Denkmalpflege - Dem Schloss Martinskirchen droht der Verfall

Das Rokoko-Schloss in Martinskirchen wurde Anfang der 2000er aufwändig saniert. Nun beginnt der Putz von der Decke zu fallen, für Maßnahmen fehlt jedoch das Geld. So geht es mehreren Denkmälern in Brandenburg. Von A. Lepsch und I. Schilka
Der Blick auf Diana, die Göttin der Jagd, ist verdeckt. Gleich zwei Gerüste stehen mitten im Martinskirchener Schloss im Landkreis Elbe-Elster und versperren den freien Blick auf die aufwendigen Deckenmalereien im Marmorsaal. Dem eigentlich schönsten Raum des Schlosses.
Die Gerüste wurden aufgebaut, weil das Gemälde des früheren Hofmalers Stefano Torelli nicht mehr sicher ist. Im September hatten die Restauratoren plötzlich Risse entdeckt. Kurzfristig werde nachgebessert, erzählt der Restaurator Ralph Schirrwagen. Aber: "Ein Tag nachdem die Rüstung stand, ist dann das, was sich da abzeichnete, runtergefallen."

Sanierung erst 20 Jahre her
Für die Restauratoren ist das kaum zu glauben - wurde der Saal samt Deckengemälde und Dachstuhl doch erst vor gut 20 Jahren aufwändig saniert. Damals wurden auf dem Dachboden Bretter mit Winkeln befestigt, damit das Gemälde nicht absackt. Doch jetzt hat sich der Putz von genau diesen Brettern gelöst.
Braune Verfärbungen auf der Unterseite des Putzes weisen laut Schirrwagen auf einen Pilzbefall hin. Ob das undichte Dach oder Feuchtigkeit in den Wänden Schuld daran ist, ist noch unklar. Fest steht nur, dass das Schloss immer maroder wird. Und damit ist das ehemalige Jagd- und Lustschloss von Graf Friedrich Wilhelm von Brühl nicht allein.

Mehrere "bedrohte" Denkmäler in Brandenburg
Das Gebäude ist eines von sieben, die im aktuellen Denkmalreport des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpfege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM) unter der Überschrift "bedroht" stehen. Auch die Dampfmühle in Prenzlau und das ehemalige Gutshaus in Hohennauen sind dort zu finden. Letzteres befindet sich in einem desolaten Zustand: Dächer sind eingestürzt, Bauteile abgängig und die Parkanlage verwildert.
Verhindert werden könne so ein großflächiger Verfall nur mit Monitoring, also einer regelmäßigen Überwachung der Bausubstanz, sagt Haiko Türk, der Dezernatsleiter für Praktische Denkmalpflege im BLDAM. Solch ein Monitoring wäre "im Sinne eines jeden Gebäudes", um schnelle Reparaturen vorzunehmen und damit größeren Schäden und Sanierungsmaßnahmen verhindern zu können.
Das, und da ist man sich in Martinskirchen einig, wäre aber nur mit einem festen Nutzungskonzept, einem Betreiber oder einer konkreten Idee für die Zukunft des Gebäudes wirklich finanzier- und umsetzbar.
Hoffnung auf privaten Investor
Momentan kümmert sich ein Förderverein um das Schloss und öffnet es regelmäßig für Besichtigungen. Die Innenräume werden als Ausstellungsort genutzt, im Sommer lädt der Verein zum Sonntags-Kaffee in den Schlosshof. Bis zum Deckenriss wurden im Marmorsaal auch Trauungen ermöglicht.
Doch viel mehr können die Freiwilligen nicht leisten. "Es ist unwahrscheinlich schwierig", sagt die Vorsitzende des Fördervereins, Katrin Degen. Auch sie hofft auf einen geeigneten privaten Investor, wie sie sagt. Tausende Euro für die Sanierung und den Erhalt kann sich die Ortsgemeinde Mühlberg, der das Schloss gehört, jedenfalls nicht selbst leisten. Bisher seien nicht einmal die Kosten für den aktuellen Schaden im Dach und dem Marmorsaal abschätzbar, so Degen, die für die Wählergemeinschaft für Wirtschaftsraum Mühlberg in der Stadtverordnetenversammlung sitzt.
"Wir [die Stadtverordneten, Anm.d.Red.] haben einen Beschluss gefasst, dass für das Schloss nochmal ein Wirtschaftlichkeitskonzept erarbeitet wird", sagt Degen. Dann soll abschließend entschieden werden, ob das Gebäude in kommunaler Hand bleibt - oder zum Verkauf angeboten wird.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.03.2025, 19:30 Uhr