Anfeindungen aus rechter Szene - Staatsschutz ermittelt nach Bedrohung von Lehrern in Burg

Do 13.07.23 | 15:56 Uhr
  93
Archivbild:Die Grund- und Oberschule in Burg (Spreewald) am 27.04.2023.(Quelle:picture alliance/dpa)
Video: rbb24 | 13.07.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: picture alliance/dpa

Im April machten zwei Lehrer einer Schule im Spreewald rechtsextreme Vorfälle öffentlich. Seither sind beide Anfeindeungen aus der rechten Szene ausgesetzt. Nun ermittelt der Staatsschutz und das Schulamt prüft weitere Schritte.

Nach Bedrohungen aus der rechte Szene gegen zwei Lehrer einer Schule in Burg im Spreewald (Landkreis Spree-Neiße) ermittelt nun der Staatsschutz. Das sagte eine Sprecherin der Polizei Cottbus dem rbb am Donnerstag. Die beiden hatten im April rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule öffentlich gemacht.

Am Mittwoch waren im Umfeld der Schule Parolen geklebt worden, auf denen zu lesen war, die beiden sollten nach Berlin verschwinden. Zudem sollen sie in einem sozialen Netzwerk bedroht worden sein. Die Polizei hat insgesamt 60 Aufkleber registriert, auf denen die Gesichter der beiden Lehrer zu sehen sind. Auch in der Schule selbst seien zahlreiche dieser Aufkleber gefunden worden, so die Sprecherin.

"Wir sind hier deshalb schon am Mittwochnachmittag aktiv geworden und ermitteln wegen Beleidigung, illegalen Plakatierens, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz, weil die Konterfeis der beiden Pädagogen abgebildet wurden. Der Staatsschutz ermittelt", so die Sprecherin.

Schulamt prüft Strafanzeige

Unterdessen prüft das Staatliche Schulamt Cottbuss, ob in der Sache Strafanzeige gestellt werde. "Dass Beamte oder Angestellte des Landes bedroht werden, ist inakzeptabel", sagte der Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) der Nachrichtenagentur DPA. Daher prüfe das Schulamt, bei den Ermittlungsbehörden Strafanzeige gegen unbekannt zu stellen.

Freiberg betonte, dass das Schulamt in der Schule sofort tätig geworden sei, nachdem die beiden Lehrkräfte Ende April in einem zunächst anonymen Brandbrief über rechtsextreme Vorfälle an der Schule geklagt hätten. Die Schulrätin und der Leiter des Schulamts hätten mit den Betroffenen gesprochen und ihnen Hilfe angeboten. Zudem habe es zahlreiche Gespräche mit Eltern, Lehrern und Schülern gegeben, die zum Teil von externen Coaches moderiert worden seien.

Lehrer wollen Schule verlassen

"Auch ich persönlich habe den Lehrkräften meine Unterstützung angeboten", sagte Freiberg. Die beiden hätten sich vor ihrer Entscheidung, die Schule zu verlassen zu wollen, in der Sache aber weder an ihn noch an das Schulamt gewandt. Der wachsende Rechtsextremismus sei eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die auch in die Schulen hinein dränge, sagte der Minister. Dagegen müsse auf allen gesellschaftlichen Ebenen gearbeitet werden.

Der Lehrer die Lehrerin hatten mit ihrem Brandbrief über rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule ein breites Medienecho ausgelöst. Am Mittwoch erklärten beide, dass sie die Schule wegen starker Anfeindungen aus der rechten Szene verlassen wollen.

Woidke fordert klare Kante gegen Rechtsextremismus

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte angesichts des Weggangs der beiden Lehrer, im Kampf gegen Rechts nicht nachzulassen. "Allen, die sich mit Engagement und mutig dem Rechtsextremismus entgegenstellen, gilt unsere Unterstützung", sagte er auf DPA-Anfrage.

"Ob auf der Straße, in Vereinen, Schulen oder Betrieben: In Brandenburg darf es keinen Ort geben, in denen Rechte Ängste schüren und Andersdenkende vertreiben wollen. Gerade jetzt: Wir brauchen klare Kante gegen Rechtsextremismus." Das sei "Heimatschutz für Brandenburg".

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht nach eigener Aussage einen indirekten Zusammenhang zwischen den rechtsextremen Vorfällen in Burg und den jüngsten AfD-Wahlerfolgen. Es gebe einen Zusammenhang insofern, als dass die Vorteile einer Demokratie nicht überall wertgeschätzt würden, sagte Steinmeier am Donnerstag in Werder/Havel (Potsdam-Mittelmark). Man müsse wieder mehr Menschen davon überzeugen, dass die Demokratie nicht vom Himmel gefallen sei. Sie lebe davon, dass sich Menschen für sie einsetzten.

Auf die Frage, ob er auch der Bundespräsident der AfD und ihrer Unterstützer sei, sagte Steinmeier: "Ich bin der Präsident aller Deutschen." Er werde allerdings dafür kämpfen, dass die Demokratie in Deutschland nicht verliere.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.07.2023, 19.30 Uhr


Die Kommentarfunktion wurde am 14.07.2021 um 17:20 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

 

93 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 93.

    Da hier so gern mit dem Finger auf Südbrandenburg gezeigt wird, die Gemeinde Heidesee, bekannt geworden durch das unrühmliche Ende einer Klassenfahrt, das durch Neonazis provoziert wurde, kann man doch zum Berliner Umland zählen, oder? Also aus der Richtung schön still bleiben, zumal gerade der Altkreis KW auch Mittel aus dem Strukturwandeltopf abgegriffen hat, wann wurde dort Kohle gefördert?

    Daß es bei uns im Süden große Probleme mit Rechtsextremismus gibt, wissen wir auch allein, es ist wenig hilfreich, wenn andere Regionen mit dem gleichen Problem versuchen, von sich abzulenken und für Alles die Lausitz verantwortlich zu machen. Und die völkischen Siedlungen, über die so oft berichtet wurde, sind doch irgendwo nördlich von Berlin, oder? Jeder sollte zuerst vor der eigenen Tür kehren.

  2. 92.

    Beides: NEIN!

    Zum Glück bin ich nicht allein, sonst hätten wir in Cottbus schon einen AfD Oberbürgermeister. Glücklicherweise haben wir den verhindert.

  3. 91.

    Wie war die letzte Nachricht ?
    Die Spreewald-Lausitz Region sucht Lehrkräfte, Krankenhaus-Mitarbeiter, Ärzte, Mitarbeiter im Gastgewerbe, Investoren, Techniker, usw.
    Naja .....

  4. 90.

    Das gibt wohl die Kommentarspalte hier nicht her. Ist natürlich mit Recherche verbunden. Würde zb aber auch nie Red Bull kaufen oder auch keinen Tesla mehr seitdem Musk abdreht.

    PS: hab auch meinen Hausarzt gewechselt, nachdem der rechtsextreme Verschwörungsphantastereien plakatiert hatte.

  5. 89.

    Na Sie machen Späße, die leider von der Realität längst eingeholt sind in Sachsen, Brandenburg und Thüringen.

    Wie in den Threads hier mehrfach zu lesen war, bekommen Szenegrößen in Burg 100%Finanzierungen für ihre Szenetreffs.

    Dort gibt es dann doch öfters Schnitzel
    Aktionen für 8,88 Euro, mindestens am 20.04.

  6. 88.

    Na das müssen Sie bei sich schon selbst herausfinden.

    Ich hab hier meinen Fleischer, Bäcker und Gemüsehändler wo anständige Menschen arbeiten. Und in gewissen Läden kaufe ich eben nichts mehr.

    Gäbe auch Bauunternehmer, die ich nie beauftragen würde, nen guten anständigen Heizungsbauer und vernünftigen Elektriker hab ich aber.

    PS: Ich kaufe auch von keinen Unternehmen, die noch in Russland aktiv sind.

  7. 87.

    Ist doch morgen alles wieder vergessen: dann schmeckt die Spreewald Gurke und das Spreewälder Gemüse schon wieder.
    Und in ein oder zwei Wochen, macht das Kahn fahren und das Radeln im Spreewald auch wieder Spaß.
    Ist doch wie beim Ekel Döner, gegessen wird der trotzdem und Klamotten aus Bangladesch und Kinderspielzeug aus China, sind doch auch Ok.
    Der Spreewald wird immer eine Marke bleiben, der Mensch vergisst doch schnell.

  8. 86.

    Der war gut : die völkische Gurke / immer Mittwochs von 12 bis 17 Uhr

    Oder der : völkisches Schnitzel vom deutschem Hausschwein - hier, im Gasthof zur Linde

    Hier kocht der Chef noch selbst und es wird deutsch gesprochen (mit leicht sächsischem Dialekt)

  9. 85.

    Könnten Sie erläutern, wo Sie "nichtvölkische" Produkte bedenkenlos kaufen könnten in Deutschland und welche Kriterien Sie bei Ihrer Vorauswahl treffen?

  10. 84.

    Ich hab immer gerne regional gekauft (vom großen, Auto, Waschmaschine, bis zum kleinen, Fleisch, Apfel.), so langsam muss man sich das wohl überlegen, es sei denn man kennt die Betreiber.

    Sollen die völkischen doch unter sich handeln...

  11. 83.

    Die Idee ist gut, Druck ausüben auf die Konzerne ausüben ist angesagt.

  12. 82.

    "hr allein werdet es schaffen, den Spreewald so weit in Verruf zu bringen, daß auch die letzte Einnahmequelle, der Tourismus, versiegt. "

    Ich habe mehrere Handelskonzerne angeschrieben ob man gedenkt Spreewalder Produkte aus dem Sortiment zu nehmen. Ein großer Handelskonzern hat bereits geantwortet.

  13. 81.

    Ist natürlich schade solche no-go areas
    Die Leute im Brandenburger Südosten und im angrenzenden Sachsen, kennen dann keine anderen Menschen und Hautfarben mehr und werden dann dauerhaft voreingenommen bleiben.
    Aber wer will natürlich dort bleiben, wo jeder 2. oder 3. offen oder verdeckt rassistisch ist.

  14. 80.

    Martina, Danke für Ihre erläuternde Antwort. Die Hauptschwierigkeit bei der Verwendung von Begriffen liegt in der fehlenden Klarstellung, was der Anwender selbst hierunter versteht. Offizielle Bedeutungen helfen für ein Verständnis, 'was ist gemeint, was ist die Aussage' nur bedingt. Sie verteidigen Ihre Werte und möchten diese auch durch den Staat verteidigt wissen und sehen. Im Besonderen die parlamentarische Demokratie, die Wehrhaftigkeit des Staates gegenüber aufkommende rechte, faschistische Strukturen, welche sich dazu immer mehr gesellschaftlich und politisch etablieren. Hierzu zählt dann insbesondere auch, dass diese Antidemokraten sich in schützenswerten Räumen breitmachen, z. B. Schulen um zu gestalten, letztendlich zu bestimmen. Hier ist die Staatsräson im Guten angedacht, wobei, bezogen auf unsere Verfassung der Gewaltenteilung alle Möglichkeiten hierzu gegeben sind - die entscheidenden Stellen müssen sie nur erkennen, wahrnehmen und anwenden.

  15. 79.

    Was sie hier so vom Stapel lassen ist unglaublich.
    Ich würde an ihrer Stelle einfach mal ein bischen das Gehirn einschalten....vielleicht begreifen Sie dann um was es hier eigentlich geht.
    Im nächsten Jahr sind LTW in Brandenburg...die aktuellen Umfrageergebnisse passen den so demokratischen Altparteien natürlich nicht.
    Leben Sie weiter in ihrer Blase....

  16. 78.

    Was ist denn das von Ihnen so formulierte "Framing" in einer Stadt, wo Nazistruktur 100%-Finanzierung für ihre Gewerbebetriebe und Treffpunkte von der öffentlich-rechtlichen Sparkasse erhält?

    Also was schwadronieren Sie hier theoretisch-demagogisch herum - während solchen harten Fakten die materielle Realität beschreiben?

    Zudem - kommen Sie aus der Deckung, vertreten Sie Ihre Anschuldigungen öffentlich. Stellen Sie sich einer Beweisaufnahme. Weisen Sie irgendetwas nach. IN DER SACHE.
    Bevor Sie die "Entfernung" von Lehrkräften in einer öffentlichen Schule einfordern, die offenbar nicht bereit sind zu ignorieren, wenn örtliche Honoratiorenschaft durchsetzen will, dass ihr hitlernder, mobbender und gewalttätiger Nachwuchs den Alltag in einer öffentlichen Schule dominiert.
    Die Stigmatisierung der terrorisierten Lehrkräfte als "trojanisches Pferd" eines nicht näher beschriebenen Feindes, ist bereits Verbrechen in seiner vollen Entfaltung.
    Bundesanwaltschaft. Übernehmen Sie!

  17. 77.

    Schon klar. Bestimmte Milieus hören nicht gern: Patriotismus für die republikanisch-demokratische Republik ist natürlich: Kein Fussbreit für Faschismus, national-völkische Terrorideologien, ihr Personal, ihre Strukturen, ihre Praxis.

    Was Staatsräson ist, legt Verfassung unseres Staates fest. Und sind ungeschriebene Gesetze. Dazu gehört z.B, dass jeder Antisemitismus die Staatsräson der Bundesrepublik unmittelbar tangiert.
    Aber eben auch, dass die öffentliche Schule ein geschützter Raum ist, der weder dem Eindruck nach, noch faktisch-letztlich von Nazis, völkisch-nationalen, rechtsautoritären Antidemokraten bestimmt wird.
    Ist immer der Irrtum des parlamentarischen Arms des Rechtsterrorismus AfD, seines Umfelds, seiner Wählenden. Kann man wählen. So Geduldig ist die Demokratie. Aber die Stimme ist natürlich verloren. Auch wenn die Wählenden ihren Irrtum nicht erkennen: AfD, ihre Praxis als Regierung, berechtigte jeden zu aussergesetzlichen Widerstand. Nützt Mehrheit gar nix.

  18. 76.

    Wann kommt eigentlich die Landesregierung, mit dem nächsten Fördermittel- Check für den Spreewald und für die Lausitz.
    Dann ist doch wieder Alles gut - Wir ersticken die Nazis einfach mit Fördergeldern, oder mit Strukturwandel-Milliarden.

  19. 74.

    Die Fakten, sind doch schon die Wahlergebnisse der letzten/vorletzten Wahlen in Südbrandenburg.
    Und natürlich die Nähe zu Sachsen, wo genauso gedacht, gewählt und gehandelt wird - praktisch Regionen übergreifend.

Nächster Artikel