Berliner Stadtentwicklung - Plan für Stadtviertel "Pankower Tor" ist nach 16 Jahren unterschrieben
Seit 16 Jahren verhandeln der Investor Kurt Krieger und der Bezirk Pankow über das Gelände zwischen den Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf. Jetzt wurde der Vertrag unterschrieben. Einige Streitpunkte bleiben aber offen. Von Johanna Sagmeister
Es braucht noch Fantasie, um sich auszumalen, wie das neue Stadtviertel am S-Bahnhof Pankow aussehen soll. Der zentrale Zugang zu dem Gebiet ist die Auffahrt von der Berliner Straße am S-Bahnhof Pankow. Hinter dem Bauzaun mischt sich vertrocknetes Gras mit Sand, ein kleiner Hügel ist mit grünen Absperrplanen umringt.
Dort steht Edda Metz, Geschäftsführerin Immobilien der Krieger-Gruppe, und breitet den aktuellen Bauplan für das sogenannte "Pankower Tor" aus, um zu erklären, was auf dem Grundstück geplant ist. "An diese Ecke kommt überwiegend studentisches Wohnen hin", sagt sie. "Da vorne dann noch ein etwas höheres Haus mit sieben Geschossen, Einzelhandel, Büros ein kleiner Stadtpark."

Ursprünglicher Plan: Möbelhaus und Park
Grob gerechnet umfasst die Planfläche ein Areal von etwa 47 Hektar. Auf ihnen entstehen sollen 2.000 Wohnungen, eine Schule, zwei Kitas, eine Art Stadtteilpark, eine Einkaufsstraße und ein neuer Möbelmarkt. Mit dem hatte alles angefangen, als Möbelhaus-Milliardär Kurt Krieger das Gelände 2009 kaufte. Der heutige 76-Jährige kaufte 1967 die Namensrechte des Möbelhauses Höffner und gründete das Unternehmen in der Weddinger Pankstraße neu. Heute gehören ihm auch Möbel Kraft und Möbel Walther. "Eigentlich wollte Kurt Krieger hier ein Möbelhaus und einen Park bauen", erklärt Edda Metz am "Pankower Tor". "Jetzt wird ein neues Quartier entstehen."
Auch wegen der unterschiedlichen Vorstellungen über den Bauplan scheiterten die Verhandlungen mit dem Bezirk immer wieder. “Die Bedürfnisse haben sich einfach verändert”, erklärt der Pankower Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Cornelius Bechtler (Grüne), der beim Rundgang dabei ist. "Pankow hat in den letzten 25 Jahren fast 100.000 Einwohner dazu gewonnen, jetzt kommen in den nächsten Jahren noch mal 60.000 bis 70.000 dazu", erklärt er.
"Eine Menge Zeit verloren"
Bechtler sagt, er finde, dass das Land Berlin seine Erwartungen an das Bauprojekt zu spät formuliert habe. "Dadurch haben wir natürlich auch eine Menge Zeit verloren", sagt er. “Das ist sicherlich etwas, das wir lernen können", so Bechtler mit Bezug auf die politischen Verfahren. Das Land Berlin hätte beispielsweise seine Anforderungen "zielstrebiger formulieren" und die Planverfahren konsequent vorantreiben müssen.
Zehn Stunden waren für die Vertragsunterzeichnung unter notarieller Beurkundung am Dienstag eingeplant. Dabei ging es nach ersten Angaben um den städtebaulichen Vertrag, den Erschließungsvertrag, den Vertrag über die naturschutzrechtlichen Maßnahmen und die anschließende Fortführung des Bebauungsplanverfahrens. Diese Einigung nach 16 Jahren sei ein "Meilenstein", sagt Edda Metz. Bezirksstadtrat Bechtler bezeichnet die Einigung als “sehr großen Schritt”.
Zukunft der Lokschuppen noch offen
Doch es sind noch nicht alle Kämpfe ausgetragen. Zu Verzögerungen führte auch Streit über Natur- und Artenschutz sowie über Denkmalschutz. Die vom Aussterben bedrohte Keuzkröte muss noch umgesiedelt werden. Dafür lässt Krieger gerade Teile der Kleingartensiedlung "Feuchter Winkel" abreißen. Ein Vorgehen, gegen das der Deutsche Naturschutzbund (Nabu) Anfang März klagte.
Auch was mit den drei denkmalgeschützten Gebäuden passieren wird, ist noch nicht geklärt. Das Areal, auf dem sie stehen, ist aus dem Bauplan, der nun unterschrieben wird, herausgehalten worden. Das "Pankower Tor" war einst Deutschlands größter Rangierbahnhof. Daran erinnern ein Rundlokschuppen aus dem Jahr 1893 und ein Ringlokschuppen aus dem Jahr 1901. Zu dem Ensemble gehört auch ein Sozialgebäude von 1960, ein Industriebau der klassischen Moderne.

"Dass man diese drei unterschiedlichen Epochen an einem Ort hat, ist auch eine Dokumentation von Industriegeschichte", sagt Bezirksstadtrat Bechtler, "das ist wichtig". Das Verwaltungsgericht Berlin hatte im Dezember vergangenen Jahres entschieden, dass die Gebäude nicht abgerissen werden dürfen, was Krieger eigentlich vorhatte.
Vision für Lokschuppen: ein "Naturbildungsort"
"Unsere Vision ist, dass die Stiftung Naturschutz mit ihrer Verwaltung in den Ringlokschuppen einzieht", sagt Edda Metz, als sie vor dem Gebäude steht. Auch Baustradtrat Bechtler gefällt diese Idee, wie er sagt. "Wenn wir hier Naturschutz und Industriegeschichte zusammenbringen, haben wir hier einen spannenden, interessanten Ort."
Wann es darüber eine Entscheidung geben soll, steht noch nicht fest. "Jetzt haben wir den Fokus auf dem Wohnungsbaugrundstück und wollen hier die 2.000 Wohnungen zum Erfolg führen", sagt Edda Metz.
Der Lokschuppen ist von der Autobahnbrücke Prenzlauer Promenade nahe der S-Bahnstation Pankow-Heinersdorf gut zu sehen. Hier steht Thomas Brandt und schaut auf die Brache Richtung "Pankower Tor" hinab. "Ich hoffe, dass hochwertige Wohnungen entstehen, die man auch bezahlen kann", sagt er. Brandt ist Co-Vorsitzender des Vereins "Für Pankow". Die Bürgerinitiative sei von Anfang an für die Bebauung gewesen, erzählt er. Dass es jetzt endlich losgehen kann, sei ein wichtiges Signal.
Doch bis das Bauprojekt fertig ist, dauert es noch: In zehn Jahren, also 2035, soll das neue Stadtviertel fertig sein, wie Edda Metz am Ende des Rundgangs sagt.
Sendung: rbb24 Abendschau, 25.03.2025, 19.30 Uhr