Kommentar | Landtag Brandenburg - Die Regierungsverklärung

Mi 26.03.25 | 17:05 Uhr | Von Hanno Christ
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Dietmar Woidke (SPD, Mitte r), Ministerpräsident von Brandenburg, gibt während der Sitzung des Brandenburger Landtags die Regierungserklärung ab. (Quelle: dpa/Stache)
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Audio: rbb24 Inforadio | 26.03.2025 | Sydow, Torsten | Bild: dpa/Stache

Nach monatelangem Drängen erklärt sich der Brandenburger Ministerpräsident im Landtag. Die Ausführungen sind blass und wenig konkret. Eine Steilvorlage für die Opposition, kommentiert Hanno Christ.

Überraschend pünktlich um 12 Uhr läutete die Landtagspräsidentin am Mittwoch die Mittagspause ein. Dabei hatte Dietmar Woidke (SPD) gut zwei Stunden vorher seine Regierungserklärung geliefert, eine Erklärung, die lange erwartet worden war. Eigentlich ein parlamentarischer Leckerbissen zu Beginn einer Legislatur, einer, über den sich alle gerne hermachen, um deutlich zu machen, wofür sie stehen und wo sie hinwollen.

Woidke mit viel Altbewährtem

Für die Erklärung und die Debatte hatte der Landtag ursprünglich zweieinhalb Stunden angesetzt. Doch nach nicht mehr als mageren zwei Stunden fanden sich keine weiteren Redner mehr, die über Regierungsarbeit streiten wollten. Ende der Debatte. Pause.

Der Ausklang war sinnbildlich für den holprigen Verlauf des Vormittags. Woidke war lange gedrängt worden, endlich eine Regierungserklärung abzugeben. In anderen Bundesländern waren Amtskollegen deutlich schneller damit. Wohin will die neue Regierung? Welche Vision hat sie? Wo setzt sie Schwerpunkte und wo nicht? Wo setzt der Landeschef ein Zeichen?

Statt klarer Ansagen: viel Altbewährtes, keine Überraschungen. Woidke will die Wirtschaft stärken, Lehrkräfte von Bürokratie entlasten, Migration soll "geordnet" werden, also mehr und schneller abgeschoben werden, gleichzeitig sollen aber auch Ausländer schneller in Arbeit kommen. Die Regierung will mehr Geld für bis zu 9.000 Polizisten und Krankenhäuser ausgeben und zu guter Letzt – Evergreen – Bürokratie abbauen. Klimaschutz kam ganz hinten in der Erklärung doch noch vor, nach der Betonung der Bedeutung von Braunkohle bis 2038.

Die Regierungserklärung hatte den Sound des Koalitionsvertrages von SPD und BSW mit dem Titel "Bewährtes sichern. Neues schaffen." Vom Neuen war allerdings wenig zu hören, schon gar nichts von einer angekündigten "Kurskorrektur".

AfD mit eigenem 10-Punkte-Programm

Stattdessen wurden die Erklärung des Ministerpräsidenten und der rhetorisch blasse Auftritt der Regierungsfraktionen zur Steilvorlage der beiden Oppositionsparteien im Landtag. CDU-Fraktionschef Jan Redmann warf der Regierung vor, weder Optimismus noch Orientierung zu verbreiten. Die Latte dieser Koalition sei so niedrig gelegt, dass sie kaum einen Fuß heben müsse, unkte Redmann.

AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt nutzte die Woidke-Erklärung, um eine Art eigene Regierungsrede zu halten – einen Zehn-Punkte-Plan, den die AfD umsetzen will. Auch wenn eine AfD-Regierungsbeteiligung derzeit kein Thema ist, prügelte die Fraktion ihre Vision davon durch die Landtagsdebatte. Die Reden der AfD strotzten nur so von Widersprüchen und Unwahrheiten – von der vermeintlich "woken" Umerziehung der Schülerinnen und Schüler, über Hetze gegen Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland bis hin zum Lob auf den US-amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance und dessen vergiftetes Plädoyer für Meinungsfreiheit. Dass die US-Regierung kritische Journalisten ausgrenzt, ließ die AfD unerwähnt.

Woidke vermittelt keine Zuversicht

Es waren Kollateralschäden einer Regierungserklärung, die noch immer etliche Schwächen im eigenen Regierungsbündnis überdecken muss. Die Rede verklärte mehr, als dass sie erklärte. Noch immer hat die Koalition keinen Haushalt, ist sich uneinig in zentralen Fragen zum Thema Bundeswehr und Sicherheit und plagt sich mit dem regierungsunerfahrenen BSW, in dessen Reihe einzelne Abgeordnete immer noch lieber Opposition als Regierung simulieren.

Die Argumentation der Landesregierung, es fehle ja noch der Haushalt, um solide sagen zu können, wohin die Reise gehe, ist mit dem heutigen Tag zusammengefallen. Sicher: Die Landesregierung wird finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen können, sondern besonderen Sparzwängen unterliegen. Von Rücklagen wie noch unter Rot-Rot oder auch unter Kenia kann diese Regierung nur träumen.

Niemand aber hätte Woidke daran gehindert, trotzdem eine Rede zu halten, die Richtung vorgibt und Zuversicht verspricht. Zuversicht und Appelle sind umsonst zu haben, frei von den Zwängen eines Etats.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.03.2025, 18:01 Uhr

Beitrag von Hanno Christ

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35 Kommentare

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  1. 35.

    Sie machen sich etwas vor. Sie glauben wirklich denen kann man mit Vernunft und Fakten kommen?

    Sie erinnern mich an den sprichwörtlichen Rufer in der Wüste.

  2. 34.

    Wie kann man sich den selbst ausgrenzen, wenn man keine Brandmauer errichtet hat ?

  3. 33.

    Wie kann man sich den selbst ausgrenzen, wenn man keine Brandmauer errichtet hat ?

  4. 32.

    Wenn Sie mal zum Thema etwas Sachliches beisteuern würden, wäre das mehr als erfreulich. Die überstrapazierten Schimpfkanonaden mögen zwar ganz amüsant sein, sind aber vom Prinzip in der Ereiferung und der schon hysterischen Entschlossenheit, auch in Ihren anderen Kommentaren, eine kostenlose Unterstützung der Neofaschisten. Wie Sie richtig in Ihrem eigenem Text zitieren, steht dort das Wort "mutmaßlich " ! Sie wissen doch, was das juristisch bedeutet, sonst würde man den Sachverhalt ganz anders formulieren und bewerten.

  5. 31.

    Wir, alle Demokraten wünschen uns die Typen weg, irgendwo hin. Nur mit den Mitteln, wenn man bei dem Politikversagen noch von Mitteln sprechen kann haben nichts bewirkt. Ich währe froh wenn es endlich eine Macht schaffen würde diesen Wahnsinn zu stoppen!

  6. 30.

    AfDler werden nicht ausgegrenzt, sie haben sie selbst ausgegrenzt. Es sind die Neofaschisten der AfD die versuchen die Demokratie zu unterwühlen.

    Gerne mit Geldern und illegalen Spenden aus dem Ausland.

    https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/millionenspende-fuer-afd-mutmasslich-von-strohmann-100.html

  7. 29.

    So richtig zu kritisieren hat der Autor ja wieder mal nichts. Bis auf den fehlenden Haushalt lese ich jedenfalls nur vages. Auch die angesprochenen Schwächen im Regierungsbündnis beziehen sich nur auf das altbekannte Thema. Oder gibt es da mal einen neuen Vorfall?

    Wenn die Koalition das erreicht, was Woidke anvisiert, wäre das ja schon eine Leistung. Da braucht es also nicht unbedingt weitere unerfüllbare Worthülsen.

  8. 28.

    Ach so, mit der Gramatik und Rechtschreibung, war nie so mein Ding, das schreiben und das lesen ist nie mein Fach gewesen, denn schon seit Kindesbeinen befass ich mich mit "Schweinen"!

  9. 27.

    Danke der Nachfrage! Ich bin 1976 in die Lehre gegangen, und seit Dezember 2024 Rentner. Bin aber auf der Suche nach Midi-Job, ist aber nicht so einfach in meinem Alter.

  10. 26.

    Wie alt sind Sie, Rote Linie? So oft und zu jeder Tageszeit, die Sie hier und zu jeglichen anderen Themen kommentieren, werten und bewerten, müssen Sie im Rentenalter sein. Oder jemand, der während der Arbeitszeit alles macht, nur nicht arbeiten. Gilt für viele andere ebenso. Selber was anpacken und verändern, nich nur reden.
    Und falls Sie es doch nicht lassen können, immer schön auf die Rechtschreibung und Grammatik achten.
    Radio 1 danke ich für seine Arbeit!

  11. 25.

    Wenn eine AFD die Demokratie zerstören würde wollen und rechtsextreme Hetze verbreiten würde...dann wäre sie mit Sicherheit schon verboten...Hoppla.

  12. 24.

    Die Demokratie zerstören. Dafür kann man die AfD zur Rechenschaft ziehen. Nur das jetzt schon 2 Flugzeuge voll mit Afghanen nach Deutschland eingeflogen wurden, und noch 2000 Afghanen schon auf gepackten Koffern sitzen, denen man von der Alten-Regierung versprochen hatte sie einreisen zulassen trifft auch viele Demokraten bis ins Mark. Scheinbar hatte Frau Baerbock das noch nicht realisiert das sich die AfD auch aus diesem Grund verdoppelt hat. Auch ohne Hetze, selbst das Unterlassen reicht schon um der AfD den Boden zu bereiten!

  13. 23.

    Mag vielleicht sein!? Das Bundesland zu wechseln würde wohl nichts bringen. Als junger Mensch würde ich mich informieren ob es noch ein Land gibt mit soliden Staatsfinanzen. Wo mir abzüglich von Miete und Nebenkosten noch so viel bleibt das ich am Leben teilnehmen kann. Im Vorfeld die Sprache lernen, und dann tschüss! Kein Sozialneid mehr als tägliche Debatte, Bürokratie und all der Käse der einem nur noch das Leben schwer macht!

  14. 22.

    Sie wissen doch ganz genau, dass das demokratische Mäntelchen keine rechtsextreme Erfindung ist ! Haben Sie denn die letzten Debatten im Parlament nicht verfolgt ? Ein zukünftiger Kanzler, der sich an die Macht gelogen hat, sich taktisch verzockt und deshalb einen finanziellen einen Kotau vor den Wahlverlieren musste, ist nun das große demokratische Vorbild und Zukunfts-Blaupause für Sie ? Müssen Sie da nicht schon selbst lachen ?

  15. 21.

    Wer von "demokratische Mäntelchen" schwafelt und damit den Umgang mit den Neofaschisten meint, die unsere Demokratie zerstören wollen, der betreibt rechtsextreme Hetze!

  16. 20.

    Weil sie das Grundsatzprogramm nicht gelesen haben, werden sie ausgegrenzt ?

  17. 19.

    Definieren Sie doch bitte mal "rechtsextreme Hetze"?
    Wahrscheinlich ist das alles, was in Ihren Meinungskorridor nicht passt....

  18. 18.

    Um Ihre Frage zu beantworten: Weil all diese Menschen sich weigern, dass Grundsatzprogramm der AfD zu lesen. Da würden sie merken, dass sie direkt gegen die eigenen Interessen wählen. Steht netterweise alles da, mann muss es nur lesen.

  19. 17.

    Und dafür lassen sie sich extra einen Fake Namen einfallen? Sonst mißbrauchen sie immer Frauennamen um rechtsextreme Hetze zu verbreiten.

  20. 16.

    Von daher, jeder hat eine 2. Chance verdient, nur ein 3, mal den selben MP wählen sollte ganz einfach abgeschafft werden. Neu besetzen, kann auch für neue Impulse sorgen. Vielleicht auch mal eine Altersgrenze einführen. Greise sollten auf diese Position nie mehr eingesetzt werden. Das Renteneintrittsalter ist einzuhalten, beim Bund und im Land!! Es gibt jüngere dynamische Menschen die für frischen Wind sorgen! Immer wieder die alten verkrusteten Ideen und Reden, unerträglich!