An der Tanke in Brandenburg - "Bei uns werden die Grundlagen geschaffen!"

Mi 26.06.24 | 17:25 Uhr
  17
Illustration für "An der Tanke" Kaffeebecher auf einem Autodach.(Quelle:rbb)
Bild: rbb

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Erzieherin, die sich bessere Arbeitsbedingungen wünscht und sich wegen des Rechtsrucks sorgt.

Wer: Erzieherin im Kindergarten aus Beeskow
Alter: 47
Uhrzeit: 15:00
Fahrzeug: Roter Ford
Getankt: Nichts. Ist nur für den Sauger hier
Woher: von der Arbeit
Wohin: nach Hause

 

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "an der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Wie es mir geht? Sehr unterschiedlich.

Sie steht neben ihrem Auto am Sauggerät, das sie gerade versucht, zum Laufen zu bekommen.

Arbeit ist natürlich immer ein bisschen stressig, aber andererseits auch schön, weil wir demnächst Abschlussfest haben mit den Vorschulkindern. Es ist schön, dass wir die Nächsten soweit gebracht haben, dass sie in die Schule können. Aber wir stecken auch sehr im Umbau: Innerhalb des Hauses wird es ein neues Konzept geben. Das ist anstrengend - auch privat, weil wir am Samstag Jugendweihe haben - da ist noch eine Menge zu tun.

Sie lacht.

Die AWO hat beim Kita-Streik nicht mitgestreikt, obwohl wir immer wieder zu wenig Personal haben. Es heißt immer, 'der Erzieher-Kinder-Schlüssel stimmt' und eigentlich haben wir sogar einen Kollegen zu viel. Aber sobald ein, zwei Leute ausfallen, weiß man gar nicht mehr, wo man stopfen soll.

In der Praxis heißt das: Wenn meine Kollegin Urlaub hat oder Fortbildung, dann ist sie laut Schlüssel trotzdem anwesend. Dann stehe ich mit 20 Kindern alleine da und soll alles machen. Nicht nur Betreuung, sondern auch Förderung. Auch die Migrationskinder sprachlich fördern, die, die sowieso erhöhten Förderbedarf haben, extra fördern - was im Grunde gar nicht geht.

Sie drückt sich sehr gewählt aus und spricht deutlich. Man merkt, wie wichtig ihr dieses Thema ist.

Ich hoffe dann darauf, dass die Kinder, die schon sehr weit sind, sich wirklich selbstständig beschäftigen, sodass ich mit den Anderen etwas machen kann. Mit unserer Gruppe klappt es sehr gut, weil wir sie schon sehr weit gekriegt haben. Aber wenn ich andere Gruppen bei uns in der Kita angucke - das geht nicht. Wir haben Gruppen, wo wir teilweise zu dritt arbeiten müssen, weil die Kinder so auffällig sind, dass das zu zweit gar nicht funktioniert.

Wir haben circa 30 Prozent Migrationshintergrund in der Kita. Klar sind die Eltern und auch die Kinder bemüht, aber man schafft es nicht, mit allen Kindern gleich zu arbeiten. Man muss sich wirklich maximal ein, zwei Kinder nehmen und extra fördern. Das geht nicht, wenn ich alleine bin mit 20 Kindern.

Man hört immer nur, bei den Schulen muss sich was ändern. Aber davor ja auch schon! Bei uns werden die Grundlagen geschaffen!

Bei uns lernen die Kinder sprechen, bei uns bekommen sie den ersten Kontakt zu Buchstaben, zu Zahlen. Das heißt, wenn die Grundlagen in der Kita nicht mehr gelegt werden, wo wollen denn dann die Schulen anknüpfen? Die bauen doch auf uns auf. Wenn es im Kindergarten schon hapert, geht es in der Grundschule weiter und die weiterführenden Schulen haben dann ebenfalls das Problem. Man muss wirklich unten ansetzen, damit es nach oben hin besser wird. Pisa lässt grüßen!

Seit letztem Jahr wohnt meine Mutter mit hier in Beeskow, die habe ich aus Thüringen her geholt. Mein Bruder wohnt in Hamburg. Jetzt muss er wenigstens nur noch hierher kommen und sich nicht mehr zerteilen. Das heißt, die Familie ist öfter mal zusammen. Das ist schön! Ich freue mich dieses Jahr auf den Urlaub an der Ostsee und dass es hoffentlich positiv weitergeht.

Ich muss ehrlich sagen - ich bin verwitwet - mein Mann ist vor zehn Jahren gestorben. Ohne Witwenrente würd ich es nicht schaffen. Ich habe ein Haus, das Auto. Klar, das Kind will auch ein bisschen was machen und braucht gerade jetzt im Wachstum neue Sachen. Ohne Witwenrente wüsste ich nicht, wie ich es aufbringen sollte. Dann die gestiegenen Energiekosten. Es ist sehr schwer.

Alle "An der Tanke"-Beiträge

RSS-Feed
  • Illustration für "An der Tanke" Prieros.(Quelle:rbb)
    rbb

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich habe Bammel davor, dass die AfD so stark ist hier"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Rentner, der es falsch findet, dass so viele aus Frust die AfD wählen.

  • Illustration für "An der Tanke" Am Steuer.(Quelle:rbb)
    rbb

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Wer viel arbeitet, soll auch vernünftig Geld verdienen"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Bankerin, die ihre Gemeinde liebt, aber dort nicht über Politik reden will.

  • Illustration für "An der Tanke": Ein Benzinkanister wird gefüllt.(Quelle:rbb)
    rbb

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Heutzutage sind Leute, die quer denken, Probleme"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Zugewanderter aus Berlin, der sich wünscht, dass die Bundesregierung mit Russland spricht.

  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
    rbb / Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Wenn ich wirklich weggehe, dann verlasse ich Deutschland"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Prenzlauerin, die das Vertrauen in das politische System verloren hat.

  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
    rbb / Sophia bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich fühle mich hier wohl"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Angermünder, der sich für die Dörfer in der Uckermark einsetzt.

  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
    rbb / Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Mich treibt eigentlich nur die Rückrunde um"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein fußballbegeisterter Pädagoge, der auch gerne Karpfen angelt.

  • Grafik E-Bike vor grünem Hintergrund (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb /Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Niemand geht hier freiwillig weg"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Rentner, der glücklich ist in seinem Ort, obwohl er findet, dass die Politiker dort nicht hinschauen.

  • Grafik Hand haelt Schluesselanhänger (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Mir gefällt der Umgang mit alten Menschen. Nur deswegen mache ich das"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Frau, die viel Verständnis für den Protest der Bauern hat und den Umgang mit alten Menschen liebt.

  • Grafik von einem Fahrradlenker mit Fahrradkorb vom 31.01.2024 (Quelle: rbb /Sophia Bernert)
    rbb /Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Das Leben ist schön ruhig hier. Man kennt fast jeden im Dorf"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Azubi, der in seiner Mittagspause für eine Wurst vorbei geradelt kommt und ziemlich zufrieden ist.

  • An der Tanke: Frau im roten Shirt. (Quelle: IMAGO/rbb/Sophia Bernert)
    IMAGO/rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass die AfD so ins Rechtsextreme gedriftet ist"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Krankenschwester, die Demonstrationen gegen die AfD nicht nachvollziehen kann.

  • Illustration Kuscheltiermonster auf einer Hutablage.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich habe Angst, in den Krieg ziehen zu müssen"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Ex-Soldatin, die den Zusammenhalt in ihrem Dorf vermisst.

  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
    rbb

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Das hat mit Leben nichts mehr zu tun"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Ein Speditions-Unternehmer aus Cottbus klagt über seine wirtschaftliche Lage.

  • Illustration Felge mit Totenkopf.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Die politische Lage macht mich schon manchmal wütend"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein 23-Jähriger, der es sich nicht verbieten lassen will, Verbrenner-Motor zu fahren.

  • Illustration Anhänger an einem Rückspiegel.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich würde niemals nach Berlin ziehen!"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Lehramtsstudentin, die ihr Dorf dafür liebt, dass sie jeden kennt.

  • Illustration Soldat.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "In der Bevölkerung haben wir Soldaten ein hohes Ansehen"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Soldat, der sich sorgt, dass er sich im Alter kein schickes Auto mehr leisten kann.

  • Zapfsäule an einer Tankstelle in Beelitz (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Nicht, dass ich dann am Ende auf dem leeren Tank sitze"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Eine Juristin, die sich fragt, wie ihre Gemeinde sie dabei unterstützen wird, ihre Ölheizung umzurüsten.

  • Illustration Autoradio.(Quelle:rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Man hört nur noch schlechte Nachrichten"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Eine Neuruppinerin klagt über Unterrichtsausfall und fehlendes Kita-Personal bei ihren Kindern.

  • Illustration: Serie "An der Tanke". (Quelle: rbb)
    rbb

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich möchte mein Steak essen, und mein Hühnchen, tut mir leid!"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute ein Gespräch über viele Aufreger des Alltags: E-Autos, Vegetarier und Quereinsteiger im Lehramt.

  • Amaturenbrett eines Autos an einer Tankstelle in Dahme/ Mark in Brandenburg. (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Uns wird nicht geholfen. Uns vergessen sie irgendwo alle"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Kassierin, die bemerkt, dass am Monatsende vielen das Geld fürs Essen fehlt.

  • Hand an einer Kofferraumklappe an einer Tankstelle in Dahme/ Mark in Brandenburg (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Es will keiner sehen, was diese Pandemie im Nachhinein für Auswirkungen hat"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Eingliederungshelferin, die erzählt, dass die Pandemiefolgen bei vielen jetzt sichtbar werden.

  • Illustration: Wasserbauer (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich würde mir mal jüngere Einflüsse in der Politik wünschen"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Wasserbauer, dem viele Politiker zu alt sind, um gute Ideen zu haben.

  • Illustration: Rentner (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Schlecht geht's uns nicht"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Rentner, der dem verlorenen Dorfzusammenhalt nachtrauert.

  • Hand am Zapfhahn an einer Tankstelle in Beelitz in Brandenburg (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Wenn die Ukrainer kommen, dann werden Türen und Tore geöffnet"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Rentnerin, die links wählt, aber manchmal rechts denkt.

  • Illustration: MTA (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Wenn sie die Leute vergessen, die hier vor Ort leben, das kann nicht sein"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Frau, die ihre Schwiegereltern pflegt und mächtig Wut angesammelt hat.

Ich habe das Ergebnis der Wahl fast so erwartet, bin aber schockiert, weil ich diesen Rechtsruck katastrophal finde. Das wird noch schlimm enden, wenn wir in dieser Richtung bleiben.

In meinem Unfeld ist jetzt keiner rechtsradikal. Aber ich merke schon, dass der ein oder andere überlegt hat, Richtung AfD zu wählen. Die sehen das gar nicht unbedingt so, dass das ein Rechtsruck ist. Ich weiß nicht, warum sie da so blauäugig sind, aber wahrscheinlich, weil die anderen Parteien momentan auch keine richtigen Lösungen haben. Wobei, was die AfD bringt, ist ja auch keine Lösung.

Im Freundeskreis wird da eher weniger drüber gesprochen. Man hat so das Gefühl, jeder sagt seine Meinung, aber man kommt nicht auf einen Nenner. Jeder bleibt bei seiner Meinung. Ich hoffe ja wirklich, dass noch ein paar Menschen wach werden und vielleicht doch noch die anderen Parteien wählen und nicht so rechtsgerichtet. Ich befürchte Schlimmes.

Als wir auf das Thema "Krieg und Frieden" zu sprechen kommen, wird sie ernster. Sie nickt bestimmt.

Ja, das macht mir sehr große Sorgen. Ich habe gerade gehört: die generelle Wehrpflicht will man wohl doch nicht so einführen. Ich glaube, wenn die wieder kommen würde, würde ich meinem Kind wahrscheinlich sagen: 'Mach' ein freiwilliges Jahr, aber keine Wehrpflicht!'

Klar hat man Angst. Ich habe auch im Kindergarten viele Eltern aus Syrien, aus der Ukraine. Man kann verstehen, dass da die Väter rechtzeitig geflüchtet sind. Wer will sich schon hinstellen und töten lassen, freiwillig? Ich kann verstehen, dass die Leute sagen: 'Nee, ich möchte nicht kämpfen und sterben. Ich möchte mein Kind aufwachsen sehen.' Die Gefahr, dass sich das ausweitet, sehe ich gerade. Definitiv ja! Wenn hier die AfD so groß wird - die sympathisieren ja doch ein bisschen mit Putin.

Die Politiker sollten ein bisschen mehr auf die Bürger hören, mehr auf sie zugehen. Gucken, was ihnen wirklich drückt und vielleicht ihre ganzen Entscheidungen ein bisschen mehr erklären - warum sie das so entscheiden müssen. Viele hören immer nur 'das und das ist entschieden', aber verstehen nicht warum. Wer sich mit Politik nicht so beschäftigt, sagt dann 'Was soll das? Dann wähle ich lieber die anderen.' Sie müssten viel mehr auf die Bürger zugehen und das verständlich rüberbringen.

Das Gespräch führte Jonas Wintermantel, rbb|24

17 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 17.

    Aber was an dem derzeitigen und vergangenen Gebahren der latent von Rechtsextremen durchsetzten Partei lässt jemanden glauben, jene würden irgendetwas besser machen? Ich vermute eher, dass hinter dieser öffentlich geäußerten Hoffnung auf ein "Besser" vielmehr Hoffnungen stecken, xenophoben und menschenfeindliche Ansichten und wissenschaftsleugenden Meinungen endlich Tatsachen folgen zu lassen ... zum eigenen Wohle im hier und jetzt natürlich. Aber wie gesagt, nur meine Meinung, kann man ja durch Beantwortung meiner Frage auch in Zweifel ziehen.

    Im Übrigen: Bei Ihrer Aufzählung viele Parteien in einen Top zu schmeißen ist sehr undifferenziert und einer faktenbezogenen Abwägung nicht zuträglich.

  2. 16.

    Dem stehen entgegen: gelöschte SMS, Gedächtnisverlust, versenkte Maut- und Masken-Milliardden, um nur ma das aktellste prominenteste der Altparteien zu nennen. Wird mit denen nicht besser, wrde mit ddenen nicht besser, im Gegenteil.

  3. 15.

    BGE und gut. Hohe Steuern wie in Skandinavien, die dann aber auch ins Wohl des Volkes fließen – Ausbildung, Infrastruktur, Daseinsvor- und -fürsorge, Kultur und Miteinander.

    Stopp den "Investoren"-Förderungen.

  4. 14.

    Ihr Optimismus kann nicht mit der Realität erklärt werden. Interne Querelen, erst kürzlich hier im rbb von einem Aussteiger offengelegt, dubioses Führungspersonal, eine Durchsetzung mit Rechtsextremen und ein Parteiprogramm, welches mindest mal Meinungshoheit gegen wissenschaftliche Erkenntnisse setzt ... diese Punkte geben keinen Anlass zur Annahme, dass es besser wird. Im konkreten Fall ist sogar davon auszugehen, dass aufgrund des extrem konservativen Leitbildes der Partei die Kinderbetreuung außerhalb der "häuslichen Erziehung" (natürlich durch die Frau) nicht mehr Förderung erfährt als derzeit. Und jetzt gern die Fakten, die Ihre Aussage stützen.

  5. 13.

    Klingt alles sehr plausibel, was die Erzieherin erzählt. Vorallem der Teil, wo sie dazu aufruft, weiter unbekümmert die Parteien zu wählen, die für fast alle aufgezählten Probleme verantwortlich sind.

  6. 12.

    Jaja, die AFD hat auch keine Lösung, aber vielleicht schon, besser als die altparteien kann es nur werden.

  7. 11.

    >"Da gehört für 16-18jährige schon sehr viel Herzblut, Interesse und/oder finanzielle Unterstützung aus dem Elternhaus dazu um sich für eine meist unbezahlte Ausbildung oftmals noch mit Schulgeld verbunden zu entscheiden"
    16-18 Jahre heißt nach der 10. Klasse. Was so gesehen auch kein Makel ist. Handwerksausbildung wird von den Ausbildungsbetrieben bezahlt. Wenn diese ihre Bekannte eben solche ein Kind mit selbst finanzierter Ausbildung nach der 10. Klasse macht, dass ist das sicher sowas wie Heilzerziehungspfleger - quasi ein "kleiner" Horterzieher oder so. Auf außerbetrieblichen Schulen muss sowas selbst finanziert werden. Vielleicht doch rechtzeitig nach einem anderen Berufsbild umschauen, dass durch Unternehmen / Kommunen oder bei Studienausbildung anders finanziert wird?

  8. 10.

    Der Berliner Senat weißt darauf hin das es eine Tarifgemeinschaft deutscher Länder gibt, im Alleingang könne er nichts machen. Tolle Ausrede-Meinung, er macht doch in einigen Dingen -was er will.
    Ich sage es mal so, im Grunde geht es um unsere Kinder in der Kita, die entsprechend versorgt, gefördert werden müssen. Der Streik morgen wird kaum eine Einigung nach sich ziehen. Die Probleme die vorhanden sind werden weiter Diskussionen hervorrufen.
    (Ich danke allen die geantwortet haben bis jetzt, kann vieles davon nachvollziehen.)

    "Wir müssen mehr für die Jugend, für die Kinder tun, dass sind oft nur schöne Worte von der Politik"!
    "Müssen" fällt ihnen leicht von den Lippen, mal was Gutes zu Ende bringen mit Erfolg, dass dauert und dauert eine Ewigkeit.

  9. 9.

    Meine Beobachtung im persönlichen Umfeld.
    Im Wettbewerb um den Nachwuchs sind soziale Berufe systematisch extrem benachteiligt.
    Da gehört für 16-18jährige schon sehr viel Herzblut, Interesse und/oder finanzielle Unterstützung aus dem Elternhaus dazu um sich für eine meist unbezahlte Ausbildung oftmals noch mit Schulgeld verbunden zu entscheiden, während der Kumpel mit 1,x TEUR Ausbildungsvergütung und kostenloser dualer Ausbildung nach Hause geht.

  10. 8.

    Wow! Die Frau kann den entsprechenden Landesministerien mal aus der Praxis einen beihelfen - Zitat:
    "Man hört immer nur, bei den Schulen muss sich was ändern. Aber davor ja auch schon! Bei uns werden die Grundlagen geschaffen!"
    Genauso ist es! Getreu dem alten Sprichwort: Was Hänschen (im Kindergarten) nicht lernt, lernt Hans (in der Schule) nimmer mehr.
    Und weiter im Zitat... "Die Politiker sollten ein bisschen mehr auf die Bürger hören, mehr auf sie zugehen. Gucken, was ihnen wirklich drückt und vielleicht ihre ganzen Entscheidungen ein bisschen mehr erklären - warum sie das so entscheiden müssen."
    Bem... das hat gesessen. Genau mein Ding! Kommunikation ist alles! Wenns sein muss, auch mit Worten in "einfacher Sprache".

  11. 7.

    Wen interessiert das wirklich? (Matze, 19:24 Uhr vielleicht). Unterschiedliche Träger werden lieber zu Dienstleistern in Aufbewahrungsangelegenheiten, als aufgrund Personalmangel die Öffnungszeiten der Bildungsstätte deutlich einzuschränken oder einen Notbetrieb (bemessen am Betreuungsschlüssel)einzurichten.

    Streik. Über streikende Erzieher wird zunehmend gemault. Es geht nicht immer um mehr Gehalt. Es geht um die zunehmende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Eltern sollten sich mit den Erziehern solidarisieren. Gemeinsam, mit den Kindern dabei, gegen den drohenden Kitakollaps demonstrieren. Breite Masse verdeutlichen. Die Bündelung der Interessen von drei betroffenen „Personengruppen“, erhöht den Druck zur nötigen Veränderung womöglich enorm.
    Völlig klar. Wirklich ausgebildete Erzieher wachsen keinesfalls an Bäumen. Von jetzt auf gleich wird sich nichts ändern. Auf einen Versuch von unten kommt es an. Bildung beginnt doch auch im frühkindlichen Alter.

  12. 6.

    „Bei uns sollen die Grundlagen geschaffen werden.“ wäre wohl die zutreffendere Aussage.

    Alles was die Berufskollegin bezüglich zusätzlicher Belastungen im Kitaalltag beschreibt, kann ich aus eigener Praxiserfahrung heraus absolut bestätigen. Abwesende Kollegen (2 Tage Fachschulbesuch pro Woche und dem vorgeschriebenem 200 Std-Praktikum während der Ausbildung wären noch zuzufügen)als anwesend zu berechnen, ist eine absolute Unverschämtheit und Augenwischerei in Bezug auf die tatsächlich vorhandene Erzieheranzahl.
    Dem Bildungsauftrag kann unter solchen Voraussetzungen keinesfalls nachgegangen werden. Manchmal nichtmal einer angemessenen Betreuung. Aufbewahrung ist zutreffender.




  13. 5.

    Danke für Ihre Info, über den Streit morgen.
    Meines Wissens laut Vorschrift, darf "eine" Fachkraft im Kindergarten nicht mehr als 10 Kinder alleine betreuen. Im Artikel steht.....die Erzieherin steht mit 20 Kindern alleine da, wegen Urlaub usw.

  14. 4.

    Wie dem auch sein mit gleichen Chancen, Grundlagen werden im Kindergarten schon geschaffen. Dafür ist er ja auch unter anderem da.

  15. 2.

    Auch in Berlin ist die Betreuungssituation nicht optimal. Erzieher resümieren, dass sich die Kinder in ihren Grundfähigkeiten insgesamt weniger schnell entwickeln oder weniger davon von außerhalb der Kita mitbekommen. Für einen engeren Betreuungsschlüssel wird hier morgen wieder gestreikt. Derzeit gibt es vom Senat keine Bewegung.

  16. 1.

    "Bei uns werden die Grundlagen geschaffen"! (?)
    Leider muss festgestellt werden bei diesen Interview das nicht jedes Kind die gleiche Chance erhalten kann oder wird.
    Diese Aussage der Erzieherin vermittelt einem was anderes. "In der Praxis heißt das: Wenn meine Kollegin Urlaub hat oder Fortbildung, dann ist sie laut Schlüssel trotzdem anwesend. Dann stehe ich mit 20 Kindern alleine da und soll alles machen. Nicht nur Betreuung, sondern auch Förderung. Auch die Migrationskinder sprachlich fördern, die, die sowieso erhöhten Förderbedarf haben, extra fördern - was im Grunde gar nicht geht". Zitat. Das sind die Fakten die einem nachdenklich machen über Kindergarten in Deutschland.

Nächster Artikel