Magdeburger Weihnachtsmarkt - Woidke und Wegner verurteilen Anschlag - Scholz vor Ort
Politiker aus Berlin und Brandenburg zeigen sich bestürzt über den Anschlag in Magdeburg, Polizei und Feuerwehr bieten Einsatzkräften ihre Hilfe an. Bundeskanzler Scholz trat am Vormittag in Magdeburg mit Ministerpräsident Haselhoff vor Kameras.
- Woidke und Wegner äußern Wut und Trauer über Anschlag
- Potsdams OB Schubert warnt vor Hass in sozialen Medien
- Hilfsangebote aus Berlin und Brandenburg für Einsatzkräfte in Magdeburg
- Kanzler Scholz am Samstag in Magdeburg: "Furchtbar tragisches Ereignis"
Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat mit Bestürzung auf den Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt reagiert. Innenministerin Katrin Lange (SPD) bot der Polizei medizinische Hilfe und Unterstützung an. Die Sicherheitsbehörden in Brandenburg wollen sich nach ihren Angaben am Samstag über möglicherweise erforderliche Maßnahmen verständigen.
Woidke zu Anschlag in Magdeburg: "Es macht mich fassungslos"
"Der Anschlag auf den friedlichen Weihnachtsmarkt ist furchtbar. Dieses Verbrechen macht mich wütend", sagte Woidke in einer Mitteilung der Staatskanzlei. Mit Blick auf den Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt vor acht Jahren am Breitscheidplatz sagte er: "Die heutigen Nachrichten reißen alte Wunden auf. Es macht mich fassungslos und unendlich traurig." Seine Anteilnahme gelte den Opfern und der Dank allen Einsatzkräften, die schnell handelten und die Verletzten versorgten.
Potsdams OB Schubert warnt vor Hass in sozialen Medien
Auch in Potsdam sei man "fassungslos" über die Ereignisse in Magdeburg. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) teilte mit: "Die Tat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg macht uns alle tief betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen, unser Dank gilt den Einsatzkräften. Die Landeshauptstadt Potsdam hat gestern umgehend mit der Oberbürgermeisterin von Magdeburg Kontakt aufgenommen und ihr, wenn nötig, unsere Unterstützung angeboten."
Schubert bat zudem darum, sich nicht an "an den aggressiven Spekulationen und dem Hass zu beteiligen", die nach dem Anschlag in den sozialen Medien kursierten.
Wegner zu Magdeburg: "Was für eine schreckliche Tragödie"
Auch der Berliner Regierende Bürgermeister, Kai Wegner (CDU), teilte den Angehörigen der Toten und Verletzten von Magdeburg sein Mitgefühl mit. "Was für eine schreckliche Tragödie. Nur einen Tag zuvor haben wir in Berlin der Opfer des islamistischen Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz vor acht Jahren gedacht", so Wegner. "Ich vertraue der Arbeit der Ermittlungsbehörden, die diese furchtbare Tat aufklären werden."
Kanzler Scholz: Anschlag "furchtbar tragisches Ereignis"
Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich am Freitagabend zum Anschlag auf der Plattform X: "Die Meldungen aus Magdeburg lassen Schlimmes erahnen. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden."
Zusammen mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Justizminister Volker Wissing (parteilos) sowie CDU-Chef Friedrich Merz hat Scholz am Samstag Magdeburg besucht und äußerte sich gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) vor Kameras.
Scholz nannte die Tat "ein furchtbar tragisches Ereignis", das "zutiefst zu Herzen" gehe. Er lobte die professionelle und schnelle Unterstützung der Einsatzkräfte. Täter sollen nicht durchkommen und mit "aller Härte des Gesetzes" bestraft werden. Scholz mahnte auch zur Solidarität "dass wir als Land zusammenbleiben" und "nicht diejenigen nicht durchkommen lassen, die Hass sehen wollen."
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff dankte in dem gemeinsamen Statement mit Scholz ebenfalls allen Hilfskräften. Die Tat sei "in Deutschland einzigartig in der negativen Konsequenz" und werde das Bundesland finanziell, organisatorisch aber auch gesellschaftlich noch viele Monate begleiten. Dabei werde man auch vom Bund unterstützt, so Haseloff.
Pfarrerin Kingreen: Retraumatisierung der Hinterbliebenen vom Breitscheidplatz
Auch die neue Brandenburger Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos für das BSW) wird am Samstag an der Trauerfeier in Magdeburg teilnehmen. Einer ihrer früheren Mitarbeiter bei der AOK sei bei dem Anschlag schwer verletzt worden - Müller hatte bis vor kurzem noch selbst in Magdeburg gearbeitet.
In der Berliner Gedächtniskirche soll es um 17:30 Uhr eine Andacht geben. Pfarrerin Sarah-Magdalena Kingreen sprach zuvor von einer Retraumatisierung der Hinterbliebenen der Opfer vom Anschlag auf den Breitscheidplatz.
Bischof Stäblein: Anschlag in Magdeburg "zerreißt alle vorweihnachtliche Freude"
Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein spricht von einer Nacht des Entsetzens und der Fassungslosigkeit. "Wir kommen nicht zur Ruhe. Mitten hinein in die Vorfreude auf Weihnachten ist ein Mann mit einem Auto gerast", sagte Stäblein am Samstag dem rbb. Diese furchtbare Todesfahrt lasse die Menschen in Berlin in besonders schmerzlicher Weise solidarisch sein mit allen Menschen der Stadt Magdeburg.
Wie beim Anschlag auf dem Breitscheidplatz 2016 gebe es Tote und zahlreiche Verletzte. "Das zerreißt alle vorweihnachtliche Freude", sagte Stäblein: "Wir suchen nach Worten, ringen mit dem Schrecken und dem Unfassbaren, versuchen Angst und Wut im Griff zu behalten."
Erst am Donnerstag habe Berlin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der Opfer vom Breitscheidplatz gedacht und Seite an Seite mit den Angehörigen gestanden. "Der Schmerz bleibt. Nichts wird wie vorher", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Sprecherin Passin: Anschlags-Hinterbliebene müssen betreut werden
Astrid Passin, Berlinerin und Sprecherin der Hinterbliebenen des islamistischen Attentats vom Breitscheidplatz 2016, ruft dazu auf, sich umfassend um die Angehörigen der Opfer des Magdeburger Anschlags zu kümmern: "Der Staat muss jetzt dafür sorgen, dass sich die Hinterbliebenen aufgefangen fühlen", sagte Passin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Samstag: "Es ist schrecklich und geht einfach durch und durch. Wir haben immer wieder diese Bilder und Ängste im Kopf."
Bei der Unterstützung der Hinterbliebenen könnten die seit 2016 erarbeiteten Mechanismen der Betreuung helfen, fügte sie hinzu. Immerhin gehörten zu jedem Opfer zahlreiche Familienangehörige und Freunde, "die das alle anfasst". Vor dem Attentat in Berlin habe es kaum Angebote und Strukturen für solche Fälle gegeben; sie seien erst im Anschluss erarbeitet worden. Passin hat nach eigenen Angaben mittlerweile eine Organisation mit dem Namen "Victims of terrorism" (VoT) Germany" (Opfer des Terrorismus in Deutschland) gegründet und ist deren erste Präsidentin. Derzeit steht die Registrierung der Organisation noch aus.
Brandenburg bietet Hilfe bei medizinischer Versorgung an
Brandenburg sagte dem Nachbarland umfangreiche Unterstützung zu. "Wir stehen unserem Nachbarland an diesem furchtbaren Abend fest zur Seite mit allem, was wir leisten können", sagte Innenministerin Katrin Lange (SPD).
Sie bot ihrer Amtskollegin in Sachsen-Anhalt, Tamara Zieschang (CDU), die volle Unterstützung der Polizei an. Der Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, Steffen Scheller (CDU), habe die Kapazitäten des dortigen Klinikums angeboten. "Diese werden meines Wissens auch in Anspruch genommen." Am Samstagvormittag wurde bekannt, dass im Klinikum Brandenburg an der Havel auch Verletzte aus Magdeburg behandelt werden.
Der Chef der CDU-Landtagsfraktion, Jan Redmann, schrieb auf der Plattform X: "Furchtbare Nachrichten erreichen uns aus Magdeburg. Unsere Gedanken sind bei jenen, die gerade um ihr Leben kämpfen oder einen Angehörigen verloren haben."
Berliner Feuerwehr: Erinnerungen an Anschlag auf Breitscheidplatz 2016
Die Berliner Feuerwehr habe von dem Anschlag in Magdeburg mit "großer Betroffenheit" erfahren, hieß es in einem Statement. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen, allen Betroffenen und den Einsatzkräften dieses schrecklichen Ereignisses."
Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen sagte: "Das ist ein Angriff, der uns alle erschüttert. Unsere Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen und den Opfern dieser schrecklichen Tat." Man stehe den Magdeburger Einsatzkräften solidarisch zur Seite und wolle mit psychosozialer Notfallversorgung und Einsatznachsorge helfen. Auch der Rettungshubschrauber "Christoph 100", der sonst beim Helios-Krankenhaus in Berlin-Buch stationiert ist, hatte in der zurückliegenden Nacht bereits vor Ort unterstützt.
Der Anschlag habe Erinnerung geweckt an den Anschlag auf den Breitscheidplatz vor acht Jahren. "Wir wissen, wie schwer ein solches Ereignis wiegt. Insbesondere bei der Nachsorge für Betroffene haben wir auf Grundlage unserer eigenen Erfahrungen neue Strukturen aufgebaut", so Homrighausen.
Deutscher Schaustellerbund gegen Absage von Weihnachtsmärkten
Nach dem Anschlag von Magdeburg hat sich der Deutsche Schaustellerbund gegen die Absage von Weihnachtsmärkten in Deutschland ausgesprochen. Präsident Albert Ritter sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post": "Die Weihnachtsmärkte pauschal als Symbol abzusagen, wäre das falsche Zeichen. So wie wir sie feiern, ist das ein Zeichen gelebter Demokratie und des friedlichen Miteinanders."
Schausteller seien in Magdeburg unmittelbar als Ersthelfer und Augenzeugen vor Ort gewesen, berichtete Ritter: "Die Betroffenheit ist groß." Zugleich kündigte der Verbandspräsident an, auf allen Weihnachtsmärkten in Deutschland werde es an diesem Samstag um 19 Uhr eine Gedenkminute geben.
Mehr Polizei auf Berliner und Brandenburger Weihnachtsmärkten
Auf den Berliner und Brandenburger Weihnachtsmärkten sind wegen der tödlichen Attacke in Magdeburg jetzt mehr Polizisten unterwegs. Berliner Polizei und Feuerwehr hätten ihren Kollegen in Magdeburg auch angeboten, sie vor Ort zu unterstützen, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD).
Spranger sprach den Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Sie sei zutiefst erschüttert über den schrecklichen Anschlag. Fast auf den Tag genau vor acht Jahren waren auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche durch einen Anschlag mit einem Lkw viele Menschen getötet und verletzt worden.
Sendung: radioeins vom rbb, 20.12.2024, 23:00 Uhr