Nahverkehr in Berlin - BVG-Warnstreik beendet - schwierige Tarifverhandlungen stehen bevor
Zwei Tage legte Verdi Busse und Bahnen der BVG in Berlin lahm. Der mittlerweile vierte Warnstreik könnte allerdings nicht der letzte gewesen sein, denn vor der nächsten Verhandlungsrunde am Freitag droht Verdi mit unbefristeten Streiks.
Hinweis: Diese Meldung wir nicht mehr aktualisiert. Über das Scheitern der Verhandlungen am Freitag berichten wir hier.
- Warnstreik beendet: Busse und Bahnen fahren seit Freitag, 3:00 Uhr nach Plan
- Sechste Verhandlungsrunde am Freitag
- Fronten scheinen verhärtet - beide Seiten halten Scheitern für möglich
- Urabstimmung über unbefristeten Streik ebenso wie eine Schlichtung denkbar
Nach zwei Tagen Warnstreik fahren in Berlin seit dem frühen Morgen wieder alle Busse, U-Bahnen und Trams. Der von der Gewerkschaft Verdi organisierte Ausstand bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) sei seit drei Uhr beendet, teilte das Unternehmen mit. Alle Linien seien wieder wie gewohnt unterwegs.
Auf die Fahrgäste könnte jedoch bald ein deutlich längerer Ausstand zukommen. Verdi und die Arbeitgeberseite kommen in dem Tarifkonflikt am Freitag zur sechsten Verhandlungsrunde zusammen. Anschließend dürfte es eine Antwort auf die Frage geben, ob die Gewerkschaft bald zum unbefristeten Ausstand aufruft. Beide Seiten schließen ein Scheitern der Gespräche nicht aus.
Beide Seiten erhöhen Druck
Sowohl Verdi als auch die BVG erhöhten zuletzt den Druck auf die Gegenseite. Manuel von Stubenrauch aus der Verdi-Tarifkommission sagte, wenn mit Blick auf das Grundgehalt nicht mehr passiere, "müssen wir wahrscheinlich die Urabstimmung" für einen unbefristeten Streik einleiten. Sven Globig, ebenfalls aus der Tarifkommission, sagte, er rechne nicht mit einem "verhandlungsfähigen Angebot".
Für diesen Fall hat die Gewerkschaft eine Urabstimmung angekündigt. Mindestens 75 Prozent der teilnehmenden Mitglieder müssten zustimmen. Bis eine solche Abstimmung abgeschlossen ist, dürften noch einige Tage oder Wochen vergehen. Ein längerer Streik käme wohl erst im April auf die Berlinerinnen und Berliner zu.
Zugleich können beide Seiten im Falle des Scheiterns der Gespräche vorschlagen, einen unabhängigen Schlichter einzusetzen. Während einer Schlichtung darf nicht gestreikt werden.
Kein neues Angebot der BVG
Die BVG sieht Verdi in der Pflicht, sich zu bewegen. "Es ist höchste Zeit, dass die Gewerkschaft endlich auch Lösungsansätze und Kompromisse an den Tisch bringt, statt weiter auf Maximalforderungen zu beharren", sagte Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe zuletzt. Auch sie schloss ein Scheitern der Verhandlungen nicht aus.
Mit einem neuen Angebot will die BVG nicht in die Verhandlungen gehen. "Wir sind viermal auf die Gewerkschaft zugegangen", sagte Zeller-Grothe unter Verweis auf vier Angebote im Laufe der Gespräche. Kompromisse könnten jedoch nicht nur von einer Seite erwartet werden.
Knackpunkt Grundgehalt
Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt betonte dagegen, dass man bereits Einigungsbereitschaft in Fragen der Zulagen oder Laufzeit gezeigt habe. Der große Knackpunkt sei das Grundgehalt. Hier fordert Verdi 750 Euro im Monat mehr. Die Gewerkschaft argumentiert vor allem mit einem Nachholbedarf infolge der Preisentwicklung. Die letzte Entgeltrunde bei der BVG war noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation. Außerdem müsse die BVG als Arbeitgeberin attraktiv bleiben, um Personal zu gewinnen.
Die BVG erkennt den Nachholbedarf an. Das Unternehmen betont jedoch zugleich, dass man sich bei den Tarifverhandlungen 2021 mit Verdi auf eine Wochenarbeitszeit von 37,5 statt 39 Stunden bei vollem Lohn geeinigt habe. Die BVG bot zuletzt stufenweise 375 Euro bei 24 Monaten Laufzeit. Das entspreche einer Erhöhung von insgesamt 13,6 Prozent. Verhandelt wird zudem über ein höheres Weihnachtsgeld, über Zulagen bei bestimmten Schichtmodellen sowie flexiblere Arbeitszeiten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.03.2025, 06:00 Uhr