Berlinerin Laura Kluge - Unverhofft in der funkelnden Welt des Profi-Eishockeys

Fr 21.03.25 | 11:22 Uhr | Von Shea Westhoff
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Laura Kluge, im Trikot des Nationalteams (11.11.2023)
Bild: IMAGO/Nordphoto

Die Berlinerin Laura Kluge hat es in die professionelle Eishockey-Welt Nordamerikas geschafft. Der Sprung in die Topliga kam für die einstige Eisbärin unerwartet. Ihr Blick richtet sich bereits auf die Olympischen Spiele.

Es geht natürlich alles viel professioneller zu beim Eishockey-Sport in Nordamerika. Was das konkret heißt, kann die Berlinerin Laura Kluge ziemlich anschaulich erklären: "Die Sporttasche wird einem gepackt. Mit der hast du auf dem Weg zu den Auswärtsspielen nichts zu tun. Für den Weg zum Flughafen erhält man einen Uber-Gutschein. Man muss sich um gar nichts kümmern", sagt die 27 Jahre alte Eishockey-Spielerin, die im Februar von den Eisbären Juniors Berlin nach Kanada zu den Toronto Sceptres gewechselt ist.

"Ärzte, Medienleute, fünf oder sechs Trainer auf dem Eis, Psychologen, dazu Athletiktrainer", fügt Kluge in Bezug auf die geballte vorhandene Fachkompetenz an. Die ehemalige Sportsoldatin aus Hohenschönhausen hat es in die funkelnde Welt des Profi-Eishockeys geschafft, in Nordamerikas Frauen-Eishockey-Liga PWHL. Und zwar als erste deutsche Feldspielerin.

Erst im Draft abgelehnt, dann doch noch gezogen

Es ist vielleicht die Chance ihres Lebens – und auch die Geschichte eines kleinen Wunders: Im vorigen Sommer hatte Kluge sich zum PWHL-Draft 2024 gemeldet. Die Vize-Kapitänin der Nationalmannschaft rechnete sich Chancen aus, dort von einem Team ausgewählt zu werden, um bei einem sogenannten "Tryout-Camp" ihre Fähigkeiten auf dem Eis zu präsentieren und so möglicherweise in der Liga zu landen.

Der Draft-Prozedere erstreckte sich über sechs Runden. Doch in keiner davon fiel ihr Name. Und so ging sie zurück nach Berlin, gab ihr Comeback bei den Eisbären, verlängerte ihren Vertrag als Sportsoldatin. "Ein paar Wochen später habe ich doch noch eine Einladung aus Toronto für das Camp erhalten", erzählt sie. Sie habe sich keine Hoffnungen auf eine Anstellung in einem Profiteam gemacht, wollte aber die Erfahrung mitnehmen. "Überraschenderweise habe ich mich im Camp wohl besser angestellt, als ich angenommen hatte", sagt sie.

Plötzlich vor 17.500 Fans

Am 16. Februar ist es soweit, Kluges erstes Spiel in der besten Liga der Welt. Ihre Sceptres treten an bei Ottawa Charge, das seine Heimspiele in dieser Spielzeit im Rogers Place von Edmonton austrägt - der Heimstätte des Leon-Draisaitl-Teams und fünffachen NHL-Champs Edmonton Oilers. Kluge fand sich plötzlich auf dem Eis inmitten von 17.500 Zuschauern wieder.

"Ich war ein bisschen überfordert. Es war nicht mein bestes Spiel", sagt sie. Head Coach Troy Ryan wird es anders gesehen haben. Zumindest setzte er die Berlinerin in allen sechs darauffolgenden Partien ein.

Ihre Eingewöhnung in Kanada wird derweil erleichtert durch die ehemalige Nationalspielerin Sonja Weidenfelder. Gemeinsam waren sie beim ECDC Memmingen aktiv, wo Kluge von 2021 bis 2024 spielte. Die in Toronto geborene Weidenfelder ist mittlerweile zurückgekehrt zu ihren Wurzeln, die beiden unternehmen viel zusammen.

Diese Verbindung dürfte auch den Abschied aus Berlin etwas erleichtern. Denn eigentlich habe sie sich auf eine etwas längere Rückkehr in die Heimat gefreut, nach Jahren in Memmingen sowie als Studentin an der St. Cloud University in Minnesota oder in der schwedischen Eishockey-Liga. Doch eine Chance wie die nordamerikanische Profiliga, die kommt vielleicht nicht noch mal. "Aber langfristig werde ich versuchen, nach Berlin zurückzukehren. Es ist mein Lebensmittelpunkt", so die beim OSC Berlin ausgebildete Flügelspielerin.

Wegmarke Olympia 2026

Bis es soweit ist, hat Kluge wohl erst mal ein Leben auf Achse vor sich. Die nächsten Wochen vermitteln einen Eindruck davon: Nachdem sie mit ihrer Mannschaft noch im März auswärts bei den Teams aus Montréal, Boston und Minnesota antreten muss, geht es für sie direkt weiter nach München. Dort bereitet sie sich mit der deutschen Auswahl auf die WM im tschechischen Budweis vor (9. bis 20. April). Bei dem Turnier gehe es insbesondere darum, sich Selbstbewusstsein für Olympia zu holen – dem eigentlichen Höhepunkt.

Zu Jahresbeginn konnte sich die Auswahl nämlich für die Spiele in Mailand und Cortina, als erstes Frauen-Team seit 2014. Die Auswahl gilt als stark wie lange nicht mehr, außer Kluge spielt auch Goalie Sandra Abstreiter in der PWHL, mittlerweile für Montreal Victoire.

Die Olympischen Spiele sind eine weitere große Chance für Kluge. "Als Team haben wir noch nicht darüber gesprochen", sagt sie nach den Olympia-Zielen gefragt. Aber: "Wir sind nicht nur da, um an den Spielen teilzunehmen."

Beitrag von Shea Westhoff

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1 Kommentar

  1. 1.

    Sehr schön, dass sie drüben Fuß fässt, auch wenn wir sie in den Playoffs in Berlin gut hätten gebrauchen können... Viel Erfolg noch und vor allem Verletzungsfreiheit!