Berlin - Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in der Verwaltung unterrepräsentiert

Mi 20.11.24 | 18:29 Uhr
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Symbolbild: Mitarbeiterinnen in der Berliner Verwaltung arbeiten in einem Großraum-Büro. (Quelle: dpa/Geilert)
Video: rbb24 Abendschau | 20.11.2024 | Catrin Bonhoff | Bild: dpa/Geilert

Knapp 40 Prozent der Berliner Bürger haben Migrationshintergrund. Schaut man auf die gesamte Verwaltung, liegt der Anteil der Menschen mit migrantischen Wurzeln niedriger. Bei den Auszubildenden aber tut sich was.

  • Anteil der Beschäftigten mt Migrationshintergrund in Berliner Verwltung nur halb so hoch wie Anteil in der Gesamtbevölkerung
  • Unter den Beschäftigten in Leitungsfunktionen ist Anteil noch niedriger
  • Sozialsenatorin Kiziltepe (SPD) will Maßnahmen zur Erhöhung der Quote entwickeln

Der Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund in den Berliner Verwaltungen liegt bei 21,7 Prozent - und damit nur etwa halb so hoch wie der Anteil in der Gesamtbevölkerung. Das ist ein Ergebnis einer am Mittwoch vorgestellten Umfrage unter den Berliner Verwaltungsbeschäftigten, die das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg im Frühjahr 2024 durchgeführt hat.

In der Berliner Bevölkerung haben insgesamt 39,4 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund.

Bei Jüngeren liegt der Anteil von Verwaltungsbeschäftigten mit Migrationshintergrund demnach höher: Bei den bis 29-Jährigen sind es 34,3 Prozent. Bei den 50- bis 59-Jährigen sind es 11,9 Prozent.

An der Befragung haben gut 31.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senatsverwaltungen, nachgeordneten Behörden, Bezirksverwaltungen, Gerichten und der Staatsanwaltschaft freiwillig und anonym teilgenommen. Welchen Migrationshintergrund genau die Befragten haben, wurde nicht erfasst. Das Statistische Bundesamt definiert Migrationshintergrund so: Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.

Anteil in Leitungsfunktionen noch niedriger

Der Anteil von Verwaltungsbeschäftigten mit Migrationshintergrund liegt dabei tendenziell umso niedriger, je höher die Eingruppierung und Hierarchiefunktion der Betroffenen ist. So haben unter den Beamten nur 15,2 Prozent eine Migrationsgeschichte. Unter den Beschäftigten in Leitungsfunktionen sind es 15,9 Prozent. Von den befristet tarifbeschäftigten Dienstkräften sind es 37,4 Prozent.

Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich aktuell in verschiedenen Arten von Ausbildung befinden, ist der Anteil mit Migrationshintergrund hingegen höher als im Durchschnitt. Unter den Nachwuchskräften in beruflicher Ausbildung sind es 41,4 Prozent, bei den Trainees 45,9 Prozent.

Auch je nach Verwaltungsart unterscheidet sich der Anteil deutlich. Unter den Senatsverwaltungen haben die für Soziales und Integration (29,6 Prozent) und Inneres (28,5 Prozent) die höchsten Quoten. Am wenigsten Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten in der Justizverwaltung und in der Senatskanzlei (jeweils 13,9 Prozent).

Kiziltepe will Anteil erhöhen

Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) versprach, dass sich die Vielfalt der Berliner Bevölkerung künftig stärker bei den Verwaltungsbeschäftigten widerspiegeln solle. Hierfür sollten die Behörden - darunter auch ihre Integrationsverwaltung - gezielt Maßnahmen zur Personalgewinnung entwickeln, die auf Basis des Partizipationsgesetzes gefördert werden könnten.

Die Integrationsbeauftragte des Senats, Katarina Niewiedzial, forderte zudem, vor allem im Zeitfenster bis 2030 besonders Menschen mit Migrationsgeschichte als Verwaltungsbeschäftigte zu gewinnen. Bis dahin würden etwa 40.000 Menschen, also gut 30 Prozent, der Beschäftigten den öffentlichen Dienst aus Altersgründen verlassen.

Maßnahme im Partizipationsgesetz

Die Befragung war als eine Maßnahme im Partizipationsgesetz festgeschrieben worden, das 2021 von der damals rot-grün-roten Koalition verabschiedet wurde. Das Gesetz schreibt fest, dass Verwaltungen die Beschäftigung von Menschen mit Migrationsgeschichte gezielt fördern müssen, auch um den Personalmangel zu bekämpfen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.11.2024, 19:30 Uhr

62 Kommentare

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  1. 62.

    Sollten Sie die „Barrierefreiheit“ u.Ä. meinen, dann gilt das Gleiche: Statt sich etwas anbieten „zu lassen“, werden Anstrengungen, auch hier genauer angesehen, etwas zu erreichen...
    Eine Chancengleichheit besteht auch (auf beiden Seiten AG und AN), wenn es keine extra „Bratwürste“ gibt. Z.B. in den Fristen des Arbeitsmarktes...aber auch was gefordert und wie es gefordert wird.

  2. 61.

    Es geht nicht um die Anforderungen an sich, sondern um die Hürden. Ist etwas anderes.
    Um aber weiter in diese Diskussion zu gehen, ist hier das falsche Format.

  3. 60.

    Wenn man sich den Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund von über 40% in der Ausbildung anschaut, scheinen die bisherigen Förderungsmöglichkeiten durchaus Wirkung zu entfalten. Da kann man nur wünschen, dass sich das dann in der Weiterbeschäftigung widerspiegelt und die Leute nicht gleich wieder vergrault werden.

  4. 59.

    Nochmal, Arbeitsplätze sind kein Verteilungsmasse, die verteilt werden könnte.
    Das Absenken der Hürden, nach Ihrem Vorschlag, wird jeden Tag vollzogen. Jeden Tag sinken die Ansprüche. Jeden Tag.
    Sich anzubieten ist so leicht wie nie. Das Chancennutzen wird zukünftig ein stärkeres Gewicht haben in den Lebensläufen. Weil die Anstrengungen für Berufliches genau angesehen werden...glauben Sie das ruhig.

  5. 58.

    Darum geht es nicht, da gebe ich ihnen recht. Es geht darum Einstiegshürden zu verringern, damit jemand überhaupt die Chance bekommt, sich zu beweisen. Schwer zu verstehen?

  6. 57.

    „aber es tut sich was..“
    Schon dies allein ist lenkend. Wirkt es nicht wie eine linkskonservative rückwärtsgewandte Ideologie der Erfolglosigkeit?

    Was echte Chancenungleichheit ist, erfahren seit 35 Jahren ostdeutsche Biographien. Und die bekommen nicht so viel Raum. Ich meine die Chancenungleichheit, nicht die Ostdeutschen...Das ist jetzt gedanklich die ganz hohe Schule...

  7. 56.

    Wie wäre es mit Qualifikation?
    Mich nerven diese Artikel, die unserer Gesellschaft im Grunde Rassismus unterstellen. Legt mal eine andere Platte auf! Bitte.

  8. 55.

    Steht nun schon fest wer schuld ist, oder ist das ein üblicher Beitrag "wiemanmitGewaltwasändernwill". Kann sich doch jeder bewerben, qualifizieren usw. Was soll denn ständig dieses Quoten-Getue? Wieder mal sticht die SPD hervor. Bravo SPD. Sonst nichts zu tun? Legt euer Hauptaugenmerk doch mal darauf, dass es läuft. Wer die Arbeit da macht is mir doch völlig Wumpe. Aber das scheint bei der SPD wohl zweitrangig zu sein?

  9. 54.

    Es geht nicht darum, Arbeitsplätze wie eine Verfügungsmasse, sozial gerecht zu verteilen...Schwierig zu verstehen?
    Es ist eine Aufgabe zu erfüllen und die Besetzung der Arbeitsplätze erfolgt durch den Arbeitgeber. Der kann es besser als jede Wahl und Ideologie....

  10. 53.

    "Auch die Fokussierung ausschließlich auf Leistung ist eine Form von Diskriminierung," Nur auf den ersten Blick, denn hierfür gibt es zum Ausgleich entsprechende, gut begründete Schwerbehinderungsquoten. Wobei eine Schwerbehinderung bei Weitem nicht bedeutet, dass der Mitarbeiter bei seinem Job eine schlechtere Leistung abliefert. Ganz im Gegenteil, eine körperliche Beeinträchtigung hat oftmals keine negativen Auswirkungen bzw. kann mit entsprechender Technik ausgeglichen werden. Diese Menschen sind damit meist genau so gut qualifiziert. Bei kognitiven Einschränkungen mag das anders aussehen, aber dann passt oft der Job eben von Vornherein nicht. Es bringt ja Keinem was, Menschen auf Arbeitsplätze zu setzen, die sie überfordern - auch den Betroffenen nicht.

  11. 52.

    Das kann man aber auch gerechter untersuchen: Die Chancenungleichheit für ostdeutsche Biographien mit Migrationshintergrund ist dann nochmal „ein Zahn schärfer“...
    UND
    Es kommen Fachkräfte nach... aus den Schöneberger Schulen...

  12. 51.

    Das kann man aber auch gerechter untersuchen: Die Chancenungleichheit für ostdeutsche Biographien mit Migrationshintergrund ist dann nochmal „ein Zahn schärfer“...

  13. 50.

    Wie wäre es mal das Durchschnittsalter der Beschäftigten im ÖD und der Führungskräfte mit in den Kontext zu betrachten. Vielleicht relativiert das die Überschrift des Artikels.

  14. 49.

    Ich halte diese Diskussion für nicht zielführend, für fragwürdig. Und ich springe nicht auf den Zug "Diskriminierung von" auf.
    Eine Fragestellung nach "gemäß Anteil" in der Bevölkerung, kann es einfach nicht sein. Stellt sich wer einer Ausbildung zu...., wird es nach erfolgreicher Absolvierung der selben wohl auch übernommen.
    Die Senatorin, bei der man gerne den Eindruck gewinnt, das Aufgabengebiet ist ihr unklar, versucht sich immer wieder als Engel für Personen mit Migrationshintergrund.

  15. 48.

    Ich bin Mitarbeiterin im ÖD, das was sie schildern ist richtig aber das hat mit dem Migrationshintergrund nix zu tun. Das betrifft genauso Mitarbeiter ohne Migrationshintergrund.
    Und ja es interessiert keinen.

  16. 47.

    Wir haben doch wohl Gesetze, wonach man bei Diskriminierung dagegen vorgehen kann. Gerade bei Einstellungen im öffentlichen Dienst wird auf Diskriminierung genau geguckt. Möglicherweise gibt es auch Leute, die gar nicht im ÖD arbeiten wollen?
    Wir sollten uns von diesem paternalistischen "Wir müssen uns um X, Y oder Z kümmern" befreien. Damit sagt man nämlich indirekt, dass X, Y oder Z unfähig oder hilfebdürftig sind, was dann tatsächlich diskriminierend ist.

  17. 46.

    Es tut mir leid, aber solange wie die Menschen nicht gut deutsch sprechen, halte ich das für richtig.
    Habe einen Arzt erleben müssen mit dem man sich kaum verständigen konnte.
    Das ist furchtbar.
    In bestimmten Berufen muss das wirklich sein.

  18. 45.

    Frau Kiziltepe mal wieder.
    Für solche Jobs braucht es Qualifikation und keine Quote. Vielleicht setzt sie sich mal für mehr Bildung ein, dann klappt es damit.
    Aber da die Senatorin für Soziales nur immer eine Bevölkerungsgruppe unterstützt und alle anderen nicht wichtig sind(z.B. Behinderte), wird das wohl nichts. Dann muss man mal wieder mit Quoten kommen und andere Teile der Bevölkerung ausschließen.

  19. 44.

    Ich kann nur Wiedergeben, dass es einen Grund hat das wenig Personen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst arbeiten. Ich habe es selbst erlebt. In 2 verschiedenen Institutionen. Der Fremdenhass reicht von Kommentaren über Ausgrenzung bis hin zu Mobbing. Obwohl ich das fachliche Wissen habe, obwoh Deutsch meine Muttersprache ist und ich hier geboren und aufgewachsen bin! Beamte nutzen ihre Position für Schikane und mobben, der Staat sieht dabei zu! Ich war eine von vielen und die die noch da sind, den geht es psychisch schlecht.

  20. 43.

    Alle die hier von Leistung vs. Quote faseln.
    Ich habe den Vorgang in Berlin so verstanden dass Leistung aber auch Quantität gefragt ist.
    Um das zu erreichen ist es notwendig im Personalmarketing stärker Menschen mit Migrationshintergrund zu berücksichtigen . Bislang ungenutzte Potenziale die für die Verwaltung erschlossen werden müssen, beim laufenden Generationswechsel.
    Wenn man das nicht macht, wird es bald gar keine funktionierende Verwaltung mehr geben. Ist ja jetzt schon nicht so dolle.

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