Berlin - Palliativarzt unter Mordverdacht - weitere Leiche exhumiert
Ein Berliner Palliativmediziner steht unter Verdacht, mindestens acht Menschen getötet zu haben. Ermittelt wird aber in noch mehr Fällen. Auf der Suche nach neuen Hinweisen haben die Ermittler nun eine weitere Leiche exhumiert.
Bei den Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativarzt, der mindestens acht schwerkranke Patienten getötet haben soll, ist eine weitere Leiche ausgegraben worden. Die Arbeiten wurden am frühen Dienstagmorgen mit Hilfe eines Baggers auf einem Friedhof in Neukölln durchgeführt. Ein Fahrzeug der Gerichtsmedizin war ebenfalls vor Ort.
Staatsanwalts-Sprecher Sebastian Büchner sagte, es handele sich nach aktuellem Stand wohl um die achte sogenannte Exhumierung einer Leiche in diesem Zusammenhang. Um die Todesursache genau zu bestimmen, muss die Gerichtsmedizin die Leiche begutachten und Untersuchungen durchführen.
Zunächst gab es vier Verdachtsfälle
Zuletzt war von mindestens acht Opfern die Rede. Zahlreiche weitere Patientenakten würden aber überprüft, hieß es. Büchner wollte keine konkrete Zahl nennen. Nach rbb-Informationen ermitteln die Berliner Behörden nun in mehr als 40 Fällen.
Die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) identifizierte die entsprechenden Verdachtsfälle, in denen es um mögliche weiterer Opfer gehen könnte.
Der Arzt sitzt seit August in Untersuchungshaft. Ursprünglich stand der 40-Jährige im Verdacht, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren im Juni und Juli in deren Wohnungen getötet zu haben. Dann stieg die Zahl der konkreten Verdachtsfälle auf acht.
Arzt soll Brände gelegt haben, um Taten zu vertuschen
Der Verdächtige soll den alten Menschen ein "Gemisch verschiedener Medikamente" verabreicht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes. Als Motiv sieht sie "Mordlust". Habgier schlossen die Ermittler schnell aus, da bei keinem der Opfer Wertgegenstände fehlten.
Der Mediziner arbeitete für einen Pflegedienst. Palliativärzte begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Die betroffenen Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Todeszeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch Brände, die der Arzt gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken.
Nach rbb-Informationen hat der Verdächtige sich in seiner Dissertation als Mediziner wissenschaftlich mit Tötungsdelikten beschäftigt, dabei unter anderem mit der Dunkelziffer, also unentdeckten Tötungsdelikten, und mit Patiententötungen. Vor seiner Tätigkeit in Berlin war er laut Social-Media-Profil unter anderem in Kliniken und Praxen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen tätig. Bislang hat sich der Mann zu keinem der Vorwürfe geäußert.
Sendung: rbb24 Abendschau, 17.12.2024, 19:30 Uhr