Spree-Neiße - Auch Schüler beschreiben in Brief rechte Vorfälle an Schule in Burg
In einem Brief schildern Lehrkräfte aus dem Spreewald in Brandenburg rechtsextreme Vorfälle an einer Schule. Nun haben sich auch Schüler in einem Brief zu den Zuständen geäußert. Der Verfassungsschutz sieht teils Einfluss von Rechtsextremen in der Sozialarbeit.
Nach einem rbb-Bericht zu zahlreichen rechtsextremen Vorfällen an der Oberschule in Burg (Spree-Neiße) liegt dem rbb ein Brief vor, der von Schülern der Schule stammen soll. Er war über eine Lehrkraft der Schule an den rbb übermittelt worden.
In dem Brief wird von rassistischen Beleidigungen, rechtsextremen und fremdenfeindlichen Aussagen und von Schulmöbeln, die mit Hakenkreuzen beschmiert seien berichtet. Sexismus und Homophobie seien an der Tagesordnung. Regelmäßig werde der Hitlergruß gezeigt. Die meisten Lehrkräfte würden außerdem nur wegschauen, unter den Schülern seien viele Mitläufer. Die Verfasser bitten deshalb um schnelle Hilfe. Alleine, mit der Hilfe der wenigen unterstützenden Lehrer, würden sie die Probleme nicht lösen können. Mittlerweile hätten einige Schüler Angst in die Schule zu gehen.
Lehrer hatten Problem öffentlich gemacht
In dem Brief wird etwa eine Situation geschildert, in der eine Lehrkraft im Geschichtsunterricht die Frage gestellt habe, wer sich der Hitlerjugend angeschlossen hätte. Laut dem Brief meldeten sich daraufhin mehr als die Hälfte der Klasse, obwohl zuvor ausführlich über das Thema aufgeklärt worden sei.
Zuletzt hatten sich Lehrer der besagten Schule ebenfalls mit einem Brandbrief an die Medien gewandt und ähnliche Vorfälle geschildert. Schulamt, Landrat und Bildungsministerium hatten daraufhin erklärt, sich um die Probleme kümmern zu wollen. Zudem ermittelt die Polizei zu den Vorfällen an der Schule.
Verfassungsschützer warnt nach Lehrer-Brief vor Rechtsextremismus
Brandenburgs Verfassungsschutz-Chef Jörg Müller hat nach der Veröffentlichung eines offenen Briefs von Lehrern zu Rechtsextremismus an einer Schule vor einer Normalisierung rechtsextremen Gedankenguts gewarnt.
"Wenn Rechtsextremisten permanent mit Veranstaltungen, aber auch schon allein mit ihrer Sprache in die Gesellschaft hineinwirken, macht das etwas mit den Menschen um sie herum", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Die Räume dessen, was gesagt werden kann, weiten sich."
Verfassungsschützer Müller sieht auch Versuche der Einflussnahme von Rechtsextremisten in der Sozialarbeit. Er sagte der Zeitung: "Eine Gefahr, die wir sehen, ist, dass Rechtsextremisten im Bereich Soziale Arbeit aktiv werden. Uns sind Fälle bekannt, in denen sie etwa mit schwer erziehbaren Jugendlichen in Projekten arbeiteten."
CDU-Politiker Hoffmann sieht keine neue Entwicklung
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Brandenburg, Gordon Hoffmann, sieht in den berichteten rassistischen und rechtsextremen Vorfällen an einer Schule im Spree-Neiße-Kreis keine neue Entwicklung.
Dem rbb24 Inforadio sagte er am Freitag, Schulen seien keine Orte, die vom Rest des gesellschaftlichen Lebens abgekoppelt seien. "Natürlich sieht man in den Schulen dann auch zum Teil das, was irgendwie zuhause passiert." Wichtig sei, dass die Leute vor Ort, die so etwas mitbekämen, Unterstützung erhielten.
Hoffmann habe schon in den 1990ern Erfahrungen ähnlicher Art gemacht
Hoffmann erläuterte, man habe schon in den 1990er Jahren in Brandenburg Erfahrung damit gesammelt, dass in herausfordernden Zeiten für das Land "solche Entwicklungen" überall vorhanden seien. Damals habe man reagiert und verschiedene Dinge auf den Weg gebracht. Darunter seien das Handlungskonzept tolerantes Brandenburg und die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA). Auch Unterstützung durch Sozialarbeiter falle darunter.
Hoffmann betonte, deswegen sei er auch "sehr dankbar", dass am Donnerstag der designierte Bildungsminister, Steffen Freiberg (SPD), gesagt habe, dass an der konkreten Schule nun die RAA und das Schulamt miteinbezogen seien, um zu prüfen, wie man die Leute unterstützen könne.
Was war passiert
In einem anonymen Brief beklagten Lehrkräfte an einer Schule in Burg im Spreewald (Spree-Neiße-Kreis), dass sie täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien. Es geht unter anderem um Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine "Mauer des Schweigens", hieß es in dem Brief. Es fehle Unterstützung von Schulleitungen, Schulämtern und Politik.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.04.2023, 09:25 Uhr