An der Tanke in Brandenburg - "Über Schöneiche hängt eine rosarote Wolke"
Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Frau, die von ihrem Job im Außendienst schwärmt und sich wünscht, das alles so bleibt wie es ist.
rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.
Ich wohne seit 11 Jahren in Schöneiche und komme gebürtig aus Berlin. Ich habe schon immer am Rand Berlins gewohnt. Mitten in der Stadt, das war noch nie so meins. Schöneiche ist wie ein Dorf, es ist halt nicht so anonym. Man kennt sich, man trifft jemanden, wenn man rausgeht. Wenn man Hilfe braucht, ist auch immer jemand da. Bei uns hat sich nicht groß was verändert in den letzten Jahren. Über Schöneiche hängt so eine rosarote Wolke drüber.
Rote Jacke, rote Schuhe, sie lächelt zufrieden.
Ich habe zwei Kinder. Mein Sohn ist 12, und wenn er krank ist, habe ich ihn schon mal mitgenommen auf Arbeit. Ich arbeite im Außendienst. Dann bin ich mit ihm in die Stadt gefahren und er musste im Auto warten, Aufgaben machen, während ich beim Kunden war. Und es gab auch schon die Situation, dass er gesagt hat, ich will nicht warten, ich habe Angst hier in der Stadt. Weil er das eben einfach nicht kennt.
Im Moment läuft alles bei uns ganz gut. Ich freue mich auf Weihnachten, da werden wir Mutzbraten essen mit Wickelklößen. Das ist ein Rezept aus dem Erzgebirge, wir importieren das. Fürs kommende Jahr wünsche ich mir, dass alles so bleibt wie es ist. Meine große Tochter zieht jetzt aus. Sie bleibt auch in Brandenburg, will nicht nach Berlin. Ich wünsche ihr, dass sie Fuß fasst. Dass wir für unseren Sohn eine weiterführende Schule finden, die gut zu ihm passt und dass es jobmässig so weiterläuft.
Ich arbeite 40 Stunden, bin viel mit dem Auto unterwegs, aber im Außendienst ist man ja flexibel. Da fährt man seinen eigenen Schuh. Ob Sie jetzt um acht Uhr anfangen oder um halb sieben oder erst um zehn, bleibt Ihnen überlassen. Die Zahlen müssen einfach stimmen. Wenn man Umsätze bringt, dann ist der Rest egal. Seit 13 Jahren arbeite ich jetzt schon so im Außendienst. Ich gehe auch nicht mehr rein. Mich sperrt man nicht mehr ein. Man sieht beim Herumfahren so viel, das Land ist so schön. Jede Jahreszeit, Winter, Sommer Herbst. Ich sehe mehr als jeder andere. Man ist alleine, man ist im Auto, aber es ist schön.
Sie lacht, ihre Sternohrhänger schaukeln.
Nach Schöneiche sind viele Menschen gekommen in den letzten drei, vier Jahren. Seitdem wird viel gebaut dort. Ich wohne auch in einem eigenen Einfamilienhaus. Das ist mittlerweile schwer zu bekommen. Gott sei Dank, sonst würden ja noch mehr kommen. Je mehr Menschen es werden...
Sie lässt den Satz unvollendet.
Meine Tochter zieht jetzt in eine Wohnung nach Rüdersdorf und macht ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin in Fürstenwalde. Sie macht es jetzt in Vollzeit, aber sie hätte es auch in Teilzeit in Schöneiche machen können.
Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb24.