Berlin - Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in der Verwaltung unterrepräsentiert
Knapp 40 Prozent der Berliner Bürger haben Migrationshintergrund. Schaut man auf die gesamte Verwaltung, liegt der Anteil der Menschen mit migrantischen Wurzeln niedriger. Bei den Auszubildenden aber tut sich was.
- Anteil der Beschäftigten mt Migrationshintergrund in Berliner Verwltung nur halb so hoch wie Anteil in der Gesamtbevölkerung
- Unter den Beschäftigten in Leitungsfunktionen ist Anteil noch niedriger
- Sozialsenatorin Kiziltepe (SPD) will Maßnahmen zur Erhöhung der Quote entwickeln
Der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund in den Berliner Verwaltungen liegt bei 21,7 Prozent - und damit nur etwa halb so hoch wie der Anteil in der Gesamtbevölkerung. Das ist ein Ergebnis einer am Mittwoch vorgestellten Umfrage unter den Berliner Verwaltungsbeschäftigten, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg im Frühjahr 2024 durchgeführt hat.
In der Berliner Bevölkerung haben insgesamt 39,4 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund.
Bei Jüngeren liegt der Anteil von Verwaltungsbeschäftigten mit Migrationshintergrund demnach höher: Bei den bis 29-Jährigen sind es 34,3 Prozent. Bei den 50- bis 59-Jährigen sind es 11,9 Prozent.
An der Befragung haben gut 31.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senatsverwaltungen, nachgeordneten Behörden, Bezirksverwaltungen, Gerichten und der Staatsanwaltschaft freiwillig und anonym teilgenommen. Welchen Migrationshintergrund genau die Befragten haben, wurde nicht erfasst. Das Statistische Bundesamt definiert Migrationshintergrund so: Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.
Anteil in Leitungsfunktionen noch niedriger
Der Anteil von Verwaltungsbeschäftigten mit Migrationshintergrund liegt dabei tendenziell umso niedriger, je höher die Eingruppierung und Hierarchiefunktion der Betroffenen ist. So haben unter den Beamten nur 15,2 Prozent eine Migrationsgeschichte. Unter den Beschäftigten in Leitungsfunktionen sind es 15,9 Prozent. Von den befristet tarifbeschäftigten Dienstkräften sind es 37,4 Prozent.
Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich aktuell in verschiedenen Arten von Ausbildung befinden, ist der Anteil mit Migrationshintergrund hingegen höher als im Durchschnitt. Unter den Nachwuchskräften in beruflicher Ausbildung sind es 41,4 Prozent, bei den Trainees 45,9 Prozent.
Auch je nach Verwaltungsart unterscheidet sich der Anteil deutlich. Unter den Senatsverwaltungen haben die für Soziales und Integration (29,6 Prozent) und Inneres (28,5 Prozent) die höchsten Quoten. Am wenigsten Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten in der Justizverwaltung und in der Senatskanzlei (jeweils 13,9 Prozent).
Kiziltepe will Anteil erhöhen
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) versprach, dass sich die Vielfalt der Berliner Bevölkerung künftig stärker bei den Verwaltungsbeschäftigten widerspiegeln solle. Hierfür sollten die Behörden - darunter auch ihre Integrationsverwaltung - gezielt Maßnahmen zur Personalgewinnung entwickeln, die auf Basis des Partizipationsgesetzes gefördert werden könnten.
Die Integrationsbeauftragte des Senats, Katarina Niewiedzial, forderte zudem, vor allem im Zeitfenster bis 2030 besonders Menschen mit Migrationsgeschichte als Verwaltungsbeschäftigte zu gewinnen. Bis dahin würden etwa 40.000 Menschen, also gut 30 Prozent, der Beschäftigten den öffentlichen Dienst aus Altersgründen verlassen.
Maßnahme im Partizipationsgesetz
Die Befragung war als eine Maßnahme im Partizipationsgesetz festgeschrieben worden, das 2021 von der damals rot-grün-roten Koalition verabschiedet wurde. Das Gesetz schreibt fest, dass Verwaltungen die Beschäftigung von Menschen mit Migrationsgeschichte gezielt fördern müssen, auch um den Personalmangel zu bekämpfen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.11.2024, 19:30 Uhr