Im Alter von 98 Jahren - Früherer DDR-Generaloberst Fritz Streletz gestorben

Di 25.03.25 | 10:54 Uhr
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Der ehemalige Generaloberst, stellvertretender Minister für Nationale Verteidigung, Chef des Hauptstabes der Nationalen Volksarmee und Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates, Fritz Streletz, nimmt am 07.06.2017 auf dem Friedhof Baumschulenweg an einer Trauerfeier teil. (Quelle: dpa-Zentralbild/Britta Pedersen)
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Audio: Radioeins | 25.03.2025 | Michael Mellinger | Bild: dpa-Zentralbild/Britta Pedersen

Der frühere stellvertretende Verteidigungsminister der DDR, Fritz Streletz, ist tot. Der einstige Generaloberst starb am Montag im Alter von 98 Jahren nach langer, schwerer Krankheit in einer Pflegeeinrichtung in Oranienburg (Oberhavel), wie der Eulenspiegel-Verlag unter Berufung auf die Familie mitteilte. Zuvor hatte die "Berliner Zeitung" berichtet.

Wegen Mauertoten verurteilt

Streletz, 1926 im heutigen Polen (damals Oberschlesien) geboren, war nach dem Mauerfall vom Berliner Landgericht zu fünfeinhalb Jahren Haft wegen Anstiftung zum Totschlag an DDR-Flüchtlingen verurteilt worden, musste aber nur einen Teil der Strafe im Gefängnis verbüßen. Er sah sich als unschuldig, einen Schießbefehl an der Mauer hatte er geleugnet. Er lebte lange in Strausberg (Märkisch-Oderland).

Streletz hatte nach dem Zweiten Weltkrieg und sowjetischer Kriegsgefangenschaft in der DDR-Volkspolizei Karriere gemacht. 1971 wurde er zum Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates der DDR ernannt, später wurde er Stellvertreter von Verteidigungsminister Heinz Keßler.

Zusammen mit seinem früheren Chef hatte Streletz 2011 das Buch "Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben" herausgebracht. Darin verteidigte er den Mauerbau als notwendig und richtig. Bis zuletzt verteidigte er die gewaltsame Abgrenzung der DDR gegenüber dem Westen.

Seine Rolle vor allem im Jahr 1989 wurde oft thematisiert. So soll er als amtierender Minister für Nationale Verteidigung führende Militärs über das von SED-Staats- und Parteichef Erich Honecker angeordnete Ende des Schießbefehls informiert haben. Außerdem sei er im Herbst mit dafür verantwortlich gewesen, dass die Revolution friedlich verlaufen sei.

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Sendung: Radioeins, 25.03.2025, 11:00 Uhr

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26 Kommentare

  1. 26.

    "Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben" ===> Kleine Anregung für Streletz' Fanboys und -girls: Lässt sich der Friedensnobelpreis auch posthum verleihen?

  2. 25.

    Nun , ich bin einigermaßen erstaunt das der RBB überhaupt diesem Mann ein Bericht wert ist. Nachweislich war er am , von ihm geleugneten Schiessbefehl , beteiligt Also an Tötungen von sogenannten Republikflüchtlingen mitverantwortlich. Auch seine Begründung des Mauerbaus mit einer Kriegsgefahr ist längst widerlegt . Er hat bis zuletzt darauf bestanden. Klar , eigene Fehler haben die wenigsten DDR Politiker damals eingestanden. Und zu friedlichen Mauerfall will der Herr dann auch noch beigetragen haben! Dazu folgendes: Damals existierten bereits Gerüchte das viele Soldaten der Volksarmee sich einem Eingreifbefehl widersetzen würden. Folge ein verheerender Volksaufstand oder Bürgerkrieg Da hat er dann doch, Verzeihung: den Schwanz eingezogen. Und ja das Ziel der damaligen DDR Opposition war ein besseres Deutschland. Sie wurde aber überrollt von dem überwiegenden Teil , die einfach nur die DM und frei Reisen wollten . Kanzler Kohl hat dann natürlich die Chance genutzt.

  3. 24.
    Antwort auf [Steinhart] vom 25.03.2025 um 17:57

    Klasse!

  4. 23.
    Antwort auf [Steinhart] vom 25.03.2025 um 17:57

    Es gab einen Unterschied, in der DDR wurden Menschen nicht industriell ermordet.
    Ansonsten sind die Parallelen schon bezeichnend. Es gab keine freie Meinungsäußerung, es gab allmächtige Geheimdienste, Kritiker wurden weggesperrt, es gab nur eine alles bestimmende Partei um nur einige Parallelen aufzuzeigen.

  5. 22.

    Wenn ein Staat seine Menschen nur mit Gewalt unter Androhung des Todes bei Flucht halten kann, hat dieses Land seine Existenzberechtigung verloren. Zumal eine kleine Gruppe die Politik dieses Landes bestimmte und Menschen mit anderen Meinungen wegsperrte. Solch ein Land ist weder ein Rechtsstaat noch kann es sich als Demokratie bezeichnen.

  6. 21.

    Wer hat den den Ostblockländern verboten die Hilfe aus dem Marschallplan anzunehmen? Es war der große Bruder UDSSR!
    Und ich habe sowohl mit Zeitzeugen aus der DDR, als auch mit Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime gesprochen und mit einem politischen Flüchtling der nach dem Prager Frühling aus seiner Heimat flüchten musste! Und wissen Sie was? Alle Personen kamen unabhängig von einander zum selben Ergebnis, dass sich die totalitären Systeme gleichen!

  7. 20.
    Antwort auf [Steinhart] vom 25.03.2025 um 17:57

    Und Sie sollten mal Zeitzeugen befragen und mal Ihr Gedächtnis hinsichtlich der Strukturen der Organisationen der DDR auffrischen!

  8. 19.

    Aha, da waren Sie wahrscheinlich dann Reisekader.

  9. 18.

    Aufklärung hast du auf alle Fälle dringend nötig, wenn du die Unterschiede zwischen dem Hitler-Deutschland 1933 - 1945 und der DDR, vor allem ab 1970, kennst.

  10. 17.

    Es gibt genügend Menschenleben, die leider nicht so lang waren, wie das dieses Verbrechers gegen die Menschlichkeit.

    Wer sich gegen die eigenen Menschen richtet ist ein Verbrecher, egal unter welchem Banner oder politischen Agenda.

    Wenn Menschen hier versuchen, die Verbrechen der DDR zu relativieren, dann zeigt es, dass die Vergangenheit nicht wirklich aufgearbeitet wurde und ist ein direkter Link zum gesellschaftlichen Verständnis in den neuen Bundesländern.

    "bescheidenes, aber günstiges Leben" in der DDR. Was eine heuchlerische Verklärung dieses Regimes, dass Menschen brutal unterdrückt hat.

    Eine Vielzahl von Behörden als größere Herausforderung als die Stasi anzusehen ist unter intellektuellen Aspekten nicht unbedingt auf der Haben-Seite zu vermuten.

    Die DDR war ein Verbrecherstaat, der Menschen 40 Jahre eingesperrt hat, nicht vom Westen abgegrenzt.

    Wer die Welt bereist hat, nicht nur Ostsee oder Dauercampen, der versteht die Signifikanz von Freiheit. Kleingeister nicht.

  11. 16.

    Den Vergleich mit den Nazimethoden finde ich so haarsträubend, dass ich gleich mal einen anderen Vergleich bringen muss:
    Zur Ausübung meines Berufs hatte ich zu DDR-Zeiten mit genau einer Behörde zu kämpfen, der Stasi.
    Heute sind es ganze 27 Behörden, auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Stichwort §7 LuftSiG. und jede davon kann mir meinen Beruf verwähren.

  12. 15.

    Guter Mann, Sie müssen mir nun wirklich nicht die DDR erklären. Und ich kenne Mielkes Plan. Aber das alles rechtfertigt nicht ihren Vergleich mit dem Hitler-Faschismus.
    Die industrielle Vernichtung von "Untermenschen" und ein REAL geführter 2. Weltkrieg, einhergehend mit "Säuberungen von Untermenschen", ist und bleibt (hoffentlich) etwas Unvergleichbares und abgrundtief Schreckliches, das so tief sitzt, dass persönlich betroffenen Menschen bis heute beharrlich schweigen.

  13. 14.

    Lässt sich von Ihrem Gesprächspartner auf ein ganzes Land schließen? Wohl eher nicht. Hatten die jenigen, die mit der DDR ihre Probleme hatten, doch eine andere Sicht, als der Rest. Jeder Blick auf dieses Land ist subjektiv. Das Beste ist aber, wenn einem heute Menschen, die dort nicht lebten, etwas darüber erzählen und einen belehren wollen.

    Fragen wir mal so, die DDR von Reparationen geplagt, bildete sehr gut aus und bot mit Subventionen den Menschen einen bescheidenes, aber dadurch günstiges Leben an. Nun gingen diese Menschen in den Westen, arbeiteten dort und kamen nur zum Wohnen zurück oder garnicht mehr. Wie lange soll sich das ein armes Land - ohne den Marshall-Plan - ansehen? Richtig, das geht nicht lange gut.

    Mal eine andere Frage, wir sind doch heute stolz auf die Fachkräfte aus weit entfernten Ländern - hier machen wir das Gleiche und feiern uns dafür, Ausbildung aus diesen armen Ländern abzuziehen ...

  14. 13.

    Anscheinend haben Sie nie mit Oppositionellen aus der ehemaligen DDR gesprochen! Dort waren z.B. im Fall einer Notlage fix und fertige Listen vorbereitet, welche Personen in Lager deportiert werden sollten. Die Strukturen der Organisationen gleichen denen im NS-Regime bis aus Haar. Und wenn Sie sich die Unterdrückungsmethoden angeschaut hätten, dann würden Sie ein anderes Lied singen!

    Zudem einer meiner Gesprächspartner sagte damals zu mir, dass die allermeisten DDR-Bürger nicht die Demokratie gewählt hätten sondern die DM und den Traum vom schnellen Wohlstand, aber ansonsten Opportunisten seinen! Und schauen Sie doch jetzt einmal auf die Wahlergebnisse des neuen Bundestages! Mein Gesprächspartner von damals hatte Recht obwohl ich Ihm heftigst widersprochen hatte!

  15. 12.

    " Das was ich da gehört habe, hat mir verdeutlicht, das sich der Faschismus des Dritten Reiches und der sogenannte Sozialismus der DDR nicht unterschieden haben!"

    Beim besten Willen, aber sie können einen Massenmörder und Kriegstreiber wie Adolf Hitler und sein Drittes Reich nun wirklich nicht mit dem "Sozialismus" der DDR vergleichen und das wissen sie auch ganz genau.

  16. 11.

    Anscheinend verwechseln Sie da etwas, oder Sie fühlen sich auf den berühmten Schlips getreten! Betrachtet man einmal den Blick auf die untergegangene DDR, so wird sehr vieles schön geredet anstatt die Realitäten mal zu Betrachten. Ich selber habe 1991 mit Menschen gesprochen die am Herbst 89 auf der Seite der Opposition beteiligt waren. Das was ich da gehört habe, hat mir verdeutlicht, das sich der Faschismus des Dritten Reiches und der sogenannte Sozialismus der DDR nicht unterschieden haben!

  17. 10.

    Dass ein Krieg verhindert wurde ist nur formal richtig, denn es gab niemals einen Zwang zu einem solchen. Es war schlicht und ergreifend so, dass der DDR die Bürger weggelaufen sind. Man hätte sie einfach ziehen lassen können, das wollte man aber explizit nicht und erst aus dieser Verweigerung entstanden die zwei Möglichkeiten: die eigenen Bürger einsperren oder den Klassenfeind erobern. Statt das Leben der Bürger zu verbessern, was eine Abkehr von der eigenen Ideologie notwendig gemacht hätte, hat man sich schlicht und ergreifend nur für einen der beiden kriminellen Wege entschieden.

  18. 9.

    Um Ihrem Klassenkameraden tut es mir ehrlich leid. Nur hat er weder etwas mit Frieden noch Krieg zu tun.

    Mein Onkel ist erfolgreich in den Westen abgehauen, nachdem er sich verschiedener schwerer Straftaten in der DDR (u.a. Überfall auf eine Postfiliale) schuldig gemacht hatte und führte dort bis zu seinem Tod ein ganz hervorragend süßes Leben. Erworbene Fähigkeiten lassen sich wohl in jedem System nutzen, für Frieden und Krieg.

  19. 8.

    Die Begründung von Streletz ist aus Sicht der DDR falsch. Der "antifaschistische Schutzwall" wurde auf drängen Ulbrichts mit Genehmigung Chruschtschows nur aus einem einzigen Grund gebaut, weil die Ostdeutschen reihenweise getürmt sind und der Traum vom "Arbeiter- und Bauernstaat" schon 1961 ausgeträumt gewesen wäre.
    Ob Krieg- oder nicht wäre ausschließlich eine Frage der Behandlung Chruschtschows gewesen, wenn sich seine deutsche Einflusszone in Luft aufgelöst hätte. 1953 wurden jedenfalls in den Nachstalinwirren kurzerhand die Panzer aufgefahren und ein Jahr später stand die Welt mit Kuba real am Abgrund.

    Insofern kann man Streletz Gedanken höchstens über sowjetische Bande spielen.

  20. 7.

    Mein Klassenkamerad ist Bornholmer str. erschossen worden. Also wenn ich die Kommentare richtig verstehe, für den Frieden. Hat mein Klassenkamerad aber anders gesehen. Offiziell Verkehrsunfall.