Asylbewerber in Brandenburg - Weihnachtsfeier für Geflüchtete in Eisenhüttenstädter Erstaufnahmeeinrichtung
Jedes Jahr gibt es in Eisenhüttenstadt in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung eine Weihnachtsfeier. Etwa 1.000 Geflüchtete und Asylsuchende sind hier untergebracht - die meisten können mit der Tradition erstmal wenig anfangen. Von Andreas König
Etwas schüchtern steht der zehnjährige Dylan neben dem Weihnachtsmann, den er als Santa Claus kennt. Einen Pappteller mit einer frischgebackenen Waffel hat er in der Hand.
Der Mann, im typischen Kostüm mit rotem Mantel, Zipfelmütze und weißem Rauschebart, sitzt umringt von Kindern und fotografierenden Müttern unter einem weißen Zeltdach, greift in seinen Jutesack, zieht ein kleines Päckchen heraus und drückt Dylan das Geschenk in die Hand. "Komm wir machen noch ein Foto für Mama", sagt der Rauschebart mit extra tiefer Stimme. Dylan lächelt, immer noch schüchtern und seine Mutter Esther hält die Szene mit ihrem Handy fest und lacht.
Die beiden kommen aus Kenia und sind seit zwei Monaten hier in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). Ja, sie kennen Weihnachten, in Nairobi haben sie immer am 25. Dezember gefeiert, sagt Esther, doch so groß wie hier in Deutschland über vier Wochen lang mit den Adventstagen, das sei eine ganz neue Erfahrung. Auch das mit den Geschenken, fügt die 34-Jährige hinzu und wirkt dabei begeistert.
Mini-Weihnachtsmarkt als Abwechslung im oft eintönigen Alltag
Auf Biertischen unter weißen Zeltdächern werden Waffeln gebacken, Popcorn gemacht und Kaffee gekocht. Eine Handvoll solcher Stände nebst Pappweihnachtsbäumen und Schneemannaufstellern sind auf dem Freigelände zwischen den typischen Kasernengebäuden und ein paar Wohncontainern aufgebaut. Eine kleine Elektrolok mit zwei Anhängern dreht auf einem Gleisoval ihre Runden, ein Spaß für die Kinder. Rund 300 Bewohner und Bewohnerinnen sind auf den Mini-Weihnachtsmarkt gekommen.
Etwa 1.000 Geflüchtete und Asylsuchende sind derzeit in der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt untergebracht, warten auf die Entscheidung, ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder nicht. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat nach dem Sturz des Assad-Regimes die Entscheidung über ihre Asylanträge vorerst ausgesetzt.
Andere Geflüchtete und Asylsuchende stammen aus Afghanistan, Libyen, Kenia oder Russland. Unterschiedliche Traditionen und Glaubensrichtungen prallen hier aufeinander. Bei ihrem kleinen Weihnachtsmarkt geht es den Betreuern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nicht um Religion. Sie wollen für etwas Abwechslung im oft eintönigen Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner der Erstaufnahme sorgen, sagen sie.
Björn Wotschefski arbeitet seit nunmehr fünf Jahren bei der DRK-Flüchtlingshilfe in Ostbrandenburg. Er ist der Koordinator für Bildung und soziale Teilhabe hier in Eisenhüttenstadt und hat zusammen mit seinen Mitarbeitern die Weihnachtsfeier organisiert. "Hier geht's wirklich ums Ankommen, ein kleines bisschen auch schon ums Kennenlernen von deutscher Kultur, Tradition. Auch das ist eine Aufgabe, die für uns hier wichtig ist. Es sind Menschen, die in der Regel hier bleiben wollen", beschreibt der 46 Jahre alte Wotschefski sein Anliegen.
Weihnachten oft die erste Erfahrung mit deutscher Tradition
Erst seit ein paar Wochen ist Taha Grada in Eisenhüttenstadt. Bis jetzt hat er keine Ahnung davon gehabt, was das heißt: Weihnachten, sagt der 25-jährige Libyer in gebrochenem Deutsch. Auch für ihn ist der Markt eine willkommene Abwechslung. Was ihm am besten gefalle? Er mag den Kaffee, antwortet Taha Grada. Für Popcorn und Waffeln sei er nicht so zu haben. Der studierte Ingenieur ist nach Deutschland gekommen, um sich hier eine Arbeit zu suchen, sich eine Existenz aufzubauen und hofft, dass er bleiben darf. Eine Hoffnung, die er mit vielen hier teilt.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.12.2024, 19:30 Uhr