Mit dem öffentlichen Leben kam im Zuge der Corona-Maßnahmen auch der Fußball zum Erliegen. Am Tag des ersten Lockdowns hatte man eigentlich über ganz andere Dinge reden wollen. Und doch hatte diese Zeit auch Vorzüge. Von Ilja Behnisch
Als Deutschland am 22. März 2020 in seinen ersten Lockdown ging, war der Fußball bereits in der Corona-Pause. Zwei Wochen zuvor hatte Hertha BSC noch gespielt, im heimischen Olympiastadion, vor 58.000 Zuschauern gegen Werder Bremen (2:2). Der Ausgleichstreffer zum Endstand durch Matheus Cunha fiel in der 60. Minute. Ein brasilianischer Nationalspieler in Blau-Weiß. Ein Weltklasse-Fußballer. Auf Vorlage von Maximilian Mittelstädt, der erst deutlich später und fernab seiner Heimat Berlin zum deutschen Nationalspieler werden sollte.
Und nun entscheiden Sie bitte selbst, was ihnen aus heutiger Sicht absurder scheint: Hertha BSC im Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle, gespickt mit vielen dieser sehr guten Spieler. Oder das grundsätzliche Verbot von Ansammlungen mit mehr als zwei Menschen.
Fünf Jahre ist der erste Corona-Lockdown her, der letzte endete im Frühjahr 2021. Aufgearbeitet ist die Zeit nicht. Sollte sie aber werden, sagt die Berliner Soziologin Jutta Allmendinger. Auch, um für die nächste Pandemie vorbereitet zu sein.
Als Deutschland am 22. März 2020 in seinen ersten Corona-Lockdown ging, hatte man in Berlin eigentlich damit gerechnet, über ganz andere Dinge reden zu können. Über das zweite Hauptstadtderby der Bundesliga-Geschichte zum Beispiel. Hertha-Union, angesetzt für den Tag zuvor.
Was wäre wenn?
Faktisch könnte man sich daran erinnern, dass der Trainer der Hertha bei diesem Spiel wohl noch Alexander Nouri geheißen hätte. Nouri war eigentlich als Co-Trainer eingeplant gewesen für die Spielzeit 2019/20. Doch nachdem Chef-Trainer Klinsmann im Februar ein fröhliches "Ha Ho He, Euer Jürgen" in ein Facebook-Live geschwäbelt hatte und seiner vermeintlichen Lebensaufgabe Hertha ohne Mehrwert entschwand, durfte sich Nouri versuchen. Ehe er Anfang April entlassen wurde, inmitten der Spielpause.
Wer weiß schon, was gewesen wäre wenn? Wenn er an diesem 21. März gegen Union hätte spielen dürfen. Wenn er gewonnen hätte und fortan auch. Wäre die Hertha heute noch immer Bundesligist?
Ansonsten sind Erinnerungen ja so eine Sache. Nehmen wir zum Beispiel einen Test des WDR-Wissenschaftsmagazin "Quarks", der aufzeigt, wie leicht sie zu manipulieren sind. Dort heißt es: "Katarina hat noch nie in ihrem Leben auf einem Elefanten gesessen. Wir fälschen ein Kindheitsfoto von ihr – und nach einigen Gesprächen erinnert sie sich sogar an Details des Elefantenritts. Details, die nie passiert sind."
Fußball als Super-Spreader
Erinnerungen sind wie eine fortwährend mitgeschleppte Therapie für unseren Geisteszustand. In ihnen werden schöne Momente verstärkt und die schrecklichen verblassen oder verschwinden ganz, damit sie nicht ewig als Ballast in unserem Seelen-Haushalt herum liegen. Und natürlich hängen Erinnerungen auch daran, wie wir Dinge überhaupt wahrnehmen. Weshalb in diesen Text nun das Ich einzieht. Denn ganz sicher erinnern Sie sich an das alles ganz anders.
Für den Fußball zu Corona-Zeiten erinnere ich mich zunächst an mein absolutes Verständnis dafür, die Bundesliga auszusetzen. Gerade auch, weil sie so viele Zuschauer anzieht und die Spiele zu sogenannten Super-Spreader-Events verkamen. So wurde ein Champions-League-Spiel zwischen Bergamo und Valencia am 19. Februar 2020 rückblickend als "Stunde Null" für die dramatische Ausbreitung des Virus in der Stadt betrachtet. Die erst 2021 gespielte Europameisterschaft 2020, bei der Zuschauer wieder zugelassen waren, soll nach Studienlage [tagesschau.de] immer noch etwa 840.000 zusätzliche Infektionen verursacht haben. Der Fußball aber drängte schon zuvor und fortwährend auf Aufrechterhaltung des Spielbetriebs.
Vor fünf Jahren begann die Corona-Pandemie - die Kliniken in Berlin mussten unter enormen Zeitdruck ein Verteilsystem für Patienten entwickeln. Vernetzung war wichtig, sagt Martin Kreis, Vorstandsmitglied der Krankenversorgung der Charité.
Ganz weit weg und doch so nah wie nie
So sehr ich ihn liebe, so sehr nervt mich seine Sonderstellung. Es nervt mich, dass er andere Sportarten aus der Berichterstattung verbannt und das ihm in seiner Berichterstattung viel zu viel Ernsthaftigkeit zu Teil wird. Ich finde, Ergebnisse sind nur das Vehikel für Geschichten, die der Sport über das Leben erzählt. Auch deshalb sollte er genauso pausieren wie das restliche Leben.
Andererseits bin ich auch süchtig nach Fußball. Weshalb es mich dann doch gefreut hat, dass es Mitte Mai schließlich weiterging mit der Bundesliga, wenn auch ohne Zuschauer, was sich für mich erstaunlich schnell erstaunlich normal anfühlte. So wie sich das Maske-Tragen normal anfühlte und wie sich irgendwann alles normal anfühlt, weil der Mensch vieles ist, aber wohl tatsächlich ganz besonders ein Gewohnheitstier.
Bei der Hertha jedenfalls hatte inzwischen Bruno Labbadia übernommen, der gern auch "Der schöne Bruno" genannt wird und das völlig zurecht. Pressekonferenzen fanden nun ausschließlich digital statt. Der schöne Bruno sah in jeder einzelnen der digitalen Pressekonferenzen aus wie frisch geduscht und das blühende Leben.
Auch Spieler-Interviews gab es nur digital. Herthas Rechtsverteidiger Lukas Klünter sendete aus seiner Wohnung und erzählte, wie er mit Beginn der Corona-Pandemie (wieder) anfing, Bilder zu malen [sueddeutsche.de]. Eines seiner Werke war hinter ihm zu sehen im Videocall und was soll ich sagen? Wäre es nicht zu unprofessionell gewesen und hätte ich mehr als Geld auf dem Konto gehabt, hätte ich gefragt, was er dafür will. Es war kurios: In einer Zeit, in der man auf Abstand gehen musste, war man den Spielern so näher als zuvor.
Vor fünf Jahren kam der erste Lockdown
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Schleichender Anfang: Nachdem 20 Menschen am 9. Februar 2020 aus der chinesischen Region Wuhan zurückkehren, werden sie am BER von der Polizei in Empfang genommen. Der Ort gilt als Ursprung des neuartigen Corona-Virus. Der verantwortliche Erreger Sars-Cov-2 brach laut damaliger Vermutung Ende Dezember 2019 auf einem Wildtiermarkt in Wuhan aus. Aus Angst vor einer Ausbreitung der Krankheit werden die Reisenden streng isoliert und müssen im Klinikum in Köpenick in eine Quarantäne für 14 Tage - eine Zahl, die im Verlauf der Pandemie eine wichtige Rolle spielen wird.
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Wohl das bekannteste Gesicht der Corona-Pandemie: Damals noch kaum populär, avanciert der Virologe Christian Drosten zur gefragtesten Person Deutschlands. Plötzlich kennt die ganze Bundesrepublik den Mann von der Berliner Charité. Er hat mit seinem Team vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) am 16. Januar 2020 kurz nach dem ersten Auftreten von Corona-Symptomen den "ersten Test für das neuartige Coronavirus in China" entwickelt. Damit werden auch Rachen und Nasen der 20 Wuhan-Reisenden abgestrichen und an der Charité untersucht. Die Tests fallen negativ aus. Doch die Epidemie in China entwickelt sich durch die Globalisierung schnell zur Pandemie. Drosten wird zu einem der wichtigsten Berater der Bundesregierung und ist bald auch in vielen deutschen Ohren zu hören: In seinem NDR-Podcast informiert er in insgesamt 118 Folgen über den aktuellen Stand der Corona-Pandemie.
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Erste Engpässe: Der erste Corona-Fall in Deutschland wird kurze Zeit später am 28. Januar in einem bayerischen Dorf gemeldet. Der Mitarbeiter eines Automobilzulieferers hatte sich wohl bei einem Kollegen aus China infiziert. In den ersten Berliner Apotheken sind schon Anfang Februar Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel ausverkauft.
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Steigende Fallzahlen: Ende Februar erreicht das Virus Berlin, nachdem im Club "Trompete" am Lützowplatz 17 Besucher mit dem Corona-Virus infiziert werden. Die Betreuung stellt Krankenhausmitarbeiter:innen vor neue Herausforderungen, erkrankte Corona-Patienten werden in der Charité behandelt. Im Norden Italiens werden derweil mehr und mehr Corona-Todesfälle gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft den Corona-Ausbruch am 11. März 2020 als Pandemie ein. Ländergrenzen werden unpassierbar. Sorgen und Ängste breiten sich auch hierzulande aus.
Leere Regale und Mondpreise: Nachdem auch in Berlin und Brandenburg mehr und mehr Corona-Anzeichen auftauchen, neigen viele Menschen zu Hamsterkäufen. Die Regale in Supermärkten und Geschäften leeren sich Mitte März 2020 rasant. Alltagsprodukte wie Bratöl, Nudeln oder Backhefe werden für die Kundschaft limitiert oder sind wochenlang nicht verfügbar.
Das heilige Papier: Kaum etwas wird so rar und nachgefragt wie Toilettenpapier. Es wird zum Zeichen für den vermeintlichen Produktmangel in den Anfängen der Pandemie. Supermärkte und Drogerien rufen Kund:innen mit Schildern dazu auf, nur handelsübliche Mengen zu kaufen und nicht zu horten.
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Kontakteinschränkungen und Homeoffice gehören plötzlich zum Alltag vieler. Betriebe gehen in Kurzarbeit oder reduzieren Personal. Die Menschen werden dazu aufgerufen, die eigenen vier Wände nur noch zu verlassen, wenn es nötig ist. Diebstähle alltäglicher Dinge nehmen zu. Am 20. März vermelden sowohl Berlin als auch Brandenburg den ersten Corona-Todesfall.
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Tschüss, Kultur: Um die Pandemie in den Griff zu bekommen, werden ab Mitte März in Berlin alle Veranstaltungen mit mehr als 50 Menschen verboten. Clubs, Kneipen und Kinos, Museen, Ausstellungen und Konzerthäuser, Kirchen, Moscheen und Synagogen müssen schließen. Auch Zoo und Tierpark werden dicht gemacht, ebenso sämtliche Restaurants. Im Sport finden sogenannte Geisterspiele ohne Publikum statt. Die Stadt ist wie leergefegt. Nicht lebensnotwendige Geschäfte müssen schließen. Darunter zählen in Berlin auch Baumärkte, in Brandenburg nicht.
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Heimstudio: Neben Kultureinrichtungen und Clubs sind auch "körpernahe" Dienstleistungen wie Friseure, Kosmetik- oder Tattoostudios von den Schließungen betroffen. Viele Betriebe kämpfen mit starken Umsatzeinbußen. Anleitungen zum Haareschneiden, Kochen oder Backen florieren auf Plattformen wie Youtube und Instagram.
Die Schule schließt: Ab 16. März 2020 schließen bundesweit, auch in Berlin und Brandenburg, Schulen und Kitas. Für Eltern, die von zuhause aus arbeiten können, bedeutet das eine Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling. Jene, die in sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen wie etwa Polizei, Feuerwehr oder Krankenpflege tätig sind, haben einen Anspruch auf eine Notbetreuung. Die Regeln dafür sind streng, Einzelfälle finden kaum Beachtung.
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Schülerinnen und Schüler können nicht mehr in ihre Betreuungseinrichtungen. Wer Eltern hat, die am heimischen Schreibtisch arbeiten und entsprechendes Equipment für die digitale Schule haben, ist klar im Vorteil. Ebenso, wer Lehrkräfte hat, die mit Aufgaben, Ansprache und Motivation versuchen, weiterzumachen. Viele Kinder und Jugendliche werden in der Pandemie aber alleine gelassen und finden in Politik und Gesellschaft kaum Beachtung.
#staythefuckhome [dt.: Bleibt verdammt nochmal zu Hause]: Der erste bundesweite Lockdown tritt am 22. März 2020 in Kraft. Spazierengehen ist erlaubt, vieles andere nicht. Berliner:innen und Brandenburger:innen werden sich in den folgenden Wochen - wenn überhaupt - draußen treffen. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin schottet sich gänzlich von Tourist:innen und Erholungssuchenden ab - das gilt auch für Zweitwohnsitze.
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Haushalt+1-Regel: Zunächst ist die Anzahl der Personen, die sich treffen dürfen, begrenzt. Erlaubt sind maximal zwei Personen, oder aber Familienangehörige und Personen, mit denen man den Haushalt teilt. Polizisten patroullieren, um die Kontaktbeschränkungen zu kontrollieren. Verstöße werden teils mit Strafen von bis zu 25.000 Euro belegt.
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Kritik wird laut: Manchen gehen die Beschränkungen zu weit. Im April 2020 demonstrieren Kritiker:innen der Corona-Maßnahmen vor der Berliner Volksbühne. "Querdenker" und "Coronaleugner" werden zu feststehenden Begriffen, die Szene wächst und der gesellschaftliche Zusammenhalt bekommt mehr Risse.
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AHA-Regel: Am 4. Mai 2020 werden erste Lockerungen beschlossen. Dafür heißt es jetzt Abstand halten, Hände waschen, Lüften, Maske tragen - auch AHA-Regel genannt (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske). Auf der Galopprennbahn Hoppegarten finden wieder Pferderennen statt - allerdings ohne Zuschauende, dafür aber mit Maske. Die Maskenpflicht wird eingeführt: für sämtliche Einrichtungen, Geschäfte und die öffentlichen Verkehrsmittel.
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Maskenball der anderen Art: Die Einhaltung der "Maskenpflicht" aber ist leichter gesagt, als getan: OP-Masken sind entweder überteuert oder nicht zu haben. FFP2-Masken sind fast noch ein Mythos und nur unter dem Ladentisch zu ergattern. Corona-Tests sind ebenfalls schwer und nur für horrende Summen zu bekommen.
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In den ersten Monaten der Pandemie setzt man sich daher selbst an die Nähmaschine oder kauft selbstgenähte Masken. Je bunter und ausgefallener, desto besser. Die Maske darf gerne farblich zum Outfit passen. Aber auch Tücher sind gefragt.
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Manche Theater nutzen die Zwangspause und entwerfen statt Kostümen nun Stoffmasken. Viele Kunstschaffende rutschen allerdings in die Beschäftigungslosigkeit. Erst nach dem ersten Lockdown dürfen sie im Mai 2020 wieder öffnen - unter strengen Regeln. Abstand halten, lautet die Devise. Die Zuschauerzahl wird wie hier im Berliner Ensemble stark reduziert.
Auch Fußballspiele dürfen wieder vor Publikum stattfinden. Doch auch hier gelten strenge Auflagen: Vor dem Spiel TSG 1899 Hoffenheim gegen Hertha BSC wird bei einem Besuchenden Fieber gemessen, bevor er das Stadion betreten darf.
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Über die Sinnhaftigkeit vieler Corona-Regeln wird ob abgesperrter Spielplätze, oder des Verbots, sich alleine auf eine Parkbank zu setzen, debattiert. Nicht in Berlin aber in München etwa twitterte die Polizei wegen des Corona-Virus: "Nein, ein Buch auf einer Bank lesen, ist nicht erlaubt".
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Viele Aktivitäten im Freien sind wochenlang nur mit Maske gestattet, obwohl die Gefahr einer Ansteckung draußen nachweislich deutlich minimiert ist. Auch im Berliner Tierpark gilt die Maskenpflicht. Doch die damalige Situation kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie ist für Politik:innen und Wissenschaftler:innen schwer einzuschätzen. Es ist gar von Triage-Maßnahmen in Krankenhäusern die Rede, also Entscheidungen, wessen Leben Vorrang hat. Eine Eindämmung hat oberste Priorität.
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Die Fallzahlen werden nun täglich beobachtet und zum Gradmesser der Pandemie. Stichworte wie Inzidenz, Neuinfektionen, Reproduktionszahl, Intensivkapazität und "Flatten the curve" [dt.: Haltet die Kurve flach] sind in aller Munde. Der Senat ändert ab Mai seine Strategie bei den Tests: Nun sollen alle Menschen mit Corona-Symptomen getestet werden, außerdem alle Kontaktpersonen bestätigter Infizierter. Am gleichen Tag hat der Pharmakonzern Roche drei Millionen Corona-Tests nach Deutschland geliefert. Es ist die Zeit der Corona-Testzentren, die beinahe an jeder Ecke öffnen.
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Im Sommer 2020 wird der Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung größer. Zehntausende gehen demonstrieren. Unterschiedliche Gruppen sind unter den Teilnehmenden, darunter auch bekannte Rechtsradikale. Am Abend des 29. August 2020 durchbrechen mehrere hundert Demonstranten die Absperrung um das Reichstagsgebäude und stürmen auf die Treppe zum Eingang. Gestoppt werden sie schließlich von einer Glastür und drei Polizisten.
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Im Herbst steigen die Fallzahlen wieder. Die besser filternden FFP2-Masken werden nun üblich. An das schwerere Atmen hinter der Maske muss man sich allerdings erst gewöhnen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trägt jetzt eine. Risikogruppen bekommen Zugang zu vergünstigten oder gar kostenlosen FFP2-Masken. Im November kommt ein Großteil des öffentlichen Lebens in Deutschland zum Erliegen. Kitas, Schulen und der Einzelhandel bleiben aber geöffnet.
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Dann stehen im Dezember 2020 die ersten Impfstoffe der Firma Biontech/Pfizer für die gesamte Bevölkerung bereit. Bundeswehrsoldaten dienen als Statisten und proben den Durchlauf in der Arena in Treptow. Zunächst werden Pflegekräfte, Hochrisikopatient:innen und ältere Menschen geimpft. Angehörige dürfen nun auch wieder Bewohnende in Pflegeheimen besuchen.
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Da die Clubs geschlossen bleiben, unterstützt die Clubkommission in Berlin die Impfkampagne an Orten wie dem Klunkerkranich, (im Bild im Januar 2021), oder der Arena. Ab jetzt gilt die 2G-Regel: Nur wer geimpft oder genesen ist, darf am kulturellen Leben teilnehmen. Später wird auf 3G erweitert: geimpft, genesen oder getestet.
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Aber der regelmäßige Nasenabstrich ist alles andere als angenehm. Nur medizinisch geschultes Personal darf in den Corona-Schnellteststationen die Abstriche vornehmen. Viele Orte wie etwa die Bar "Lilie" in Kreuzberg werden Ende 2020 zu Testzentrum umfunktioniert. Die Tests sind an vielen Orten Voraussetzung, um sie betreten - darunter auch Schulen und Kitas. Ohne negativen Corona-Test erfolgt keine Betreuung.
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Nach der ersten Impfung wird einige Wochen darauf die zweite Impfung empfohlen, sechs Monate darauf die dritte. Das Velodrom ist eine der großen Impfhallen in Berlin. Im März 2022 werden die weitreichenden Einschränkungen des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens schrittweise zurückgenommen. Die Infektionslage ist stabil, die Test- und Maskepflichten laufen zum 1. März 2023 aus.
In Restaurants wie hier in Beelitz darf wieder gespeist werden, allerdings nur mit einem Nachweis über den Impfstatus. Zudem gilt eine Dokumentationspflicht, um mögliche Ausbrüche des Virus schneller verfolgen zu können. Gäste müssen Papierbögen mit ihren Kontaktdaten und ihrer Essenszeit hinterlegen. Später wird vieles digitalisiert: Die Corona-Warnapp soll mögliche Infektionsketten schnell erkennen und Alarm schlagen. Der elektronische Impfpass ersetzt die Zettelwirtschaft zum Impfnachweis.
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Am Ende der Pandemie bleiben viele Fragen: Kam der Erreger vielleicht doch aus einem Labor? Im März 2025 wird bekannt, der Bundesnachrichtendienst (BND) halte es für plausibel, das Corona-Virus entstamme einem Labor in Wuhan. China weist die Einschätzung zurück. Expert:innen wie die Soziologin Jutta Allmendinger kritisieren zudem eine mangelnde Aufarbeitung der Pandemie. Sie spricht im rbb-Interview von einer verstärkten Spaltung der Gesellschaft. Noch immer leiden zudem Menschen an Long-Covid, einer Erkrankung infolge der Corona-Infektion. All das gilt es nun aufzuarbeiten.
An klassisches Mannschaftstraining war damals nicht zu denken. Erst ging überhaupt nur Heimtraining. Dann durfte in Kleinst-Gruppen geübt werden. Ohne Zweikämpfe. Labbadia aber versprühte immer Optimismus, nahm die Berge an Herausforderungen als Stufen und pflegte einen Umgang in diesen Calls, die einen tatsächlich an das richtige Leben im falschen glauben ließen.
Ich habe zuvor und danach keinen so angenehmen, höflichen, ja fast kümmernden Umgang zwischen und unter Trainern und Pressevertretern erlebt wie damals. Seither finde ich jede Kritik an Bruno Labbadia generell anmaßend. Was Corona so aus einem macht!
Es gibt diesen viel zitierten Satz des viel kritisierten, damaligen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU): "Wir werden einander viel verzeihen müssen", sagte er über die durch Corona entstehenden Schwere. Beim Fußball kann ich mich nur bedanken.
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Danke für die Infos. Darüber steht aber doch garnichts im Artikel, insofern kann es auch nicht falsch beschrieben sein. Haben Sie einen anderen Artikel gelesen?
2.
Der Bericht beinhaltet einige ziemliche Fehler. Das letzte schon sehr grenzwertige Fußballspiel war in Stuttgart und der 1. Coronafall in Bayern, ausgelöst durch eine Chinesin bei einem Meeting in einem Hotel via wohl gemeinsam benutzten Salzstreuer. Die Frau ist kurz danach in China verstorben. Und der 1. Tote war ein Karnevalsfunktionär im Kreis Euskirchen.
1.
Ich erinnere mich noch, dass es zuvor an belebten öffentlichen Orten Pflicht wurde, irgendetwas vor dem Mund zu tragen. Aber die Resraurants blieben zunächst weiter geöffnet. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt zeigte sich, dass Vieles wenig mit Logik zu tun hatte. Das war insofern politisch dumm, weill man dadurch auch sinnvolle Maßnahmen dem Zweifell aussetzte und ungewollt die Leerdenker-Szene förderte