An der Tanke in Brandenburg - "Ich finde die Menschen oft so verbiestert"

Di 14.01.25 | 17:49 Uhr
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Grafik: Innenansicht eines PKW - an der Tanke. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Mann, den es stört, dass viele Menschen unfreundlich sind.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Wer: baut Windkraftanlagen
Alter: etwa Mitte 40
Uhrzeit: 11:20 Uhr
Getankt: 63,679 Kilowattstunden in 36 Minuten
Woher: zuhause
Wohin: zur Arbeit

 

Ich wohne in der Nähe von Königs Wusterhausen auf dem Land, in einem Dorf, das Motzen heißt. Ich lebe dort nur drei Tage die Woche, wenn ich da arbeite. Ansonsten wohne ich in Hamburg. Wir bauen Windkraftanlagen. Ich mache das jetzt seit sieben Jahren.

Er sitzt im Auto, wartet darauf, dass der Akku seines E-Autos wieder geladen ist. Für das Gespräch lässt er sein Fenster zur Hälfte runter. Kalter Wind zieht rein.

Der öffentliche Nahverkehr in Motzen ist sehr schlecht, das hat sich in den letzten Jahren auch nicht verbessert. Ich denke wegen Personalmangel fallen dann auch manchmal Busse aus. Das ist echt ein Ärgernis. Viele Menschen fahren deshalb nur mit dem Auto.

Ich fände es gut, das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass der Wille da ist, die Region wirklich zu entwickeln. Also auch Fahrradwege bauen zum Beispiel. Die gibt es kaum und das empfinde ich als Vernachlässigung. Im Westen ist auch nicht alles super, aber da gibt es wenigstens mehr Fahrradwege.

Motzen ist relativ friedlich, es ist nicht viel los. Aber es gibt schon ein Vereinsleben. Ich finde es schön, dass es diese Karnevalsvereine und so was gibt. Die Leute halten zusammen. In Bestensee, was nicht weit entfernt ist, ist jede Woche eine Demonstration von 20 Leuten gegen den Ukraine-Krieg, sehr russlandfreundlich. Das entspricht nicht meiner Sicht auf die Dinge. Aber bei den Demonstranten ist die Energie anhaltend, das machen die jetzt seit mehreren Jahren.

Es gibt mehrere E-Ladestationen an dieser Tankstelle. Alle sind gerade belegt, die Fahrer der Autos sitzen hinterm Lenkrad und lesen auf ihren Smartphones, während die Akkus laden.

Ansonsten sind die Leute in meiner Umgebung oft bärbeißig schlecht drauf. Manche sagen, die Berliner Schnauze hätte etwas Liebenswertes. Ich find das nicht nett, ich finde die Menschen häufig so verbiestert. Den Leuten geht es doch dabei nicht schlecht. Die Wohnungen in Motzen sind nett, die äußeren Bedingungen sind gut. Wenn ich zum Bäcker gehe, werde ich da teilweise direkt angepflaumt.

Ich arbeite hier und deshalb wohne ich hier auch. Es gibt zwar ein paar ganz nette Ecken in Brandenburg, aber ehrlicherweise würde ich hier noch nichtmal ein Urlaubswochenende verbringen.

Die Leute, mit denen ich arbeite, kommen allerdings auch hier aus der Umgebung und sind super nette, sehr positive Menschen. Ich spreche also definitiv nicht über die Gesamtheit der Gesellschaft, das sind einfach meine Erfahrungen.

Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24.

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  • Grafik: Innenansicht eines PKW - an der Tanke. (Quelle: rbb)
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  • Illustration für "An der Tanke" Anhängerkupplung mit Marienkäfer-Sticker.(Quelle:rbb)
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  • An der Tanke: Frau im roten Shirt. (Quelle: IMAGO/rbb/Sophia Bernert)
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5 Kommentare

  1. 5.

    Zumindest im Straßenverkehr sind (speziell Berufskraftfahrer) wohl die Mehrheit verbiestert.

  2. 4.

    Jeder Mensch hat ein Recht auf schlechte Laune und Biestigkeit.

  3. 3.

    Motzen, das war m. W. in der Frühphase der Bahn der weitläufigste Endpunkt der aus Berlin führenden Bahnen. Im Volksmund: Janz weit draußen. Das hat sich dann später im Sinne eines Denkens von "Wir in der weltläufigen Metropole und die da draußen j.w.d. " geändert.

    Was allerdings offenbar stimmt: Eigene Wünsche und Vorstellungen können schon mal recht anstößig sein, je weiter weg von der schnell-lebigen Stadt jemand kommt. Nicht nur im Brandenburgischen ist das so, auch im Sächsischen und in Bayern. Da kann es beim Bäcker schnell ein falscher Dialekt sein, wo es doch lautmalerisch gefälligst "Krossong" statt "Kroasson"(mit n im hinteren Rachen) zu heißen hat. ;-)

  4. 2.

    Na ja, dass die Leute in Motzen motzen, wundert mich nicht. ;-)

  5. 1.

    Im Prinzip hat der Mann Recht. Viele Menschen sind sehr verbiestert und übelgelaunt. Ich hab ähnliche Erfahrungen über einige Jahre in Niedersachsen (Wendland und bis nach Uelzen) gemacht. Das hat sicherlich mit den Unsicherheiten unserer Zeit zu tun. Wobei ich mich im Wendland gefragt habe, warum das so ist. Die Wohnen dort in einer wunderschönen Gegend. Aber das spielt wohl keine Rolle. Arztversorgung und ÖPNV ist schlecht, das könnten einige Gründe sein.

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