Kunst gegen Lichtsmog - Als Lampe trägst du Mütze

Sa 22.03.25 | 19:37 Uhr | Von Stefan Oberwalleney
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Nightcap-Hot (Quelle: rbb)
rbb
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Video: rbb|24 | 22.03.2025 | Stefan Oberwalleney | Bild: rbb

Gezielt leuchtende Laternen reduzieren Lichtsmog erheblich. Diesen Fakt nutzt eine Berliner Künstlerin und hat für Straßenlaternen Mützen kredenzt. Darüber freuen sich auch die Insekten. Von Stefan Oberwalleney

  • Künstlerin Alona Rohde entwirft Kopfbedeckungen für Straßenleuchten zur Verringerung der Lichtverschmutzung
  • Helle Straßenleuchten irritieren Insekten mit teils tödlichen Folgen
  • Moderne Straßenleuchten lenken das Licht gezielt

Das Brunnenviertel im Berliner Wedding ist sicherlich nicht das strahlendste Viertel der Hauptstadt. Trotzdem hat der Kiez seit ein paar Monaten eine leuchtende Besonderheit: An verschiedenen Stellen tragen einzelne Straßenleuchten Kopfbedeckungen. "The Girl Next Door", "Boom Boom" oder "The Gardener" sind ihre genauen Modellbezeichnungen der "Nightcaps".

Entworfen hat sie die Künstlerin Alona Rodeh, die selbst im Brunnenviertel wohnt und arbeitet. Wenn sie aus dem Fenster ihres Ateliers in der Putbusser Straße auf die gegenüberliegende Straßenseite schaut, hängt dort auf einer der typischen kugelförmigen Leuchten, die so zahlreich an den Hauseingängen des kommunalen Wohnungsunternehmens degewo zu finden sind, das Modell "Hot" - ein Basecap mit angedeuteten Haaren.

Nightcap-Bom-Boom (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Nightcaps als Kunst

"Cool, sieht man nicht oft und ist mir irgendwann aufgefallen", sagt Jasper, der in der Nähe arbeitet. "Ich habe gleich ein Foto gemacht". Warum die Leuchte allerdings eine Kopfbedeckung trägt – "keine Ahnung".

Was so spielerisch und lustig daherkommt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Die "Nightcaps" machen auf das Thema Lichtverschmutzung aufmerksam und sind ihrerseits ein künstlerischer und kostengünstiger Lösungsansatz. Hergestellt sind sie aus recycelten Kunststoffen.

Alona Rodeh beschäftigt sich in ihrer Kunst immer wieder mit dem Thema Dunkelheit, Sicherheit und Atmosphäre in Städten. Zu ihrer künstlerischen Arbeit gehören auch öffentliche Nachtspaziergänge in verschiedene Parks. In den letzten zwei, drei Jahren haben bei mir verstärkt ökologische Gesichtspunkte Einzug gehalten, erklärt sie, vor allem der Bereich der Lichtverschmutzung interessiere sie.

Lampen-Mützen gut für Insekten

Hier im Viertel seien ihr gleich die zahlreichen runden Straßenleuchten aufgefallen, erzählt sie. Diese stammten vermutlich aus den 60er und 70er Jahren und seien an sich ja sehr schön. Ihr einziger Nachteil, sie strahlen in alle Richtungen ab.

Deshalb habe sie beschlossen, die Idee mit den "Nightcaps", die sie vorher schon in Stuttgart temporär umgesetzt habe, unbedingt auch in Berlin weiterzuverfolgen. Neun Straßenleuchten tragen derzeit Mütze im Brunnenviertel, bis Jahresende sollen weiter sechs dazukommen.

So eine künstlerische Umsetzung zum Thema Lichtverschmutzung findet Wissenschaftler Gregor Kalinkat, der am Leipniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei beschäftigt ist, richtig gut. Der Ökologe arbeitet im Forschungsteam Lichtverschmutzung und untersucht Straßenlaternen und ihre Wirkung auf Insekten. Von Alona Rodehs "Nightcaps" hatte er zwar vorher noch nichts gehört, aber in der Lorzingstraße zückt er sogleich sein Handy, "sehr schön, das muss ich den Kollegen schicken".

Moderne Laternen leuchten gezielt

Lichtverschmutzung ist ein wichtiges Thema, führt der Ökologe aus. Die Straßenbeleuchtung wird oft zur Falle für Insekten. Diese würden geradezu magisch angezogen, umkreisten dann desorientiert die Lichtquelle, bis sie vor Erschöpfung abstürzen und sogar sterben. So werde häufig eine erfolgreiche Partnersuche verhindert, gleiches gelte für die Eiablage. Das alles habe nicht zwingend tötliche Folgen für das einzelne Insekt, aber auf die Spezies hochgerechnet, ergäben sich schon negative Folgen. Auch seien bestimmte Insektenarten an Orten mit heller Straßenbeleuchtung inzwischen in Berlin nicht mehr anzutreffen.

In der Stadt könne das Licht natürlich nicht einfach ausgeschaltet werden, räumt Gregor Kalinkat ein, deshalb versuche man bei moderner Straßenbeleuchtung die Abstrahlung des Lichts gezielt zu bündeln und die Lichtfarbe so anzupassen, dass sie Insekten weniger anziehen. Weiterhin können moderne Straßenleuchten das Licht dimmen und über Bewegungsdetektoren der Situation anpassen. Ist nachts niemand unterwegs, muss die Straßenleuchte nicht mit voller Power den Gehweg ausleuchten.

Nightcap-The-Jockey (Quelle: rbb)

Abgeschirmte Lampen reduzieren Lichtsmog

In einer Studie ist die Forschungsgruppe kürzlich zu dem Ergebnis gekommen, dass die die Reduzierung der Lichtmenge überraschenderweise nicht den gleichen Erfolg hatte, wie die räumliche Begrenzung und Abschirmung der unerwünschten Lichtemission. Folglich empfehlen die Wissenschaftler, den Einsatz maßgeschneiderter, abgeschirmter Leuchten.

Nimmt man das Ergebnis, dann kommen die "Nightcaps" der gewünschten Verringerung unerwünschten Lichts ziemlich nahe. Das ist der Weg, den auch wir gehen, sagt Gregor Kalinkat mit durchaus anerkennendem Blick auf "Nightcap Extra Hot".

Die degewo, auf deren Grundstücken die "Nightcaps" installiert sind, unterstützt das Projekt auch finanziell. "Zusammen mit Künstlerin Alona Rodeh sind Workshops an Schulen, Jugend- und Nachbarschaftszentren geplant, um das Projekt weiter auszubauen", heißt es auf Anfrage. Auch werde geprüft, ob weitere Straßenlaternen im Brunnenviertel mit "Nightcaps" ausgestattet werden können.

Darth Veder-Helm angedacht

Die Nightcaps sind inzwischen auch auf Interesse in der Bezirksverwaltung gestoßen. Da die Lichtverschmutzung meist aus einem sehr technischen Ansatz heraus betrachtet werde, sagt Alona Rodeh, könne sie sich auf lange Sicht gut die Einbeziehung der Kunst vorstellen, vielleicht in beratender Funktion beim Erarbeiten neuer Strategien gegen Lichtverschmutzung. Ihr Ansatz sei ein genereller, denn es gehe auch um die Stimmung in den Straßen, hier würde sie gerne mitwirken.

Auf einem Tisch in ihrem Atelier stehen einige "Nightcaps" als kleine Modelle, darunter sind auch Prototypen. Ein Entwurf sieht aus wie ein "Darth Vader-Helm" aus "Starwars". Ob "Darth Vader" irgendwann auf einer degewo-Kugellampe Platz finden wird ist noch nicht entschieden. Wenn aber doch, dann kann die dunkle Seite ökologisch durchaus wertvoll sein.

Beitrag von Stefan Oberwalleney

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Sehr gute Initiative: Lampen brauchen eben auch einen Lampenschirm!
    Z. B. beleuchten neue LED Leuchten in Wohngebieten nicht nur den Bürgersteig, sondern viel zu grell den ganzen Vorgarten bis ins Wohnzimmer hinein. Lichtverschmutzung ist durch neue LED Lampen größer geworden, schlecht für Umweltschutz!

  2. 18.

    Plastik wäre das Schlimmste, das ist über Generationen nicht abbaubar :(

  3. 17.

    Nun, ja, die Individualitäten werden's schon richten, unten türmt sich der Dreck, und auf der Straßenbeleuchtung bringt man "süße Mützchen" an.
    Eine sehr gute Straßenbeleuchtung erfüllt diverse Anforderungen u. bedarf keine gehäkelten/gestrickten Mützen oder was auch immer. Da setzt man sich mit seiner Organisationsebene zusammen u.nimmt im Team Tuchfühlung mit einem der noch vielen Produzenten auf. Der führt nämlich(auch)Modellkataloge, die nicht v. schlechten Eltern sind! Wenn der Drang der Künstlerin so groß ist? Dann ab in einen neuen Beruf - Industriedesigner, Portfolio Straßenbeleuchtung. Dort kann man knallhart um die Einführung des selbst durchdachten Modells kämpfen.
    Mit 'Mützchen' - das ist allerdings dann passe. - Aber so?, wird 'effektiv' Geld verbraucht!
    Grüße an die Mitdenkenden @13 und@14!

  4. 16.

    Da die Grundstücke mit Mauern und Hecken eingebaut werden, haben Einbrecher leichtes Spiel. Aber solchen Eigentümer steht da nur das eigene Wohl im Vordergrund, was interessiert da schon Lichtverschmutzung und Insekten und Pflanzen. Ist eh nur bäh....

  5. 15.

    Wenn man das Video anschaut, scheinen die Mützen nicht aus Textilien, sondern aus massivem Plastik zu bestehen, das sich sich seinerseits auch wieder gut recyceln lassen dürfte. Es wäre schön gewesen, wenn im Bericht der Aspekt „was passiert mit den Kunstwerken nach dem Ende ihrer Lebensdauer“ erwähnt worden wäre. Da die Künstlerin aus ökologischen Motiven handelt, hat sie das Thema vermutlich bereits bedacht.

  6. 14.

    Ich hoffe, dass Berlin noch sehr viel dunkler wird. Die Straßenbeleuchtung ist auf die Fahrbahnen gerichtet, obwohl Autos über eigene Scheinwerfer verfügen. Unbeleuchtete Fußgänger dürfen sich dagegen an dunklen Gehwegen erfreuen. Schön wären doch kleinere Laternen für die Fußgänger und der Rückbau der Festbeleuchtung über den Fahrbahnen. Haben alle was davon, Insekten Fußgänger und Anwohner.

  7. 13.

    Ich würde eine Runde Form als Abdeckung bevorzugen.
    Der „ so nette“ Darth Vader Helm erinnert etwas stark an die Helme der Wehrmacht. Diese Assoziation war von den Machern von Star Wars wohl bewusst herangezogene.
    Ansonsten Danke für den Artikel.

  8. 12.

    und noch ein physikalischer Kommentar, auch wenn das nicht allen passt.
    Es ist wohl vorallem das blaue Licht was z.B. auch vor Schlafzimmerfenstern Probleme bereitet.
    https://science.orf.at/stories/3215090/
    Die alte Ostlampen (Natrium gelb) sollen wohl noch flächendeckend in Gesamtostberlin ausgetauscht werden.
    Man könnte sie allerdings auch - da wo nicht vorhanden - zumindest erstmal mit Dimmern ausstatten:
    https://www.elektronikpraxis.de/ist-die-natriumdampf-hochdrucklampe-eine-alternative-zur-led-a-44da1e591e2467dd2d702dcf5a3a5ecb/

  9. 11.

    Und wer beseitigt den Stoffmüll dann, schlussendlich ist das Umweltverschmutzung, oder werden die Mützen dann regelmäßig ausgetauscht und die Alten recycelt?

  10. 10.

    Seit bei uns verstärkt eingebrochen wird, haben viele Nachbarn ihre Gärten ausgeleuchtet damit sich die Einbrecher nicht zu sicher fühlen. Mir gefällt es nicht, dass Berlin immer dunkler wird. Aber Deutschland geht wieder Mal den Sonderweg und meint es besser zu machen als der Rest der Welt. Das darf bezweifelt werden.

  11. 9.

    Sie doch neckisch aus…. Wobei ich gestehen muss ich schaue dann doch selten nach oben beim laufen.
    Naja bestimmt gibt es irgendeine Norm oder sowas die das ganze einschränken wird, so dass leider nicht alles umgesetzt werden darf.

  12. 8.

    Toll, was wir für Probleme haben.

  13. 7.

    da stimme ich Ihnen zu, sie könnte das Geld allerdings auch Bedürftigen spenden …

  14. 6.

    Lustige Idee. Und zudem noch sinnvoll. Auf meinen Wegen hier durch die Stadt gibts nur Straßen- und Gehweglampen, die oben nen Schirm drauf haben mit Reflektoren und so nur nach unten abstrahlen. Außer auf Privatgrundstücken. Die sind oftmals beleuchtet wie ein Rummelplatz.

  15. 5.

    Typisch: kaum hat jemand eine gute Idee, wird sie sogleich schlechtgeredet.

    Es handelt sich um Modelle, endgültig entschieden ist noch nichts. Die Idee ist ganz witzig. Nur mal sehen, wie lange die Kopfbedeckungen nach diesem Artikel noch vorhanden sind.
    Allemal ein guter Ansatz.

  16. 4.

    Um das nach oben gehende Licht besser nach unten zu reflektieren sollte der „Hutdeckel“ einen Abstand und Krempe zur Lampe haben, so wie bei den üblichen Strassenlaternen. Bei den obigen Kappen geht das Licht nach oben mehr oder weniger verloren ( dh es bounced wahrscheinlich hauptsächlich zwischen Leuchtmittel und Kappe und heizt vorallem auch mehr auf) .

  17. 3.

    Solange die Verkehrssicherheit nicht gefährdet wird, spricht Fahrbahn und Fußweg gut beleuchtet werden, soll sie es machen.
    Aber Sicherheit geht vor.

  18. 2.

    Ja, nette Idee. Dennoch hätte ich gerne Straßenbeleuchtung, wenn ich Abends von der Nachtschicht komme oder sehr sehr früh raus muss. Vielleicht bastle ich mir ne Mütze mit Lampe, damit ich sicher nach Hause komme.

  19. 1.

    Voll süß! :-)