Landesparteitag - Berliner SPD fordert volle Laufzeit für 29-Euro-Ticket

Sa 23.11.24 | 15:21 Uhr
  45
Menschen nehmen am 23.11.2014 Parteitag der SPD Berlin in Berlin-Mitte teil. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Video: rbb24 Abendschau | 23.11.2024 | Dorit Knieling | Bild: dpa/Fabian Sommer

In Berlin-Mitte will die Landes-SPD die Weichen für den Bundestagswahlkampf stellen. Aber es geht auch um landespolitische Themen. Beim 29-Euro-Ticket gehen die Genossen auf Konfrontation zum Koalitionspartner.

  • Berliner SPD befasst sich auf ihrem Landesparteitag mit 300 Anträgen
  • Die Delegierten fordern eine 12-monatige Gültigkeit des auslaufenden "Berlin Abos"
  • Entscheidung über Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl wird vertagt
  • Landesspitze verteidigt Drei-Milliarden-Sparpaket des Senats

Die Berliner SPD ist am Samstag zu einem Landesparteitag in Mitte zusammengekommen. Neben der Vorbereitung der Bundestagswahl geht es dabei um zahlreiche landespolitische Themen wie das 29-Euro-Ticket, das drei Milliarden Euro schwere Sparprogramm sowie die Personalsituation in den Kitas. Den Delegierten liegen etwa 300 Anträge vor.

Zum Auftakt des Parteitags sagten die Vorsitzenden der Berliner SPD, Martin Hikel und Nicola Böcker-Giannini, die SPD müsse sich als die Partei präsentieren, die Politik für die gesamte Gesellschaft mache und Kompromisse schmiede. Konkret sprachen sich beide dafür aus, Lebenshaltungskosten und besonders Energiepreise zu senken. Der Mindestlohn müsse auf 15 Euro angehoben und das Deutschlandticket dauerhaft angeboten werden. Außerdem sei der Staat gefordert, mit massiven Investitionen die Wirtschaft in Schwung zu bringen.

Volle Laufzeit für 29-Euroticket gefordert

Nach dem von Schwarz-Rot beschlossenen Aus für das 29-Euroticket stellt sich die Berliner SPD gegen eine schnelle Umstellung des Abos auf deutlich teurere Alternativen. "Alle die es haben, müssen es für den Preis von 29 Euro jetzt auch für die Vertragslaufzeit von einem Jahr beibehalten können", forderte die SPD-Landesvorsitzende Nicola Böcker-Giannini. "Die CDU-Fantasien eines sofortigen Stopps mit Preiserhöhungen auf dem Rücken der Abonnentinnen und Abonnenten sind mit uns nicht zu machen."

Das sogenannte Berlin-Abo für den kompletten ÖPNV in der Stadt wurde erst im Juli für 29 Euro monatlich eingeführt - maßgeblich auf Betreiben der SPD. Im Zuge der von CDU und SPD vereinbarten milliardenschweren Einsparungen im Landeshaushalt 2025 soll es nun wieder wegfallen, um bis zu 300 Millionen Euro jährlich zu sparen.

Zur Abschaffung des 29-Euro-Tickets ergänzte Böcker-Giannini, am Ende sei der SPD die Fortführung des kostenlosen Schülertickets wichtiger gewesen als das 29-Euro-Ticket. "Wir haben uns für die Kinder entschieden, und das ist richtig so."

Rückendeckung für Bundeskanzler

Die beiden Landesvorsitzenden schworen ihre Partei auf den beginnenden Bundestagswahlkampf ein. "Wir wollen Olaf Scholz als Kanzler", sagte Hikel auf dem SPD-Landesparteitag. Er und Böcker-Giannini riefen zu innerparteilicher Geschlossenheit auf. Bei der Bundestagswahl gehe es um eine Richtungsentscheidung.

"Wir dürfen das Land nicht den Merzens überlassen", so Böcker-Giannini in Anspielung auf den CDU-Bundesvorsitzenden. Dessen Vorstellungen und Angebote würden auf einen "Bierdeckel" passen, sagte sie.

Entscheidung über Spitzenkandidatur vertagt

Unterdessen hat der SPD-Landesparteitag am Samstag noch nicht entschieden, ob die Partei mit einer Frau oder einem Mann an der Spitze in die Bundestagswahl zieht. Eine Entscheidung soll auf einer Parteiversammlung Mitte Dezember fallen. Dort wird auch die Kandidatenliste für die Bundestagswahl abgestimmt. Dem Parteitag lag ein Antrag vor, schon an diesem Wochenende festzulegen, dass Listenplatz 1 für eine Frau reserviert werden soll. Dieser Antrag fand keine Mehrheit.

Parteiintern gilt als wahrscheinlich, dass die Bundestagsabgeordnete und ehemalige Landesvorsitzende der Jusos, Annika Klose, Ambitionen auf die Spitzenkandidatur hat. Als ein Bewerber für einen aussichtsreichen Listenplatz gilt auch der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller. Er ist bereits im Bundestag und tritt erneut in seinem Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf an.

Weitere Bewerber um vordere Positionen dürften der Bundestagsabgeordnete Ruppert Stüwe aus Steglitz-Zehlendorf, der Neuköllner Abgeordnete Hakan Demir und Sinem Tasan-Funke sein. Tasan-Funke tritt auch in Tempelhof-Schöneberg als Direktkandidatin an und möchte dort Nachfolgerin von Kevin Kühnert werden, der sich nicht wieder bewirbt.

Darüber hinaus verteidigten Böcker-Giannini und der Co-Landesvorsitzende Martin Hikel in ihrer gemeinsamen Parteitagsrede das mit der CDU vereinbarte Sparpaket von drei Milliarden Euro, das praktisch alle Bereiche treffen soll. "Ja, sparen tut weh", sagte Hikel. Aber die SPD habe sich mit den ihr wichtigen Punkten durchgesetzt. Die "soziale Stadt" werde erhalten, es gebe kein Sparen nach Rasenmähermethode, die Bezirke seien von Kürzungen ausgenommen, Einnahmen würden erhöht.

Sendung: radioeins vom rbb, 23.11.2024, 13:00 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 24.11.2024 um 19:12 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

45 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 45.

    Wie kommen Sie jetzt auf die Bundesregierung? Was soll die mit Beschlüssen des Berliner Senats zu tun haben?

  2. 44.

    Da fehlen nicht "plötzlich" 3 Milliarden Euro, die fehlendel, weil der Berliner Klimafond geplatzt ist. Der ist geplatzt, weil man sich dabei auf ein Urteil des BVerfG bezogen hat.

    Kläger war die CDU.

    Ja, Gedächtnis ist bei vielen nicht mehr so gut...

  3. 43.

    Der aktuelle Senat musste dies wohl leider als Altlast des vorhergehenden Senats mitschleppen. Bitte nicht vergessen. Schlimm ist allerdings, das die Initiatoren dieser Spendierhosenpolitik, einem Kindergarten gleich, ihren Backförmchen hinterherjammern.

  4. 42.

    Hallo Anna, hinzu kommen die erhöhte CO2 Abgabe auf Heizen Tanken, Wasser wird teurer, Krankenkassenbeiträge und Pflege steigen, Müllgebühren steigen und und und. Dafür steigt unsere Rente um 3,5%. In Brandenburg werden die Bezüge um 500€ angehoben. Die jetzt schon viel haben, bekommen noch mehr.

  5. 41.

    Interessante Frage. Ich habe auch eine. Was hat der unfähigste Senat seit Bestehen der Stadt Berlin auf die Reihe gebracht was auch nur den Ansatz von Verstand hatte? Mit fällt nichts ein.

  6. 40.

    „ die SPD müsse sich als die Partei präsentieren, die Politik für die gesamte Gesellschaft mache und Kompromisse schmiede. Konkret sprachen sich beide dafür aus, Lebenshaltungskosten und besonders Energiepreise zu senken. Der Mindestlohn müsse auf 15 Euro angehoben und das Deutschlandticket dauerhaft angeboten werden. Außerdem sei der Staat gefordert, mit massiven Investitionen die Wirtschaft in Schwung zu bringen.“

    Und was ist mit den extrem hohen Wohnkosten? Die sind keine Priorität für die SPD? Da kann der Staat regulierend eingreifen, tut er aber (fast) nicht mehr.

    Meine Mutter (82) hat gerade eine Mieterhöhung von der Degewo bekommen - knapp 50 Euro mehr/ Monat (Wohnung unter 65m2 gross). Plus Wegfall des 29 Euro Tickets. Damit steigen ihre Lebenshaltungskosten Anfang Januar um mind. ca. 80 Euro/ Monat, nur durch Entscheidungen des Senats in den letzten Wochen. Dazu kommen natürlich noch die hohen Energie- und Lebensmittelpreise. Das ist enorm schwierig für sie!

  7. 38.

    Wenn man den nachgewiesen Bedürftigen für die Monatskarte mal eben zehn Euro mehr im Monat aus der Tasche zieht, es aber nicht schafft, das mit zehn Euro im Jahr (!) lächerlich billige Anwohnerparken zu verteuern - dann fragt man sich nur, weshalb eine solche "sozialdemokratische" Partei in Umfragen immer noch bei 14 Prozent rangiert und nicht eher bei den redlich verdienten 4.

  8. 37.

    Wenn man etwas komplett kostenlos macht, könnte die Wertschätzung der Kunden noch weiter schwinden.

    Berlin schafft doch noch nicht mal den aktuellen Betrieb. Bei kostenlosen Nahverkehr wäre das System noch mehr überfordert als aktuell.

    Bedenkt bitte, dass unter Rot-Grün der öpnv kaum ausgebaut wurde. Es wirkte so als wenn da hauptsächlich auf Radwege gesetzt wurde. Jetzt wird extrem viel beim öpnv eingespart & andere fordern jetzt kostenlosen Nahverkehr. Nur fordern geht nicht. Spnv ausbauen.

  9. 36.

    Ich bin zwar keine Juristin, nur Mutti, aber auch betroffen und sehe das Gebaren der Senatsseite kristisch. Sie haben den Vertrag mit dem VBB abgeschlossen. Das Problem wird im VBB-Tarifblatt, Teil C, Punkt 5.3. ff einseitig angesprochen. Jedoch analog zum BGH Urteil vom 27.04.2021 (XI ZR 26/20) wäre eine stillschweigende Verlängerung unter geänderter Preisgestaltung kritisch zu sehen. Nach meiner Auffassung muss (nicht "kann") ihnen ein Sonderkünderkündigungsrecht eingeräumt werden, bzw. müssen sie einer Vertragsfortsetzung unter geänderten Bedingungen aktiv zustimmen. Dieses lapidare "wer nichts macht, macht eben weiter" wurde, hier in Bezug auf das Verfahren von Banken, schlicht vom BGH kassiert. Abbuchungen die nicht dem abgeschlossenen Vertrag entsprechen kann man rückbuchen lassen, SEPA-Lastschriften sperren lassen. Ich sehe das entspannt.

  10. 34.

    Liebe SPD in Berlin,
    da ihr es geschafft habt, den 29-Euro-Tarif zu etablieren, fordere ich nun meinen persönlichen Hubschrauber-Service – selbstverständlich ebenfalls für 29 Euro im Jahr! Schließlich schuldet ihr mir das. Ich habe euch nie gewählt, also ist es an der Zeit, mich für meine Loyalität zu belohnen. Auf Kosten anderer, versteht sich. Wer so viel für den ÖPNV tut, sollte auch den Himmel für mich öffnen. Ich erwarte die zügige Lieferung!
    Hochfliegende Grüße,
    Ein noch nie SPD-Wähler

  11. 33.

    Sollten sie vorhaben in die Politik zu gehen, meine Stimme hätten sie!
    Guter Kommentar!

  12. 31.

    Wir haben jetzt das Ergebnis, dass die großen Parteien der sog. Mitte für die Verschwendungsausgaben der letzten Jahre gerade stehen müssen. Wie schon mal gesagt: Wenn man plötzlich 3000 Mio EUR sparen muss, hat man wohl extrem über seine Verhältnisse gelebt. Das hat zum Teil nur die SPD mitverursacht. Sich wieder auf die wesentlichen Ausgaben als Stadt zu konzentrieren, ist die Lösung. Ob dazu z.Bsp. der X-fache Umbau der Friedrichstr., der Bergmannstr., nicht erforderliche Straßenumbenennungen u. die Finanzierung von allerhand fragwürdiger Kunst gehört, muss ernsthaft hinterfragt werden. Ich würde Infrastruktur, ÖPNV, Bildung + Sicherheit ganz oben sehen. Lametta geht halt nur, wenn man's sich leisten kann...

  13. 30.

    sich weiterhin in Klientelpolitik verliert und ihre eigentliche Stammwählerschaft nicht zurückgewinnt, ist alles nur Makulatur und sie wird früher oder später verschwunden sein.

  14. 29.

    Da hilft es nur noch Habeck zu wählen, schon allein weil er billigere Energiekosten verspricht.
    Betimmt auch Frieden auf der Welt.
    Und funktionierendes Gesundheitssystem!, Altersversorgung/-pflege!, ÖPNV!, Verwaltung!, Verteidigung!, !
    Alles mit uneingeschränkter Rückendeckung bzw. Unterstützung von A. B.!

  15. 28.

    Woher dieses Fazit?

    Erinnere mich an Zeiten, als es in Berlin nur das Abo AB für um die 60 Euro gab, das Berlin Ticket S für 33,50 Euro. Bus und Bahn waren sauberer und pünktlicher als heutzutage. Aktuell muss eben gespart werden, Opfer gehören dazu. Wir leben nicht im Kommunismus. Nach Billigheimer-Mentalität die Wählbarkeit einzelner Parteien davon abhängig zu machen, mutet etwas fragwürdig an.

  16. 27.

    Die öffentlichen Verkehrsmittel sollten generell kostenlos sein.
    Parkflächen sollten für die Allgemeinheit nutzbar gemacht werden. Autos und Motorräder aus der Stadt verbannt werden.
    Verkehrswende jetzt!
    Bleibt doch nicht auf der Stelle stehen und entwickelt euch weiter!

  17. 26.

    Da hilft es nur noch Habeck zu wählen, schon allein weil er billigere Energiekosten verspricht.
    Betimmt auch Frieden auf der Welt.
    Und funktionierendes Gesundheitssystem!, Altersversorgung/-pflege!, ÖPNV!, Verwaltung!, Verteidigung!, !
    Alles mit uneingeschränkter Rückendeckung bzw. Unterstützung von A. B.!

Nächster Artikel