Frankfurt (Oder) - Bauarbeiten an Oderpromenade seit Monaten unterbrochen

Seit zwei Jahren wird in Frankfurt (Oder) nördlich der Stadtbrücke an einer neuen Oderpromenade gebaut. Ziel ist es, den Hochwasserschutz zu verbessern. Doch seit einem halben Jahr tut sich nichts auf der Baustelle.
Eigentlich sollte die Uferpromenade längst in neuem Glanz erstrahlen – mit einer modernen Hochwasserschutzwand sowie ausreichend Platz zum Flanieren und Radfahren. Rund 22 Millionen Euro kostet das Bauvorhaben nach Angaben des Infrastrukturministeriums, das aus EU-Fördergeldern und Landesmitteln finanziert wird [mil.brandenburg.de].
Doch seit September stehen die Bagger still, Baumaterialien liegen ungenutzt herum. Der Baustopp begann aus Sicherheitsgründen infolge des Hochwassers im vergangenen Jahr, als der Oderpegel zeitweise rund sechs Meter erreichte. Das eigentliche Problem aber zeigte sich erst nach dem Hochwasser. Betroffen ist die Bohrpfahlwand – eine unterirdisch verlaufende Mauer mit Betonvorsatzschale – die die über 50 Jahre alte, durchgerostete Spundwand ersetzen soll.
Mängel an Bohrpfahlwand sind Ursache für Baustopp
Bei der Freilegung der neu errichteten Bohrpfahlwand seien erhebliche Abweichungen vom Normzustand festgestellt worden, teilte Thomas Frey, Sprecher des Landesamtes für Umwelt (LfU), auf rbb-Anfrage mit: "Diese Mängel sind ursächlich für die derzeitige Bauunterbrechung." Wie es dazu kommen konnte, sei derzeit nicht abschließend geklärt. Nach aktuellem Kenntnisstand habe das Hochwasser im vergangenen Jahr jedoch keinen Einfluss auf die Bohrpfahlherstellung gehabt, so Frey weiter.
Zudem hätten Peilungen – also Messungen der Wassertiefe und Bodenbeschaffenheit – nach dem Hochwasser im vergangenen Herbst gezeigt, dass sich die Gewässersohle unerwartet stark vertieft hat. Der Fluss ist demnach offenbar tiefer und fließt schneller als ursprünglich angenommen.

Wie konnte es zur Vertiefung kommen?
Könnte der Buhnenbau auf der polnischen Seite in den vergangenen Jahren zur Vertiefung der Gewässersohle geführt haben?
Der Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie schließt diese Möglichkeit nicht aus. Die Buhnen sollten den Wasserfluss verbessern und Sandbänke verhindern, um die Oder besser schiffbar zu machen. "Wenn das Wasser eben durch engere Querschnitte muss, dann wird es beschleunigt. Dann fließt es schneller und dann erhöht sich natürlich die Transportkraft, die Schleppkraft des Wassers, und dann trägt es Sediment ab", so Wolter.
Sicher hingegen ist, dass durch die Vertiefung der Gewässersohle nun zusätzliche Kolksicherungsmaßnahmen erforderlich sind, erklärte der Landesumweltsprecher. Ein Kolk ist eine Vertiefung im Gewässerbett, die durch starke Strömungen oder Wirbel entstehen kann und die Stabilität von Bauwerken gefährdet. Als mögliche Maßnahmen nennt das LfU lokale Auffüllungen mit Sohlsubstrat, Sohlsicherungen mit Wasserbausteinen oder auch konstruktive Sicherungen mit Spundwänden.
Wie geht es weiter?
Ein neues, entsprechendes Sanierungskonzept werde derzeit ausgearbeitet, erklärte Frey. Das LfU rechnet mit einem Lösungskonzept in der zweiten Jahreshälfte. Ob dann auch die Arbeiten an der rund 600 Meter langen Baustelle zwischen der Ziegelstraße und Stadtbrücke fortgesetzt werden können, ist offen.
Die Nutzer der benachbarten "Konzerthalle Carl Philipp Emanuel Bach" sind von der Dauerbaustelle genervt. Seit zweieinhalb Jahren sei ein großer Teil der Parkplätze vor der Konzerthalle gesperrt, sagte Uwe Stiehler, Sprecher des Brandenburgischen Staatsorchesters, dem rbb: "Das wird als Lagerplatz genutzt für Steine und Bauzäune. Wir verstehen das alles, aber es ist ein bisschen schade, dass es unserem Publikum nicht so kommuniziert wurde, wie wir es uns gewünscht hätten, dass die Leute da auch mitgehen." Ab Sommer soll die Konzerthalle selbst saniert werden. Stiehler hofft, dass die Sanierungsarbeiten nach dem Wiedereinzug endlich abgeschlossen sind und "es vor und hinter der Konzerthalle wieder so aussieht, dass sich die Leute hier rundum wohlfühlen."
Sendung: Antenne Brandenburg, 25.02.2025, 16:40 Uhr
Mit Material von Michel Nowak und Fred Pilarski