BFC Dynamo - Überraschende Harmonie
Mit nur einem Sieg aus sieben Spielen ist der Vorjahresmeister BFC Dynamo schlecht in die Saison der Regionalliga gestartet. Für Trainer Heiner Backhaus ist das kein Problem. Er hat die langfristige Entwicklung im Auge. Von Mathias Ehlers
Auf seine ersten drei Monate in Diensten des BFC Dynamo angesprochen, gerät Heiner Backhaus ins Schwärmen. "Alle, die jeden Tag im Sportforum zusammenkommen, sind mir ans Herz gewachsen" sagt der Trainer des Regionalligisten im Gespräch mit rbb|24 und zählt auf: "Die Geschäftsstelle, alles rund um 'Lenzer' (Teammanager Jörn Lenz, Anm.), das ganze Team ums Team, die Zeugwarte, die Physios". Und nicht zuletzt ist Backhaus auch angetan von seiner Mannschaft, die er "charakterlich überragend" findet.
"Das macht natürlich etwas mit einem Spieler"
Angesichts der jüngsten Ergebnisse mag diese Harmonie überraschen. Schließlich hat der BFC nur eines seiner bislang sieben Ligaspiele gewonnen, gerade mal drei Treffer erzielt und findet sich damit auf dem zwölften Tabellenplatz wieder. Dabei war der DDR-Rekordmeister als Titelverteidiger in die Saison gestartet, nachdem er den Aufstieg in die 3. Liga nur knapp verpasste. Dieses Scheitern auf der Zielgeraden wirkt nach. "Das macht natürlich etwas mit einem Spieler", sagt Backhaus und deutet an, dass die mentale Aufbauarbeit noch immer andauert.
Zudem haben einige Leistungsträger des letzten Jahres dem Sportforum den Rücken gekehrt. Torjäger Andor Bolyki versucht sich mittlerweile in der 3. Liga beim Halleschen FC, Außenverteidiger Andreas Wiegel, für Backhaus "ein absoluter Unterschiedsspieler in der Regionalliga", streift mittlerweile das Trikot von Rot-Weiss Essen über, während es den routinierten Matthias Steinborn zum SV Babelsberg zog.
Mit dem Verein wachsen
Schmerzhafte Abgänge und zugleich, so Backhaus, "haben wir nicht die teuren Zugänge wie andere Regionalligisten. Wir haben Spieler geholt, die ihre beste Zeit noch vor sich haben und mit dem Verein wachsen müssen." Rückblickend gesteht Backhaus zudem ein, das Saisonziel öffentlich nicht klar genug umrissen zu haben. Allein schon, um die Erwartungen des anspruchsvollen Umfelds nach der überraschend erfolgreichen Vorsaison etwas einzubremsen. Umso klarer ist er nun: "Das Ziel ist nie gewesen, dieses Jahr mit Ach und Krach aufzusteigen. Dann hätten wir auch anders auf dem Transfermarkt zuschlagen müssen."
Stattdessen geht es in Hohenschönhausen um die Weiterentwicklung der Mannschaft, die in erster Linie eine neue Spielidee verinnerlichen soll. Doch enormes Verletzungspech erschwert Backhaus diese Aufgabe. So fallen mit Joey Breitfeld und auch Alexander Siebeck derzeit Spieler aus, die für den gewünschten laufintensiven Stil elementar wichtig sind. Andere Spieler wie Amar Suljic oder Keeper Matthias Hamrol kamen erst kurz vor dem Pflichtspielstart und hatten entsprechend wenig Zeit, sich in der neuen Umgebung einzufinden. Angesichts dieser Gemengelage ist Backhaus nicht komplett unzufrieden mit dem bisherigen Abschneiden und schöpft Zuversicht aus einem Leitsatz seines Tuns: "Was schnell kommt, geht auch schnell. Was lange braucht, das bleibt." Außerdem sei die Tabelle so früh in der Saison nur wenig aussagekräftig und die Teams nah beeinander.
"Überragende" Zusammenarbeit mit dem Sportdirektor
Ebenso optimistisch zeigt sich der 40-Jährige bei der Frage nach der Zusammenarbeit mit dem neuen Sportdirektor Angelo Vier. Diese sei "überragend" und "eine große Hilfe". Nicht zuletzt, weil der einstige Torschützenkönig der 2. Liga (1996/97 mit Essen und 1997/98 mit Gütersloh) einen ähnlichen Blick auf die Probleme und Potentiale des BFC hat. Da überrascht es nicht, dass Vier - vor seinem offiziellen Start als Sportdirektor - bereits in Backhaus’ Verpflichtung involviert war.
Backhaus begreift die aktuelle Saison als Umbruchsjahr. Er will eruieren, auf wen er für die Zukunft bauen kann, um den angestrebten "Power-Fußball" auf den Rasen zu bekommen. Dabei geht der Blick schon ganz bewusst in die kommende Saison. Dann nämlich steigt der Meister der Regionalliga Nordost direkt auf und muss sich nicht durch unberechenbare Entscheidungsspiele mühen. Sollte Backhaus dieser Coup tatsächlich gelingen, wird er aus dem Schwärmen wohl kaum noch rauskommen.