsministerium hatte Anfang Mai klargestellt, dass die beiden Lehrer keine dienstrechtlichen Konsequenzen fürchten müssten. "Wer vor Fällen mit Extremismus an Schulen nicht die Augen verschließt, handelt im Sinne von Demokratie und Toleranz", erklärte das Ministerium.

Die beiden Lehrer sollen in diesem Jahr den "Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus" bekommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.07.2023, 16:30 Uhr

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128 Kommentare

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  1. 128.

    Interessant an dieser "Diskussion" hier ist, daß die üblichen Kommentatoren wieder mal ganz genau wissen wie es war oder was in BBG "schief" läuft. Was sie aber nicht wissen (oder sie behalten es für sich, pssst?!), was man gegen diese Mißstände tun kann. Außer, "man sollte", "man müßte", "man könnte" kommt da gar nichts! Auch die wichtigste Frage, die nach dem "warum" interessiert sie nicht! Sie wissen nur, daß was sie denken ist richtig und wer das anders sieht ist dumm und muß belehrt werden!
    So ist man auch hier, im ach so liberalen Schweden jahrzehntelang verfahren, mit der Folge das es hier inzwischen einen massiven Rechtsruck gibt, der wahrscheinlich nicht mehr aufzuhalten ist!
    Wenn man den Menschen nicht zuhört und ihre Ängste ernst nimmt, sondern immer wieder einfach ignoriert, werden diese Menschen sich langsam aber sicher von der FDGO verabschieden - nicht aus Dummheit, sondern aus Protest!

  2. 127.

    "Zwei Berliner gehen also in die Provinz, um dort politischen sofort Aktivismus zu betreiben und wundern sich dann, dass sie dort auf geteiltes Echo stoßen!?"

    Ah ja, das ist laut Dir also zu verurteilen? Kann man daraus schließen, daß Du es gut findest, daß ein wegen Kreditbetrug vorbestrafter Berliner Neonazi mit Hilfe der Sparkasse Spree-Neiße eine Burger Traditionsgaststätte kaufen konnte (die sich wie von Vielen erwartet zum rechtsextremen Treffpunkt entwickelt hat) und seine Freundin ein Cafe in Burg betreibt? Das von dort rechter politischer Aktivismus ausgeht, ist dann OK?

    Blamabel, eher schon abstoßend, ist der Umgang mit solchen Umtrieben, von der Schulleitung angefangen über die Gemeindeverwaltung bis hin zum Schulamt und Landrat. Das zeigt nur wieder einmal, was passiert, wenn man über Jahrzehnte auf dem rechten Auge blind ist.

  3. 126.

    Neutralität kann nicht schaden, darf aber nicht dazu führen, dass alle die Augen vor dem verschließen, was Menschenfeindlich ist, nämlich jeglicher Art von Faschismus oder anderen entwürdigenden Ansichten, deren Grundstruktur darin besteht, die Menschenwürde mit Füßen zu treten. Respekt, denen, die sich dagegen gestellt und die Augen nicht verschlossen haben.

  4. 125.

    Von welchem "Dialog" sprechen Sie - in einer Stadt, wo Nazis von der örtlichen Sparkasse 100%-Kredite bekommen?

    Was soll dieses Schwindelig-Gerede an den Sachverhalten vorbei? In einer Gegend, wo man offenbar beim Mordversuch an einem Diskobesucher sogar gefilmt werden kann. Aber weil das ein Geflüchteter aus Afghanistan ist, ist das mehrfache treten gegen den Kopf gar kein Mordversuch. Und man läuft in der "national befreiten Zone" frei rum. Und faselt was von "Messermännern"
    Was sollen da bitte eine Grundschullehrerin, ein Grundschullehrer mit wem reden? Die Honoratioren vor Ort kennen alle Akteure persönlich. Das hat alles Namen. Und geht so seinen national-völkischen Gang.
    Nicht irgendwer indoktriniert den hitlernden Nachwuchs für die örtliche Türsteher- und "Sicherheitsfirmen"-Struktur.

    Sie sind zu spät. Lame! Funktioniert nicht mehr. Die Mutigen in dieser Sache haben Namen und Gesicht. Der rechte Terror ist feige, anonym. Kriegt aber die Kredite der örtlichen Sparkasse.

  5. 124.

    Da gab es einen Beitrag vom RBB dazu. Rechtsradikale Netzwerke in Südbrandenburg | Reportage | Kontraste

  6. 123.

    Da waren 2 Berliner Lehrer auf einer „Bekehrungs-Mission“, den tiefen Osten Grün(e) zu machen, in einer Region, die diese Partei mit Mehrheit ablehnt - und das immer mehr. Am Ende scheitert man und erklärt Kinder zu Nazis. Es ist auch fraglich das nur die einseitige Aussage dieser 2 Missionare zur Darstellung reicht. Wenn selbst deren Kollegen diese 2 ablehnten wird das schon Gründe haben. Vielleicht sollte man es gerichtlich klären damit jeder zu Wort kommt außer nur Medien

  7. 121.

    Nicht die Lehrer sollten verschwinden, sondern die Nazis die Hetze gegen diese vorbildlichen Lehrer Stimmung machen.

    Wann bekommen die Lehrer*innen einen Preis für Zivilcourage. Wäre mehr als angebracht.

    Kein Zurückweichen vor Nazis und anderen Rechstextremen.

    Verständnis ist hier fehl am Platz.

    Und ja Berlin würde sich freuen wenn cie Lehreri hierher wechseln würde.

  8. 120.

    Ich glaube eher, dass die Evolution bei diesen Leuten unbeliebt ist. Die beruht nämlich auf sexueller Fortpflanzung und zwei Geschlechtern. Mehr sind biologisch auch nicht bekannt. Neben der Ablehnung der rechtsextremen Vorfälle, denke ich auch, dass die jungen Kollegen ganz einfach an der Schule überfordert waren, Schuldige für ihr Scheitern gefunden haben und sich nun als Märtyrer inszenieren. Ein sehr oft zu beobachtendes Verhalten. Mit solchen rechten Vorfällen kann man pädagogisch ganz anders und wirksamer umgehen, zumal es sich um Kinder und Jugendliche handelt. Das werden die Kollegen auch getan haben. Dauert länger, ist aber nachhaltiger und nennt sich Erziehung.

  9. 119.

    Wenn es so weiter geht in Deutschland dann ist 2033 eine exakte Wiederholung der Geschichte. Diesmal wissen die Leute bescheid und fliehen rechtzeitig. Nur traurig das es anscheinend in der deutschen Bevölkerung so viele Rassisten und Nationalsozialisten gibt.

  10. 118.

    Nein, es wird keine "komplette Region an den Pranger gestellt"
    Sie sind nur gefragt, wie Sie sich in den konkreten Sachverhalten positionieren.
    Zu der Situation, dass vor Ort offenbar rechtsterroristische Gruppen die Auswahl der Lehrerschaft öffentlicher Schulen bestimmen wollen, faktisch bestimmen, ist hier bereits viel kommentiert. Woher der hitlernde Terror-Nachwuchs kommt, in was für einem Umfeld er wächst, ist selbstverständlich die wichtigste Frage. Wollen Sie behaupten "Die Region" sei nur legitimer Vertreter von "komplette Region", beschliesst "Region" beleidigt zu sein, statt sich den rechtsterroristischen Umtrieben zu stellen? Das klingt für mich schon nach dem wichtigsten Etappensieg derer, die es angeblich doch gar nicht gibt. Und kein so grosses Problem sind, Am Ende doch nur "Meinung"
    In Burg bekommt man von der Sparkasse eine 100% Finanzierung für einen Nazitreff. Wenn das nicht mal "Mitte der Gesellschaft" kommunale Naziökonomie ist - was dann?

  11. 117.

    Jeder der nicht der AfD-Ideologie folgt wird doch heute als links-grüner Radikaler bezeichnet. Das ist schonmal eine Kostprobe von Meinungsfreiheit á la AfD. Da werden schonmal No-Go-Zonen geschaffen.

  12. 116.

    "Die Lehrer prangern Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie an. Erstmal nur Schlagwörter ohne Inhalt. Worum geht es denn bitte konkret?"

    Das können auch Rechtsextreme hier seitenlang nachlesen. Vorlesen wird ihnen das keiner.

  13. 115.

    Mit den No Go Areas gebe ich Ihnen recht. Ich vermeide es auch mich in Neukölln und insbesondere im Columbiaschwimmbad aufzuhalten.

  14. 114.

    Die übliche Masche der Rechtsextremisten hier. Anzweifeln, kleinreden, abstreiten. Wie aus dem Lehrbuch.

  15. 113.

    Haben sie ihr geschlossenes rechtsextremes Weltbild auch an ihre Kinder weitergegeben?

    Man sollte die ganze tiefbraune Gegend unter Bundesaufsicht stellen. Die Brandenburger Politik ist unfähig gegen die braune Brut, die jetzt auch noch mediale Hetzjagden veranstaltet, vorzugehen.

    Getragen wird die Hetze von der rechtsextremen AfD, allen voran der Rechtsextremist Jean-Pascal Hohm, dessen Hetze noch immer auf Twitter zu finden ist.

  16. 112.

    Ich glaube man sollte mal das GG wieder lesen und verstehen. Heute schreibt man uns vor (entgegen GG) wie wir leben, heizten, wohnen, reisen - auch wählen sollen. Zum Wohle und Sicherheit unserer Bürger agiert die Ampel nicht, unser Volksvermögen wird in Millionenhöhe ins Ausland transferiert und nicht unserem Wohle zugeführt.
    Wer ganze Regionen und deren Bürger als Braun und Gefährlich bezeichnet ist für mich ein Nazi und kein Demokrat - ich fühle mich sicher dort

  17. 111.

    @Donna: Ich stimme Dir zu. Lehrer sollten unpolitisch lehren. Wenn man eine Ideologie vermittelt schafft man Spannungen und verursacht auch Widerstände. Aber in den Kommentaren erlebt man wie Kinder (Schüler) zu Nazis stilisiert werden und eine ganze Region verunglimpft wird auf Grund eines Briefes von 2 Aktivisten-Lehrern. Niemand fragt aber die Beschuldigten und da kommen medial wenig Darstellungen. Vorverurteilungen und Diffamierungen gegenüber Minderjährigen halte auch für Rechts

  18. 110.

    Ach je - das Milieu der "national befreiten Zone" versichert sich gegenseitig ihrer Solidarität.

    Ich sag ja. Der Staatsschutz weiss eigentlich, wie man, wie er -auch aus generalpräventiven Gründen- seine recht umfangreichen polizeilichen und strafrechtlichen Möglichkeiten einsetzt. Sieht etwas auch nur aus der Entfernung wie staatsgefährdende Umtriebe, terroristische Ideologie und Praxis aus. Hängt halt daran, was der Staatsschutz, die Politik, die Verwaltung, die Justiz vor Ort für solche hält, oder halten will. Bekommt die örtliche Faschisten-Struktur in Burg einen 100% Kredit der öffentlich-rechtlichen Sparkasse. Zum Kauf und Betrieb der Gastwirtschaft "Deutsches Haus"
    Da muss man sich über die Zustände an den Schulen nicht wundern.
    Man kann nur konstatieren: Die Bundesanwaltschaft übernimmt nicht. Obwohl in der Gesamtschau der letzen Jahre die Justiz vor Ort...einmal freundlich ausgedrückt, von dem überfordert ist, was ihr in Wahrheit gegenübersteht.

  19. 109.

    Zumal " linksgrün" ein Kampfbegriff der Rechten ist und als homogenes Weltbil garnicht existiert. Man schaue sich nur mal an wie weit Positionen der Parteien " die Linke" und "der Grünen" auseinanderliegen. Mich würde mal interessieren wie die Eltern, die sich über die Lehrer beschwert haben, mit dem Thema Lehrermangel umgehen. Zudem wäre mal interessant an welchen Lehrinhalten sie sich gestoßen haben.

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