Hohe Produktionskosten - Meerrettich - Spreewälder Spezialität in schwieriger Lage
Im Spreewald ist gerade die Meerrettich-Ernte in vollem Gange. Das Gemüse ist aufwändig und teuer in der Produktion. Ein Bauer in Steinreich ist trotzdem eingestiegen. Von Anja Kabisch und Phillipp Manske
Seit vielen Jahren baut Heinz-Peter Frehn in Steinreich im Spreewald Gurken an, um genau zu sein seit 25 Jahren. Doch nun wagt er sich an Meerrettich - und ist damit einer von inzwischen nur noch vier Erzeugern im Spreewald, die sich an das Gemüse herantrauen. "Wir haben lange mit uns gekämpft, ob wir das machen sollen, weil wir von sehr vielen vorher gehört haben: 'Fang da bloß nicht mit an, da kannst du keinen Blumenpott mit gewinnen'", sagt Frehn. "Wir haben uns trotzdem dazu durchgerungen, das mal zu probieren."
Maschinelle Ernte ist problematisch
In den 1990ern wurde im Spreewald laut dem Spreewaldverein Meerrettich auf einer Fläche von 18 Hektar angebaut. Aktuell sind es noch zehn Hektar, zwei davon gehören Heinz-Peter Frehn. Ihm ging es schlichtweg auch darum, die Tradition des Meerrettich-Anbaus im Spreewald zu halten. Der Landwirt hat einen festen Abnehmer. Doch eine Garantie, dass sich der Anbau auch lohnt, ist das noch lange nicht. Denn die Ernte und Nachbereitung ist extrem aufwendig - reine Handarbeit.
"Wir haben auch versucht, das mit der Maschine zu machen", erklärt Frehn. "Das Problem ist, dass dann von den Knollen die ganzen Nebentriebe abbrechen." Deswegen wird zunächst das Laub der Meerrettich-Pflanze abgehäckselt. "Dann gehen wir zum alten Kartoffelroder, rauspulen und dann mit der Hand auflesen."
Handarbeit ist auch beim Putzen angesagt. Die Fechser, die Seitenwurzeln, werden entfernt. Mit ihnen wird der Meerrettich vermehrt. Danach werden die Wurzeln zerkleinert und in Güteklassen sortiert.
Den Aufwand sieht auch der Spreewaldverein, der sich für die aromatische Heil- und Gewürzpflanze stark macht, die beispielsweise bei Erkältungen, Harnwegsinfektionen oder bei leichten Muskelschmerzen hilft. Für das händische Aufbereiten und Vermarkten brauche es entsprechend Personal, heißt es. "Bei dem Lohnniveau, das wir in Deutschland haben, ist das natürlich ein großes Risiko", sagt Michael Petschick vom Spreewaldverein. Es bestehe die Gefahr, dass der Spreewald-Meerrettich weiter in die Nische gedrängt werde, sagt er.
"Gedacht, da kann nie was rauskommen"
Die ersten Erntetage bei Landwirt Heinz-Peter Frehn zeigen schon jetzt, dass die Ernte in diesem Jahr eher durchschnittlich sein wird. "Nach den ersten zwei Tagen waren wir so gefrustet, dass wir gedacht haben, da kann nie was rauskommen", so Frehn. Er sei keiner, der nach einem Jahr gleich aufgibt, sagt er. "Wenn das nicht ganz schief geht, machen wir das schon noch weiter." Man müsse die Entwicklung abwarten.
Der Spreewald-Meerrettich hat den Vorteil, dass er inzwischen auch den gleichen Schutzstatus wie die Spreewald-Gurke besitzt. Die geografische Angabe ist geschützt. Wenn ein Produkt unter dem Namen verkauft werden soll, muss es im Spreewald angebaut werden.
Und obwohl nur noch vier Betriebe die scharfe Wurzel anbauen, sei ausreichend Meerrettich vorhanden, sagt Michael Petschick vom Spreewaldverein. Er werde in einem Umfang angebaut, der die Produktion und die in der Region angesiedelte Vermarktung immer noch sichere, so Petschick.
Die Frage ist, ob die verbliebenen regionalen Anbauer auch bei der Stange bleiben. Frehn ist optimistisch. "Die Nische ist im Spreewald durchaus da. Schmecken tut es gut."
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.11.2024, 14:10 Uhr