Überflutungsgefahren -

Die möglichen Auswirkungen von Starkregen sind auf einer Karte für Berlin und Brandenburg jetzt einsehbar. Sie simuliert Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten und Fließrichtungen im Falle eines extrem starken Regens. Diese Starkregenkarte soll Bürgerinnen und Bürgern, Behörden und Bezirken eine Orientierungshilfe über mögliche Überflutungsgefahren bieten.
Das Projekt entstand in einer Zusammenarbeit des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG) mit den Bundesländern Berlin und Brandenburg. Nutzer können auf der Karte [geoportal.de] zwei Szenarien wählen: Ein außergewöhnliches Starkregenereignis mit einer Niederschlagshöhe von 35 bis 40 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde oder ein extremes Starkregenereignis mit einer Niederschlagshöhe von 100 Litern und einer konstanten Niederschlagsintensität innerhalb einer Stunde.
Starkregen immer häufiger
Von Starkregen spricht man, wenn innerhalb kurzer Zeit außergewöhnlich große Mengen Niederschlag fallen. Starkregenereignisse nehmen in Deutschland zu. "Dieses Wetterphänomen ist selten und schwer vorhersehbar", sagt Jürgen Kropp vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung.
In einer Pressemitteilung des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie heißt es: Starkregen "ist Folge der allgemeinen Klimaerwärmung. Mit steigenden Durchschnittstemperaturen nimmt die Luftfeuchtigkeit, also der Anteil an Wasser in der Atmosphäre zu." Sobald die Temperaturen in den höheren Schichten bei gleichzeitig warmen Wetterlagen fallen, würden in relativ kurzer Zeit regional begrenzt Starkregenereignisse mit enormen Niederschlagsmengen ausgelöst.
"Städte sind durch Gebäude, Straßen und Parkplätze versiegelt", erklärt der Klimaforscher Jürgen Kropp. Wassermassen können so kaum versickern, noch von der Kanalisation vollständig aufgenommen werden, so dass Wasser auf der Oberfläche abfließt oder sich an Tiefpunkten sammelt. "Wasser folgt der Schwerkraft und sammelt sich an niedrig gelegenen Gegenden. Dann kann es zum Beispiel überflutete U-Bahnen, Keller, oder Unterführungen geben", so Kropp.
Hohe Fließgeschwindigkeit an Greifswalder Straße erwartet
Wenn das Wasser nicht mehr von der Kanalisation oder von dem Boden aufgenommen wird, dann staut es sich und fließt naturgemäß bergab. In der Online-Karte sind Straßen eingezeichnet, in denen eine besonders schnelle Fließgeschwindigkeit erwartet wird.
So zum Beispiel in der Greifswalder Straße (Berlin-Prenzlauer Berg), die zur Otto-Braun-Straße wird. Da die Straße vom S-Bahnhof Greifswalder Straße in Richung Alexanderplatz bergab führt und aus Seitenstraßen viel Wasser dazufließen würde, wird hier mit einer besonders hohen Fließgeschwindigkeit gerechnet. Die Expertinnen und Experten gehen von über zwei Meterrn pro Sekunde aus. Das sind circa sieben Kilometer pro Stunde. In der Karte ist das mit der Farbe dunkelrot markiert. Diese Fließgeschwindigkeiten seien für Menschen lebensgefährlich, denn es würde dann schwer fallen, sich auf den Beinen zu halten, schreibt das BKG in einer Pressemitteilung.
Rund um Pritzwalk im Landkreis Prignitz gibt es gleich mehrere Bereiche, in denen bei so einem Starkregenereigniss hohe Fließgeschwindigkeiten erwartet werden. So zum Beispiel auf der Bundesstraße 189 im Südwesten der Stadt und auf der selben Straße im Südosten von Pritzwalk.
Überflutungen mit großer Tiefe
In der Starkregenkarte sind neben den Fließgeschwindigkeiten und Fließrichtungen auch die erwarteten Überflutungstiefen für Berlin und Brandenburg angegeben. In Berlin wird sich laut der Karte das Wasser zum Beispiel in Charlottenburg in der Nähe des Fürstenbrunner Weges stauen. Dort, wo aktuell die Kleingartenkolonie "Tiefer Grund 2" liegt, soll bei einem Starkregenereignis das Wasser bis zu vier Meter hoch stehen. Solche Überschwemmungstiefen werden auch am Ostbahnhof und auf dem Tempelhofer Feld erwartet.
In Brandenburg an der Havel könnte es bei einem solchen Starkregen rund um den Nicolaiplatz ähnliche Wassertiefen geben. Aber auch in Cottbus würde es vereinzelt zu solchen Überflutungen kommen. So zum Beispiel rund um die Lessingstraße. Forscher warnen vor diesen Regenfällen und fordern ein Umdenken in der Stadtplanung.
Forscher fordert Entsiegelung der Städte
Klimaforscher Jürgen Kropp vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung erklärt, wie die Wassermassen gebändigt werden könnten: "Am besten wäre es, wenn das Wasser versickert. Dafür braucht man entsiegelte Flächen. Oder man schaut, ob man Gebiete hat, die tiefer liegen, um das Wasser dorthin gezielt zu leiten, wo es keine Gefahr darstellt und versickern kann."
Die Städte können so zur "Schwammstadt" werden, so Kropp. Zusätzlich können auch Dachflächen begrünt werden, um den Abfluss des Wassers zu verzögern. Auch dadurch würden Risiken vermindert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.02.2025, 17:30 Uhr