Technische Universität Berlin - Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Filmer auf TU-Herrentoilette

Sa 21.12.24 | 08:09 Uhr | Von Julian von Bülow
Eine Toilette mit Gucklöchern im Mathematikgebäude der TU Berlin, aufgenommen im Dezember 2024. (Quelle: Privat)
Bild: Privat

Die Berliner Polizei durchsuchte eine Toilette auf dem Campus der TU Berlin, weil dort jemand heimlich gefilmt haben soll. Nicht nur wegen der Gucklöcher in den Kabinenwänden ist das WC unter Studierenden bekannt. Von Julian von Bülow

Ein Mann soll auf der Toilette der Technischen Universität Berlin mindestens eine andere Person heimlich gefilmt haben, teilt die Staatsanwaltschaft Halle mit. Sie ermittle nun gegen einen Verdächtigen wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen. Mit dem Smartphone soll er auf einer Herrentoilette im Institut für Mathematik der TU Aufnahmen gemacht haben.

Die Berliner Polizei besichtigte die Toiletten nach eigenen Angaben am 18. November auf Bitten der Polizeidirektion Stendal (Sachsen-Anhalt). Auf rbb|24-Anfrage antwortet die TU Berlin, sie sei durch die Begehung der Berliner Polizei auf den Fall aufmerksam geworden.

Keine Hinweise auf Verbreitung der Videoaufnahmen

Die TU teilt zudem mit: "Neben Sensibilisierung der Sicherheits- und Reinigungskräfte wurde die betreffende Toilette kontrolliert. Es wurden keine Kameras gefunden." Anfangs stand der Verdacht im Raum, es seien versteckte Kameras platziert worden.

Wie die Polizei Stendal überhaupt auf die Handyaufnahmen von der TU-Toilette aufmerksam wurde und wie sie diese identifizierte, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft auf Nachfrage nicht mitteilen. Die polizeilichen Ermittlungen seien zwar abgeschlossen, der Fall liege nun aber bei der Staatsanwaltschaft Halle (Saale), so die Polizei Stendal. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass von diesem Fall Videos im Internet veröffentlicht oder verbreitet worden seien.

Eine Toilette mit Gucklöchern im Mathematikgebäude der TU Berlin, aufgenommen im Dezember 2024. (Quelle: Privat)Löcher in der Kabinenwand der Toilette im TU-Mathegebäude

Löcher in den Kabinenwänden

In den Kabinenwänden der Herren-Toiletten im ersten und zweiten Stock des Mathematik-Gebäudes der TU habe es teils bis letzter Woche einige Löcher gegeben, berichten mehrere Studenten rbb|24. Ob durch sie gefilmt wurde, ist bislang unklar.

Die Studenten erzählen rbb|24, dass bei Toiletten im ersten und zweiten Stock nahe dem Seiteneingang sowohl vor als auch nach der Pandemie häufiger einzelne Männer ungewöhnlich zu "warten" schienen - obwohl die Toiletten nicht besetzt waren. Das und die Vermutung der Mathematiker, dass auch Uni-fremde Personen die Toilette aufsuchten, könnte mit einer Onlineanzeige zusammenhängen.

Online-Anzeige für Sextreffpunkt an Uni

Im Internet wird explizit eine Toilette im ersten Stock des öffentlich zugänglichen Unigebäudes als Sextreffpunkt für schwule Männer genannt. Mehrere Studenten berichten rbb|24 über Belästigungen dort, einzelne Vorfälle seien auch dem Pförtner gemeldet worden. Mit der Zeit sei der Treffpunkt dann in den anonymeren zweiten Stock umgezogen.

In einer dortigen Herrentoilette befinden sich mehrere Löcher in den Kabinenwänden. Ein weiteres ist auf Sichthöhe der Pissoirs. Die Sperrholz-Zwischenwände sind mit Metallplatten verstärkt, jedoch wurden diese durchbohrt. Dies konnte ein rbb-Reporter einsehen, der mit einem Studenten vor Ort war. Auf Anfrage bestätigt die TU Berlin, dass das Problem jeweils eine Toilette im ersten und zweiten Stock betreffe. Besagte Toiletten würden die Studenten daher nach eigenen Angaben mittlerweile meiden.

Löcher in Toilettenwänden sollen verschlossen werden

Der Sicherheitsdienst sei informiert und kontrolliere den Bereich, so die TU. Auch seien Gucklöcher in den Schamwänden verschlossen worden. Dies galt zumindest am Freitag vergangener Woche noch nicht für die Toilette im zweiten Stock. Die sei jedoch mittlerweile verschlossen, so ein Student. Die TU bestätigte, dass Metallbauer nun versuchten, die Löcher dort zu schließen. Zudem werde geprüft, ob weitere Vorrichtungen angebracht werden müssten. "Wir bemühen uns sehr, alles zu tun, um Unannehmlichkeiten, gerade in sensiblen Bereichen wie Toiletten, zu vermeiden und auszuschließen", so die TU.

Unbeantwortet blieb die Frage, ob die Uni bereits vor der polizeilichen Begehung von der Toiletten-Situation im Mathematikgebäude wusste. Der Leiter des Mathe-Instituts sei derzeit auf Dienstreise, so die Pressestelle. Sie teilt lediglich mit, an alle TU-Mitglieder sei vor einigen Tagen wie bereits letztes Jahr eine Mitteilung versandt worden "mit wichtigen Hinweisen, Regularien und Ansprechstellen für Situationen, in denen man Hilfe benötigt, sich bedroht oder unsicher fühlt. Das reicht von Telefonnummern aus der TU Berlin für Notfallsituationen bis hin zur Information zum Heimwegtelefon."

Beitrag von Julian von Bülow

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