Wohnungsmarkt - Verlängerung der Mietpreisbremse nach Ampel-Aus fraglich

Mi 20.11.24 | 20:08 Uhr
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Blick auf Wohnhaueser der Gropiusstadt in Berlin. (Quelle: dpa)
Video: rbb24 Abendschau | 20.11.2024 | Helena Daehler | Bild: dpa

Nach dem Ende der Ampel-Koalition steckt der Gesetzentwurf zur Verlängerung der Mietpreisbremse im Bund erstmal fest. Je nachdem wie es läuft, könnte das Folgen für die Mieten auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt haben.

In Berlin wächst die Sorge, dass der Bruch der Ampel-Regierung Auswirkungen auf den Mieterschutz haben könnte. Konkret geht es um die Verlängerung der Berliner Mietpreisbremse, die seit 2015 gilt - und jetzt möglicherweise auf der Kippe steht.

Die Mietpreisbremse regelt, dass der Mietpreis bei Neuvermietung in bestimmten Wohnlagen maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf. Die Vergleichsmiete lässt sich über den Berliner Mietspiegel ermitteln [berlin.de].

Ausnahmen gibt es für Neubau-Wohnungen, möblierte Wohnungen und vorübergehende Mietverhältnisse. Dass viele Vermieter von den letzten beiden Schlupflöchern Gebrauch machen, zeigt ein Blick in das Portal Immoscout24 – nach einer Auswertung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von 2022 bezogen sich70 Prozent der Inserate für Friedrichshain-Kreuzberg auf möbliertes Wohnen auf Zeit, in Mitte waren es 65 Prozent und in Charlottenburg-Wilmersdorf 64 Prozent. Das waren dreimal so viel wie noch zehn Jahre zuvor.

Berliner Senat fordert Bund zur Verlängerung auf

Berlins Bau- und Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Mietpreisbremse jetzt schnell zu verlängern. Im rbb24 Inforadio sagte der SPD-Politiker am Mittwoch, eine Gesetzesvorlage dafür gebe es bereits. Diese müsse jetzt nur noch auf den Weg gebracht werden. Dafür sei auf Bundesebene noch bis Ende nächsten Jahres Zeit. Die Mietpreisbremse müsse dann auch unbefristet gelten und nicht immer nur für fünf Jahre.

Gaebler betonte, die Berliner Regelung zur Mietpreisbremse laufe im Mai aus. Wenn der Bund bis dahin keine Regelung getroffen habe, werde Berlin zumindest bis Ende 2025 wieder eine eigene festlegen. Für eine Weiterführung ab 2026 sei man aber abhängig von einem Bundesgesetz, das die Verlängerung ermöglicht.

Der Gesetzentwurf dafür wurde vom damaligen Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) auf den Weg gebracht. Er sieht höhere Anforderungen für die Anwendung der Mietpreisbremse vor, außerdem soll die Regelung nun nur bis Ende 2028 gelten, und nicht – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – bis Ende 2029. SPD und Grüne hatten eine Verschärfung gefordert, scheiterten aber am Widerstand der FDP, die mit befürchteten Investitionshemmnissen beim Neubau argumentierte.

Nun ist fraglich, ob die Verlängerung überhaupt kommt, denn derzeit deutet nicht sehr viel darauf hin, dass über den Gesetzentwurf noch vor den Neuwahlen abgestimmt wird. Ob eine zukünftige Regierung den Entwurf übernimmt, ist offen.

Mieterverein befürchtet drastisch steigende Mieten

Der Berliner Mieterverein hätte sich – wie SPD und Grüne im Bund – ebenfalls eine Verschärfung des Gesetzes gewünscht. Nun hofft er darauf, dass überhaupt eine Verlängerung zustande kommt: "Es gibt immer noch zu viele Schlupflöcher. Aber auch ohne diese erforderlichen Änderungen, ist eine Mietpreisbremse besser als keine Mietpreisbremse", sagt die Vorsitzende Wibke Werner. Ohne diese Bremse befürchtet sie eine weitere Eskalation auf dem angespannten Berliner Wohnungsmarkt. "Dann könnten bei neuen Mietverträgen die Preise durch die Decke gehen", warnt sie.

Wie viele Berliner:innen seit 2015 ihre Miete durch die Mietpreisbremse gemindert haben, lässt sich nur schwer sagen, da sich Mieter:innen und Vermieter:innen oft auch außergerichtlich einigen.

Bedarf gebe es aber auf jeden Fall, sagt Wibke Werner: "Wir haben etwa 300 Fälle in Bearbeitung, und die zeigen, dass in den überwiegenden Fällen die zulässige Miete überschritten wird."

Viele Mieter:innen scheuen den Rechtsstreit

Auch der "Runde Tisch gegen Gentrifizierung in Moabit" beschäftigt sich oft mit dem Thema Mietpreisbremse. Die Anwohner:innen-Initiative trifft sich einmal im Monat und berät Menschen aus der Nachbarschaft. "Wir haben häufig Leute hier, die sagen, dass sie sich die Miete einfach nicht leisten können. Dann schauen wir immer, was der Mietspiegel vorgibt, und erklären, wie sie die Mietpreisbremse nutzen können", sagt Susanne Torka vom Runden Tisch. Ein Problem sei, dass viele Mieter:innen diesen Schritt scheuten: "Viele wollen keinen Rechtsstreit anfangen. Sie sind froh, überhaupt eine Wohnung gefunden zu haben", sagt Torka. Die Angst vor einem schlechten Verhältnis sitzt tief.

Tatsächlich kann ein solcher Rechtsstreit sich ziehen. "Ich habe viele, viele Briefe geschrieben und es hat lange gedauert. Aber das Gericht hat entschieden, dass die Miete zu hoch ist", sagt eine junge Frau beim Runden Tisch. Seither bezahle sie 160 Euro weniger Miete.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.11.2024, 19:30 Uhr

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71 Kommentare

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  1. 71.

    Instandhaltungsrücklagen sind Teil der Kaltmiete. Woher soll das Geld auch sonst kommen?

  2. 70.

    Und abschließend möchte ich erwähnen, dass in meiner Stadt kommunale Wohnungsvermieter ordentliche Wohnungen, keine Löcher, für 5,-€ je qm vermieten. Man muss nicht in Berlin wohnen und schon gar nicht, wenn man dort nicht arbeitet.

  3. 69.

    Ich vermiete seit 28 Jahren eine Wohnung zur Altersvorsorge. Die letzten neun Jahre wurde dieselbe Miete gezahlt. Eine Mieterhöhung um knapp 10% wurde abgelehnt. Alles um uns herum wurde teurer. Das Einkommen der Mieterin stieg ebenfalls. Wenn das Gericht die Mieterhöhung für Unrecht erklärt, wird die Wohnung vom Markt mit Auszug der Mieterin verschwinden und nie wieder vermietet werden.
    Soviel zum gierigen Vermieter.
    Hätte ich das Geld anderweitig angelegt, wäre die Rendite wahrscheinlich höher gewesen. Vielleicht googelt mal der Ein oder Andere was Opportunitätskosten sind. Umsonst kratzt keine Henne.

  4. 68.

    PS:

    Dies sind nun mal kriminelle Sachen, wenn man z.B. bei Mieterhöhung auch die Modernsierungsumlage (den Kredit) mit einberechnet, obwohl sich an der Höhe des abzuzahlenden Kredits nichts ändert.

    Wenn dies, bzw. so was ein Normalbürger machen würde, wandert dieser unweigerlich im Knast.

    Ist genauso wie beiden letzten Erhöhungen bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, wo eigentlich vereinbart wurde, das man 3 Jahre a 3% erhöht. Und dafür erhalten die Wohnungsbaugesellschaften Zuschüsse/Gelder. Tja. Die Gelder wurden zwar abkassiert, aber die Mieten wurden trotzdem um 11% erhöht. Obwohl es eigentlich sogar 15% waren. Wenn man den unberechtigten Teil der Erhöhung auf den abzuzahlenden Kredit abziehen würde.

    Ist ganz einfache Mathematik, und hat nichts mit Unsinn zu tun.

  5. 64.

    Das ist wohl nicht Ihr Ernst. Wollen Sie nur Miete einnehmen. Ein Blick ins Gesetz erhöht das Urteilsvermögen. Die Kosten für Instandsetzungen dem Mieter zu übertragen ist ein Gesetzesverstoß.
    Ich bin der Auffassung, dass der Vermieter genügend Rücklagen dafür zu bilden hat.

  6. 63.

    Wenn sei so viel Ahnung hätten, frage ich mal, warum sie jetzt mit unsinnigen Theorien kommen.

    Alles was ich geschrieben habe, sind TATSACHEN und kann man nicht abtreiten. Sachen die jeder Mieter kennt und weiß. Auch sie selber.

  7. 62.

    Wenn mein Fahrzeug eine solche Bremse hätte würde dieses niemals zum stehen kommen und auch der TÜV dürfte mir dafür keine Plakete geben können.

  8. 61.

    "Warum bezahlen Kunden für Smartphones 800 Euro oder weit über 1.000 Euro, obwohl die eigentlichen Kosten zwischen 8 und 25 Euro liegen."
    1. Weil sie es sich leisten können und wollen.
    2. Weil sie sich mehr Leistung versprechen.
    3. Weil sie damit vielleicht angeben wollen.

    Übertragen auf den Wohnungsmarkt bedeutet es, dass man sich auch eine Mittelklasse- oder Einseigerklasse-Wohnung suchen kann, die dann aber vielleicht nicht so gut ausgestattet ist und auch nicht im Szenekiez liegt, sondern am Stadtrand in der Plattensiedlung und die Freunde eher nicht beeindruckt. Aber zum Wohnen ist die genau so geeignet, wie ein günstiges Smartphone zum Telefonieren.

  9. 60.

    Lassen Sie es bitte gut sein. Sie schreiben ja so viel Unsinn zusammen. Bei ihren ganzen Unterstellungen und realitätsfernen Beispielen glaubt man ja fast einen Verschwörungstheoretiker vor sich zu haben. Wenn ich die Bezeichnung „kriminell“ im Zusammenhang mit Vermietern sehe, dann weiß man doch schon, aus welchem Milieu Sie kommen. War es nicht die Rigaer Ecke?

  10. 57.

    Beschäftigen Sie sich doch bitte erstmal mit dem Immobilienmarkt, bevor Sie Mieten mit Smartphones vergleichen. Danke!

  11. 56.

    Die Miete muss an steigende Instandhaltungskosten angepasst werden, sonst kann keine Instandhaltung stattfinden. Jedem Wohneigentümer ist diese Rechnung klar!

  12. 55.

    Sie haben wirklich keine Ahnung, wenn sie denken, das ein Glaser dann keine Aufträge mehr kriegen würde. Dies ist eigentlich Gang und Gebe bei allen Handwerkern und auch Glasern. Ansonsten könnten die Handwerker und Glaser nämlich dicht machen.

    Noch ein Beispiel. Warum bezahlen Kunden für Smartphones 800 Euro oder weit über 1.000 Euro, obwohl die eigentlichen Kosten zwischen 8 und 25 Euro liegen.

  13. 54.

    Bei ihren Äußerungen in Beitrag 50 und 51 macht wohl ein weiteres Schreiben keinen Sinn. Sie sind ja so was von ein Blindgänger und hoffe, das dies nicht wirklich ihr Denken ist.

  14. 53.

    PS:

    Sie sagen es doch selber, das bei ordentlichen Vermieter es zu keinen Wertverlust kommt, wenn dieser eine ordentliche Instandhaltung macht. Dies berechtigt dem Vermieter aber nicht dazu eine Mieterhöhung zu verlangen, sondern dadurch kann der Vermieter weiterhin die alte Miethöhe nehmen. Ansonsten würde der Vermieter doppelt abkassieren, was ja leider die Regel ist.

    Bei keiner Instandhaltung kommt der Wertverlust zustande und müsste eigentlich die Miete gesenkt werden.

  15. 52.

    Ein Glaser mit einer solchen hohen Marge wird keinen Auftrag bekommen, sondern wird sich lieber versichern und marktgerechte Preise verlangen. Vermieter machen das auch so!

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