Sprachkritik - "Biodeutsch" ist "Unwort des Jahres" 2024

Mo 13.01.25 | 09:38 Uhr
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"Biodeutsch" ist das "Unwort des Jahres 2024". Constanze Spieß, Professorin am Institut für Germanistische Sprachwissenschaft der Philipps-Universität Marburg und Sprecherin der Unwort-Jury, verkündet die Entscheidung auf der Pressekonferenz im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas. +++ dpa-Bildfunk +++
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Audio: rbb24 Inforadio | 13.01.2024 | Anna Spieß | Bild: dpa

Diskriminierend und "eine Form von Alltagsrassismus" - so stuft eine Jury den Begriff "biodeutsch" ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Sie hat ihn deshalb zum "Unwort des Jahres" 2024 gekürt.

Der Begriff "biodeutsch" ist zum "Unwort des Jahres" 2024 gekürt worden. Das gab die Jury der sprachkritischen "Unwort"-Aktion am Montag in Marburg bekannt.

Der Begriff sei im vergangenen Jahr verstärkt im öffentlichen und gesellschaftlichen Sprachgebrauch sowie vor allem in den sozialen Medien verwendet worden, "um Menschen vor dem Hintergrund vermeintlich biologischer Abstammungskriterien einzuteilen, zu bewerten und zu diskriminieren", begründete die Jury ihre Entscheidung. "Die mit dem Gebrauch von biodeutsch einhergehende Unterteilung in angeblich "echte" Deutsche und in Deutsche zweiter
Klasse ist eine Form von Alltagsrassismus", befand die Jury.

"Heizungsverbot" auf Platz 2

Auf Platz zwei landete der Begriff "Heizungsverbot". Der im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz verwendete Ausdruck sei irreführend und verwendet worden, um klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren.

Die Jury der Aktion "Unwort des Jahres" besteht aus vier Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Mitgliedern. Dieses Mal beteiligten sich die Publizistin und Politologin Saba-Nur Cheema sowie der Publizist, Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel.

"Importierter Antisemitismus"

Cheema und Mendel bestimmten den Begriff "importierter Antisemitismus" zu ihrem persönlichen Unwort. Der Ausdruck suggeriere, dass Judenhass vor allem mit dem Zuzug von Migrantinnen und Migranten zu einem Problem geworden sei, hieß es in der Begründung. Der Begriff werde vor allem in rechten Kreisen verwendet, um Musliminnen und Muslime sowie Menschen mit Migrationsbiographie auszugrenzen "und vom eigenen Antisemitismus abzulenken", so die Jury.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.01.2025, 11:00 Uhr

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39 Kommentare

  1. 39.

    Biodeutsch ist aber auch echt ein saudämliches Wort. Gute Wahl. Wir haben schon genug trennende Bezeichnungen.

  2. 38.

    Immer wieder eindrucksvoll was Omega da von sich gibt.
    Wie gerne würde Omega Demokratie vielen hier absprechen.
    Wie leicht Omega aus Meinungen und Kommentaren Hass und Hetze macht.
    Aber was ist es bei Omega - Meinung/Kommentaren oder Hass und Hetze?

  3. 36.

    Ist es "kulturelle Aneignung", wenn man eine fremde Staatsbürgerschaft erwerben will?

  4. 33.

    Biodeutsch oder zugezogen? Ist einfach umgangssprachlich und ohne Beigeschmack normal für den politisch aktuell korrekten Klopper "Schon länger hier lebend" oder "mit Migrationshintergrund in der wievielten Generation"?

  5. 32.

    Vergleichen wir mit dem Nachbarland, da wurde mit Stolz auf "droit du sol" und "droit du sang" verwiesen, eingedeutscht etwa Bodenrecht, Blutrecht (Abstammungsrecht).

    Findet sich auch in der Marseillaise, der Nationalhymne. Begriffe, die Nationalstolz untermauern – etwas, das in D medial in die Pfui-Kiste gesteckt wird.

  6. 31.

    Statt zu meckern können sie jederzeit an der politischen Willensbildung teilnehmen. Das ist Demokratie.

  7. 30.

    Was wollen Sie damit ausdrücken? Können Sie das bitte näher erläutern? Vor allem in Bezug auf "unsere Demokratie". Wollen Sie damit ausdrücken, dass es für Sie keine Demokratie mehr ist, Sie daran zweifeln oder was meinen Sie wirklich mit Ihrem Kommentar? Für mich klingt es jedenfalls so, als wenn Sie die Demokratie, die wir auf jeden Fall haben, in Frage stellen. Ist das so?

  8. 29.

    Statt zu meckern können sie jederzeit an der politischen Willensbildung teilnehmen. Das ist Demokratie.

  9. 28.

    Ach schade, bis vor kurzem dachte ich, es kann nur ein Wort sein, Irrtum meinerseits. Trotzdem finde ich es etwas merkwürdig, wenn jeder jetzt seine persönlichen Vorschläge hier einbringt und Ihren Vorschlag finde ich definitiv merkwürdig.

  10. 26.

    Für mich ist das Unwort des jahres "Unsere Demokratie".

  11. 25.

    Ach Mist, bis vor kurzem dachte ich, es kann nur ein Wort sein, Irrtum meinerseits. Trotzdem finde ich es etwas merkwürdig, wenn jeder jetzt seine persönlichen Vorschläge hier einbringt.

  12. 24.

    Ach Mist, bis vor kurzem dachte ich, es kann nur ein Wort sein, Irrtum meinerseits. Trotzdem finde ich es etwas merkwürdig, wenn jeder jetzt seine persönlichen Vorschläge hier einbringt.

  13. 22.

    Sehe ich auch so. Ein Querschnitt der Bevölkerung bilden die Juroren nicht ab. Der Duktus dieser Leute zielt immer in die gleiche langweilige Richtung. Was nicht über den geistigen Horizont reicht wird verboten. Bloß keine Unterschiede! Alles trister Einheitsbrei, ob Frau, ob Mann, Rituale und Traditionen, Geschichte und Herkunft... Mein Unwort des Jahrzehnts ist "kulturelle Aneignung". Schon deswegen, weil es von Leuten kolportiert wird, die jeden 2. Tag Sushi mit Stäbchen essen.
    Also biodeutsch in die Biotonne kloppen und altdeutsch wieder auspacken.

  14. 21.

    Unwort kann nur ein Wort sein, von daher geht Ihr Vorschlag sowieso nicht. Dann brauche ich mich auch gar nicht mehr inhaltlich mit Ihren Vorschlag auseinanderzusetzen.

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