Kloster Neuzelle - Jahrhunderte altes Kulissentheater soll dieses Jahr fertig restauriert werden

Fr 21.03.25 | 17:24 Uhr
Die einmaligen barocken Passionsdarstellungen im brandenburgischen Kloster Neuzelle. Bild: rbb
Bild: rbb/F. Montag

Was für ein Theater: Die barocken Passionsdarstellungen im brandenburgischen Kloster Neuzelle wurden im 18. Jahrhundert als Kulissentheater konzipiert. 25 Jahre sind Restauratoren damit beschäftigt gewesen. Ihre Arbeit war nicht ganz ungefährlich.

Ein Klosterschatz ist bald in vollem Glanz zu sehen: Die historischen Barock-Bühnenbilder im Kloster Neuzelle (Oder-Spree) sollen noch vor Jahresende fertig restauriert sein. "Das war ein ganz langer Restaurierungsprozess, der Anfang der 2000er-Jahre begonnen hat", sagte Norbert Karnowski, Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle, dem rbb am Freitag.

Das Landesamt für Denkmalpflege war für die Restaurierungsarbeiten in einer Werkstatt in Wünsdorf (Teltow-Fläming) zuständig. Allein seit 2021 waren 795.000 dafür notwendig, sagte Karnowski.

229 Holtafeln und Leinwände aus dem 18. Jahrhundert

Das Kulissentheater umfasst 15 Szenen – 14 Passionsdarstellungen und die Wiederauferstehungsszene – mit über 200 Teilen aus Holz und Leinwand. Sie werden im unterirdischen Museum "himmlisches Theater", das am Freitag sein 10. Jubiläum feierte, aufbewahrt. Das katholische sakrale Kunstwerk habe einen "hohen Wert" und sei "von europäischem Rang", so Karnowski.

1751 bekam der Künstler Joseph Felix Seifrit den Auftrag für eine durchdachte Konzeption des Neuzeller Heiligen Grabes. Heilige Gräber boten den Gläubigen die Möglichkeit, die Gottesdienste der Passions- und Osterzeit mitfühlend zu feiern. Seifrit schuf laut Angaben des Landeskulturministeriums fast 250 großformatige Holztafeln und Leinwände, von denen 229 sich erhalten haben. Die barocken Theaterelemente wurden nie übermalt.

Die einmaligen barocken Passionsdarstellungen im brandenburgischen Kloster Neuzelle. Bild: rbbDie einmaligen barocken Passionsdarstellungen im brandenburgischen Kloster Neuzelle. Bild: rbb/F. Montag

Kulissen waren mit Chemikalien kontaminiert

Das Kulissentheater sei erfunden worden, um den Gemeindemitgliedern, die zu großen Teilen nicht lesen und schreiben konnten, die Passions- und Leidensgeschichte von Christus zu verdeutlichen, erklärte Landeskonservator Thomas Drachenberg. "Heute würde man eher einen Videofilm oder Ähnliches machen", sagte Drachenberg. "Aber das wäre nicht so eindrücklich wie das, was hier passiert ist: In Lebensgröße ein Kulissentheater zu bauen, um diese Geschichte darzustellen."

Einfach sei das Restaurierungsprozess nicht gewesen, so Drachenberg. Die Kulissen haben bis in die Sechzigerjahren im Dachstuhl der Klosterkirche gelegen. "Damals hat man geglaubt, dass das Beste, was man dem Holz tun kann, ist es, mit Chemikalien zuzuballern – damit jeder Wurm darin erstickt.“ So seien die Kulissen kontaminiert worden. "Und dann haben wir in den letzten 25 Jahren Kulisse für Kulisse, Figurine für Figurine und Leinwand für Leinwand dekontaminiert", Die Restauratorinnen hätten unter Vollschutz gearbeitet, weil die Dämpfe giftig waren, so der Landeskonservator.

Zwei Szenen werden erstmalig gezeigt

Im Spätherbst werden im Museum zwei frisch restaurierte Szenen im Museum "himmlisches Theater" gezeigt, sagte Stiftungsgeschäftsführer Karnowski. Diese seien noch nie gezeigt worden. Der Austausch der Szenen erfolge etwa alle zwei Jahre, da er sehr aufwendig sei und die Szenenteile geschont werden müssten. Die restlichen Szenen warten in einem Depot, bis sie irgendwann wieder von Kunstinteressierten – egal ob atheistisch oder einer Konfession zugehörig – betrachtet werden können. "Es ist einfach beeindruckend", sagt Karnowski.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 22.03.2025, 19:30 Uhr

Mit Material von Felicitas Montag

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